Es war am 27. August 1922, als erstmals ein Klausenrennen organisiert wurde. Zunächst ging es noch vergleichsweise gemächlich zu, doch bereits ab 1923 entdeckten die grossen Autohersteller diese überaus anspruchsvolle Bergprüfung. Mit einer Streckenlänge von 20,5 Kilometern und fast 120 Kurven wurde die Passstrasse von Linthal bis auf die 1288 Meter höher gelegene Passhöhe auch immer wieder als Nürburgring der Alpen bezeichnet.
Grosse Rennfahrer und legendäre Automarken gaben sich am Klausenpass die Ehre, wo bis 1934 insgesamt zehn Bergrennen durchgeführt wurden und dabei die Rekordzeit stetig bis auf 15 Minuten und 22 Sekunden (Caracciola auf Mercedes-Benz) verbessert wurden. Nach dieser letzten Austragung zeigte es sich, dass die Strassenbeschaffenheit für einen Rennbetrieb nicht mehr tauglich war. Erst viele Jahrzehnte später wurden wieder Rennen am Klausen organisiert, nun allerdings für klassische Automobile, also eigentlich jene, die auch schon in den Zwanziger- und Dreissigerjahren am Start waren. 2013 fand as letzte Klausenrennen statt, dann war Pause.
Eigentlich hätte im Jahr 2022 wieder ein richtiges Rennen durchgeführt werden, um auf die 100-jährige Geschichte zurückzublicken, doch es sollte nicht sein.
Aber ganz vergessen wollte man die berühmten Veranstaltungen am Klausenpass dann doch nicht und so organisierte Diavolo Motor Classic einen eintägigen Anlass mit Schaufahrten auf gesperrter Strecke.
Trübe Wetteraussichten
Einst kamen 30’000 Besucher an die Klausenrennen, soviel sollten es am 6. August 2022 nicht mehr sein. Dabei war der Besuch sogar kostenlos, alleine der Wetterbericht hatte punktuell Regen und Temperaturen um 13/14 Grad angesagt. Dies hielt wohl viele Leute vom Kommen ab, dabei zeigte sich das Wetter weniger garstig als befürchtet.
Alleine die stetig vorbeiziehenden Nebelschwaden, die im Übrigen schon 1923 den Rennbetrieb schwierig gemacht hatten, sorgten für schlechte Sicht. Die Temperaturen waren nach der Hitzeperiode der vergangenen Tage gut auszuhalten, wenn man nicht gerade in kurzen Hosen und im T-Shirt zuschauen wollte. Schnee und Regen wie in frühen Austragungen der Bergprüfung blieben aus.
Keine Zeitnahme, gemächliche Geschwindigkeiten
Die Veranstaltung war als Schaufahren organisiert, die über 300 Teilnehmer-Fahrzeuge wurden in einzelne Kategorien eingeteilt, jeweils unterschieden nach Renn-/Sportwagen und Tourenwagen und einigermassen nach Altersklassen geordnet.
Nach 09:00 ging’s los, hinter einem elektrischen Pace Car machten sich die ersten Vorkriegswagen auf den Weg, um die rund acht Kilometer lange Strecke, die durchaus spannende und anspruchsvolle Kurvenkombinationen beinhaltete, zu bewältigen.
Je nach Naturell des Fahrers ging die Fahrt mehr oder weniger flott vonstatten. Zusätzlich eingebremst wurden einzelne Rennkategorien durch das Postauto, das offenbar die vorgegebenen Zeiten nicht ganz einhalten konnte.
Trotzdem fehlte es den Piloten nicht an Herausforderungen, von einer glatten Fahrbahn-Oberfläche ist die Klausenstrasse an vielen Stellen weit entfernt.
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Kein Rennen ... mit Vorteilen
Dass nicht voll gefahren werden konnte und zudem nur die verkürzte Strecke zur Verfügung stand, mögen einige Fahrer als Nachteil gesehen haben, doch die Plauschvariante hatte auch Vorteile.
Als Zuschauer sah man viel mehr entspannte Gesichter hinter den Volants und kaum einer der Piloten trug einen Vollvisierhelm oder überhaupt einen Helm. So konnte man die lachenden Gesichte beobachten und auch für’s Winken blieb genügend Zeit.
