Winter-Rallyes haben ihre eigene Dynamik und fordern von Fahrzeugen und Besatzung das Maximum. Da macht die Planai-Classic keine Ausnahme, denn mit der Baujahrbeschränkung auf 1972 und älter ist sichergestellt, dass weder ABS noch Elektronik, weder Xenon-Licht noch ESP beim Fahren auf verschneiten oder vereisten Strassen bei Tag und Nacht helfen.
Und für die beiden ganz Unentwegten, die sich im offenen Vorkriegs-Rennwagen in den Schnee wagen, macht nicht einmal eine Heizung oder irgendwelche Servounterstützung das Fahren einfach.
Harte Bedingungen
Und die Witterung macht die Rallye noch härter als in anderen Jahren. Am Flugplatz Niederöblarn liegen 20 Zentimeter Schnee – der muss geräumt werden. Die Dachstein-Mautstraße bedeckt eine durchgehende Schneefahrbahn. Auf den Sonderprüfungen im Ennstal und den Seitentälern herrscht tiefster Winter – das hat es in den letzten Jahre nicht gegeben.
Ohne Spike-Reifen tun sich die Oldtimer schwer. Auch die Batterien sind gefordert: In der Nacht sinken die Temperaturen zum Teil bis auf minus 15 Grad. Der 40er-Schnitt wird bei diesen Bedingungen zur Herausforderung. Rutschen und Driften ist schön, doch zu viel Schlupf verfälscht die Wegstrecken-Messung, auf der das ganze System des Gleichmäßigkeits-Bewerbs basiert.
Vor der Rallye die technische Abnahme
Bevor die Teilnehmer sich in das Abenteuer Planai-Classic 2015 stürzen, müssen die Fahrzeuge zur technischen Abnahme.
Da die Teilnehmer der Planai-Classic auf ihrem Weg durch die malerische Winterlandschaft der Region Schladming/Dachstein auch im regulären Straßenverkehr unterwegs sind, werden auch Blinker, Lichter und natürlich die Bereifung einer Hör- und Sehprobe unterzogen. Danach kümmern sich die technische Kommissäre Huber und Steinbacher um die Montage und Überprüfung der Wegstreckenzähler (Halda).
Diese Wegstreckenzähler funktionieren rein mechanisch und werden über die Tachowelle angetrieben. Nach dem Einbau müssen die Halda noch auf einer festgelegten Referenzstrecke geeicht werden, um einen reibungslosen und vor allem genauen Messbetrieb zu gewährleisten.
Rallye-Europameister Andreas Aigner musste bereits vor dem Start der Planai-Classic 2015 umdisponieren. Der Tatra 603, mit dem Aigner eigentlich die Rallye in Angriff nehmen wollte verweigert seinen Dienst. Darum wird Aigner mit einem Volvo P1800 Coupé aus dem Fundus von Ernst Harrach an den Start gehen.
Die Bedingungen selektieren
Gestartet wird die Planai-Classic 2015 mit einer Sonderprüfung rund um das Schloss Pichlarn.
Am Folgetag geht es auf die Trabrennbahn Gröbming. Strahlender Sonnenschein und milde Temperaturen lockten viele Zuseher an, um die Besatzungen der Oldtimer zu bewundern, wenn diese ihre Boliden „artgerecht“, sprich im Drift um das Oval zirkeln.
Wie schon am Vorabend haben Ingrid Corsmann und Thomas Voglar mit ihrem VW 1302 S die Nase vorne. 64 Punkte sicherten den Sieg auf der Trabrennbahn vor Franz Brachinger und Gottfried Sommerauer auf einem BMW 2002 tii (77 Punkte). Den dritten Platz belegten Erich Landerl und Gilbert Ragowsky auf einem Volvo 123GT (129 Punkte) vor Thomas Matzelberger und Martin Rettenbacher auf einem MG A Coupé (136 Punkte).
Andreas Aigner und Ulrike Glöckner können die Sonderprüfungen auf der Trabrennbahn auf dem 17. Rang beenden, Franz Wittmann und Alberto Doma haben einen „Denkfehler“ zu beklagen und beenden die SP auf dem 25. Rang.
