Am 16. April schloss die 33. Ausgabe der Techno Classica in Essen Tür und Tor. In acht Messehallen wurden mit mehr als 1100 Ausstellern und über 200 Club-Präsentationen mehrere tausend Autos aus über einem Jahrhundert zur Schau gestellt. Händler aus rund 30 Nationen waren vor Ort, und zwischen vielen Mercedes-Benz 300 SL und Porsche 911 gab es doch das eine oder andere weniger bekannte zu sehen.
Dazu kamen einige Jubiläen wie 60 Jahre Lamborghini, Mercedes-Benz 600, "Pagoden-SL" oder Porsche 911. Ein halbes Jahrhundert trennt uns heute vom ersten VW Passat und dem BMW 2002 Turbo.
Jubiläen überall
Lamborghini zeigte in einer Sonderausstellung der SIHA herausragende Modelle aus sechs Jahrzehnten. Neben dem fast schon obligatorischen Miura P 400 S ergänzten einer von 1217 gebauten Espada und ein noch viel seltenerer Islero, von dem es nur gerade einmal 225 Stück gibt, die Ausstellung.
Bei Mercedes-Benz, dem einzigen deutschen Hersteller mit einem wirklich würdigen Hersteller-Stand, stand der letztgebaute Mercedes-Benz 600 von 1981. Der "Grosse Mercedes" galt nach seiner Präsentation auf der IAA von 1963 als "das exklusive Fahrzeug der grossen Repräsentation." Ausser seinem monströsen Erscheinungsbild sorgten insbesondre seine Luftfederung und die vielseitige, faszinierende Komforthydraulik für Aufsehen.
Etwas volkstümlicher ging es in Halle 3 zu: Im Zuge der Abkehr vom luftgekühlten Boxer im Heck erschien vor einem halben Jahrhundert der VW Passat mit wassergekühlten Frontmotor und -antrieb. Das Design des ersten Passat von Giorgetto Giugiaro war ausgewogen und stimmig, klar und ruhig. Der in dezentem orange gehaltene, in Essen gezeigte Passat mit der Fahrgestellnummer 2 gilt als das älteste erhaltene Exemplar weltweit.
Im Herbst 1973 feierte ausserdem der BMW 2002 Turbo seine Premiere. Er leistete nicht nur 170 PS und war das erste deutsche Serienfahrzeug mit Abgasturbolader, sondern zeigte sich auch optisch richtig aggressiv. Leider verglühte die so technisch gedachte Idee der Münchner im Kontext grosser politischer und wirtschaftlicher Verwerfungen, denn die erste Ölkrise wurde noch stärker als der "zwo loch loch zwo" Turbo.
Rennwagen und Rekonstruktionen
Skoda zeigte eine Rekonstruktion des 1100 OHC, ein Rennsport-Coupé von 1960 mit GFK-Karosserie und einem Chassis aus dünnwandigem Gitterrahmen aus Stahlrohren. Die Teilesuche wurde selbst für den Hersteller zum Puzzlespiel. Die rassig geformte Karosserie von Jaroslav Kindl musste komplett neu angefertigt werden.
Mit gerade einmal 25 Jahren war der Audi TT ein sehr junger Jubilar der Messe, während der Bugatti Typ 35 C von 1928 bereits beim ersten der bald 80 Grand Prix von Monaco am Start stand. Das Auto erschien unrestauriert mit unglaublicher Geschichte und wurde mit seiner tollen Patina sicher zu einem der begehrtesten Stücke der gesamten Ausstellung.
Die Besten der Schönsten
Alljährlich ist es bestimmt die spannendste Frage: Welches Fahrzeug gewinnt die Trophäe "Best of Show"? Der diesjährige Gewinner vermag zu überraschen: Der Pegaso Z-102 GT Berlinetta mit Werks-Karosserie von Enasa (Empresa Nacional de Autocamiones SA, inhaber von Pegaso) aus dem Jahr 1951. Für den Pegaso war Wilfredo Ricart, ein visionärer spanischer Ingenieur aus dem Entwicklungszentrum von Alfa Romeo zuständig. Nachdem dieser Prototyp des Z-102 als Cabriolet 1951 an den Autosalons in Paris und Madrid vorgestellt worden war, begann dann 1952 die Serien-Produktion. Der Prototypenbau ging aber weiter, und so wurde aus dem Cabriolet auf Chassis 0102 eine Berlinetta. 1953 nahm dieses Fahrzeug dann an diversen Concours d'Elegance teil. In Deauville und Enghien-les-Bains gewann er den ersten Preis. 1954 verunfallte das Auto schwer, wurde aber wieder neu aufgebaut und 1955 zum allerersten Mal überhaupt verkauft.
In die engere Wahl schaffte es auch der Bugatti-Prototyp des Typ 57 Atalante, der mit noch einigen Designänderungen die Vorstufe des später weltberühmten Coupés darstellt. Auch der einzige noch existierende unrestaurierte Alfa Romeo 6C 2500 Touring war Titelanwärter. Er verliess die Werkshallen 1948 in Richtung Frankreich, wo er dann sein ganzes Leben verbracht haben soll, ehe er vor Kurzem zum ersten Mal das "Hexagon" verlassen hat.
Fröhliche Clubstände
Die meisten der Clubstände scheuten mal wieder keine Mühen und zeigten viel Sehenswertes in teils witzigem Ambiente. Etwa die Pool-Atmosphäre bei Opel. Dieser Stand des Commodore-B-Clubs zusammen mit dem Kadett-B-und-Olympia-A-Club gewann dann auch verdienterweise den internationalen "Club Grand Prix". Am Fiat-Clubstand konnte man dafür die Seltenheit eines Vignale Wonderful auf der Basis eines 1200 Granluce bewundern.
Nicht nur in den Hallen, auch ausserhalb wurde Einiges geboten, so stand ein Mercedes Benz 200 D als Taxi aus Recklinghausen allzeit bereit. Für 24'900 Euro hätte man ihn sogar als sein Eigen nennen können. Für das Geld kann man allerdings noch sehr oft Taxi fahren.
Wirtschaftsfaktor Oldtimer
Der Oldtimer hat noch immer eine grosse wirtschaftliche Bedeutung, wie neueste Zahlen aus Deutschland zeigen. Denn da haben Autos, die über 30 Jahre alt sind, einen Gesamtwert von 31 Milliarden Euro. Rund 40 Prozent der deutschen Oldtimer liegen im Wert unter 10'000 Euro, 20 Prozent zwischen 10'000 und 50'000 Euro. Nur jeder 50. Klassiker übersteigt die Grenze von 100'000 Euro, berichtet Gerd Heinemann, Geschäftsführer von BBE Automotive.
Experten von Classics Analytics bestätigen: Der Oldtimer-Markt hat auch nach Corona und unter dem Druck der internationalen politischen Lage seine Stabilität behalten und ist berechenbar geblieben – dies könnte der Grund sein, warum so viele Besucher auf der Messe einen Kauf abgeschlossen haben.
Ja, da freuen wir uns doch mal auf die 34. Techno Classica und hoffen, dass sich bis dann auch wieder das eine oder andere Werk zu seiner Tradition bekennt.





















































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































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