Scheunenfunde sind “en vogue”, spätestens seit dem spektakulären Auftauchen der Baillon-Sammlung in Frankfreich, die im Februar 2015 für viel Geld versteigert wurde. Scheunenfunde gibt es aber schon fast so lange, wie das Auto fährt. Denn was macht der Besitzer eines Wagens, der vielleicht nicht mehr wunschgemäss läuft, wenn er an dem Wagen hängt? Genau, er stellt ihn in eine Scheune oder eine andersweitig nicht benutzte Garage und kümmert sich um andere Dinge. Sind dann ein oder zwei Jahrzehnte vergangen, der Besitzer verstorben oder mit neuen Prioritäten zum Entschluss gekommen, dass das alte Stück jetzt trotzdem weg muss, dann taucht der Wagen als Scheunen- oder Garagenfund wieder auf. Früher hat man dann wohl unweigerlich den Gang zum Schrotthändler oder Abbruch in Erwägung ziehen müssen, heute gelten gerade lange abgestellte Fahrzeuge als interessante Rarität, vor allem, wenn sie sich noch im Originalzustand befinden.
Das Pantheon Basel/Muttenz hat für die aktuelle Sonderausstellung fast zwei Dutzend Automobile und etwa 18 Motorräder zusammengetrommelt, die sich allesamt im mehr oder weniger gut erhaltenen Scheunenfundzustand befinden. Ein genauer Blick lohnt sich.
Autos, die Geschichten erzählen
Im obersten Teil des Pantheons sind sie ausgestellt, die knapp 24 Autos und sie scheinen einem geradezu Geschichten erzählen zu wollen. Denn sie sind ihnen auf das Blech geschrieben, die Erlebnisse und Erfahrungen eines langen Autolebens. Der Austin-Healey Sprite von 1964, der einst im Autofriedhof Kaufdorf , einer international bekannten Kultstätte, ruhte, erinnert uns an die Romantik und den besonderen Charme, den die überwachsenen und vermoosten Fahrzeuge in Kaufdorf einst vermittelten.
Der Citroën Traction Avant 11 Légère von 1953 steht dem Healey in nichts nach und auch der wohl einmalige Belle mit De-Dion-Motor aus dem Jahr 1901, der ohne Pneus im Wald zu stehen scheint, könnte uns wohl über ein ganzes Jahrhundert Technik-Entwicklung unterrichten.
Autos, über die es Geschichten zu erzählen gibt
Und dann gibt es da Autos, um die sich die umfangreichsten Ereignisabfolgen ranken. Ein junger Mann beispielsweise wollte sich immer einen Alfa Romeo 1900 CSS kaufen. Eines Tages fand er ein Exemplar, das halb geschützt draussen stand. Doch es war unverkäuflich. Unermüdliches Nachfragen über Jahrzehnte fruchtete wenig, bis schliesslich der nostalgische Besitzer starb und seine Nachkommen bereit waren, sich vom schönen Alfa Coupé zu trennen.
Allerdings hatte der Zahn der Zeit dem Italiener stark zugesetzt und das bereits Jahrzehnte früher defekte Getriebe funktionierte natürlich auch nach wenig sorgsamer Lagerung nicht besser. Zudem hatte der Käufer inzwischen einen anderen 1900 CSS kaufen können, den er nun restaurierte. So taugt der Scheunenfund nun vor allem als Vorbild und Originalitätsmassstab, keine schlechte Rolle für den blauen Alfa.
Autos, die es kaum mehr gibt
Die Ausstellung im Pantheon zeigt neben gesuchten Klassikern auch Alltagsautos von einst, etwa einen Renault 4 CV, einen Morris Mini, einen MG Magnette oder einen Panhard Tigre PL 17. Einst verkehrten sie zu Tausenden auf unseren Strassen, doch heute werden sie immer seltener. Und trotzdem lässt sich eine Restaurierung wohl nie ökonomisch verargumentieren.
Schon damals selten waren andere Fahrzeuge, die im Pantheon mit deutlichen Alterungsspuren zu entdecken sind, etwa ein Austin A125 Sheerline von 1940, ein BMW 319 von 1936, ein MG PA von 1932 oder ein Citroën C6 von 1931.
Autos, die zerfallen
Sie befinden sich in unterschiedlichem Zustand fortschreitender Erosion. Umwelteinflüsse, Feuchtigkeit und die Natur haben sie verändert, vielleicht sogar unrestaurierbar gemacht.
Auch so sind sie Zeitzeugen und fast ist man versucht zu sagen, dass sie im Zustand der Zersetzung vielleicht sogar interessanter sind als im makellosen neuwagenmässigem Zustand nach einer Restaurierung.
Denn die ganze Geschichte, die jetzt in ihren Lack geschrieben ist, sie würde beim Neuaufbau zerstört.
Autos, die (vielleicht) gerettet werden
Doch, es ist gut möglich, dass das eine oder andere Sammlerstück in Zukunft wieder in neuwwertigem Zustand auferstehen werden. Mit stetig steigenden Klassikerpreisen lohnt sich auch eine aufwändige Instandstellung gerade bei gesuchten Oldtimern wie dem Allemano-Coupé auf der Basis des Maserati 2000 A6G 2000 Sport aus dem Jahr 1956, einem der wenigen Porsche 356 A Carrera GS von 1958 oder dem Bugatti 57 C Ventoux von 1937.
Bisher konnten sich die Besitzer offenbar noch zurückhalten, aber ob das so bleiben wird? Besucher des Pantheons jedenfalls offenbart sich die einmalige Möglichkeit, diese Autos noch im Urzustand betrachten zu können. Dies gilt auch für das Peugeot 203 Worblaufen Cabriolet von 1951, dessen Restaurierung diesen Herbst ihren Anfang nehmen wird.
Noch bis zum 11. Oktober 2015 kann die Sonderausstellung im Pantheon Basel “Forum für Oldtimer” besichtigt werden. Man sollte einfach genügend Ruhe und Gelassenheit mitbringen, denn mancher ausgestellte Schatz offenbart seine Geheimnisse erst nach eingehender Beobachtung.
Empfohlen sei zudem der schön gemachte Ausstellungskatalog, der neben Abbildungen der Ausstellungsobjekte auch einige interessante Geschichten aus der Scheunenfund-Ecke zum besten gibt. Oder wollen sie nicht immer schon wissen, wieso ein Bugatti Type 22 im Lago Maggiore oder ein Porsche 356 im Vierwaldstättersee versank?
Weitere Informationen zur Sonderausstellung im Pantheon finden sich auf deren Website .
























































































































































































































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