Glück war, dieses Jahr bereits am Dienstagabend zur Vorvisionierung der Rétromobile (4. bis 9. Februar 2025) zugelassen zu sein. So liess es sich ruhig durch die Hallen schlendern und einen ersten Eindruck von der Fülle dieser ersten grossen Messe des Jahres erhalten. Ein allererster Punkt von Bedeutung gleich zu Beginn war die Präsenz aktueller Hersteller – und die Abwesenheit anderer. Der wichtigste "Werksauftritt" genoss heuer Citroën – oder halt! Die Marke unter dem Dach des 14-Marken-Verbunds Stellantis war gar nicht offiziell an der Rétromobile vertreten!
An die Stelle des Doppelwinkels trat "DS Automobiles", die generische Marke, die das Erbe der "Göttin" angetreten hat und sich mit ihrem Anspruch als Premiumhersteller... schwer tut! Nun denn, man nutzte die Gelegenheit zur Premiere der neuen DS 8. Im Gegensatz zum in China gebauten Superflop DS 9 ist dies ein Wagen "made in France" und damit auch ein legitimer Nachfolger der "richtigen" DS als Staatslimousine. Die Sonderausstellung zum 70. Jubiläum der "Déesse" – heuer war die 1959 erstmals in einem Werbesujet verwendete «ID-sur-ballons» das Plakatmotiv der Rétromobile – war ein erstes Highlight der Messe.
Der vom damals blutjungen Claude Puech als Citroën-Marketingleiter geprägte avantgardistische Stil hat man für die Jubiläumsausstellung passenderweise und sehr gekonnt übernommen. Liebevoll gestaltet mit der – man darf sagen – Kunstinstallation im Zentrum brachten die Göttinen aus dem Fundus des Conservatoire Citroën wie auch von privaten Sammlern die wichtigsten DS-Meilensteine zusammen. Ein persönliches Highlight war die frühe DS in "Vert Printemps, AC 505", wie sie zur Lancierung des Autos für die Presse verwendet wurde.
Die Japaner auf dem Vormarsch
Lange spielten sie in Frankreich kaum eine Rolle, oder nur in einer sehr kleinen Marktnische wie etwa bei den Geländewagen: die Japaner. Bedingt durch Importrestriktionen waren sie lange Jahre richtige Exoten im Hexagon. Umso erfreulicher ist es, dass sich für die Rétromobile gleich drei Marken aus dem Land der aufgehenden Sonne mit eindrücklichen Ständen präsentiert haben: Toyota, Mazda und Mitsubishi.
Über die Gründe mag man mutmassen. Klar ist aber, dass vor dem Hintergrund heranrückender weiterer Asiaten auch die Japaner gut daran tun, ihre Vergangenheit und Tradition entsprechend zu würdigen und sich damit ein Stück des Kuchens abzuschneiden, den sich manche europäischen Hersteller schon länger gebacken haben.
Porsche – heuer mit einer eher jungen Flotte an Klassikern in Paris zugegen – gilt hierzu als Vorzeigebeispiel dafür, wie man Vergangenheit zur Pflege des Markenimages heranziehen und auch vermarkten kann.
Und auch die anderen Stuttgarter Autobauer wissen bestens um den Wert der eigenen Vergangenheitspflege. Ob man in Untertürkheim mit einem 300 SL im Rohbau wie auch einem fertigen Fahrzeug auf die Authentizität des in dieser Frage arg gebeutelten Modellimages hinweisen wollte, blieb unklar. Dass man den C111 mit frisch revidiertem und wieder eingebauten Vierscheiben-Wankelmotor nach Paris gebracht hat, ist hingegen naheliegend und – aus Marketingsicht – ein sicherer Wert als Blickfang am Mercedes-Stand.
Franzosen meinen es ernst
Während man bei DS-Automobiles sich mit der Messe eine entsprechende Plattform geschaffen hat, um Neuwagen zu präsentieren und, so scheint es zumindest, sich der selbst von Stellantis-Konzernchef Carlos Tavares in jüngster Zeit gestellten Frage nach der Zukunft der Marke DS Automobiles mit viel Vergangenheit versucht hat entgegen zu stellen, so machte Renault sehr deutlich, dass man sich mit den guten Erinnerungen an Früher einen emotionalen Vorsprung zu verschaffen versucht.
