Die Oldtimermesse in Friedrichshafen war schon immer etwas anders als andere Veranstaltungen dieser Art. Einerseits findet sich im Wonne-Monat Mai statt, andererseits ist man bestrebt, Unterhaltung für die ganze Familie zu bieten.
Aber auch die Motorworld Classics Bodensee musste sich nach zwei wegen Corona ausgefallenen Messen zuerst wieder neu erfinden. Die Vorzeichen waren schon besser, das Wetter auch. Am Freitag war’s zwar nur sporadisch nass, am Samstag dafür häufiger, trockenere Witterung stellte sich erst für den Sonntag ein. Und das Wetter ist für die Friedrichshafener Messe essentiell, denn einerseits dürfen Besucher-Oldtimer zwischen den Hallen parken und damit die Ausstellung sozusagen bereichern, andererseits bilden die Demofahrten hinter den A-Hallen einen wichtigen Teil des Gesamtangebots.
Das Publikum liess sich allerdings zwischen dem 6. und 8. Mai 2022 vom wechselhaften Wetter nicht abschrecken, 31’300 Besucher wurden von der Messeorganisation an den drei Tagen gezählt. Am Freitag wirkte die Ausstellung noch luftiger, am Wochenende füllten sich die Hallen deutlich mehr.
Mehr Platz für Clubs
Auch in den elf Messehallen in Friedrichshafen herrschte in der Vergangenheit schön mehr Gedränge. Auffallend war das relativ übersichtliche Angebot an Händlern. In die Bresche schlugen sich die Clubs rund um Mercedes-Benz, Audi/NSU, Porsche und BMW, die die grosszügig zugeteilte Fläche gut zu nutzen wussten und viele spannende Fahrzeuge an den Bodensee brachten.
So konnte man bei den Audi- und NSU-Clubs etwa das ganze Spektrum vom kleinen NSU Prinz, über den NSU Ro 80 bis zu Audi 100, TT und A8 betrachten. Jedes Auto wurde durch Infotafeln gut erklärt, sodass der Besucher überall etwas lernen konnte.
Bei den Mercedes-Benz-Clubs stiess man überraschenderweise auf einen Monteverdi Tiara, aber natürlich klärte sich dieses vermeintliche “Versehen” bei näherer Betrachtung sofort, schliesslich verbirgt sich unter dem schweizerischen Monteverdi eine S-Klasse des Typs W126.
Zu sehen gab’s auch noch ein altes Taxi, einen seltenen Kombi und diverse andere Modelle aus dem Schaffen des Stuttgarter Herstellers.
Bei den BMW-Clubs lag der Fokus bei den ganz kleinen BMW Isetta, 600 und 700, sowie auf den ganz grossen, z.B. dem BMW 502 oder dem 850i Coupé. Beim Z1-Club wurde ein roter und ein gelber Sportwagen mit den berühmten Versenktüren gezeigt.
Bei Porsche fielen uns die vier 928 auf, die zeigten, wie sich der eigentlich als 911-Ablöser positionierte Sportwagen über die Baujahre veränderte.
Und natürlich fehlte es auch an Volkswagen und Opel nicht im Clubumfeld. Ein Opel Kadett A Coupé und ein Kadett B Caravan zeigten sich in schönen Pastellfarben, zwei VW Scirocco zeigten, wie das berühmte Coupé aus Wolfsburg aussah, als noch Giugiaro für Stilsicherheit sorgte.
Für Farbtupfer sorgten weitere Clubstände, so etwas jener des Citroën Veteranen Clubs, der gleich zwei Traction Avant in sehr unterschiedlichen Zuständen zeigte.
Die Begeisterung für den Ford Capri demonstrierte ein RS-2600-Zwillingspaar.
Beim Glas-Club, der etwas Abstand zu BMW hielt, konnte man ein rotes Coupé und eine grüne Limousine betrachten. Und für diejenigen, die sich eher fürs Gröbere interessieren, gab’s zwei Unimog.
