Zum zweiten Mal fand die Retro Classics Cologne vom 15. bis 18. November 2018 in Köln statt. Die Erstausgabe vom Jahr 2017 hatte noch unter schwierigen Umständen gelitten (Stichwort Totensonntag), für 2018 hatte man ein religiös verträglicheres Datum gesorgt und zudem die Öffnungszeiten angepasst, die Dauer um einen Tag verlängert.
Heller und länger
Für die zweite Ausgabe konnten auch neue Hallen bezogen werden, womit nun 40’000 Quadratmeter helle und moderne Fläche zur Verfügung stand. “Alte Autos in neuen Hallen ist besser als umgekehrt”, meinte Karl-Ulrich Hermann an der Pressekonferenz und wies vor allem auch auf das qualitative Wachstum hin, das man für die zweite Retro Classics Cologne angestrebt habe. Auf die durchaus auch verfügbare Halle 7 habe man absichtlich verzichtet, um in den Hallen 6 und 9 ein möglichst interessantes Angebot machen zu können.
Rund 450 Aussteller zeigten über vier Tage 1500 hochwertige Fahrzeuge und allerlei Zubehör. Und stiessen bei den Besuchern auf offene Ohren. Von denen kamen vier Fünftel aus dem Umfeld von Köln (maximal 100 km Reisedistanz), während der Rest von weiter her anreiste, teilweise auch aus Benelux, Österreich, der Schweiz und Italien.
Köln als Motorenstadt
Köln sei das “Silicon Valley” des Motorenbaus, war bei der Eröffnungsansprache zu vernehmen. Tatsächlich wurde der erste Ottomotor um 1865 in der Kölner Servasgasse konstruiert und Ford wählte Köln als Standort für seine Personenwagenproduktion.
“Köln war einst ein Zentrum von Ingenieuren, die sich mit Mobilität befassten”, erklärte Horst Nordmann vom Veteranen Fahrzeug Verband e.V., der mit einer Sonderschau auf die Bedeutung von Köln als Motorenmetropole hinweisen sollte. “Hier gab es zahlreiche Automobilhersteller, und Anfang des vergangenen Jahrhunderts war die Stadt führend in Sachen E-Mobilität; noch bis 1920 fuhren sämtliche städtischen Fahrzeuge mit Strom, sogar die Feuerwehr”, ergänzte Nordmann.
Dies ist allerdings in Vergessenheit geraten, aber genau hier setzte die Sonderschau “Fahrendes Volk”, die auch auf berühmte Rennfahrer aus Köln hinwies, an.
Retro-Eleganz mit Stutz
Auffälliger als die historische Sonderschau des Fahrzeug-Verbands war allerdings eine andere, die auch deutlich mehr Raum einnahm. Rund ein Dutzend Autos der hierzulande wenig bekannten Marke Stutz wurden gezeigt. Praktisch von jeder Modellreihe, die zwischen 1970 und 1989 entstanden, konnte eine Variante gezeigt werden.
Ihnen allen gemeinsam ist und war das sicherlich eigenwillige Aussehen, das ursprünglich auf den bekannten Designer Virgil Exner zurückzuführen ist, der schon in den Sechzigerjahren begonnen hatte, sogenannten “Revival Cars” zu zeichnen. Auch beim Sutz vermischten sich Retro-Elemente mit einer moderneren Formensprache.
Die Autos der Firma “Stutz Motor Car of America” basierten auf der Technik von General-Motors-Produkten, trugen aber individuelle Karossien und waren mit viel Luxus ausgestattet, was sie richtig teuer machte. Zeitweise kostete ein Stutz mehr als ein Rolls-Royce.
Kein Wunder waren es vor allem die Schönen und Reichen, die sich solche Autos leisten konnten, etwa Elvis Presley, Frank Sinatra, Elton Jones oder Curd Jürgens. Nicht überraschend blieben auch die Stückzahlen überschaubar, rund 600 Exemplare sollen in knapp 20 Jahren entstanden sein.
Die Wagen und deren Aussehen mag nicht jedermanns Geschmack sein, einmalig war die Zusammenkunft einer derartig grossen Anzahl von Stutz Fahrzeugen in Deutschland allemal.
Ford, die tun was
Was wäre eine Kölner Automesse ohne Ford, schliesslich baut Ford bereits seit 1931 Automobile in der Stadt am Rhein. Dort wurden über die letzten Jahrzehnte auch Motoren entwickelt, zudem entstanden auch ganze Modellreihen in Köln.
Zusammen mit den Clubs konnte Ford zwei grosse Jubiläen feiern: 50 Jahre Escort und 50 Jahre RS. Entsprechend wurden neben anderen Ford-Modellen natürlich vor allem auch viele Escort-Varianten, angefangen beim Hundeknochen von 1968, sowie RS-Ausführungen, angefangen beim Ford 15M RS von 1968, zeigen.
