Nach der erfolgreichen ersten Veranstaltung im letzten Jahr waren wir gespannt, was Rainer Klink und sein Team vom Auto- und Spielzeugmuseum "Boxenstop" beim zweiten "Tübingen Classic Oldtimerfestival" auf die Beine stellen würden.
Auch 2024 funktionierte die Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Schnauferl-Club Württemberg-Hohenzollern, den Oldtimerfreunden Neckar-Alb-Schönbuch sowie der ADAC-Ortsgruppe Tübingen hervorragend. Das Konzept, die Veranstaltung nicht in einem Industriegebiet oder auf der grünen Wiese abzuhalten, sondern dafür die Altstadt Tübingens zu nutzen, ging auch dieses Jahr wieder voll auf. Von den 200 Anmeldungen aus Deutschland und der Schweiz konnten aus Platzgründen leider nur 130 Fahrzeuge zugelassen werden. Dazu war man bestrebt, einen Fahrzeugtyp nicht mehrfach zu zeigen.
Um 10:00 Uhr trafen die ersten Oldtimer in Tübingen ein, entweder vor dem Boxenstop-Museum oder auf dem Betriebshof des Busunternehmens Schnaith – je nachdem wo sie später in der Altstadt aufgestellt werden sollten. Eine sinnvolle Vorsortierung erleichtert die Organisation. Unendlich viel Platz gibt es trotz eines eigenen Parkplatzes für Besucher vor dem Museum nicht.
Kurz nach 11:00 Uhr ging's dann ab in die Tübinger Altstadt, wo die Fahrzeuge gemäß der Planung aufgestellt wurden – bei den schmalen Gassen in Tübingen eine Geduldsübung. Um 12:30 Uhr startete die Veranstaltung offiziell. Inzwischen hatte sich die Innenstadt zusehends gefüllt, was man hier sonntags so nicht gewohnt ist.
"Man sammelt die Autos, denen man schon als Kind hinterher geschaut hat", ist die Auffassung von Rainer Klink. Die jungen Besucher straften ihn Lügen, zumindest was deren Interesse betraf. Die Kinder hatten einen Riesenspaß an den Oldtimern und forderten die Aussteller unentwegt. Reinhard Katz aus dem nahegelegenen Filderstadt musste immer wieder die Kurbel seines VW T1 betätigen, um den Kindern zu zeigen, wie man früher Autos auch "von Hand" starten konnte. Den perfekt restaurierten VW-Bus hatte einst sein Vater erworben, da der Käfer für sieben Kinder einfach zu wenig Platz bot. Der "Samba" wurde von den kleinen Besuchern vor allem innen interessiert erkundet.
Das ältestes Auto dürfte wieder der Bugatti von Max Birnbreier gewesen sein: ein Typ 37 aus dem Jahr 1927. Bis hin zu einem BMW 318i Cabriolet der Baureihe E30 gab es aus jeder Automobilepoche etwas zu sehen. Auch der Publikumsliebling kam aus München: ein BMW 501 von 1958 gefiel den Besuchern am besten.
Autos und ihre Geschichten
Die Beweggründe, einen Oldtimer zu fahren, sind unterschiedlich. Der Fahrer des schwarzen Buick Special von 1958 erfüllte sich zu seinem 50. Geburtstag seinen Jugendtraum. Der Fünfliter-V8 leistet 200 PS und wird seit nunmehr vier Jahren auf Langstrecken eingesetzt. Der Motor schnurrt wie am ersten Tag. Nur Lichtmaschine und Anlasser mussten bisher ersetzt werden mussten. Lediglich die Suche nach einem Ersatz für den defekten Tacho bereitet Kopfschmerzen.
Anders sieht es bei dem Besitzer des roten MG TB Baujahr 1939 aus. Er fährt ihn schon seit 40 Jahren und brauchte für die Anreise aus München etwa drei Stunden. Außer seinem Hörgerät hatte er alles dabei, was man so braucht. Eine kleine Instandsetzung am Schlusslicht war daher kein Problem.
Der Besitzer des BMW-Glas 3000 V8 hatte ebenfalls eine interessante Geschichte zu erzählen. Beim Anmieten einer Garage für seinen Sohn stieß er vor zwölf Jahren auf das seit 35 Jahren nicht mehr bewegte Fahrzeug. Die Zulassung dauerte etwas, da die geschiedene Ehefrau des Besitzers im Verdruss die Papiere und Schlüssel des Autos "dem Neckar überlassen hatte". Der nicht entleerte Tank hatte erfolgreich dem Rost getrotzt. Außer den üblichen Arbeiten wie Ölwechsel, neuer Batterie und Bremsflüssigkeit etc. waren keine größeren Anstrengungen nötig, um den Wagen wieder zum Laufen zu bringen. Selbst die drei Vergaser arbeiteten spontan fehlerfrei.
Lediglich die Stilllegung der auf dem Ventildeckel montierten Benzinpumpe war nötig, um Startprobleme durch Dampfblasenbildung zu vermeiden. Der Ersatz durch eine tiefer angebrachte elektrische Ausführung beseitigte dieses Problem. Weitere Instandsetzungen waren bislang nicht erforderlich. Die Teilesammlung eines geschlachteten Fahrzeuges und der Fundus des Glas-Clubs sichern die Ersatzteilversorgung des Wagens, von dem in Deutschland nur noch wenige zugelassen sind.
