Der Besuch der 26. InterClassics im Maastrichter Messezentrum MECC - nur 30 Autominuten von Aachen entfernt - ist immer ein gelungener Einstieg in das neue Oldtimerjahr. Und ein lohnender obendrein, denn auf 35’000 Quadratmetern findet man neben den üblichen Ständen mit Ersatzteilen, Büchern, Modellen, Clubständen und sonstigen Automobilia immer wieder Besonderes und Seltenes.
Es ist zwar nicht die flächenmäßig größte Veranstaltung der Klassikerszene, aber hier paart sich internationales Flair mit besonderer Qualität.
Preise auf Anfrage
Beginnen wir im Hochpreissegment: Jenseits der 200’000 Euro bzw. dort, wo diskret nur noch von “POR” oder “POA” (=price on request/prijs op aanfraag) die Rede ist, findet sich ein exquisites und vielfältiges Angebot namentlich von Fahrzeugen englischer oder italienischer Provenienz - eine Dominanz von Fahrzeugen Stuttgarter Hersteller vermisst man hier.
Wer also einen AC, Aston Martin oder Bentley sucht, sollte nach Maastricht reisen, denn hier wird manches oft schon vor anderen einschlägigen Veranstaltungen angeboten. Natürlich waren in diesem Jahr aber auch wieder hinreichend Porsche und Mercedes im Angebot, so etwa ein seltenes Mercedes-Benz 300 S Coupé von 1953 für 398’000 Euro oder ein vor 12 Jahren bei Kienle restaurierter Flügeltürer-SL für fast 1,4 Millionen Euro.
Mit italienischem Akzent
Die diesjährige Ausgabe hatte allerdings einen besonderen italienischen Akzent. Angesichts des Angebots hätte man fast meinen können, südlich der Alpen zu sein. Dies war sicher auf das diesjährige Thema der InterClassics zurückzuführen, die der Marke Lancia eine Sonderausstellung widmete (dazu sogleich).
Und so präsentierte so mancher Händler dann auch einen Lancia, vielleicht in direkter Nachbarschaft mit einem Alfa oder Fiat. Die offerierten Lancias gingen quer durch alle Baureihen und Preislagen. So wurden etwa eine schwarze Appia Berlina der 3. Serie (1962) oder eine Fulvia GT von 1967 für jeweils 14’900 Euro, ein Flavia Coupé von 1966 für 22’500 Euro sowie ein Flaminia Coupé aus demselben Jahr für 97’500 Euro angeboten.
Diverse Alfa Giulias waren bis 20'000 Euro zu haben und auch einige De Tomaso Panteras und sogar Bizzarrinis waren im Angebot.
- Automobile als Erlebnis
- Automobil-Erlebniszentren
- Ersatzteile
- Autohandel (Oldtimer & Youngtimer)
- Veranstalter (ohne Reisen)
- Vermietung Oldtimer & Youngtimer
Grosses Angebot an Fahrzeugen im mittleren Preissegment
Besonders spannend findet der Verfasser in Maastricht immer die Fahrzeuge im Segment bis 30’000 Euro.
Hier kann man interessante Autos finden, die eher nicht im Fokus von Anlegern stehen: So etwa einen Opel Rekord für 10’990 Euro oder eine DKW F 93 Sonderklasse für 16’900 Euro (beide Bj.1956), ein Goggomobil 250 Coupé für 12’850 Euro oder ein Audi 100 Coupé für 29’500 Euro.
Ferner wurde einer von zwei (!) Datsun Fairlady für 16’850 Euro sowie ein Fiat 126 Cabrio für 9950 Euro angeboten. In dieser Preislage wurden zudem diverse BMWs und Volvos offeriert.
Viele Autos mit tiefer Laufleistung
Aber auch echte "low milage cars" sind in diesem Bereich zu entdecken. So sollte z.B. ein Alfa 75 von 1988 mit 2400 km für 17’550 in neue Hände finden, ein Renault R 5 von 1983 mit 27.500 km gab es für 10’700 Euro. Für 100 Euro mehr bot derselbe Händler einen Mercedes 190 E 2,6 (W 201) mit Sechszylindermotor und Automatik – allerdings auch mit höherer Laufleistung – an.
Ein Saab 900 von 1997 mit nur 14’600 km auf dem Tacho sollte 8900 kosten, ein Ford Taunus von 1981 mit 30’800 km für 11’800 Euro.
Derartige Fahrzeuge sind sicher reizvoll. Ihre Attraktivität wird jedoch etwas durch den Umstand geschmälert, dass sie angesichts der konzeptlosen deutschen Automobilpolitik schon bald von Fahrverboten betroffen sein könnten, sofern sie noch keinen Oldtimerstatus erreicht haben …
Nur 206 km war auch der A-Klasse Mercedes (W 168) "Sondermodell Häkkinen" gelaufen, er sollte allerdings 34’500 Euro kosten. Für 500 Euro mehr hätte es aber auch beim Ersatzteilhändler einen Scheinwerfer für einen Bugatti Royale gegeben …
Auffallend waren ferner eine hübsche ASA Berlinetta von 1966 für optimistische 325’000 Euro, ein Ford Taunus 2,0 Cabrio (als Linkslenker wohl ein Unikat), ein Honda N 600, ein Mercedes 190 (W 201) Brabus 3.6 mit 272 PS und nicht zuletzt ein Veritas Nürburgring Coupé (letztere ohne Preisangabe).