Übersichtliches Angebot an Klassikern zum Kaufen
Natürlich lässt sich das Verkaufsangebot der Messe am Bodensee nicht mit der Retro Classics oder der Techno Classica vergleichen, aber wer suchte, der konnte durchaus besondere und interessante Klassiker finden.
Bei den Händlern waren es eher die populäreren Autos vom Mercedes-Benz 190 SL über den Porsche 911 bis zum VW Käfer Cabriolet, die auf neue Besitzer warteten.
Im Privatmarkt in den Hallen gab’s dafür manche Rarität zu erstehen. Wir stiessen etwa auf ein rares Simca 8 Coupé von 1952, einen Opel Kadett D von 1983 oder einen Lloyd Bus LT 500 von 1955.
Wer nicht primär kaufen, sondern einfach anschauen wollte, der konnte auch bei manchem professionellen Aussteller interessante Exponate sehen. Mehrere Museen waren mit schönen Exponaten präsent, Restaurierer und Spezialisten zeigten Beispiele ihrer Arbeit. Und auch einige Veranstaltungen und Produktanbieter stellten sich einen schönen Klassiker auf den Stand.
Erwähen sollte man auch noch den Stand, auf dem die Messebetreiber und -Organisatoren selber ihre eigenen Oldtimer zeigten und damit ihre Nähe zum Thema demonstrierten.
Dröhnende Motoren hinter den Hallen
Immer wieder begannen hinter den Hallen die Motoren zu brüllen und alsbald setzte ein Publikumsstrom an die 1,6 Kilometer lange Demo-Rennstrecke ein, um Sport- und Rennfahrzeuge in verschiedenen Feldern bei ihren schnellen Runden zu beobachten.
Das Angebot reichte von Rennmotorrädern bis zu Nascar-Autos. Auch die brachialen American LaFrance und andere Wagen mit grossvolumigen Zylindern zogen ihre Runden.
Dazwischen gab es Driftvorstellungen, bei denen u.a. ein BMW E28 und ein mit V8 aufgerüsteter Opel Commodore Caravan Gummi gaben.
Vorkriegs-Sportwagen und Tourenwagen der Nachkriegszeit sorgten ebenfalls für viel Beachtung.
Und zwischen den Demorunden konnte man die Fahrzeuge in den trockenen Hallen betrachten und mit dem einen oder anderen Besitzer Erfahrungen austauschen.
Teile und anderes
Zu einer Oldtimermesse gehörten natürlich nicht nur Autos und Motorräder, sondern auch die Teile, die man benötigt, sie am Laufen zu halten. Mit dem Aufkommen des Internets hat der Teilehandel zwar an Bedeutung verloren, aber auch in Friedrichshafen konnte man Besucher stolz mit einer Schlussleuchte oder einer Stossstange von dannen ziehen sehen.
Zwischen den Ersatzteilen gab’s natürlich auch Verkaufsliteratur und Magazine von damals oder allerlei Krimskams, der in der Garage halt auch noch gut aussieht. Die Auslage führte jedenfalls zu vielen Spontankäufen, wie sie halt online nicht so einfach zustandekommen.
Wer schliesslich Hunger kriegte, der konnte sich am reichhaltigen Angebot in und zwischen den Hallen laben, auch für die Löschung des Dursts war reichhaltig gesorgt.
Insgesamt fühlte sich die Motorworld Classics Bodensee doch etwas luftiger an als frühere Ausgaben, es hatten halt doch viele Aussteller aus mannigfaltigen Gründen abgesagt. Aus Zuschauerperspektive war dies nicht unbedingt ein Nachteil, denn die Clubs sorgten mit schönen Ständen für Abwechslung und die Messe in Friedrichshafen war ja schon immer ein Familien-Anlass, bei dem es ums Gesamterlebnis geht.
Eine virtuelle Tour durch die Messe in fast 200 Fotos bietet die Bildergalerie zu diesem Bericht.
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