Der Kauf eines Oldtimers ist die Umsetzung eines Traums. Es befriedigt Sehnsüchte, die ihren Ursprung oft weit in der eigenen Vergangenheit haben. Ich stelle mir unbeschwerte Fahrten über schöne Landstrassen vor oder möchte Gleichgesinnte treffen und mit Ihnen über die gemeinsame Leidenschaft diskutieren. Doch bevor es soweit ist, sollte ich mir die Zeit nehmen und ein paar Fragen beantworten.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom Schnäppchen, dass sich dann zum langen und teuren Restaurierungsprojekt entwickelte? Oder der Oldtimer, der nach wenigen Ausfahrten in der Garage stehen blieb, da die Kinder und der Hund keinen Platz darin gefunden haben, oder weil bei der ersten Passfahrt der Motor überhitzte?
Warum sich einen Oldtimer zulegen?
Eigentlich gibt es rational keinen guten Grund, sich einen Auto-Veteran in die Garage zu stellen. Moderne Autos sind in Bezug auf die Nutzung in jeder Hinsicht besser. Emotional ist das ganz was anderes. Oldtimer sprechen unsere Sensoren an: Design und Formensprache erfreuen die Augen, Motorengeräusche begeistern das Gehör, Ledergeruch duftet in der Nase. Ich spüre fast ungefiltert die Strassenbeschaffenheit. Ich kann Hebel bewegen und Schalter drehen oder umlegen. In einem Oldtimer bin ich immer mit allen Sinnen im Kontakt mit dem Fahrzeug und der Umwelt.
Was muss ich tun, dass er mir lange Freude bereitet?
Oldtimer verlangen mehr Wartung als moderne Autos, aber sie ist meist nicht kompliziert. Wird sie vernachlässigt, streikt mein Oldtimer häufiger und Teile verschleissen deutlich schneller. Aus positiven Emotionen werden schnell negative und mein Wagen bleibt in der Garage und geht vergessen. Deshalb muss ich bereit sein, regelmässig in den Unterhalt meines Oldtimers zu investieren und gebe ihn in kundige Hände oder beschaffe mir selber das notwendige Können und Wissen.
Wie möchte ich ihn einsetzen?
Kaufe ich mir einen zweiplätzigen Roadster, muss dieser zu meinen Lebensumständen passen. Ansonsten ist Enttäuschung vorprogrammiert. Fahre ich nur im Sommer bei warmem Wetter oder soll die Saison auch kühle Frühjahr- und Herbsttage abdecken?
Möchte ich an Concours-Wettbewerben oder Rallyes teilnehmen? Eine Checkliste hilft, das Objekt der Begierde mit seinem möglichen Einsatzgebiet zu vergleichen.
Wie gross ist mein Budget?
Meistens wird unter Budget der Kaufpreis verstanden. Realistischer ist aber, Instandstellungskosten, jährliche Wartung, Versicherung, Garagenplatz mit zu budgetieren.
Bezeichnend ist die Redensart: «Der Kaufpreis ist nur die Anzahlung». So dramatisch muss es nicht sein, wenn man vor dem Kauf genau hinschaut, mehr dazu später. Als Durchschnittswert für die jährliche Wartung, Instandstellung und Versicherung ist mit 5000 Franken zu rechnen.
Wo finde ich das geeignete Auto?
Auf den einschlägigen Marktplätzen im Internet sowie bei Auktionen kann man sich leicht über das Angebot informieren. Manche Markenclubs führen auf ihren Websites eigene Marktplätze. Die Beschreibung ist jedoch oft zu rudimentär um zu entscheiden, ob sich die Besichtigung lohnt. Also zuerst anrufen und Fragen zum Zustand, Ausstattung und Herkunft des Wagens klären. Ich sollte mir genug Zeit geben, das Auto vor Ort anzuschauen. Sehr zu empfehlen ist, mehrere in Frage kommende Autos vom gleichen Modell zu besichtigen.
Mit jedem zusätzlich besichtigen Auto lerne ich mehr über das Modell und dessen Spezialitäten. Mit dem Vergleich entwickelt sich ein Gespür für die Qualität eines Wagens. Geduld zahlt sich aus.
Habe ich ein gutes Fahrzeug gefunden?
Habe ich einen attraktiven Wagen im Internet oder beim Händler gefunden, stellt sich die Frage, ob er wirklich das ist, was der Verkäufer verspricht. Verkäufer geben in den meisten Fällen keine Garantie ab und es ist Sache des Käufers, das Objekt der Begierde zu prüfen. Dies ist nicht einfach, denn auch wenn die Optik stimmt, können sich die Mängel hinter der Fassade verstecken.
