1978 wurde erstmals ein Oldtimer- und Teilemarkt für die Region Zürich organisiert, er fand damals in den VBZ-Werkstätten in Zürich-Altstetten statt. Nach 32 Jahren standen diese Räume aber nicht mehr zur Verfügung und nach einem Jahr Pause empfing die Oldtimermesse ihre Besucher erstmals in Winterthur in den Eulachhallen.
Wiederum ein Jahr später wechselte der Organisator, fortan übernahm Pierino Keller das Zepter und begann, dem etwas eingeschlafenen Anlass neues Leben einzuhauchen. Die Jahre ab 2013 waren von stetem Wachstum geprägt, am 12. und 13. November 2016 konnten erstmals beide Hallen genutzt werden, was deutlich grosszügigere Platzverhältnisse bedeutete.
Wetter besser als befürchtet
Eigentlich sollte man meinen, dass Veranstaltungen, die in Hallen stattfinden, kaum wetterabhängig sind, doch dies ist gerade bei Oldtimermessen anders. Wenn das Wetter nochmals zur Ausfahrt im alten Auto einlädt, dann nutzt mancher Oldtimerbesitzer die Fahrt zu einem Ausflug an die Messe, zumal ja in Winterthur für alte Autos kostenlose Parkplätze vor den Hallen angeboten werden.
Entsprechend sorgenvoll verfolgte Pierino Keller die Wettervorhersagen, die wenig gutes verhiessen. Doch es kam deutlich besser als erwartet, am Samstag schien sogar über weite Strecken die Sonne. Entsprechend fuhren denn auch viele Besucher im Oldtimer ein, nur der “Trunk Sale”, also der Markt auf den Parkplätzen aus dem Kofferraum heraus, litt wohl unter den schlechten Vorhersagen, schliesslich ist draussen verkaufen bei schlechtem Wetter wenig ergiebig.
Die BMW des Max Heidegger
Hauptattraktion in der Halle 1 war die Heidegger-Sonderschau. Max Heidegger eröffnete bereits im Sommer 1962 eine Garage in Triesen (Fürstentum Liechtenstein). Neben seiner Arbeit mit Simca- und Jaguar-Fahrzeugen fügte er seiner Unternehmung schon bald eine BMW-Vertretung hinzu. International wurde er vor allem durch seine leistungsgesteigerten Motoren und Fahrzeuge bekannt, so entstanden bei ihm etwa die BMW 530 Heidegger, die ähnliche wie Alpina-Fahrzeuge Wölfe im Schafspelz waren. Folgerichtig wurde Heidegger dann im Jahr 1978 auch Importeur für die Alpina-BMW-Fahrzeuge.
Neben dem Vertrieb und dem Tuning von Strassenfahrzeugen, etablierte sich Heidegger auch als erfolgreicher Rennmotorenbauer. Unzählige Formel-2-, Formel-Super-V-, Sportwagen- und Tourenwagen-Motoren verliessen seine Werkstatt und sorgten für unzählige Erfolge auf den Rennstrecken rund um die Welt. 1981 konstruierte Max Heidegger sogar einen Formel-1-Motor. 1992 übergab er das Geschäft schliesslich seinen Söhnen.
Aus seinem reichhaltigen Schaffen konnten in Winterthur sieben komplette Fahrzeuge und einige Motoren gezeigt werden. Die heissen Gruppe-5-BMW 320 sorgten für leuchtende Augen bei den kleinen und grossen Besuchern, während die eher unauffälligen Strassenfahrzeuge vor allem die Technik-Nostalgiker (immerhin leistete der BMW 530 Heidegger von 1975 230 DIN-PS bei 6750 U/min und verfügte über ein ZF-Fünfganggetriebe) erfreuten.
Kleine Autos, grosse Autos
Einmal mehr waren die kleinsten Autos für viele Besucher die Grössten. Das Autohaus Eberhart Classic hatte ihren Stand den Kleinstautos der Fünfziger- und Sechzigerjahre gewidmet. So gab es etwa einen BMW 700, eine BMW Isetta 300, ein Vespa 400 Mobil und einen Kleinschnittger F125 zu sehen, auch ein NSU Wankel Spider sorgte für Aufmerksam.
Allerdings konnte man anderswo auch deutlich grössere Fahrzeuge bewundern, etwa VW-Bus-Varianten aus verschiedenen Baureihen, eine majestätische Rolls-Royce-Limousine oder Amerikanerwagen.
Eine Schweizer Tradition - der Migros-Wagen
Fast schon vergessen sind die Migros-Wagen, die vor Jahrzehnten als fahrende Detailhandelsgeschäfte durch die Schweiz zogen. Das war eine Zeit, als der Laden noch zu den Leuten kam, anstatt die Käufer ins Einkaufszentrum zu lotsen.
Einer dieser fahrenden Migros-Läden aus dem Jahr 1986 war in Winterthur zu bewundern, komplett ausstaffiert mit Migros-Produkten. Da staunte mancher, wie eng es in dem doch grosse Lastwagen zuging, der Einkauf hatte im Gänsemarsch zu erfolgen.
Schade, dass man nicht die Produkte von damals in die Regale füllte, das wäre dann noch nostalgischer gewesen.
Teile, Bücher, usw. …
Wie es sich für einen Oldtimer- und Teilemarkt gehört, gab es natürlich auch Teile, Bücher, Magazine und Zubehör aller Art zu kaufen.
Beim Schlendern durch die verschiedenen Marktstände gab es manche Trouvaillen zu entdecken, die man nicht jeden Tag sieht. Oder wann hat man schon zum letzten Mal die Formel-3-Memoiren des Jürg Dubler in Buchform erblickt?
… und viele gute Gespräche …
Für viele der Besucher stand allerdings nicht der Kauf im Vordergrund, sondern Kameradschaft und Gespräche mit Leuten, die man vielleicht das ganze Jahr hindurch nie getroffen hatte.
… bei Wurst und Kuchen
Und schliesslich musste niemand Hunger haben, für eine umfangreiche Gastronomie war gesorgt, neben den traditionellen Würsten gab es auch üppige Schwarzwäldertorten und allerlei andere Schleckereien und auch gegen den Durst konnte natürlich Abhilfe geschaffen werden, zum Beispiel am sympathischen Stand der Traction-Avant-Freunde.
So blickte man denn in Winterthur vornehmend in zufriedene Mienen, auch die Anbieter zeigten sich positiv und freuten sich über die vielen Gespräche, die sie mit potentiellen Kunden führen konnten. Ziel erreicht!