Fünfzig Jahre nachdem der Winterthurer Jo Marquart sein erstes Auto konstruierte, hat Jackie Marquart eine Webseite über ihren viel zu früh verstorbenen Mann und seine Rennwagenkonstruktionen zu seiner Erinnerung in Auftrag gegeben.
Der Weg zu seinem ersten Design vor 50 Jahren
Josef Anton Marquart wurde 1936 in Winterthur geboren. Nach der obligatorischen Schulzeit machte er einen Abschluss in Ingenieurwesen in seiner Heimatstadt und absolvierte eine technische Lehre als Maschinenbauer in der Gebrüder Sulzer AG. Doch seine grosse Leidenschaft galt dem Motorsport und so wollte er schon früh nichts anderes in seinem Leben machen als Rennwagen zu konstruieren.
Mit etwas Glück und den Geschäftskontakten seines Vaters bekam er eine Anstellung bei der Scottish Omnibus Gesellschaft, die ihn nach England und direkt in die Heimat des Motorsports brachte. Und so dauerte es auch nicht mehr lange, bis man dort erkannte, welch enormes Talent in Jo steckte. Während dieser Zeit lernte er den Geschäftsmann und Amateur Rennfahrer Tim Willson kennen. In dessen Garage bauten die beiden Motorsportfans dann vor 50 Jahren mit viel Enthusiasmus und nur wenig Experten-Wissen Marquart's ersten Rennwagen, den Wilson GT. Gefahren wurde der Wagen 1966 von Alistair Mackintosh.
Schliesslich bekam er einen Job bei Lotus, wo er den legendären Konstrukteuren Colin Chapman und Maurice Philippe beim Bau des Formel 1-Weltmeisterautos Typ 49B half. Zudem war er am Design des Lotus 49C, in dem Graham Hill die Weltmeisterschaft im Jahr 1968 gewann, beteiligt.
Höhen und Tiefen des Motorsports - McLaren bis Argo
Nur ein Jahr später, mit gerade einmal 33 Jahren, wurde er Chef-Designer bei McLaren. Dort entwickelte er Fahrzeuge wie den M9A, einer der innovativsten Vierradrennwagen jener Zeit, den M14 sowie M19 und war zuständig für die Sportwagen M8, welche die lukrative CanAm Serie dominierten.
Nach dem Tod seines guten Freunds Bruce McLaren begann er sich Gedanken über ein kleineres Setup zu machen, bei dem er mehr Freiheit bei seiner Arbeit und in der Gestaltung hatte. Jos Wunsch nach Unabhängigkeit brachte ihn mit Leuten zusammen, die ihm die gewünschte Freiheit beim Design liessen. Aber ihre Versprechen für eine erfolgreiche Zukunft deckte sich dann nicht mit ihren finanziellen Möglichkeiten.
Die Einsitzer und Sportwagen der Marken Huron, GRD und Modus erwiesen sich als solide und konkurrenzfähig, sehr oft sogar als führend in ihrer Klasse. Aber trotz der Erfolge scheiterte eine nachhaltige Entwicklung der Marken immer wieder am Geld. Jo konnte und wollte sich nicht um die Finanzierung kümmern. Er sah sich als Ingenieur, nicht als Kaufmann.
Ähnlich erging es auch Jos letzter Firma Argo, an der er massgeblich beteiligt war. Die letzten 18 Jahre seines Lebens hat er für Argo alljährlich neue Typen entwickelt, zuerst Einsitzer für die Formel 3, Formel Atlantic, Formel Ford und Formel Super Vau, danach mit grossem Erfolg Sportwagen für die Gruppe C2 und die amerikanische IMSA Serie. Der frühe Tod von Jo Marquard bedeutete dann auch das Ende von Argo.
Erinnerung an den Schweizer Rennwagenkonstrukteur
Jo hatte in seinem Leben alle Höhen und Tiefen des Rennsports miterlebt, grosse Erfolge auf den Rennstrecken und finanzielle Abstürze seiner Arbeitgeber. Wenn die Siege ausblieben, wandten sich die Kunden schnell ab. Schlimmer noch waren die Wirtschaftskrisen, die den Rennsport als Hobby und Luxus am empfindlichsten trafen. Jo Marquart erlebte dies alles mit, aber aufgegeben mochte er deswegen nie.
Die kürzlich publizierte neue Webseite soll für alle Freunde des Motorsports einen Schweizer in Erinnerung behalten, der zu seiner Zeit mitten im Geschehen eine wichtige Rolle gespielt hatte. Die Texte stammen von Jos Frau Jackie Marquart und dem Schweizer Automobil-Rennsport-Connaisseur Hans Treml. Gestaltet und programmiert wurde die Website von Marc Rinderknecht.
Offizielle Webseite über Jo Marquart: jomarquart.com