Mit dem Auto des Jahres 2025 – dem Renault 5 E-Tech – und dem neuen Renault 4 (ebenfalls elektrisch) bedient man sich ja ziemlich unverhohlen mit den "good vibes" der Vergangenheit. Allerdings machte Renault eine klare Ansage gleich zum Salonbeginn: Mit dem Programm "The Originals Renault" – die entsprechende Website wurde am 4. Februar lanciert – will man sich künftig ernsthaft um die Enthusiasten der Marke kümmern. Erfreulich ist dabei, dass es sich nicht einfach um eine Marketingaktion handeln soll, sondern eine Plattform, die Spezialisten für historische Renault-Modelle, Werkstätten, Typreferenten wie auch Teilespezialisten zusammenbringt und sowohl dem einzelnen Interessierten wie den Markenvertretern eine Hilfe sein soll, um letztlich seinen Renault-Klassiker weiterhin fahren zu können. Gemäss Arnaud Belloni – dem Global Marketing Director von Renault, der Renaults Klassik-Programm am 4. Februar vorgestellt hat – wird das Angebot nun laufend ausgebaut und demnächst auch ausserhalb von Frankreich lanciert.
Zum Renault 40 CV de Record, einem Nachbau des Rekordwagens von Montlhéry aus den 1920er-Jahren, stellte Renault zudem ein neues, künftiges Rekordfahrzeug hinzu: den Renault Filante Record.
Das E-Auto soll verschiedene Distanzrekorde in Angriff nehmen. Zu den Details wollte sich allerdings an der Rétromobile wie auch an der in einem nahegelegenen Hotel abgehaltenen Pressekonferenz noch niemand verbindlich äussern.
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Skoda zeigt seine vielfältige Vergangenheit
In gewissen Dingen sind sie kaum verlegen, die Tschechen. Eine solche Sache ist beispielsweise, den kreativen Geist und die weitaus längere Geschichte als jene des heutigen Mutterhauses VW herauszustellen. Eindrücklich waren etwa Skodas Versuche mit einem Sportwagen in den späten 1950er-Jahre, der mit einer wahren Drehorgel von Motor ausgestattet ist. Der Twin-Cam konnte zwar nie in Serie gebaut werden, doch der Autor hatte einst das Vergnügen, diesen jenseits der 6500 Umdrehungen zu erleben. An der Rétromobile zeigte das Werksmuseum aus Mlada Boleslav den Ferat oder genaurer: den Skoda 110 Super Sport (Type 724), einen Mittelmotor-Sportwagen auf Basis des MB1000. Immer wieder dabei ist auch der Trekka, einst ein vom neuseeländischen Skoda-Importeur gebauten Vielzweckfahrzeug auf Octavia-Basis nur mit Hinterradantrieb.
Damit suchen die Tschechen ihre Wurzeln zum heute sehr SUV-lastigen Angebot in der Vergangenheit. Weit eindrücklicher sind bei uns derweil an der Rétromobile die Vorkriegsautomobile aus Mlada Boleslav angekommen. Der Skoda Rapid OHV, einer von 1783 gebauten Exemplaren und wohl der einzige mit erhaltener "Autobahn»-Coupé-Karosserie" hat sich in unsere Erinnerung eingebrannt.
Ebenso SUV-lastig zeigt sich heute eine Marke, die zumindest in Europa fast nur noch aus Vergangenheit besteht: Cadillac. In Paris stellte sich die letzte Bastion von General Motors – die Corvette fährt in einer eigenen Welt – einen 1958er Eldorado Biarritz auf den Stand und versuchte damit einen Imagetransfer auf ihren vollelektrischen Lyric zu bewerkstelligen.
Präsenz ist das A und O
Alle grossen Auktionshäuser zeigten sich an der Rétromobile und brachten rare und besondere Autos mit. Bei Gooding & Co fiel ein herrlich patinierter Fiat 8V auf.
Zum ersten Mal in Paris war Hagerty/Broad Arrow Auctions, was man wohl als Teil der europäischen Expansionsinitiative interpretieren darf. Erstmals in A(u)ktion und damit Fahrt aufnehmen wird Broad Arrow ja dann im Mai mit der Versteigerung anlässlich des Concorso d'Eleganza Villa d'Este. Ein besonderes Augenmerk am Stand der Newcomer war unter anderem der herrliche Bentley Speed Six "Old Number 3".
Auch Bonhams und RM/Sotheby's liessen sich nicht lumpen; die französischen Auktionshäuser Aguttes und Orsenat, quasi im Heimspiel unterwegs, sowieso nicht. Bei beiden herrschte an spannenden Autos definitiv kein Mangel!
Bei Artcurial, wie immer der Rétromobile-Platzhirsch da offizieller Auktionator an der Messe, waren die Autos in Halle 3 zu besichtigen, wo sie auch versteigert wurden.