Regen, Schnee und Sonnenschein
Der zweite Tag der Planai-Classic 2015 fordert den Piloten und Fahrzeugen alles ab, bedingt durch die widrigen Wetterbedingungen. Regen, Schneefall und Sonnenschein wechseln sich am Nachmittag ständig ab und verändern die Fahrbahn dementsprechend
Aufgrund dieser Wetterkapriolen muss die Stoderzinken Bergwertung abgesagt werden, da die Straße nicht mehr befahrbar ist.
Normalerweise ziehen Rennfahrer ein langes Gesicht, wenn eine Absage ins Haus steht, doch diesmal zeigen sich auch alteingesessene Planai-Classic-Piloten wie Pius Weckerle dankbar. „Ich bin schon oft bei der Planai-Classic gestartet, aber so ein Wetter gab es noch nie.“
Viel Action auch im Prolog: Christian Clerici und Peter Rossmanith müssen ohne Scheibenwischer an ihrem Porsche zurechtkommen. Franz Wittmann und Alberto Dona halten an und helfen einem festgefahrenen Teilnehmer. „Wir sind stehengeblieben und haben ihn rausgezogen. Ich kann ihn doch nicht dort stehen lassen.“
Am meisten zu leiden hatten die beiden Vorkriegs-Besatzungen in ihren offenen Wagen, Johann Kofler in seinem Sunbeam Supersport (1930) und Carlo Hasenöhrl mit seinem Austin 7 Single Seater (1936). Doch auch sie erreichen das Ziel in Gröbming und werden von den Zusehern mit einem kräftigen Applaus begrüßt.
Auf den Prüfungen Moosheim (6-9) kann Franz Wittmann mit nur 37 Strafpunkten Boden gutmachen, auf der Prüfung am Flugplatz Niederöblarn gibt Andreas Aigner im Volvo P1800 sein Bestes und schafft 0 Strafpunkte.
Auf der Prüfung „Dachstein Bergauf“ sammeln Pius Weckerle und Otmar Schlager (Porsche 911) die wenigsten Punkte, bergab schaffen dies Peter Kapeller und Beat Sutter mit ihrem Volvo PV544 aus der Schweiz.
In der Gesamtwertung führen nach dem zweiten Tag Güter Schwarzbauer und Erich Hemmelmayer (1555 Punkte) im Datsun 240Z das Feld und auch die Epoche 3 (Baujahre 1965-1972) an. Die Planai-Classic-Veteranen Pius Weckerle und Otmar Schlager (1684 Punkte) belegen mit ihrem Porsche 911 den zweiten Rang vor Ingrid Corsmann und Thomas Voglar (2120 Punkte) im VW 1302 S.
Auf Platz vier folgen Werner Fessl und Peter Schöggl (2308 Punkte) im Fiat Abarth, gefolgt von Franz Brachinger und Gottfried Sommerauer (2581 Punkte) im BMW 2002 tii. Franz Wittmann und Alberto Dona (2976 Punkte) belegen den sechsten Gesamtrang. Die Führenden der Epoche 2 (Fzg. Baujahre 1950-1964) folgen auf dem siebenten Rang: Thomas Matzelberger und Martin Rettenbacher (3246 Punkte) auf einem MG A Coupé.
Andreas Aigner und Ulrike Glöckner folgen auf Platz zehn, Rauno Aaltonen und Helmut Artacker auf dem zwölften Rang. Carlo Hasenöhrl findet sich auf dem 30. Gesamtrang wieder und führt somit die Kategorie 1 (Fzg. bis Baujahr 1949) an. Johann Kofler folgt ihm auf dem 32. Gesamtrang.
Und dann noch ein Sturmtief
Die Planai-Classic 2015 wird so manchem Teilnehmer länger in Erinnerung bleiben. Nach dem Regen und Schneefall die Straßen bereits an den ersten beiden Tagen teils nicht mehr passierbar machten, erhöht am dritten Tag ein Sturmtief den Schwierigkeitsgrad.
