Schon nach wenigen Metern war klar, die 48. Rétromobile ist in alter Grösse zurück. Litten die letzten Austragungen noch unter Corona, so war davon vom 31. Januar bis 4. Februar 2024 nichts mehr zu bemerken. Und auch die Bauern mit ihren Traktoren konnten die Besucher nicht aufhalten, so zumindest hatte man in den Hallen das Gefühl. Der Organisator jedenfalls vermeldete über 130'000 Besucher.
Beim Gang durch die Halle 1 fühlte man sich schnell wie trunken und wankte sozusagen von Sensation zu Sensation. Wenige Schritte auseinander stiess man auf zwei Ferrari 250 GTO, mehrere rare Vorkriegs-Alfas und viele Bugattis.
Paris mag bei weitem nicht die grösste Oldtimermesse sein, was die pure Fläche (ca. 75'000 Quadratmeter), die Anzahl Aussteller (über 600) oder die Menge der Autos (ca. 1200) anbelangt, wenn es aber um die Dichte an herausragenden Klassikern geht (oder EUR pro Quadratmeter), dann dürfte die Rétromobile mit Abstand ungeschlagen sein.
Einige Händler hatten für dreistellige Millionenbeträge Autos auf dem Stand. Daher macht auch der Vergleich mit Osmium, dem chemischen Element mit der höchsten Dichte, Sinn. Die Rétromobile selber, respektive der neue Direktor Romain Grabowski, sprach von Epizentrum, aber wer möchte bei dieser Ausstellung schon an ein Erdbeben erinnert werden?
100 Jahre MG
Es gab einiges zu feiern an der Rétromobile, aber die 100 Jahre MG hatten es sogar auf das Veranstaltungsplakat geschafft.
Und tatsächlich war diese Sonderschau sehenswert, denn zwar hielt sich die Anzahl der Exponate im Rahmen und das einzige jüngere Auto war ein MG Metro 6R4, aber für die Freunde jüngerer Modelle gab es im hinteren Teil der Ausstellung noch eine Youngtimer-Sonderschau zum Thema MG.
In der zentral in der Halle 1 angeordneten “100 Jahre MG”-Ausstellung fanden sich gleich zwei berühmte Rekordfahrzeuge (EX 135 und EX 181), aber für noch mehr Aufsehen sorgte wohl der aufgeschnittene MGB GT, der schon 1965 an der Earls Court Motor Show so gezeigt worden war.
Und weil es die Marke MG ja immer noch gibt, auch wenn die Fahrzeuge in zwischen aus China kommen und vornehmlich elektrisch angetrieben sind, wurde auch noch der aktuelle Cyberster gezeigt, ein Roadster mit nach oben schwingenden Türen.
So konnte man also ein wenig in die Zukunft blicken und zum Beispiel das Interieur von heute mit jenem ...
... von damals vergleichen.
Natürlich hatten auch die populären MG-Modelle von einst Platz in der Sonderschau, zu sehen waren etwa MGA, MBG, TC und andere Klassiker.
100 Jahre Montlhéry
Unweit von Paris entfernt gibt es das Motodrome Linas-Montlhéry, das 2024 sein hundertstes Bestehen feiern kann.
Zu diesem Anlass wurde eine Vielzahl von Rennfahrzeugen vornehmlich französischer Provenienz zusammengetragen und in eine hochspannende Sonderschau platziert.
Vom Maserati Tipo 26 bis zum McLaren F1 oder Alpine A440 liess sich hier manches genauer betrachten, für die Vorkriegsanhänger allerdings waren wohl der Achtzylinder-Delage oder der ebenso achtzylindrige Salmson (mit nur 1,1 Liter Hubraum) mindestens ebenso spannend.
Auch an Bugattis fehlte es im Umfeld dieser Sonderschau natürlich nicht. Und zudem waren auch Autos von Panhard oder DB zu sehen.
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Die Rallye Paris-Dakar
Wem nicht nach Hochgeschwindigkeits-Rundkurs sondern nach Sand, Wüste und Abenteuer war, der konnte sich derweil mit Autos und Motorrädern beschäftigen, die an der Rallye Paris-Dakar antraten.
Ob Renault 4, Citroën DS, Lada Niva, Peugeot 405 oder Porsche 959, die Vielfalt war gross und Dakar-Sieger Jacky Ickx war sogar vor Ort um weitere Fragen zu beantworten.
Überschaubare Hersteller-Präsenz
Während Volkswagen die voll gewordenen 50 Jahre VW Golf mit allen bisher gebauten Generationen feierte, ...
... stellte Porsche den 911 Turbo ins Zentrum seiner Präsenz.
Bei Skoda gab es verschiedene Generationen des Superb und andere historisch interessante Autos zu bewundern, während Mercedes-Benz komplett auf den 300 SL setzte und drei davon sogar zum Kauf anbot.
Der ebenfalls gezeigte W194, der sogenannte “Hobel” aus dem Jahr 1953 allerdings konnte nur angeschaut, aber nicht erworben werden.
Vis-à-vis bei Renault gab es vor allem Rekord-Fahrzeuge der Vergangenheit zu bewundern, auf dem bunten Stand hatten aber auch noch ein paar Visionen für die Zukunft Platz.
Und die übrigen Hersteller, die man in der Vergangenheit auch in Paris bewundern konnte. Die glänzten vornehm mit Abwesenheit, sogar Citroën/Peugeot verzichtete offenbar auf einen offiziellen Stand, genauso wie die Stellantis-Schwestern Alfa Romeo und Fiat. Auch Audi, BMW oder Jaguar waren nicht als Werk präsent, von Audi gab's immerhin den Dakar-Sieger des Jahres 2024 in der Sonderschau dort zu sehen.
Ferrari-Festival
Eine Marke schien indes an der Rétromobile 2024 alle anderen in den Schatten zu stellen, auch wenn sie offiziell gar nicht vertreten war: Ferrari.
Sowohl Strassen- als auch Rennfahrzeuge waren in beindruckender Zahl präsent.
Zwei (oder waren es doch drei) Ferrari 250 GTO konnten erspäht werden, vom Daytona Spider gab's sogar drei Autos, ebenso vom 250 GT SWB und vom Modell 275 GT gab's sogar den halben Farbfächer zur Auswahl.
