Kurz nach dem Jahreswechsel stand für die Freunde des rollenden Kulturguts in Maastricht wieder die traditionell erste Oldtimermesse des Jahres an. Auch die 27. Auflage der beliebten Veranstaltung bot den nahezu 35’000 Besuchern vom 16. bis 19. Januar 2020 auf 35’000 qm erneut das volle Spektrum der Oldtimerwelt.
Hoher Qualitätsstandard - wie immer
Obwohl die Maastrichter IC somit zu den kleineren Veranstaltungen ihrer Art zählt, lohnte sich der Besuch auch in diesem Jahr wieder uneingeschränkt. Denn wie auch die jüngere Schwestermesse in Brüssel zeichnet sich die IC Maastricht durch einen hohen Qualitätsstandard aus. Dies galt einmal mehr sowohl für die 800 automobilen Offerten mit einer erstaunlichen Bandbreite, als auch für die Sonderausstellung.
Sonderschau "Forgotten Classics"
Die diesjährige Sonderschau, die unter dem Motto "Forgotten Classics" stand, war sicher eine der Hauptattraktionen der Messe. Sie machte bewusst, dass heute nur noch ein paar von einst rund 10’000 Automarken übrig geblieben sind. Mit über 20 Autos erinnerte sie an vergessene Autohersteller, wobei das Spektrum von Alvis bis Voisin reichte. Dabei war es sicher hilfreich, dass der Veranstalter auf den Fundus namhafter Museen und eine beachtliche Händler- und Sammlerszene in Benelux zurückgreifen konnte.
Gezeigt wurde ein Champion Regal Starlight Coupé aus dem Louwman Museum, welches auch das aktuelle Ausstellungsplakat zierte. Wegen seiner unverkennbaren Front hat der Wagen den Spitznamen "bullet nose" (Kugelnase) erhalten. Wer sich noch an die TV-Musiksendung "Formel 1" der 1980er Jahre erinnert, dem dürfte dieses Modell bekannt vorkommen. Passend dazu war in der Clubecke übrigens ein viertüriges Pendant ausgestellt.
Teure Franzosen und königliche Belgier
Die "vergessenen" französischen Marken waren durch je einen Delahaye, Delage, Talbot-Lago sowie Voisin vertreten. Während der Delage D8 vergleichsweise schlicht karossiert war, zeigte der Voisin C14 von 1930 deutliche Art Déco-Elemente, die der Talbot Lago T26 mit Karosserie von Saoutchik - ebenfalls aus dem Louwman Museum - als rollende Skulptur noch in den Schatten stellte.
Sicher ein Glanzpunkt. Und vielleicht erinnerte sich noch mancher Besucher an das kontrastierende T 26 Coupé aus der Baillon-Sammlung, die 2015 bei der Rétromobile in völlig desolatem Zustand für 1.45 Mio € netto den Besitzer wechselte. Übrigens: Wer auf Details wie etwa die Kühlerfiguren achtete, kam bei der Sonderschau auch auf seine Kosten.
Stellvertretend für Belgien sei hier der Privatwagen des einstigen Königs Albert I. des Nobelherstellers Minerva von 1921 mit Karosserie von van den Plas erwähnt.
Die Niederlande waren mit dem C4 Torpedo des gleichen Jahrgangs der schon 1926 untergegangenen Firma Spyker vertreten.
Eine Überraschung war das einzige, vom Werk selbst in Auftrag gegebene Cabrio des DAF 33.
Aus Großbritannien kamen Autos der Marken Alvis, Bristol, Invicta, Lagonda und Railton. Deutschland war mit einem mächtigen Horch 853 A von 1938 und einem Veritas Nürburgring 351 von 1951 vertreten. Aus Italien stammten schließlich ein Isotta Fraschini Tipo 8A Castagna Roadster von 1929, ein Siata 208S 8V mit Alukarosserie von Michelotti, sowie die zierliche Berlinetta Moretti 750 Grand Sport, die sonst in der Autoworld Brüssel steht.
Verkochte Automobile - bitte was?!
Auch jenseits der Sonderschau gab es wieder seltene Offerten, egal ob auf der "Preis auf Anfrage"-Ebene oder im preiswerten Segment, einige waren schon nach wenigen Stunden als "verkocht/sold/verkauft" markiert. Dem Berichterstatter schienen überraschend viele Fahrzeuge italienischer Herkunft (namentlich Alfa Romeo und Lancia) im Angebot zu sein und auch in diesem Jahr gab es wieder einige "low milage"-Autos.
