Das Museum Art.Plus in Donaueschingen hat am 17. Februar 2019 seine grosse neue Wechselausstellung "Vollgas - Full Speed" eröffnet. In der vielfältigen Schau geht es um das Thema Geschwindigkeit, in erster Linie aber um das Auto. Kein technischer Gegenstand wurde und wird in vergleichbarer Weise mythologisiert, und kein Alltagsobjekt prägt das Erscheinungsbild der Welt so sehr wie das Automobil. Auch wenn es heutzutage mehr denn je polarisiert, ist das Auto noch immer mehr als ein bloßes Fortbewegungsmittel und notwendiges Übel. Es ist Statussymbol und Statement, aber auch Schutzraum und Gefährte. Noch immer steht es symbolhaft für Freiheit, Mobilität und Abenteuer, ist Traumobjekt und Fetisch.
Auch aus der Themenwelt der zeitgenössischen Kunst ist das Auto aufgrund seiner Omnipräsenz und symbolischen Aufladung nicht wegzudenken. Ob kritisch hinterfragt, humorvoll kommentiert oder wertfrei dokumentiert wird es in vielfältigster Form aufgegriffen. Die in der Ausstellung im Museum Art.Plus gezeigten Plastiken, Gemälde und Fotografien deutscher und internationaler Künstler rücken in erster Linie das Thema Geschwindigkeit in den Fokus. Im Zentrum steht die großformatige Arbeit Z4UTURNAROUNDROTATION des Bildhauers Sebastian Kuhn, bestehend aus Bauteilen mehrerer BMW Z4-Karosserien. Die vielansichtige Plastik bricht mit der überkommenen Sicht auf das Automobil, das stets mit einer Vorwärtsbewegung assoziiert wird.
Die italienische Künstlerin Ileana Florescu zieht den Betrachter mit dynamischen Bewegungsfotografien in beleuchtete Straßentunnel hinein und weckt mit dem Titel Formula Assoziationen zum Autorennsport, der einen weiteren Schwerpunkt in der Ausstellung bildet. Die berühmte Fotografie J.R. 5.9.70 von Robert Häusser, die den verhüllten Rennwagen des kurz darauf tödlich verunglückten Rennfahrers Jochen Rindt zeigt, ist hier ebenso zu sehen, wie eine überdimensionale Zielflagge aus verbeulten Motorhauben von Friedemann Flöther und Neonarbeiten von Chris Nägele, die weltberühmte Rennstrecken zeigen. In den faszinierenden Karbonarbeiten des Südafrikaners Alastair Gibson spiegelt sich seine vorherige Karriere als Chefmechaniker in diversen Formel 1-Teams.
Andere Künstler thematisieren den Kult um das Auto und spielen mit Klischees, auf die Spitze getrieben von Stefan Rohrer, der die Karosserie eines alten Porsche 911 komplett in Blattgold hüllte und so ein modernes goldenes Kalb schuf.
Der Amerikaner Rob Pruitt zeigt eine Fontäne aus Reifen und Altöl, der Guatemalteke Dario Escobar Baseballschläger, die nach Art amerikanischer Hot Rods mit Flammen dekoriert sind und der Konzeptkünstler Gerhard Langenfeld arbeitet mit Autolacken und ihren assoziationsreichen Bezeichnungen. Andere Künstler, wie z.B. Axel Bleyer und Manfred Rieker, nehmen die ganz eigene Ästhetik des Autos in den Blick, während Tim Hölscher mit der Kamera auf die Jagd nach verlassenen Tankstellen geht und der Schweizer Patrick Gutenberg bespielte alte Spielzeugautos in den Fokus rückt. Der Italiener Fabio Viale verblüfft den Betrachter mit täuschend echt wirkenden Autoreifen aus Marmor.
Die Ausstellung im Museum Art.Plus will keine Überblicksausstellung über das Auto in der Zeitgenössischen Kunst sein. Bei den Exponaten greift das Museum Art.Plus auf seine eigene Sammlung zurück, in der das Automobilmotiv einen Schwerpunkt bildet, sowie auf Leihgaben von Freunden des Museums. So spiegelt die Schau einen persönlichen Blick auf das Objekt, der von einer besonderen Faszination für Geschwindigkeit geprägt ist. Im Dialog mit der Kunst zeigt das Kunsthaus an der Brigach in seinen lichterfüllten Räumen darüber hinaus Meilensteine der Designgeschichte, legendäre Sportwagen, die das Herz des Autoliebhabers höherschlagen lassen. So wird im Museum Art.Plus in Donaueschingen für jeden Geschmack etwas geboten.
Weitere Künstler in der Ausstellung sind Gottfried Bechtold, Jona Cerwinske, Rainer Fetting, Jáchym Fleig, Jürgen Knubben, Gianni Piacentino, Manfred Rieker, Rudolf Tschudin, Markus Willeke und Thierry Ysebaert.
Mehr Informationen auf der Internetseite des Museums.