Bereits zum vierten Mal fand vom 20. bis 24. Juni 2018 die Passione Caracciola statt. Ihren Namen erhielt sie in Erinnerung an den berühmten deutschen Rennfahrer Caracciola. Ausgerichtet ist die Gleichmässigkeitsrallye auf anspruchsvolle Oldtimerbesitzer, die es gerne gediegen haben, aber vor fahrerischen Herausforderungen nicht zurückschrecken.
Viele Sterne, aber nicht nur
“Presenting Sponsor” der Rallye ist Mercedes-Benz und dies war dem Startfeld auch anzustehen. Gut die Hälfte der Teilnehmerfahrzeuge setzte sich nämlich aus sportlichen Modellen mit Stern zusammen, angefangen beim 300 SL Flügeltürer und bis zum 300 SE oder auch 220 Cabriolet. Dass sich naturgemäss auch viele Pagoden daruntermischten, versteht sich von selber.
Doch wer nun einen Einheitsbreit vermutet hätte, sah sich beim genaueren Studium der Teilnehmerliste oder beim Zuschauen vom Strassenrand aus eines Besseren belehrt.
Unter die Sterne mischte sich eine interessante Auswahl an raren und besonderen Klassikern, etwa ein Ermini 1100 Sport, der mit seinem sonoren Auspuffklang schon beim Zuschauen Spass macht.
An eleganten Fahrzeugen fehlte es auch nicht, genannt seien etwa der hellblau-métallic-gespritzte Citroën SM oder der Maserati Indy.
Auch an PS-Potenz war kein Mangel, wie der Ferrari 365 GTB/4 Daytona oder der Dodge Polara demonstrierten.
Dazu gesellten sich weitere Sportwagen der Fünfziger- bis Siebzigerjahre, etwa der Fiat Otto Vu (8V) mit Rappi-Karosserie, der Triumph TR3A oder der Lancia Flaminia als Touring Coupé.
Und auch die anderen deutschen Hersteller waren vertreten, BMW mit einem 3200 CS, Porsche mit zwei Porsche 356 und einem 911er.
Erwähnt werden sollte unbedingt noch der frühe Aston Martin DB2 von 1952 und der einzige Vorkriegsklassiker, ein Fiat 508 C von 1937, der es allerdings nicht mehr in die Schlusswertung schaffte.
Auf den Spuren Rudi Caracciolas
Die Streckenführung war 2018 eine fast rein schweizerische Angelegenheit, wenn man den kurzen Abstecher nach Italien am letzten Fahrtag auf der Seite lässt. Gestartet wurde in Genf, dann gings dem schönen Genfersee entlang und via Château-d'Oex nach Interlaken.
Der zweite Tag führte den Tross via den Brünig und einem Zwischenhalt auf dem Bürgenstock über den Klausenpass und den Kerenzerberg nach Bad Ragaz.
Zwar befuhren die Rallye-Teilnehmer den Klausenpass in umgekehrter Richtung als es Rudi Caracciola bei seinen sechs Siegen zwischen 1924 und 1930 getan hatte, aber sie kriegten die fahrerischen Herausforderungen, denen sich der deutsche Rennfahrer stellen musste, sicherlich mit.
Am Samstag leitete das Roadbook die Teilnehmer via Splügen und Maloja nach St. Moritz, wo die Rallye ausklang.
Gaumenfreuden, aber anders
Genau so wichtig wie die Fahrstrecken und die Sonderprüfungen war Gastgeber Paolo Spalluto und seinem Team einmal mehr das Kulinarische und Gastronomische rund um die Mehrtagesfahrt. Als Beispiel mag hier die “Weinblindverkostung” am Freitag Abend in Bad Ragaz dienen.
Vorkoster war der international bekannte Sommelier Paolo Basso, der nicht nur der Air France zu erlesenen Tropfen verhilft, sondern auch eigene Weine erzeugt. Jeder Teilnehmer erhielt sechs Gläser mit Rotwein und durfte diese unter fachkundiger Obhut zu identifizieren versuchen. Weil dies für Laien nur schwer möglich ist, half Basso mit seinen Kommentaren zu den einzelnen Weinen, die, wie man erfahren konnte, in zwei Fällen aus der Schweiz, in drei aus Italien und in einem Fall aus Frankreich stammten. Die Erläuterungen des Sommeliers waren sehr aufschlussreich und dass die Geschmäcker sehr verschieden sind, zeigte das Voting, welcher Wein denn nun am besten munde, am Schluss. Die Italiener hatten zwar die Nase vorn, aber eindeutig war das Ergebnis bei weitem nicht.
Exklusiv und intim
Natürlich gab es in den Erstklasshäusern, in denen genächtigt wurde, erlesene Abendessen und vorzügliche Frühstücke zu geniessen. Dies dienten aber nicht nur zur leiblichen Verführung, sondern auch als Anlass, um mit den anderen Rallye-Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Schon manches Geschäft sei im Rahmen einer Passione-Rallye eingefädelt worden, erzählte Paolo Spalluto stolz. Interessante Leute zusammenzubringen und ihnen ein Erlebnis mit hohem Erinnerungswert, wozu 2018 auch eine Go-Kart-Fahrt gehörte, zu verschaffen, dies sei seine Passion.
Natürlich auch Sieger
Natürlich wurden auch Zeiten gestoppt und Strafpunkte notiert.
Am besten schlugen sich dabei Marc Uwe und Anne Cathrin Fischer in ihrem Porsche 356 A Convertible von 1959, gefolgt von Michael Dutsch und Marc Heikaus im Mercedes-Benz 220 Cabriolet von 1958.
Dritte wurden Urs und Susanne Müller im Aston Martin DB2.
Den Gruppensieg bei den Autos bis Jahrgang 1970 holten sich Jürgen und Maik Wurster im Mercedes-Benz 280 SL von 1970, bei den jüngsten Autos gewannen Frank und Nadja Rickert im Mercedes-Benz 280 SE Cabriolet von 1971.
Beste Bedingungen
Das vermutlich bleibendste Erlebnis aus der vierten Passione Caracciola aber waren vermutlich die Fahrten über atemberaubende Passstrassen, wozu sicherlich die über den Klausen dazu gehört.
Bei schönem Wetter, aber nicht zu hohen Temperaturen liess sich das Alpenpanorama sicherlich ganz besonders gut geniessen.