Von den wenig gelaufenen Autos seien erwähnt: ein Fiat 124 von 1968 mit angeblichen 8’292 km für 11’500 €, ein Weltmeisterkäfer mit 15’000 km Laufleistung für 24’800 €, sowie eine Corvette von 1985 mit 44’000km für 19’900 €. Ebenfalls im Angebot waren ein Mercedes 300 SE der Baureihe W 140 mit 11’000 km und ein C 180 (W 202) von 1999 mit 30’000 km Laufleistung - beide mit zu erfragendem Preis.
Es waren aber auch Fahrzeuge unter 10’000 € oder knapp darüber im Angebot. Abgesehen von einem Lloyd LP 600 als Restaurierungsobjekt für 3’500 € gab es etwa einen Autobianchi A 112 für 6’950 €, einen Citroën Ami 8 für 8’950 €, einen Honda N 600 mit angeblichen 70’000 km für 10’900 €, einen Alfasud für 9’900 € oder einen Simca 1100 für 11’500 €.
Etwas höher rangierten etwa ein Fiat/Seat Taxi mit 4 Türen für 13’900 €, ein Fiat 1300 Familiare für 17’500 € oder ein Golf Syncro für 18’950 €. Und wer etwas mehr als 30’000 Euro anlegen wollte, hatte die Auswahl zwischen einigen Peugeot 504 Cabriolets.
Seltene Angebote, waschechte Unikate - und ein "Kettenkrad"
Der Besucher konnte wieder sehr selten angebotene Fahrzeuge in Augenschein nehmen, hier eine Auswahl: Etwa eine Sunbeam Lotus von 1980 (für 28’500 €), den Kleinwagen Sbarro Super Eight (mit Ferrari V8), einen preisgekrönten Toyota Celica für knapp unter 30’000 € und ein ansehnliches Nash Healey Coupé in silbermetallic für 89’900 €.
Für 20’000 € weniger war ein Intermecchanica Indra Coupé von 1973 im Angebot. Wortwörtlich ins Auge stach ein Iso Fidia, dessen Farbe sich wohl mit fliedermetallic annähernd beschreiben lässt. Starke Ähnlichkeiten wies der Fiat 1100 MM mit Werkskarosserie von 1947 mit dem Fiat 1500 B mit Touring-Karosserie von 1936 auf.
Offeriert wurde auch ein NSU Kettenkrad aus dem letzten Kriegsjahr.
Wahrlich grenzwertig war ein Citroën 2 CV mit Elektroantrieb.
Schließlich wurde auch eine Replik des legendären Bugatti 57 Atlantic (mit Jaguarmotor) angeboten. Diese war teilweise mit Originalteilen durch Erik Koux gebaut worden, eine sehr geringe Anzahl von Exemplaren ist so entstanden. Interessant wäre, ob und zu welchem Preis dieses Fahrzeug letztendlich veräußert wurde.
Ein vergleichbare Replik ging auf der letzten Rétromobile für rund 850’000 € in neue Hände über... Wie in den Vorjahren war auch das britische Auktionshaus Coys wieder in Maastricht mit einem breiten Angebot vertreten. Darunter etwa ein Brezelkäfer von 1952, ein Ferrari 246 T "Dino" sowie ein Glas V8 Coupé.
Motorräder, Automobile ... und Schreibmaschinen!
Besondere Beachtung verdienten schließlich auch die teils sehr liebevoll gestalteten Stände der regionalen Automobilclubs. Namentlich gilt dies für den Adler Club Nederland, dessen Präsentation hervorragend zum Thema der diesjährigen Sonderschau passte und die hoffentlich auch von vielen Besuchern beachtet wurde.
Vielen ist die Firma Adler nur noch als Schreibmaschinenhersteller ein Begriff, obwohl die Marke mit dem markanten, vom Bauhauskünstler Walter Gropius gestalteten Logo technisch anspruchsvolle Lösungen offerierte und zeitweilig sogar an dritter Stelle der Neuzulassungen bei Pkws lag.
Der Clubstand zeigte eine erstaunliche Bandbreite des Herstellers - von der Schreibmaschine über Zweiräder (Dreigang-Fahrrad und Motorrad) bis hin zu den Automodellen Trumpf und Trumpf Junior.
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