Die Grandiosität von Lancia
Der Höhepunkt der diesjährigen Maastrichter InterClassics war zweifellos wieder die Sonderschau, die mit Unterstützung von Clubs und dem Louwman Museum unter dem Motto "La Grandezza della Lancia" die über hundertjährige Geschichte der Marke Lancia thematisierte.
Hier setzten die erstklassigen Exponate einmal mehr Maßstäbe. Das Spektrum zeigte die Bandbreite der innovativen italienischen Marke, deren Automobile immer wieder Meilensteine der Automobilgeschichte waren und die erst von Fiat übernommen und seit Anfang dieses Jahrzehnts schrittweise vom Markt genommen wurde.
Die Grandiosität von Lancia verdeutlichten 25 Fahrzeuge, wobei das Spektrum zeitlich vom Lambda Kappa 35 HP von 1920 bis hin zum Thesis 2,4 JTD von 2006 reichte. Es fällt schwer, aus den mitunter von Pininfarina oder Zagato gezeichneten Fahrzeugen eine Auswahl zu treffen.
Nur so viel: Das opulente Astura Cabrio von 1938 (aus dem Louwman Museum) verströmte den Geist des Art Déco, die Aurelia B 24 Spider von 1956 und das Flavia Cabrio von 1963 waren von sportlicher Eleganz geprägt und die Aprilia Berlina von 1947 bekommt man wohl ebenso selten wie das seltene Coupé Hyena von 1993 zu Gesicht.
Der kleine Lieferwagen Appia Camioncino von 1957 überraschte ebenso wie das auch dem französischen Zahnarzt, Erfinder, Designer und Widerstandskämpfer Georges Paulin (1902 bis 1942) zu verdankende Coupé Belna Eclipse Pourtout mit seinem faltbaren Hardtop. Paulin wird meist wohl eher mit dem Peugeot 601 Eclipse in Verbindung gebracht.
Kultstatus genießt zweifellos der keilförmige Statos HF Gruppe 4 - eine Rallyelegende, die natürlich nicht fehlen durfte.
Der Höhepunkt der Sonderschau dürfte das einzige erhaltene Original des Rennwagens Typ D 23 Spyder Pininfarina von 1953, ebenfalls vom Louwman Museum zur Verfüung gestellt, gewesen sein, welches auch auf dem diesjährigen Ausstellungsplakat abgebildet war.
Mit Coys-Versteigerung
Traditionell war das auch das Auktionshaus Coys wieder auf der InterClassics vertreten. Das Angebot von rund 60 Fahrzeugen umfasste außer den noblen italienischen Marken (Ferrari, Maserati, Lamborghini), Porsche und Mercedes auch einen Amilcar Compound von 1939 sowie einen 1954er Rennsportwagen von Tajeiro Butterworth Barchetta.
Aus renommiertem Vorbesitz stammte ein üppiger 1958er Facel Vega Excellence, einst im Besitz der Filmschauspielerin Ava Gardner. Eher nicht besonders herausgestellt wurde ein weit weniger glamouröser Austin A 35, der dem Genesis-Schlagzeuger Phil Collins gehörte.
Einiges “verkocht”
Alles in allem war die 26. Auflage der InterClassics Maastricht wieder eine spannende und hochwertige Messe. Das sahen wohl auch die 33’257 Besucher so, die aus dem Benelux-Ländern, Deutschland und Frankreich nach Maastricht gereist waren.
Und so waren denn auch schon kurz nach Eröffnung der Messe die ersten Schilder mit der Aufschrift "verkocht" oder "Sorry, sold" an den Exponaten zu finden.
Die 27. Ausgabe der InterClassics Maastricht findet übrigens vom 16. bis 19. Januar 2020 wiederum im MECC Maastricht statt.















































































































































































































































































































































Kommentare