Dass natürlich auch der Capri, teilweise entsprechend dem Motto in RS-Ausführung, nicht fehlen durfte, war auch klar. Und die beiden Ford RS200 passten natürlich auch zum Jubiläum.
Der Besucherandrang dankte den Aufwand: “An unserem Stand war es nicht selten rappelvoll, liess sich Thilo Moerke, Vorsitzender beim Ford Oldtimer- und Motorsport Club Cologne e.V. zitieren, „Ford gehört zu Köln, und deswegen waren wir hier. Wir stießen auf riesiges Interesse an unseren Fahrzeugen.”
Bereits beim Eingang wurden die Besucher von zwei Ford-Raritäten empfangen, nämlich einem Buckel-Taunus und einem Weltkugel-Taunus. Jochen Mass, der sich nie für einen guten Spruch zu schade ist, erwähnte beiläufig, dass man den Buckel-Taunus wegen seiner hohen Hinterachse damals auch einen “kackenden Hund” genannt habe.
Zwerge ganz gross
Sie nennen sich selber Zwerge, aber an der Messe in Köln kamen sie ganz gross heraus. Für die kleinhubigen Rennsportwagen vom Schlage eines NSU TT, Fiat-Abarth 695 SS, Mini Cooper Renault 5 oder Fiat 128 wurde eine ganze Startaufstellung aufgebaut.
Selbst Curbs wurden gezimmert und eine Boxenanlage mit Tankstelle.
So konnten sich die Autos der “Kampf der Zwerge”-Rennserie, die alljährlich an gut einem halben Dutzend Rennveranstaltungen für Spannung und Gaudi sorgt, richtig gut in Szene setzen.
"Einzig die grellen Motorengeräusch fehlten, um die Atmosphäre noch authentischer zu machen”, meinte Thorsten Babon, Vorsitzender des Vereins hinter den Rennsemmeln.
Die Clubs als Salz in der Suppe
Sowieso waren die Clubs einmal mehr für einige interessante Attraktionen zuständig. So zeigte der Mercedes-Pagoden-Club einen Mercedes-Benz 230 SL, der einige Jahre seines Lebens in Afrika verbracht hatte. Schon der Kauf dieser Pagode in Köln war damals keine geradlinige Sache gewesen. Den ersten Erwerbsversuch lehnte der damalige Verkäufer nämlich ab, weil der Wagen bereits verkauft sei. Falls wieder einer komme, würde er sich wieder melden. Schon am Tag darauf hätte der gute Mann dann bereits wieder angerufen. Der Käufer sei zurückgetreten, weil dessen Frau gesagt, habe, dass sie sich in dieses Auto niemals setzen würde. Der Kauf klappte als schliesslich doch und schon ein Jahr später war die Pagode in Benin, in West-Afrika.
Diesen Aufenthalt von rund anderthalb Jahren überstand sie gut, seither fährt sie in Köln umher und ist immer noch in der ersten Hand. Ein Verkauf ist bis heute kein Thema.
Damit die Afrika-Pagode auch etwas hermachte, wurden vom Club passende Accessoires, etwa ein Gorilla und ein Elefant beschafft und selbst das Standpersonal kleidete sich entsprechend tropenartig ein. Ein schönes Bild!
Einen Adler Trumpf Junior Sport sieht man schon einmal, etwa an einem Concours oder einer Oldtimer-Ausfahrt. Aber gleich drei zusammen, äusserst selten!
Doch in Köln standen sie zu dritt in Reih’ und Glied, in drei verschiedenen Farben und machten auf sich und den Adler-Club aufmerksam.
Und dies waren nun zur zwei Beispiele von Club-Ständen, aber es gab eine ganze Reihe mehr von ihnen, von Abarth bis Zastava.
Vor allem lokale Händler
Rund 1500 Autos waren an der Retro Classics Cologna gemäss Organisatoren zu sehen, die meisten davon standen natürlich bei Händlern. Diese waren vorwiegend regionaler Herkunft, aber es gab natürlich Ausnahmen.
So hatte die italienische Firma "Ruote da sogno" nach Köln gefunden und auch Arthur Bechtel, Kienle und Motorworld hatten ihren Stand aufgebaut.
Auch aus den nahen Niederlande kamen Anbieter, dafür fehlten die östlichen Nachbarn, die man noch in Berlin beobachten konnte. Preislich bewegte man sich auf gewohnt hohem Niveau, Ausschläge nach unten gab's aber genau so zu beobachen wie solche nach oben.
Nicht fehlen durften natürlich auch die modernen Klassiker, die bei der Retro Classics “NeoClassics” heissen. So gab es neben modernen Chevrolet Corvette und Porsche-Modellen u.a. auch attraktive junge BMW-Sportfahrzeuge zu sehen, also auch neuere Autos in den neuen Hallen.
