Nach der zehnten Auflage des zur Tradition gewordenen Rallye am Gotthard, damals auch Rallye Uri genannt, war 1983 in der Deutschschweiz vorläufig Schluss mit Rallyesport. 33 Jahre später, vom 1. bis 4. September 2016, lässt der ursprüngliche Initiant das Rallye Gotthard wieder aufleben.
Im Juli 1950 fielen erstmals gegen 100 Rallyefahrer ins Gotthardgebiet ein und verbreiteten laut damaligen Zeitungsberichten Angst und Schrecken unter den damaligen Autotouristen. Damals durchquerte das Rallye International des Alpes auf seiner 3200 km langen Route über zahllose Alpenpässe auch unser Land, mit der aufkommenden Massenmotorisierung in ganz Europa waren aber die Tage solcher Ausdauerprüfungen auf nicht abgesperrten Strassen bald gezählt.
Von der Sportkommission des ACS Uri ins Leben gerufen, wurde dann zwischen 1972 und 1983 auf den Strassen des Kantons Uri, der oberen Leventina und des Tavetsch zehnmal ein Rallye moderneren Zuschnitts durchgeführt, zuerst als Urner Nachtrallye, ab 1975 als Rallye Uri und von 1981 an als Rallye Gotthard. Es blieb – mit Ausnahme des Rallye Thun, das 1977 einmal zur SM zählte – bis heute die einzige derartige Veranstaltung in der Deutschschweiz. 2010 figurierte zwar für kurze Zeit das Rallye Emmental im ASS-Kalender, der Veranstalter besass allerdings nicht die nötige Kompetenz, um die Pläne in die Realität umzusetzen.
Der umtriebigen Urner Equipe fiel nach der erfolgreichen Durchführung von zwei Regelmässigkeitsprüfungen im Januar 1975 die Ehre zu, mit ihrem nun zur Geschwindigkeitsveranstaltung im heutigen Stil mutierten Anlass die neu geschaffene Schweizer Rallyemeisterschaft zu eröffnen. Grober Schotter auf einem Teil des selektiven Parcours (rund 200 km) sorgte für Schlagzeilen, und anstelle der favorisierten Porsche standen schliesslich zwei robuste Mini Cooper zuoberst auf der Rangliste.
Was früher als Selbstverständlichkeit galt, kam jedoch bei etlichen Piloten immer weniger gut an, wollten sie doch ihren mittlerweile primär für Asphalt ausgelegten Fahrzeugen keine derartigen Torturen zumuten. Da der Veranstalter am Charakter des Rallyes festhielt und weiterhin harte Schotterprüfungen auf dem Programm standen, setzte es regelmässig Kritik von Seiten der Aktiven ab, und selbst die Sportbehörde äusserte Bedenken.
Nicht zuletzt deshalb flaute die Motivation der Organisatoren trotz ausgesprochen positiver Zusammenarbeit mit den Behörden immer mehr ab, und 1983 zogen sie einen Schlussstrich, obwohl die zehnte Auflage beim Publikum sehr gut ankam und dank der Teilnahme von Marc Surer sogar vom Fernsehen gewürdigt wurde.
Eine umfangreiche Dokumentation der zehn Austragungen sind in einem Rennbericht auf Zwischengas dokumentiert.
Die Wiedergeburt
Nach 33 Jahren Unterbruch lässt das OK unter dem ursprünglichen Initianten Bernhard Brägger diese motorsportliche Tradition anfangs September 2016 neu aufleben. Ausgeschrieben wird ein Lauf zur Schweizer Rallyemeisterschaft mit internationaler Beteiligung. Alle Spezialprüfungen finden auf Strassen im Gotthardmassiv statt, und viele von ihnen erinnern an früheren Auflagen. Drehscheibe ist Andermatt, wo auf dem historischen Kasernenareal auch der Servicepark angesiedelt ist.
Am Freitagmittag starten die Konkurrenten von Andermatt zur ersten Etappe im bündnerischen Tavetsch, wo die Zuschauer mit dem Rundkurs bei Sedrun ein erstes Highlight erleben können. Am Samstag steht dann zuerst die legendäre Tremola mit rutschigem Kopfsteinpflaster im Mittelpunkt, bevor die Konkurrenten am frühen Abend in der Göscheneralp eintreffen. Nach der Neutralisation wird mit der spektakulären Abwärtsprüfung zur dritten Etappe rund um den nun gesperrten Oberalppass gestartet. Hier wird zu nächtlicher Stunde die Entscheidung am 11. Internationalen Rallye Gotthard fallen.
Auch historische Fahrzeuge
Ausgeschrieben wird ein Lauf zur Rallye-Schweizermeisterschaft mit internationaler Beteiligung mit für diese Sportart zugelassenen, modernen Fahrzeugen, aber auch zwei Kategorien für historische Fahrzeuge nach FIA (Coupe Suisse des Rallyes Historiques) und einer lizenzfreien Kategorie für min. 25 Jahre alte Fahrzeuge.(Kristall Cup).
Alle Spezialprüfungen erfolgen auf abgesperrten Strassen und haben Geschwindigkeitscharakter. Auf den sogenannten Sektoren zwischen den einzelnen Spezialprüfungen wird in allen Kategorien eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 40 km/h und das Einhalten aller Verkehrsvorschriften vorgeschrieben. Für die historischen Fahrzeuge (Kristall Cup) gilt auf den Spezialprüfungen eine Durchschnittsgeschwindigkeit unter 50 km/h. Es werden weder Autobahnen noch anderweitig bedeutsame Verkehrswege benutzt. Alle Spezialprüfungen finden auf Strassen ohne besonderen Durchgangscharakter statt.
Weitere Informationen finden sich auf der Website der Rallye Gotthard. Die "neue" Rallye machte übrigens auch am Genfer Autosalon ihre Aufwartung.