Dazu kamen Exoten wie ein Dino 206 S Spider oder ein 250 GT Europa Pinin Farina und viele andere aussergewöhnliche Autos. Für Ferrari-Fans lohnte die Fahrt nach Paris auf jeden Fall.
Höhepunkte bei den grossen Händlern
Die Ferrari-Dichte hatte man insbesondere den grossen internationalen Händlern, voran Lukas Hüni, Max Girardo, Joe Macari, Gregor Fiskens, Gallery Aaldering oder Simon Kidston, zu verdanken, die zwar allesamt kein stringentes Thema präsentierten, sich aber gegenseitig an raren, besonderen und teuren Autos zu übertreffen versuchten.
Dass viele dieser Autos gar nicht zu verkaufen waren, passt wohl dazu, dass diese Händler Paris eher als Networking- und Marketing-Veranstaltung denn als reine Verkaufsmesse sehen.
Für den Besucher, dem das gewisse Kleingeld sowieso fehlt, ist dies ein Vorteil, denn so bekommt man interessantere Autos zu sehen, die erst noch mehr Platz um sich haben, um genau angeschaut werden zu können.
Für mehr Informationen zu einigen der interessanteren Autos beachte man auch die Bildergalerie.
Französische Spezialitäten
Gehört die Halle 1 traditionell den grossen internationalen Händlern und den Künstlern, finden sich die Clubs üblicherweise in Halle 3, am anderen Ende sozusagen.
Und was es hier zu sehen gab, war ein interessantes Alternativprogramm zu den Hochglanz-Klassikern von Halle 1. Bei den Clubs und auf den kleinen Ständen durfte man überaus seltene französische Exoten betrachten, etwa einen Chenard & Walcker Aigle 20 Type 22 R aus dem Jahr 1937, der gerade in Restaurierung war. Oder einen Panhard Dyna Z1 von 1955, der auf eigener Achse 550 km nach Paris gefahren war. Oder ein Simca 1000 Coupé Bertone, das man sogar kaufen konnte.
Interessant auch das rare Facel-Vega FV1 Cabriolet, eines von nur fünf überlebenden Exemplaren.
Auch Autos von Delahaye oder Ligier gab es auf der Messe zu bewundern, verteilt über alle Hallen konnte auch der Frankophile manchen Klassiker seiner Präferenz bewundern.
Die Welt der Karosseriebauer
Es mag schon grössere Zahlen an Spezialkarosserien an der Rétromobile gegeben haben, einige fielen trotzdem auf.
So waren Bertone, Ghia, Vignale, Pinin Farina, Touring Superleggera, Saoutchik, Chapron, Graber und Worblaufen vertreten, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sie waren zwar oft versteckt in Händler-Aufstellungen, aber an interessanten Autos mangelte es nicht. Auch hier verweisen wir auf die umfassende Bildergalerie.
Drei Versteigerungen
Jedes Jahr finden im Umfeld der Rétromobile auch drei Auktionen statt. Während Artcurial ihr Angebot in der Halle 2.2 präsentieren konnte und den Hammer im Untergeschoss schwingen durfte, lotsten Bonhams und RM/Sotheby's ihre Kunden in andere Stadtteile und versteigerten ihr Angebot extern.
Beide Anbieter hatten aber, genauso wie Gooding & Co, Osenat und Aguttes auch Stände auf der Rétromobile selber und konnten dort interessante Exoten präsentieren.
Besonders der Mercedes-Simplex bei Gooding & Co fiel uns auf, aber auch die drei Pegaso bei Aguttes.
Spannend auch das Angebot an französischen Klassikern bei Osenat.
Auch günstige Autos
Wer nach den bisherigen Zeilen nun denkt, dass nur Kaufwillige mit gut gefüllten Bankkonten auf ihre Kosten kamen in Paris, den möchten wir auf den hinteren Teil der Halle 3 verweisen, wo günstigere Klassiker präsentiert werden konnten, die unter EUR 25'000 zu haben waren.
Die Vielfalt, die man hier vorfand, konnte durchaus verblüffen. Selbst für ein überschaubares Budget konnte man einen Fiat mit Spezialkarosserie (von Moretti), einen Mittelmotorsportwagen (z.B. Pontiac Fiero), ein Kultauto (z.B. Fiat 500 oder VW Golf GTI Mk1) oder einen französischen Exoten kaufen.
Und auch einen Gurgel, einen Puma oder einen Neckar konnte man da finden.
Am Schluss des Besuchs wunderte man sich, was man denn eigentlich nicht gesehen hatte und, wenn Zeit war, durchquerte man die Halle erneut.
Und fand doch tatsächlich Autos, die einem beim ersten Durchgang entgangen waren, etwa ein Porsche 917K, ein Minerva oder der monumentale Fiat 130 HP aus dem Jahr 1907. Ein Tag reichte wohl niemandem aus, um wirklich das ganze Angebot zu durchdringen …

































































































































































































































































































































































































































































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