Eine Winter-Rallye ohne Schnee ist wie Weihnachten ohne Christbaum. Doch vom 3. bis 5. Januar 2019 wurde die Planai-Classic von Frau Holle so richtig verwöhnt. Derartig viel Schnee gibt es nur noch ganz selten zu sehen und auf allen Autobahnen von München bis nach Wien herrschte das nackte Chaos.
Hans Joachim Stuck, der Topstar im Feld sagte: „"Ich bin schon viel gefahren, aber sowas habe ich noch nie erlebt, das war Autofahren im Grenzbereich der Vergangenheit..." Wenn das schon mal ein Vollprofi sagt, na dann Prost.
Schnee, Wind und kaum Sicht
Die Rallye startete schon am Donnerstag spät nachmittags in Richtung Dachstein bei starkem Schneefall. Windböen verwehten den Schnee so stark, dass die Sicht teilweise auf unter Null sank, tiefer sogar als die Aussentemperatur.
Da half nur noch eines: An Ort und Stelle stoppen, Warnblinker einschalten und zuwarten, bis die Augen die seitlichen Holzpfosten mit der dazwischenliegenden komplett zugewehten Strasse wieder sehen konnten.
Räumfahrzeuge waren Tag und Nacht unterwegs und nur so war es überhaupt möglich all die Strassen zu befahren. die Dachsteinstrasse wurde nur dreissig Minuten vor dem ersten Starter mit 2 grossen Fahrzeugen, einmal rauf und einmal runter, freigeräumt. Gut für die Rallyeteilnehmer, schlecht für die Fotografen, da es nach der Räumung keine Parkmöglichkeiten links oder rechts der Strasse mehr gab.
Fritz Müller im Porsche 914/6 unterwegs, verglich seine Fahrt mit einer Himalaya-Expedition mit Schneesturm.
Es geht auch ohne Allrad und optimale Gewichtsverteilung
Normalerweise war es die letzten Jahre immer mit einem schneereichen Tag beendet, doch diesmal nahm der Schneefall kein Ende und hielt weit über die drei Rallye-Tage an.
Ein Team überragte einmal mehr alle anderen Teilnehmer. Alexander Deopito und sein Sohn Florian sind bereits seit längerem in der österreichischen Oldtimerszene das Maß aller Dinge. In einem eigentlich nicht ganz optimalen Winterauto, dem Mercedes-Benz 350 SLC liessen sie alle anderen stehen und gewannen am Ende mit 3781 Punkten mit einem Vorsprung von rund 1000 Punkten auf den zweitplatzierten Alfa Romeo.
Flachländer auf dem Podest
Dass ein Österreicher in den Bergen, noch dazu mit viel Schnee, gewinnt, ist eigentlich logisch. Wie aber schafft es ein Holländer mit einem Italiener auf den zweiten Platz. Michael und Nico Koel liessen mit der Giulia Super nichts anbrennen und holten die Silbermedaille. Dieser zweite Platz eines Flachländers, der höchste Berg in den Niederlanden misst gerade einmal 322 Meter, müsste eigentlich noch viel höher eingestuft werden als der Sieg des Österreichers. Wann fuhr je ein Niederländer bei einem Skirennen auf’s "Stockerl"? Auch das gab es doch tatsächlich, wenn auch nicht unter die ersten Drei.
"Die Weltcupabfahrt in Gröden 2013 hat das Leben von Marvin van Heek nachhaltig verändert. Der 21 Jahre alte Holländer profitierte im Dezember 2012 vom Wetterchaos auf der «Saslong» und fuhr sensationell auf Platz 8. Zum zweiten Mal nach Harald de Man 1998 im Super-G gewann ein Skirennfahrer aus dem Tulpenland Weltcuppunkte", so konnte man am 18. Januar 2013 in der Berner Zeitung lesen.
Um all den Holländern gerecht zu werden übersetzen wir die Worte des strahlenden Siegers Alexander Deopito: "Deze Planai Classic was het zwaarste evenement dat ik ooit gereden heb. We kwamen allemaal aan onze grenzen met het uithoudingsvermogen en de concentratie. De voortdurende stress met het winterse weer was slopend!"