Wichtig ist immer, eine Probefahrt zu machen. Dabei bekommt man einen guten ersten Eindruck über den Gesamtzustand des Wagens. Wie gut spricht der Motor auf Gaswechsel an, wie ist das Bremsverhalten, gibt es ungewöhnliche Geräusche? Mit einem vertieften Blick auf Carrosserie und Technik, insbesondere auch von unten, können Problemstellen identifiziert werden. Fehlt mir die Erfahrung, ist sehr zu empfehlen, einen Experten hinzuziehen. Dieser führt eine umfassende Zustandsprüfung durch und hält entdeckte Mängel in einem Zustandsbericht schriftlich fest.
Wie wichtig ist die Dokumentation?
Es ist im Trend, möglichst viel über die Vorbesitzer in Erfahrung zu bringen. Dies ist bei hochpreisigen und seltenen Fahrzeugen wichtig, weil es verhindern soll, dass Fahrzeuge aus dubiosen Quellen oder Nachbauten als Originale verkauft werden.
Viel wichtiger ist, dass man Rechnungen und Fotos über die in den letzten zehn bis zwanzig Jahren vorgenommenen Arbeiten einsehen kann. Wie wurden Roststellen behandelt vor der Neulackierung, wann wurde das Getriebe überholt, wann wurde die Zylinderkopfdichtung ersetzt? Wie regelmässig wurde der Wagen gewartet?
Mit den Unterlagen kann ich den Zustand besser einschätzen und den angegebenen Kilometerstand verifizieren. Wurde der Wagen einst importiert, sind Verzollungs- und ausländische Zulassungspapiere hilfreich.
Liegen keine Dokumente vor, ist generell Vorsicht geboten. Ein Experte sollte dann zu Rate gezogen werden.
Lohnt sich ein Import in die Schweiz?
Der Import ist mit substantiellen Kosten verbunden, die bei einem Kauf hierzulande nicht anfallen: Transportkosten, Zoll (CHF 12.00 bis 15.00/100 kg Fahrzeuggewicht), 4% Automobilsteuer und 7.7% Mehrwertsteuer auf alles. So summieren sich 14-18% des Kaufpreises dazu.
Die Strassenzulassung durch die MFK ist nicht garantiert und sollte vorgängig dort abgeklärt werden. Je nach Jahrgang müssen bestimmte Abgas- und Lärmwerte erfüllt werden. Bei US- und UK-Fahrzeugen müssen u.a. zusätzlich Tacho und Scheinwerfer umgebaut werden. Es gelten die schweizerischen Bestimmungen, die zum Zeitpunkt der ersten Inverkehrsetzung gültig waren. All dies verursacht schnell Kosten von einigen tausend Franken. Deshalb lohnt sich ein Import in der Regel nur bei in der Schweiz nicht verfügbaren oder seltenen Fahrzeugen.
Wie wichtig ist Originalität?
Das ist eine Frage des Geschmacks. Je näher das Auto dem Zustand bei Werksauslieferung entspricht, umso authentischer vermittelt es das damalige Zeitgefühl. Oft gab es schon damals die Möglichkeit, einen Wagen mit technischen Verbesserungen nachzurüsten (bessere Bremsen, Kühlung, Sicherheitsgurten) und ihn damit sicherer und alltagstauglicher zu machen.
Moderne Technik ist dann sinnvoll, wenn sie nahezu unsichtbar ist, wie z.B. der Einbau einer kontaktlosen Zündung oder der Einbau eines DAB-Radios im Klassik Design. Für eine Veteranenzulassung müssen Modifikationen mindestens 30 Jahre alt sein. Als Grundregel gilt: je originaler desto wertvoller. Deshalb sollte die Originalität vor dem Kauf von einem Experten überprüft werden.
Über die Oldtimerberatung Blattner GmbH
Seit 27 Jahren beschäftigt sich Jürg Blattner mit Oldtimern. Begonnen hat es als Freizeitbeschäftigung mit einem Mercedes. Später kamen Jaguar, Ferrari und BMW-Modelle hinzu. Aus dieser Leidenschaft ist ein Beruf geworden. Seine praktische Erfahrung hat er ergänzt mit spezifischer Ausbildung in der Restaurierungsberatung. Er hat gelernt was es braucht, dass ein Oldtimer lange Spass bereitet und welche Fehler vermeidbar sind.
Kontaktdaten:
Oldtimerberatung Blattner GmbH
Adresse: Unterer Erlenweg 6, CH-8832 Wollerau
Email: info@oldtimerberatung.ch
Website: oldtimerberatung.ch
Tel: +41 (0) 44 510 35 55