Feuerwehr und Kunst am Bus
Die Oldtimer-Szene hat die Feuerwehren entdeckt. Der frühere Kreisbrandmeister Hermann ist als Liebhaber "alter Schätzchen der Feuerwehr" bekannt. Er sorgte dafür, dass verschiedene Ortsfeuerwehren ihre Oldtimer geputzt haben und in Tübingen präsentierten. "Den alten Feuerwehrautos sieht man noch an, dass sie Feuerwehrfahrzeuge sind. Heute erkennt man sie oft nur an der entsprechenden Lackierung.", dozierte er. Entsprechend begeistert waren die Kinder. Ein Dutzend Fahrzeuge aus den Jahren 1920 bis 1970 war zu sehen. Die Drehleiter fand besondere Beachtung, auch wenn sie nicht bestiegen werden durfte.
Wer weitere historische Riesen besichtigen wollte, hatte es nicht weit zum neuen Busbahnhof. Aus Stuttgart und anderen Orten waren zahlreiche klassische Linien- und Reisebusse angereist. Die Firma Schnaith lud mit einem älteren Bus, der schon alle Tübinger Straßen befahren hat, zu kostenlosen Rundfahrten ein. Auch ein Schubgelenkbus Mercedes-Benz O 305 G, der in Stuttgart für die SSB im Einsatz war, kam nach Tübingen. Das Fahrzeug, das vom amerikanischen Künstler Lowell Boileau mit einem Gemälde namens "Gentle Chaos" versehen worden ist, ist seitdem als "Kunstbus" unterwegs. Auch ein wesentlich kleinerer Neoplan ND 6 Baujahr 1973 aus dem Museumsbestand des Automobil-Parks Auwärter konnte unter die Lupe genommen werden.
Zeit, sich in der Bursagasse neben einer Armada unterschiedlichster Mercedes-Benz-Modelle eine kleine Auszeit zu gönnen. Speziell die vielfältige Bewirtung im Freien kam an diesem Wochenende gut an. Die Tübinger Einzelhändler hatten das 20 Jahre alte Konzept "Tübingen geht vor die Türe" frisch belebt. Viele Besucher, die wahrscheinlich nicht in die Geschäfte hineingegangen wären, griffen im Freien vor den Läden dann doch gerne zu.
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Mit dem Geburtstagsgeschenk der Mutter unterwegs
Freudestrahlend saß ein Pärchen in einem Peugeot 304 Cabrio, das einander bei einem Peugeot-Stammtisch kennengelernt. Der Wagen selbst wurde 1972 ausgeliefert und zehn Jahre später wieder in Zahlung genommen. Er war das Geschenk, das die Mutter der Beifahrerin einst zu ihrem 18. Geburtstag erhalten hat. Ihr bedeutet das Auto viel, gleichzeitig freut sie sich auch, wenn die nächste Generation den 1085 kg leichten Wagen bewegt. 65 PS aus 1279 ccm reichen dafür durchaus.
Der Besitzer eines Aston Martin DB2/4 Mk. III kam vor 16 Jahren über einen Austin-Healey zu seinem Auto. Während der Filius engagiert die Speichenräderputzt, schauen wir uns den Sechszylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen an, der seit 1958 brav seinen Dienst verrichtet. Alle Verschleißteile sind nämlich noch zu bekommen. Falls es doch einmal eng werden sollte, gibt es "auf der Insel" noch viele Teile. Lediglich die Kurbelwelle sollte tunlichst ihren Dienst nicht einstellen, da der Ersatz schwierig wäre.
Offiziell als Typ 147 bezeichnet, kennt der Volksmund den von der Post bei VW in Auftrag gegebenen Kleinlieferwagen unter dem Kosenamen "Fridolin". Angeblich soll ein Mitarbeiter bei Westfalia dort beim Anblick des Wagens gesagt haben "der sieht ja aus wie Fridolin". Andere behaupten, es läge an einer optischen Ähnlichkeit mit der Motordraisine Typ MKB 52 "Fridolin". Wer weiss?
Das in Tübingen eingetroffene Fahrzeug wurde als Puzzle erstanden und in dreijähriger Arbeit restauriert und zusammengebaut. Der Motor mit ca. 90 PS und stehendem Porschegebläse wurde ebenso nachgerüstet wie die Gurte und Sitze aus dem Porsche 911. All diese Umbauten können durchaus als "historisch korrekt" angesehen werden. In den Achtzigerjahren waren Umbauten dieser Fahrzeuge mit VW-Typ-4-Motoren en vogue. Zu dieser Zeit verliebte sich auch der damalige Maschinenbaustudent in sie.
Also hat Rainer Klink doch recht: Man sammelt die Autos, die einen schon in früher Jugend fasziniert haben.
Zum Publikumsliebling wurde ein BMW Barockengel gewählt, auch dies sagt einiges aus.





















































































































































































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