RM/Sotheby's und Bonhams hingegen waren veranlasst, sich ausserhalb der Messe an prominenter Lage – das Grand Palais bei Bonhams, der Louvre bei Sotheby's – einzurichten. Beide Auktionen waren derweil gut besucht. Die Auktionsberichte dazu finden Sie zu Bonhams hier und Sotheby's hier.
Händler mit besonderer Auslage
Einen unrestaurierten Austro-Daimler brachte der im bekannten Waadtländer Weinbauort Féchy domizilierte Christoph Grohe mit nach Paris. Laut eigener Erklärung an seiner Lieblingsmesse zeigte Grohe in der Vergangenheit schon manches unrestaurierte, gar unberührte Auto. Der Austro-Daimler von 1927 mit seiner delikaten, stoffbespannten Holzkarosserie wurde in den frühen 1930er-Jahren in zahlreichen Rennen eingesetzt. Die zweistufigen Vergaser von Zenith lassen hierzu den Einsatz von Benzin und Methanol gleichermassen vermuten. Die Leistungsdaten mit rund 130 PS aus einem Hubraum von drei Litern sind aber so oder so eindrücklich.
Einen riesigen Stand belegte auch dieses Jahr der Zürcher Händler Lukas Hüni. Die "Auslage" kam einer wirklich hochwertigen Autosammlung gleich; die Qualität der ausgestellten Autos suchte ihresgleichen – dies sowohl in Sachen Originalität wie auch ihrer Einzigartigkeit und Historie wegen. Mit einer Aurelia, einer Flaminia und einem Stratos huldigte Hüni der Marke Lancia, während er gleich drei Top-Klasse-Ferrari zeigte: einen 250 GT SWB, einen Testa Rossa und einen 375 MM.
Mit dabei war auch ein Jaguar D-Type – natürlich ein Original. Und ein besonderer Leckerbissen war gewiss Elisabeth Juneks Bugatti 35C, der von Ettore Bugatti in einem Husarenstück mit derselben Chassisnummer wie ein früherer Type 32 (4059) versehen worden war, so dass die Juneks ihr neues Auto – den ersten neu gekauften Bugatti von Elisabeth und Ehemann Vincenc – steuerfrei in die Tschechoslowakei einführen konnten.
Hochglanz oder Originalpatina?
Touring – 1966 aufgelöst, doch nie ganz zerschlagen und 2006 in neue Hände übergegangen – zeigte in Paris in alter Tradition des Karosserieherstellers vieler europäischer Sportwagenhersteller der 1930er- bis 1960er-Jahre zwei Maserati 3500 GT: einen restaurierten und einen "dans son jus", wie die Franzosen sagen.
Hochglänzend oder auch patiniert waren die insgesamt sechs an der Rétromobile ausgestellten Bugatti 59. Laut Bugatti-Experte Hugh Conway gibt es neun offiziell gebaute Renn- und Sportwagen und einen weiteren, aus Teilen gebauten Type 59. Damit war die 59er-Präsenz in Paris sehr eindrücklich. Der Grund für ein 59er-Trio auf einem gemeinsamen Stand – darunter Fritz Burkards Pebble-Beach-Gewinner – war ein Buch über den Typ, das für die Kleinigkeit von knapp 16‘000 Euro für die Limited Edition zu haben sein wird. Ein entsprechender Ständer dazu gibt es für läppische 59‘000 Euro. Immerhin kostet die Sammmlerausgabe etwas volkstümlichere 1595 Euro. Buchpreise hin oder her, der Stand, an dem man sich auch auch gelegentlich zu einem Motorstart hat hinreissen lassen, war eine interessante Bereicherung der Rétromobile 2025.
Pikant am Rande war derweil eine Begegnung mit jenem Autor, der an der Rétromobile den diesjährigen Preis für das beste französische Autobuch gewonnen hat, Eric Favre für sein Werk: "De la légende au mythe – 1921–1924. Les premiers châssis 8-cylindres Bugatti". Er präsentierte in aller Bescheidenheit sein Werk zwischen der Auslage eines Vorkriegs-Teilehändlers. Das Gespräch mit ihm war eher durch einen Zufall entstanden: beim Bewundern eines Bugatti-Kühlers. Sein Buch kostet rund 120 Euro; dies nur am Rande vermerkt. In Unwissenheit, es mit dem späteren Preisträger zu tun zu haben, haben wir es verpasst, von ihm ein Bild zu schiessen.
Youngtimer auch in Frankreich stark
Nach dem Transfer in die Halle 3, mit einer wunderbar gestalteten Ausstellung zu den Autochenilles Kégresse dazwischen, zeigte sich die Rétromobile weit volkstümlicher.