Zudem waren auch Passagiere zugelassen, was gerne in Anspruch genommen wurde. Nur die vielen Mobiltelefone, die offenbar die Erinnerungen konservieren sollten, störten das Bild, während viele Insassen durchaus zeitlich passende Bekleidungen trugen.
Attraktives Startfeld
Unter den rund 280 Autos, etwa 50 Motorrädern und fast zehn Dreirädern gab es viele Raritäten zu entdecken. Vor allem die früh startenden Kategorien offenbarten einen schönen Ausschnitt an Fahrzeugen, wie sie zwischen 1922 und 1934 auch bereits bei den historischen Klausenrennen anzutreffen waren.
Die französischen Cycle Cars vom Typ Amilcar, BNC oder Derby fehlten genauso wenig wie die britischen Renn- und Sportwagen der Zwanziger- und Dreissigerjahre. Auch Alfa Romeo war u.a. mit einem P3 vertreten, ein Maserati 8CM fuhr schon vor fast 100 Jahren am Klausenpass mit.
Die Vielfalt an Bugatti-Fahrzeugen war allerdings kaum zu schlagen, vom berühmten Typ 35, über den Typ 37 bis zum 57 Atalante war alles vorhanden, was das Herz der Fans der Elsässer Marke höher schlagen liess.
Im Gegensatz zu früheren Durchführungen des Klausenrennen Memorials schlossen die Veranstalter dieses Mal jüngere Autos bis Jahrgang 1979 nicht aus. Und so durfte auch eine Vielzahl von Jaguar E-Type, Mercedes-Benz SL und Porsche 356 die Strecke unter die Räder nehmen.
Und auch unter den moderneren Autos gab es manch attraktiven Klassiker zu beobachten, das Publikum zeigte jedenfalls auch für sie viel Begeisterung. Wer kann schon wegschauen, wenn ein Ford GT40 oder ein Porsche 550 Spyder vorbeifahren, selbst wenn es sich dabei noch nicht einmal um originale Fahrzeuge handelt.
Wartezeiten
Was dem Publikum vermutlich stärker zusetzte, waren die langen Wartezeiten am Berg. Wer sich unten beim Start aufhielt und die verschiedenen dort organisierten Ausstellungsobjekte und das Fahrerlager besuchen konnte, spürte davon vermutlich weniger.
Aber oben an der Strecke konnte die Zeit zwischen zwei Rennkategorien schon sehr lang werden. Da wurde selbst die Rückführung der Felder zur Attraktion, zumal man dabei die Fahrzeuge fast noch besser betrachten konnte als bei der Bergfahrt.
Mancher Zuschauer jedenfalls konnte es kaum erwarten, bis man vom Tal die dröhnenden Motoren wieder hören konnte.
Schöne Erinnerungen
Was blieb nach einem Tag Memorial ausser einem Muskelkater von der Wanderei? Viele schöne Erinnerungen, die eindrücklichen Bilder der Bergwelt mit den rasanten Sport- und Rennwagen und die Hoffnung, der dereinst doch wieder ein richtiges Rennen am Klausenpass möglich sein werde, notfalls auf der verkürzten Strecke ab Spirigen. Ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Wer gerne möglichst viele der teilnehmenden Autos und Motorräder auf Bildern betrachten möchte, der sei auf die vier separaten Bildergalerien mit insgesamt über 350 Fotos verwiesen, ein genauer Blick lohnt sich:
- Bildergalerie Automobile Startnummern 1 bis 99 (vor allem Vorkriegsfahrzeuge)
- Bildergalerie Automobile Startnummern 100 bis 199 (Vorkriegs- und Nachkriegsfahrzeuge)
- Bildergalerie Automobile Startnummern über 200 (jüngere Fahrzeuge)
- Bildergalerie Motorräder, Gespanne und Dreiräder











































































































































































































































































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