Doch die Teilnehmer der Planai-Classic trotzen auch diesen widrigen Umständen, es ist und bleibt eine echte Winter-Rallye, mit all ihren Tücken und Herausforderungen. Die erste Prüfung des letzten Tages findet traditionell auf dem Flugfeld Niederöblarn statt.
In der Gesamtwertung können Pius Weckerle und Otmar Schlager (Porsche 911, 1888 Punkte) die Führung vor Günter Schwarzbauer und Erich Hemmelmayer im Datsun 240Z (1958 Punkte) übernehmen. Auf Rang drei finden sich vor der Planai Bergprüfung Ingrid Corsmann und Thomas Voglar im VW 1302 mit 2190 Punkten.
Schlussprüfung in Ketten
Mit der Planai Bergprüfung steht der letzte Akt auf dem Programm und Rallyelegende Rauno Aaltonen kündigte schon in Niederöblarn an, zum ersten Mal in seiner langen Karriere in Österreich Schneeketten zu verwenden: „Bis jetzt habe ich Ketten nur als Anfahrtshilfe im Schlamm von Kenia und Nairobi verwendet.“
Am besten kamen Günter Schwarzbauer und Erich Hemmelmayer (gesamt 2547 Punkte) im Datsun 240Z mit den widrigen Bedingungen zurecht. Sie erobern sich auf der Etappe zur Planai Bergprüfung die Führung von Pius Weckerle im Porsche zurück. Natürlich bedeutet der Gesamtsieg auch den Sieg in der Epoche 3.
Den zweiten Platz sichern sich Ingrid Corsmann und Thomas Voglar (3014 Punkte) im VW 1302. Die beiden haben sich von Beginn an im Spitzenfeld befunden und können ihre großartige Platzierung bis in das Ziel halten.
Den dritten Platz der Gesamtwertung erkämpfen sich Franz Brachinger und Gottfried Sommerauer (3084 Punkte) in einem BMW 2002 tii. Um den Erfolg sicherzustellen, hat Brachinger auf Traktion gesetzt und kurzerhand eine Kiste mit 50 Kilogramm Nägeln und drei Flaschen Mineralwasser in den Kofferraum seines BMW verfrachtet.
Werner Fessl und Peter Schöggl (Fiat 124 Abarth) belegen den vierten Rang vor Pius Weckerle und Otmar Schlager im Porsche 911. Rallye-Altmeister Franz Wittmann und Alberto Dona (Porsche 911 T Coupé) konnten bis auf den sechsten Platz vorfahren. Wittmann meint im Ziel: „Die alten Männer hier fahren ganz schön schnell, jetzt bin ich auch ein alter Mann.“
Die Top-Ten komplettieren Thomas Matzelberger mit Copilot Martin Rettenbacher (MG A Coupé/Sieger Epoche 2), Michael Haberl und Sebastian Haberl, ebenfalls auf einem Porsche 911. Die Plätze neun und zehn sicherten sich Rauno Aaltonen im Mini Cooper und Andreas Aigner im Volvo P1800. Christian Clerici und Peter Rossmanith (Porsche 911) fahren auf dem 16. Gesamtrang vor Rudi Roubinek und Günther Schrems im Volvo 142 ein.
Die Vorkriegs-Helden
Unvorstellbare Strapazen nehmen die beiden Piloten der Epoche 1 auf sich. Johann Kofler im Sunbeam Supersport und Carlo Hasenöhrl im Austin 7 Single Seater Special fahren die Planai-Classic 2015 mit einem „unverlöteten“ Wagen, also ohne schützendes Dach und ohne Copilot.
Trotz dieser erschwerenden Umstände schlagen sich die beiden wacker und wurden von den Zusehern mit kräftigem Applaus empfangen. Kofler belegt den 27. Gesamtrang, Hasenöhrl folgt auf dem 29. Platz.
Und die Skifahrer?
Hans Knauss schafft im Rahmen der Kombinationswertung der Planai-Classic im WM-Park das Unmögliche. Es gelingt ihm, zwei Läufe auf dem WM-Hang der Planai mit identischer Zeit zu fahren und so mit dem Siegerteam der Autowertung, Günter Schwarzbauer und Erich Hemmelmayer, die Kombi-Wertung zu gewinnen.
