Plant Ferrari ein LMP1-Le-Mans-Comback, 50 Jahre nach dem letzten Gesamtsieg?
Ferrari überlegt ernsthaft mit einem Sportprototypen der Klasse LMP1 nach Le Mans zurückzukehren, und dies passend auf 2015, 50 Jahre nach dem letzten Gesamtsieg mit Jochen Rindt und Masten Gregory auf einem Ferrari 250 LM.
Damit würde der Sportwagenhersteller eine alte Tradition wiederbeleben. Ferrari gewann insgesamt neun Mal die Gesamtwertung des Langstrecken-Klassikers und verweilt heute immer noch auf Platz 3 in der Markenliste mit den meisten Siegen (Porsche 16, Audi 11). Ferrari siegte sechs Mal in Folge bis die Ford GT40 den Siegeszug endgültig unterbrachen.
Ob dies als Jubiläum ausgelegt werden darf, wird sich noch zeigen, war doch der werksseitig letzte Einsatz 1973 gewesen.
Zwar versuchten verschiedene private Teams zwischen 1995 und 1999 wieder in der Topklasse von Le Mans mit einem Ferrari zu starten und um den Gesamtsieg zu fahren, nämlich mit dem Ferrari 333 SP, Erfolge blieben aber aus. Dieser Rennwagen wurde auf Wunsch des Momo-Gründers Gianpiero Moretti vorrangig für Einsätze in Nordamerika gebaut (Sieg 12 Stunden von Sebring 1998). Ferrari war über die Einsätze der Kundenteams in Le Mans nie besonders erfreut, zeichnete sich doch ab, dass ein Sieg über 12 Stunden noch lange kein gutes Rezept für einen Sieg über 24 Stunden war. Die beste Platzierung war dann auch nur der sechste Platz mit Moretti, Didier Theys und Max Papis in 1997.
Ferrari gegen Porsche
Während Jahren kämpfte Ferrari erfolgreich gegen Porsche, und tut dies auch heute noch in der GT Klasse. Die Königsklasse wird aber schon seit längerem nicht mehr von historisch gewichtsträchtigen Marken dominiert. Der erste Schritt, dies zu ändern, machte Porsche mit der diesjährigen Ankündigung, 2014 am Start zu sein und wieder um den Gesamtsieg zu kämpfen. Ein schöner und eleganter Schachzug von Ferrari wäre es also, diesem Engagement zu folgen.
Ferrari entscheidet 2013
2015 könnte also das sensationelle Comeback stattfinden. Darüber will Ferrari noch in diesem Jahr entscheiden. Es gibt ein paar Gründe, warum die Italiener sich über ein zweites Standbein neben der Formel 1 Gedanken machen. Das neue Motoren-Format der Formel 1 erlaubt ab 2014 einen kostengünstigen Spagat auch in der LMP1. Dort darf ab nächstem Jahr ebenfalls mit zwei Hybridsystemen (Rekuperation von kinetischer Energie und Wärmeausdehnung) gefahren werden. Zweitens ist der Windkanal wegen der Ressourcenbeschränkung nicht vollständig ausgelastet und hätte deshalb noch Kapazitäten frei für ein zweites Projekt.
Strategisch wirksamere Gegner
Luca di Montezemolo meinte kürzlich ein bisschen abschätzend: «Ferrari will sich mit Automobilherstellern messen und nicht nur mit Limonade-Herstellern». Bleiben alle jetzigen LMP1-Marken erhalten, würde Ferrari so gegen Porsche, Audi und Toyota fahren. Weitere Marken wie Nissan könnten ebenfalls den Weg in die Prototypenklasse finden. Ob aber Ferrari tatsächlich in knapp zwei Jahren bereit sein kann, wird sich noch zeigen, plante Porsche doch vier Jahre für ihr Comeback ein und stampfte eine neue Fabrik mit 200 neuen Mitarbeitern aus dem Boden... Die Zeit läuft!