Auf gut deutsch meinte er: Diese Planai-Classic war die schwierigste Veranstaltung, die ich je gefahren bin. Wir waren alle am Limit mit der Ausdauer und der Konzentration. Der permanente Stress mit dem Winterwetter hat uns ausgehöhlt!“
Kaum Unfälle
Trotz äusserst schwierigen Bedingungen geschah der erste Unfall der Rallye nicht im, sondern neben dem Wagen und zwar bei der Sonderprüfung auf dem Flugplatz Niederöblarn. Dort rutschte ein Teilnehmer auf dem eisglatten Boden aus und viel derartig unglücklich zu Boden, dass er mit dem Rettungswagen ins Spital gefahren werden musste.
Zum Schluss der Rallye bei der dritten und letzten Sonderprüfung von der Kessleralm hinauf auf die Planai verlor das deutsche Team Martin Krisam/Uli Barnewitz bei schlechter Sicht mit ihrem Sunbeam Tiger den Kontakt zur Strasse und rutschte den Abhang hinunter. Die Insassen blieben unverletzt, nur das Auto musste von der Feuerwehr geborgen werden, was zum Abbruch des dritten Laufes der Planai Bergprüfung führte.
Reduzierte Durchschnittsgeschwindigkeiten
Während der Rallye wurde der vorgeschriebene Schnitt von 40 auf 35 km/h reduziert, da es im Otto-Normal-Verkehr für alle schlichtweg unmöglich war, den geplanten Schnitt einzuhalten. "Ich war echt froh, über diese Schnitt-Reduzierung, denn auf manchen Streckenteilen konnte man nicht einmal 35 km/h Schnitte halten", sagte der Gesamtsieger Alexander Deopito.
Christian Clerici, auf einem Volvo P1800 unterwegs, wollte sich bei Strietzel Stuck im VW-Käfer von der Wolfsburger Klassik-Abteilung anhängen, "bis ich draufkam, warum Stuck einst Formel-1-Pilot gewesen ist..."
Es war immer wieder beeindruckend zu sehen wie die Rallyeteilnehmer mit Autos, weit unter dem heutigen Standart, besser und sicherer unterwegs waren als der gesamte Touristenverkehr (vollgestopft mit Elektronik).
Wie damals
Fritz Müller sagte, was wir wohl alle dachten: "Die nächtliche Sonderprüfung von Ramsau nach Filzmoos, erinnerte mich an meine Kindheit, speziell die hohen Schneewände! Dort fährt man in Einsamkeit in einer Traumgegend und freut sich über die Tatsache, dass es doch noch richtige Winter gibt…"
Auch die Freude der Kinder an den enormen Schneemengen war riesig. Sie rutschten überall runter und tummelten sich im hohen Schnee.
Die wahren Helden
Ein ganz grosser Dank gebührt den beiden Veranstaltern Helmut Zwickl und Michael Glöckner, sie schafften es mit all ihren Helfern die Rallye unter diesen Extrembedingungen durchzuziehen. Aber wie beide zum Abschluss sagten, waren diesmal nicht die Fahrer die Helden, sondern die vielen Helfer vom Strassenverkehrsamt, sowie Zeitnehmer, Techniker, Mechaniker, die bei diesem Sauwetter den ganzen Spaß überhaupt erst ermöglichten!
Seitens der Fahrer waren sich alle einig: ….es war mit Abstand die beste Planai-Classic, vielleicht sogar für immer. Die Sonderprüfungen auf den tief verschneiten Nebenstrassen, grösstenteils in der Nacht, waren absolut traumhaft. Wir alle hatten mit unseren Fahrzeugen mehr oder weniger zu kämpfen, aber jetzt sind wir überglücklich. Ein grosses Lob an alle die bei dieser Veranstaltung mitgearbeitet haben und uns diese unvergesslichen Tage möglich machten. Vielen Dank!
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