Mitveranstalter Helmut Zwickl meint zum Schluss: „Dieses war pures Autofahren. Die Formel 1 ist nicht alles. Hier sieht man, dass man auch mit 60 Jahre alten Autos unter extremen Bedingungen am Limit fahren kann.”
Ergebnisse der Planai Classic 2015 im Detail
Rang | Start-Nr | Klasse | Fahrzeug | Jahr | Nation | Strafpunkte |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 39 | 3 | Datsun 240Z | 1972 | A | 2547 |
2 | 42 | 3 | VW 1302S | 1972 | A | 3014 |
3 | 41 | 3 | BMW 2002 Tii | 1972 | A | 3084 |
4 | 38 | 3 | Fiat Abarth | 1972 | A | 3275 |
5 | 26 | 3 | Porsche 914/6 | 1969 | A | 3306 |
6 | 37 | 3 | Porsche 911 T Coupé | 1972 | A | 4282 |
7 | 5 | 2 | MG A Coupé | 1957 | A | 4366 |
8 | 17 | 3 | Porsche 911 | 1965 | A | 5431 |
9 | 36 | 3 | Mini Cooper | 1972 | FIN/A | 5571 |
10 | 14 | 3 | Volvo P 1800 | 1966 | A | 5574 |
11 | 15 | 2 | Austin Mini Cooper S | 1964 | A | 5802 |
12 | 24 | 3 | Volvo 123 GT | 1968 | A | 6193 |
13 | 6 | 2 | VW 11 Luxus | 1957 | A | 6248 |
14 | 3 | 2 | VW Käfer Mille Miglia | 1954 | D | 8111 |
15 | 25 | 3 | VW Käfer | 1968 | A | 9201 |
16 | 33 | 3 | Porsche 911 T Coupé | 1971 | A | 9342 |
17 | 21 | 3 | Volvo 142 | 1968 | A | 10024 |
18 | 32 | 3 | Lancia Flavia Coupé | 1970 | D | 12215 |
19 | 22 | 3 | VW Käfer Cabrio | 1968 | A | 12408 |
20 | 29 | 3 | Volvo 123S | 1970 | A | 12953 |
21 | 35 | 3 | Ford Escort RS 2000 | 1972 | A | 13913 |
22 | 9 | 2 | Volvo PV544 | 1960 | CH | 14273 |
23 | 40 | 3 | VW Käfer 1303S | 1972 | A | 14312 |
24 | 8 | 2 | Porsche 356B Coupe | 1959 | A | 14546 |
25 | 23 | 3 | Volvo Amazon P122 S | 1968 | D | 15665 |
26 | 7 | 2 | VW Käfer | 1958 | A | 16632 |
27 | 1 | 1 | Sunbeam Supersport | 1930 | A | 16932 |
28 | 18 | 3 | Volvo PV 544 S | 1966 | S | 17174 |
29 | 2 | 1 | Austin 7 Single Seater Special | 1936 | A | 17506 |
30 | 11 | 2 | Ford 17M P3 | 1961 | D | 17693 |
31 | 10 | 2 | MG A Coupé | 1961 | D | 18114 |
32 | 12 | 2 | Land Rover Serie 2a Station | 1962 | A | 18140 |
33 | 19 | 3 | Volvo Amazon GT | 1962 | D | 18147 |
34 | 16 | 3 | MG B Roadster | 1965 | GB | 18519 |
35 | 20 | 3 | BMW 2000 Ti | 1962 | D | 19204 |
36 | 31 | 5 | Lancia Fulvia Coupé Zagato | 1971 | F | 21278 |
37 | 4 | 2 | Austin A30 | 1956 | A | 22015 |
38 | 28 | 3 | Maserati Indy | 1970 | A | 22229 |
39 | 43 | 3 | Mini 1000 | 1972 | A | 25838 |
40 | 30 | 3 | VW Käfer 1302 S | 1970 | A | 38071 |