Hier fanden sich die Clubs, die Händler der weniger erhabenen Klassiker und all jene, denen es im Rampenlicht der Top-Anbieter etwas zu hell ist, um selber glänzen zu können. Ein erster Eindruck bei den Verkaufsangeboten war schnell eingeholt: Die Youngtimer sind auch in Frankreich auf dem Vormarsch. Peugeot 205, Citroën BX und zahlreiche Importe, vom BMW E30 bis zum Jaguar X350 haben die Deudeuches (2CV, zumindest die 375er und 425er), Tractions Avants und Mottes de Beurres (Renault 4CV) abgelöst. Die Autos des typischen französischen Pépé sind etwas auf dem Rückzug, die coolen 1980er- und 1990er-Jahre derweil auf dem Vormarsch. Allerdings darf man sich nicht wundern, wenn für einen leidlich gut erhaltenen 205 Lacoste über 12'000 Euro angeschrieben stehen.
Davon erholen konnte man sich dafür in einer im Halbrund sehr erhaben präsentierten Ausstellung zum französischen Touch in der Formel 1 seit dem Sieg des Tyrell-Teams mit Jackie Stewart auf einem Rennwagen von Matra. Ob Chassis, Motor oder Fahrer – Hauptsache ein französischer Faktor war involviert. Das schien das Auswahlkriterium der gezeigten Boliden gewesen zu sein. Dank etwas Luft auf dem Stand liess sich hier auch etwas verweilen, nachdem besonders ab Donnerstag die Besuchermassen ins Überbordende gewechselt hatten. Dichtestress war eines der Schlagworte der Rétromobile 2025.
Das gilt allerdings auch für die Menge ausgestellter Fahrzeuge. Und wer sich angesichts der Auswahl an grossen Autos nur für ein Modell entschieden hat, wurde kaum mit weniger Fragen und einer ebensolchen reichhaltigen Auswahl konfrontiert: Bei den Slotcars des katalanischen Herstellers Velasor – dessen Spezialität sind Vorkriegssportwagen – hilft einem der Preis: Der Sascha-Sportwagen von Austro-Daimler, ein Bugatti Brescia oder als neuste Kreation der Mercedes-Benz SSK sind unglaublich detailreich von Hand gefertigt. Die im Masssstab 1/32 gehaltenen Autos sind voll rennbahntauglich, kosten aber ab 650 Euro das Stück!
Bei Bertrand Bigaudet von Arts, Toys and Design aus Orleans hingegen findet man die vielleicht beste Selektion an französischen Blechspielzeug-Autos. Der Koffer mit dem Jouet-Citroën-Lastwagen der frühen 1930er-Jahre mit Wechselaufbauten kostet allerdings eine deutlich fünfstellige Summe Geld – nun denn, vielleicht ein andermal. Immerhin gab es an der Rétromobile gefühlt jede einzelne Variante des Citroën DS von Dinky Toys France zu kaufen – "mint and boxed" notabene. Na, wenn das nichts gewesen ist!
Auf rund 73'000 Quadratmetern Ausstellungsfläche haben 620 Händler ihre Ware präsentiert; etwa 100'000 Besucher haben die 49. Rétromobile von Dienstagabend bis Sonntag besucht. Das Format Automesse ist definitiv nicht tot – zumindest nicht, wenn es sich um Klassiker handelt! Und für gute Stimmung sorgte auch heuer nicht nur der spannende Mix der Aussteller, sondern auch das vorzügliche Gastronomie-Angebot. Ja, man ist halt in Frankreich und isst auch während einer Messe gerne einige Huîtres calibre n°3 oder gönnt sich ein Gläschen Champagner. Für Bratwurst und Bier ist dann noch oft genug Gelegenheit diese Saison. Vive la différence!





























































































































































































































































































































































































































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