Kurz vor dem Auftakt der Olympischen Sommerspiele 1972 ging in Deutschland die bislang größte Rallye-Veranstaltung über die Bühne. Die Olympia-Rallye startete bei den Segelrevieren in Kiel und führte die Teams bis zum Olympia-Stadion nach München. 417 Teams wollten die 3371 Kilometer von Nord nach Süd unter die Räder nehmen, 307 durften letztlich starten. Die Entscheidungen fielen durch die gefahrenen Zeiten auf den 62 Wertungsprüfungen mit einer Gesamtlänge von 632 Kilometern. Vom Start am Montag bis zum Ziel am frühen Freitag lief die Marathon-Veranstaltung nonstop durch, lediglich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gab es die einzige Übernachtungspause.
Das Siegerpodium der 145 in Wertung verbliebenen Teams war international: Die Franzosen Jean-Pierre Nicolas/Jean Todt gewannen im Alpine Renault A110 vor den Schweden Anders Kulläng / Donald Karlsson, die ebenfalls wie die drittplatzierten Franzosen Jean Ragnotti / Jean-Pierre Rouget einen Opel Ascona 19 SR pilotierten. Die Olympia-Rallye 72 war zudem die Geburtsstunde der internationalen Rallye-Karriere des zweifachen Weltmeisters Walter Röhrl. Als Nobody im privaten Ford Capri fuhr der Regensburger direkt nach dem Start die erste von insgesamt elf Bestzeiten, düpierte das ein oder andere Mal die internationale Konkurrenz und kämpfte um die Führung, bevor er kurz vor dem Ziel aufgeben musste. „Die Olympia-Rallye war die tollste und schönste Rallye, die Deutschland jemals sah und wohl jemals sehen wird", zieht der ,Lange' noch heute ein begeistertes Fazit.
Nach 50 Jahren: Der Weg führt erneut von Kiel nach München
Im August 2022 werden genau 50 Jahre seit der Durchführung der Olympia-Rallye vergangen sein. Dieses Jubiläum war Grund genug für den Zusammenschluss einer inzwischen über 25 Personen großen Gruppe von ,Edel-Fans' dieser bemerkenswerten Veranstaltung. Das Zwischenresultat dieser im positivsten Sinne ,leicht verrückten' Organisations-Akteure aus ganz Deutschland kann sich bereits jetzt sehen lassen: Der Weg der Olympia-Rallye'72 Motorworld Revival 2022 führt vom 08. bis zum 13. August 2022 erneut von Kiel bis München. Das historische Erbe der Olympia-Rallye führt entlang der Original-Strecken und wird - dem Alter entsprechend - als moderne Oldtimer-Gleichmäßigkeitsrallye durchgeführt. Und obwohl es bislang weder eine Ausschreibung noch eine genaue Streckenbeschreibung gibt: Bereits als das Projekt nur ,ruchbar' wurde, begann der Run auf die knapp 200 möglichen Startplätze. Inzwischen haben rund 300 Teams ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet.
Die Organisationsarbeit der Macher bei dieser Non-Profit-Veranstaltung ist voll im Gange. Der weitere Aufbau der Website, die Festlegung der genauen Streckenführung, das Erstellen der Ausschreibung und, und, und. Spannende Aufgaben warten auf die Organisatoren und langweilig wird es ihnen dabei sicherlich nicht. Schon heute stehen einige Highlights fest. Die Veranstaltung wurde 1972 von einem damals hochmodernen Doppeldecker, dem Neoplan ,Skyliner' begleitet. Als Presse-Bus war er Anlauf- und Informationsstelle für die vielen Journalisten aus ganz Europa, die den Rallyetross begleiteten. Genau dieser Bus steht frisch restauriert im Auwärter-Museum in Pilsting und wird nach 50 Jahren die Strecke von Kiel nach München erneut unter die Räder nehmen. Auch diesmal als Presse-Bus und somit traditionelle Anlaufstelle für die Journalisten an der gesamten Strecke.
Umweltfreundlichkeit steht im Vordergrund
Schon beim ,Original' 1972 hatten die Organisatoren die Umweltfreundlichkeit im Blick. Sie widmeten ihr bei der Vorbereitung der Mammutveranstaltung ein eigenes Konzept und konnten anschließend feststellen, dass es erfolgreich umgesetzt wurde: Die Fahrer stießen auf eine Welle der Sympathie entlang der ganzen Strecke, an manchen Sonderprüfungen herrschte echte ,Monte-Carlo'-Stimmung. Die Bevölkerung empfand die Rallyefahrer nicht als Störenfriede, sondern als echte Attraktion. Eines der Hauptziele der Olympia-Rallye war erfüllt. Das Motorworld Revival 2022 auf den Spuren der Olympia-Rallye'72 wird - mit Blick auf die Erfordernisse des Umweltschutzes - komplett klimaneutral durchgeführt. Zur Kompensation der erwarteten rund 150’000 kg C02. Emmissionsschadstoffe sind die Verträge bereits unterschrieben und ClimatePartner sichert die Verfügbarkeit der Ausgleichswerte zu. So können selbst Oldtimer mit Verbrenner-Motoren klimaneutral fahren. Die Mittel fließen in Aufforstungsprojekte im Harz, mitten in Deutschland. Die gepflanzten Hasel-, Holunder-, Wildbirne- und Schlehensträucher sind standortgerecht und bilden mit den Buchen, Schwarzerlen und dem Bergahorn einen gesunden Mischwald, der auch widerstandsfähig gegen den Klimawandel ist.
Blick über den Tellerrand: Oldtimer-Besitzer setzen Zeichen
Die Besitzer der Oldtimer-Fahrzeuge sind durchaus privilegiert und wagen daher gerne den Blick über den Tellerrand hinaus auf sozial Schwächere: Diese Meinung vertreten nicht nur, aber vor allem die Organisatoren des Olympia-Rallye'72 Motorworld Revival 2022. Es ist geplant, in allen Regionen, die durchfahren werden, Gutes zu tun und Hilfe zu spenden. Das Ziel ist es, von Teilnehmern und Besuchern Geld zu erwirtschaften, das zur Unterstützung an unterschiedliche regionale Sozialeinrichtungen weitergegeben werden kann. So könnten beispielsweise an den Durchgangspunkten Lose gegen eine Spende von fünf Euro erworben werden, der Hauptgewinn würde ein Oldtimer sein. Weitere Ideen sind die Versteigerung eines signierten Motorsport-Kunstwerks und / oder von Renn-Devotionalien der VIP-Fahrer. Die ersten Kooperationen wie die Oldtimer-Spendenaktion mit der Lebenshilfe in Gießen sind schon unterschriftsreif, spätestens bis Ende 2021 werden alle Projekte vereinbart sein und veröffentlicht.
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