Als erstes Exponat für die neue Ausstellung "Geliebt - Gebraucht - Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos", die das Haus der Geschichte in Bonn am 9. März 2017 eröffnet, kam am Montag, den 6. Februar 2017, 11.00 Uhr, der originale Opel Manta aus dem Film "Manta, Manta" in die Ausstellung.
Rund 1,2 Millionen Menschen sahen diese Komödie mit Til Schweiger und Tina Ruland, etwa 11,5 Millionen verfolgten den Film später im Fernsehen. Das gelb-blaue Opel-Coupé mit Heckspoiler und Heckschürze wurde zum heimlichen Star.
Dem Film gelang es, das bereits vorhandene Manta-Image, das über zahlreiche Manta-Fan-Clubs in der Bundesrepublik transportiert wurde, mit Elementen einer Liebes- und Actiongeschichte zu verknüpfen. Die Komödie bezog aber auch selbstironisch die zahlreichen Witze, die sich über "prollige" Mantafahrer lustig machten, in die Filmhandlung mit ein.
In der Ausstellung "Geliebt - Gebraucht - Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos" steht der Manta als ein Beispiel, wie die Wahl einer bestimmten Automarke und die Ausstattung des Autos als Spiegel eines sozialen Milieus der Persönlichkeit gedeutet werden kann.
Die interessante Ausstellung widmet sich mit etwa 800 Exponaten einem Massenprodukt, das wie kein anderes die Menschen fasziniert - aber auch heftige Diskussionen auslöst.
Chromglänzende Oldtimer und protzige Schlitten − CO2-Schleudern und Carsharing: Kaum ein zweites Massenprodukt strahlt eine Faszination aus wie das Automobil, über kaum ein anderes wird zugleich so gestritten.
Werbe- und Marketingstrategen investieren jährlich Millionen, um ihr Produkt emotional "aufzuladen". Umweltbelastung, verstopfte Autobahnen und Innenstädte nagen dagegen zunehmend an der "Freude am Fahren". Aber des "Deutschen liebstes Kind" bleibt auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: Hunderttausende Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von der Autoindustrie ab. Ausgewählte Fahrzeuge wie ein Mercedes Pullman 600 und der Film-Manta, dazu Objekte, Medienstationen, Plakate, Fotos und Dokumente machen die Faszination dieses Produkts deutlich. Die Ausstellung beschreibt die soziale und kulturelle Bedeutung des Autos in Deutschland vor dem Hintergrund wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen.
Symbol der Freiheit: Das Automobil ermöglicht seit seinen Anfängen Individualität und Autonomie. Es erweitert den Handlungsspielraum des Menschen, mit zunehmender Motorisierung nutzt eine immer größer werdende Zahl von Verkehrsteilnehmern das Auto für den Weg zum Arbeitsplatz oder zu Ausflügen und Urlaubsreisen. Für Jugendliche war es lange Zeit auch ein Schritt der Loslösung vom Elternhaus.
Autowerbung, Popsongs und Filme knüpfen an diese Eigenschaften an, sie versprechen „Freiheit und Abenteuer“. „Freie Fahrt für freie Bürger“ propagierte der ADAC in den 1970er Jahren.
Identität: Ist das Auto am Beginn der Motorisierung noch Ausdruck von Sozialstatus und Einkommensunterschieden, verändert sich zunehmend die kulturelle Funktion des Autos: Automarke, Ausstattung, Design und Zubehör schaffen eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich auszudrücken. Das Image einer Marke und die emotionale Aufladung des Produkts wird zur zentralen Aufgabe von Marketing und Werbung der Autoindustrie. In Auto- und Fanclubs, wie z.B. beim VW-Käfer oder Opel-Manta schließen sich Gleichgesinnte zusammen.
Männer und Frauen: Autos sind Männersache – zumindest zu Beginn der Massenmotorisierung. Das spiegelt vor allem die Produktwerbung. Erst im Zuge der Emanzipation steigt der Anteil der weiblichen Autofahrerinnen. Die Autoindustrie entdeckt die weiblichen Käuferinnen. Leicht bekleidete Models, die sich auf Kühlhauben räkeln, verschwinden zunehmend aus den Prospekten und bei Messepräsentationen.
Auto und Macht: Das Auto ist auch ein Mittel der politischen Kommunikation. Die Wahl der Staatskarosse signalisiert über alle politischen Systeme hinweg den Status des Politikers. In Ministerien und Ämtern spiegelt die Größe des Autos die Hierarchie innerhalb der Institution. Nach ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag 1983 setzen die Grünen mit ihren Dienstfahrrädern einen neuen Akzent und machen damit auch auf die Umweltbelastung durch den Autoverkehr aufmerksam.
Zukunft der Autos: Die Euphorie der automobilen Anfangsjahre ist weitgehend verschwunden: Umweltbelastung und verstopfte Straßen in Städten und auf Autobahnen lassen die Freude am Fahren schwinden. Für junge Menschen ist das Auto als Statussymbol kaum mehr gefragt. In den Städten findet die Idee des Carsharings viele Anhänger, während die Menschen in ländlichen Bereichen auf Autos angewiesen bleiben.
Die Autoindustrie reagiert auf die gesellschaftlichen Diskussionen. Die Entwicklung von schadstoffarmen Elektroautos wird für sie immer wichtiger.
Eröffnet wird die Ausstellung am 9. März 2017, sie wird bis zum 21. Januar 2018 geöffnet sein. Weitere Informationen zur Ausstellung sind auf der Website des Hauses der Geschichte zu finden. Das "Haus der Geschichte" ist eines der grössten Museen Deutschlands und steht an der Willy-Brandt-Allee 14 in Bonn.