Déja Vu?
Der erfahrene Messegänger, der durch die beiden grosszügigen Hallen pilgerte, ertappte sich von Zeit zu Zeit beim Gedanken “das habe ich doch so auch schon irgendwo gesehen”. Tatsächlich hätten einige der Fotos auch an einer anderen Messe entstehen können, den typischen Besucher in Köln dürfte dies aber kaum gestört haben, denn im Normalfall hatte er dieses Jahr weder Stuttgart noch Essen besucht.
Der ultimative Höhepunkt, an den man sich noch Jahre erinnern wird, der fehlte in Köln, aber das ist vielleicht auch zuviel verlangt von einer regionalen Oldtimermesse, die auch gar nicht mehr sein will. Im Kleinen fanden sich dennoch viele Trouvaillen, manchmal musste man einfach auf die Leute zugehen, um mehr dazu erfahren. Und genau dies gelingt ja bei einer regionalen Messe deutlich besser als bei den internationalen Grossveranstaltungen.
Für 2019 haben sich Hans-Ulrich und Andreas Herrmann eine Vergrösserung um eine weitere Halle vorgenommen, sie sind guter Dinge, dass die Nachfrage dies ermöglichen werde. Am 14. bis 17. November 2019 werden wir wissen, ob es geklappt hat.
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Ford Classic Cars teilte sich den großen Stand mit fünf Oldtimer Clubs, der OSI Club belegte einen eigenen Stand. Für das leibliche Wohl sorgte der beliebte Waffelstand und die Transit Kaffee Bar.
Nach dem Totensonntag Debakel im Vorjahr wurde der Termin für 2018 eine Woche vorgezogen und in zwei große Hallen verlegt. Doch da liegt der Volkstrauertag, an dem die Messe erst ab 13 Uhr öffnen durfte. Zum Ausgleich hatten die Veranstalter nun den Donnerstag als Messetag mit dazu genommen und einige Aussteller am Sonntag zum Weißwurst Frühstück geladen. Doch der zusätzliche Messetag mitten in der Woche entpuppte sich als Flop kaum jemand verirrte sich in die zudem noch schlecht ausgeschilderten Hallen. So blieb umso mehr Zeit für Fachgespräche mit anderen Ausstellern, Ford Pensionären und Journalisten. Einzig die Messeparty am Abend entschädigte mit toller Live Musik und einer bis zum Schluss rappelvoll gefüllten Tanzfläche.
Am Freitagmittag füllte sich die Messe langsam. Sogar der Focus Turnier ST-line Ausstattung war permanent umlagert und es gingen die Prospekte aus. Samstags hatte Ford für das Standpersonal die Bordsteinschwalben eingeladen, die mit leckeren Burgen nach Toresschluss und langer Wartezeit den ersten Hunger stillen konnten. Auch hier war der Andrang größer als geplant, das Kölsch war schon nach wenigen Minuten leer.
Am Sonntag hatten wir unser komplettes Streumaterial unter die Leute gebracht: Club Flyer, Ford Geschichtsposter, RS-Poster und Schlüsselbänder fanden reißenden Absatz.
Alles in Allem fällt das Resümee der zweiten Messe in Köln gespalten aus. Gefühlt war die Messe kleiner als 2017, die ursprünglich angekündigte dritte Halle war gar nicht belegt und auf vielen Flächen verirrten sich die Exponate. Echte Highlights gab es kaum zu sehen und der Teilemarkt war deutlich geschrumpft. Besonders die kleineren Aussteller beklagten sich über wenig Zuspruch und mangelnden Umsatz. Die Besucher fanden 20 Euro Eintritt plus zehn Euro Parkgebühr für das Gebotene als überhöht, der Sonntagnachmittag mit halbem Eintritt wurde aber gut angenommen. Die 50 Jahre Stutz Sonderschau sorgt für Kopfschütteln: Über Geschmack lässt sich ja streiten, aber die Fahrzeuge wurden lieblos als Lückenfülle repräsentiert.
Andere Clubs haben sich da mehr Mühe gegeben: Der Kölner Mercedes Club präsentierte sich im Afrika Thema, die Rennserie Kampf der Zwerge hatte eine Rennstrecke mit Boxengasse nachgebaut und der Veteranen-Fahrzeug-Verband zeigte für Viele unbekannte Zeugen der Kölner Kraftfahrzeuggeschichte.
Unseren Stand darf mit den Ikonen der deutschen Ford Motorsport Geschichte sicher auch als einer der besten auf der Messe gelten. Über mangelnden Zuspruch konnten wir uns sicher nicht beklagen und mehrere zu einer Club Mitgliedschaft überzeugen. Zahlreiche Gespräche über neue Projekte für 2019 wurden geführt, auch deshalb sind wir 2019 bestimmt wieder mit dabei.