Ist die Klassikwelt Bodensee nun die grösste der kleinen Oldtimermessen oder die kleinste der grossen? Mit 85’000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und 800 Ausstellern ist sich sicherlich nicht zu übersehen. Vor alle aber ist sie anders! Sie will unterhalten und sie richtet sich nicht nur auf Fachbesucher sondern auch auf die Familie aus.
Und dies tut sie offensichtlich so gut, dass vom 3. bis 5. Juni 2016 mit 38’700 Eintritten wiederum ein neuer Besucherrekord verzeichnet werden konnte.
Oldtimer fahrend erleben
Anders als bei ähnlichen Veranstaltungen kommen die Zuschauer, die einen Oldtimer auch hören, riechen und fahren sehen wollen, nicht zu kurz. Im sogenannten “ZF Motodrom” drehen mehr oder weniger rennsportliche Fahrzeuge ihre Runden, lassen die Reifen quietschen und die Motoren dröhnen.
Weil dies nicht ganz ohne Lärmemissionen geht, hat man für die neunte Austragung der Klassikwelt Bodensee die Platzzuteilung neu ausgerichtet. Händler und Spezialisten waren neuerdings in den B-Hallen abseits vom Rundkurs untergebracht, während die Clubs und natürlich das Fahrerlager in die A-Hallen um das Motodrom umzogen.
Aber nicht nur auf dem Rundkurs bewegten sich die Klassiker, auch der in das Messekonzept integrierte kostenlose Parkplatz für Oldtimer zeigte trotz nicht immer optimalen Wetterbedingungen die Vielfalt des rostigsten Hobbies der Welt in einem stetigen Wechsel.
Viel Platz
Während andere Messen schier aus den Nähten platzen, erlaubt die grosse Fläche der Klassikwelt Bodensee einen fast schon generösen Umgang mit den Quadratmetern. Dies kommt den Ausstellern, aber auch den Besuchern zugute. Und ist sicherlich neben den nicht ausufernden Eintrittspreisen auch ein Grund für den Publikumserfolg, obschon die Konkurrenz nicht schläft.
100 Jahre BMW
Zum hundertsten Geburtstag musste die Marke BMW natürlich gebührend gefeiert werden. Rund ein Dutzend Fahrzeuge, darunter ein BMW 503, ein M3 E30, ein 3.0 CSL (mit Flügel) und ein M1 (mit Procar-Flügel) zeigten neben einigen Motorrädern die Breite des Schaffens der bayrischen Marke.
Sogar ein BMW Dixi war dabei und auf dem benachbarten Glas-Clubstand gab es das hübsche Frua-Glas-Coupé im restaurierten und unrestaurierten Zustand zu sehen.
Vive la France
Der Autonation Frankreich war eine weitere Sonderschau gewidmet.
Und anstelle unerschwinglicher Preziosen von Bugatti oder Facel zeigte man hier auch volkstümliche französische Brot-und-Butter-Autos vom Schlage eines Citroën 2 CV, eines Renault 4 CV (Crèmeschnittchen), eines Renault 16 oder eines Citroën SM. Natürlich fehlten besondere Raritäten trotzdem nicht, so posierte etwa ein herrliches Delahaye vor dem Miniaturtriumphbogen.
Der K1 von Kling
Ein besonderes Highlight der Klassikwelt 2016 war sicherlich der Kling K1, ein typischer Nachkriegsrennwagen. Karl Kling baute den Wagen im Jahr 1947 nach Plänen des Veritas-Gründers Ernst Loof mit Hilfe von Richard Bez in einer Stuttgarter Werkstatt. Die Basis lieferte ein Vorkriegs-BMW 328, die elegante Leichtmetallkarosserie dängelte Adolf Figger.
Der erste Einsatz beim Hamburger Stadtparkrennen enete 1947 mit einem Unfall, doch wiederhergestellt konnte der Wagen 1948 auf dem Hockenheimring mit Rundenvorsprung siegen. Kling verkaufte den Wagen Karl Bossong, der u.a. am Grendlandring, in Hockenheim und auf dem Nürburgring damit antrat, bevor er der Rennwagen an Fritz Riess weiterverkaufte, der damit 1952 deutscher Meister der Zweiliter-Sporwagenklasse wurde.
Der Aluminium-Renner wechselte weitere Male den Besitzer und wurde noch einige Zeit im Rennsport eingesetzt, bis er schliesslich in Vergessenheit geriet, bis Helmut Leicht in den Achtzigerjahren den Wagen einzelteilweise wieder zusammenführen konnte. Was nicht mehr vorhanden war, musste mit Fotos nachkonstruiert werden. Inzwischen ist der Wagen wieder weitgehend komplett und fertiggestellt, das Ergebnis der dreijährigen Restaurierung konnte in Friedrichshafen bewundert werden.
Gesprächsbereit
Die Atmosphäre war an der Klassikwelt Bodensee auch im Jahr 2016 sehr gelöst, jederzeit konnte man einen Schwatz mit Club-Vertretern, Händlern oder Spezialisten, aber auch den “Rennfahrern” abhalten. Langweilig wurde es sicherlich niemandem und auch für die Verköstigung war mit vielen Ständen gesorgt.
Und natürlich konnte man auch Autos kaufen und offenbar lief das Geschäft nicht schlecht. Das Angebot war natürlich wie angesichts der Lage zu erwarten stark auf deutsche Automarken ausgerichtet und die Stuttgarter machten mit Porsche und Mercedes-Benz auch im südlich gelegenen Friedrichshafen einen währschaften Anteil aus, aber man fand durchaus auch andere Raritäten, etwa Simca 1000, Fiat 600 oder Jaguar E-Type.
Und, und, und …
Natürlich gab es noch viel mehr zu sehen, zum Beispiel schöne Holzboote, Rennsportwagen aus dem ehemaligen Ostdeutschland, 1/8-Meilen-Rennen, Motorräder, Teilehändler, Oldtimerveranstaltungen, Museumsausschnitte, usw., usw.