Am 17. Mai 2014 fand zum zweiten Mal das Treffen “Fantastic Plastic”, organisiert vom Verkehrshaus Luzern und zwischengas.com statt. Die Teilnehmerzahl verdoppelte sich fast gegenüber dem Vorjahr und das Spektrum der vertretenen Marken und Fahrzeugtypen wurde noch grösser. Vom fast rennmässigen Sportwagen bis zum neuzeitlichen Elektromobil war fast alles vorhanden, was eine Kunststoffkarosserie trägt.

Dem Publikum im Verkehrshaus, wo die Fahrzeuge am Nachmittag einen rund zweistündigen Zwischenhalt machten, fiel gerade die Formen- und Farbenvielfalt angesichts der heute grasierenden Eintönigkeit besonders auf.
Interessant war aber auch das Spektrum der Konzepte, fanden sich im rund 70 Fahrzeuge umfassenden Feld Front-, Mittel- und Heckmotor-Fahrzeuge, Vier-, Sechs- und Achtzylinder-Motoren der wasser- und luftgekühlten Bauweise, Cabriolets, Coupés und sogar Limousinen.
Das Tagesprogramm von Fantastic Plastic beinhaltete neben dem Concours im Verkehrshaus, wo das Publikum den “King of Cool” wählen konnte, eine Gleichmässigkeitsprüfung in Form zweier Beschleunigungsläufe. Viele Teilnehmer empfanden allerdings bereits das Finden des Veranstaltungsortes in Rain als Sonderprüfung.
50 Jahre Marcos GT
Ehrengast am Fantastic Plastic 2014 Treffen war die Marke Marcos, vertreten durch den Schweizer Marcos-Club. 2014 wird auch der 50. Geburtstag des Marcos GT gefeiert, einem Design, das praktisch bis zum Ende der Marke im Jahr 2007 für Impulse sorgte.
Dass das Gros der in Luzern/Rain versammelten Fahrzeuge GT mit den unterschiedlichsten Motoren - Ford, BMW, Rover - waren, versteht sich von selbst, doch das Spektrum schloss auch zwei Mini Marcos, einen Mantis und neuere Fahrzeuge der Typen Matula und Mantara mit ein.
Zwei Exoten treffen sich - Kohlmus und Thurner
Ende der Sechzigerjahre entwickelten Dieter Kohlmus und Rudolf Thurner gemeinsam einen Sportwagen, der auf dem gekürzten Chassis des NSU 1200 C basierte und eine Kunststoffkarosserie trug. Die beiden waren sich aber wohl nicht ganz einig, jedenfalls trennten sie sich und jeder arbeitete separat weiter. So entstand der Thurner RS, der sich vom gemeinsamen Prototyp durch eine modifizierte Front unterschied und der Kohlnus Scirocco, dessen Heck modifiziert war. Die beiden Wagen wurden getrennt gebaut und vermarktet.
Einige Dutzend Kohlnus-Sportwagen sollen zwischen 1969 und 1973 entstanden sein, Thurner verkaufte bis 1974 sogar über 120 Exemplare, drei davon waren Breitversionen. In Luzern trafen eine dieser raren Breitversionen des Thurners und ein Kohlnus Scirocco zusammen, eine wahrlich seltene Begegnung.
L’Equipe Bleu
Traditionell mit Kunststoff-Aufbauten versehen waren die Fahrzeuge von Jean Rédélé. Die Alpine A110 und A310 waren und sind bis heute populär, entsprechend fand sich dann auch eine schöne Auswahl dieser frühen französischen Kunststoff-Sportwagen ein.
Ergänzt wurden sie durch den Renault R5 Turbo, dessen Karosseriekleid wenigstens teileweise aus Kunststoff besteht und ein Renault Avantime, dessen Aufbau wie beim früheren Familien-Van Renault Espace aus Kunststoff gefertigt ist.
Ergänzt wurde die französische Delegation durch einen MVS Venturi 260 LM, ebenfalls in Blau gehalten.
Corvette-Bandbreite
Amerika gehörte zu den Wegbereitern des Kunststoffautos. Unzählige Kleinserien-Sportwagen sind entstanden. Die USA stellen aber auch den meistgefertigten Plastik-Sportwagen, die Corvette. Seit 1954 wird die amerikanische Sportwagen-Ikone mit Kunststoff-Karosserie gebaut. Mit den Typen C1, C2, C3 und C4 war das gesamte frühere Spektrum in Luzern/Rain anwesend und erfreute offensichtlich auch das Publikum so stark, dass der Chevrolet Corvette C2 von Peter Thürig der Titel “King of Cool” verliehen wurde.
Während die amerikanischen Specials und Exoten fehlten, hatte dafür auch die GM-Konkurrenz Chrysler ihren Auftritt mit zwei Dodge/Chrysler Viper Fahrzeugen.
Lotus und TVR
Die Engländer waren nach den Amerikaner die ersten, die im grossen Stil auf Kunststoff-Autos setzten. Vor allem die kleineren Sportwagenmarken erkannten die Vorteile der GFK-Aufbauten, die ohne grossen Infrastrukturaufwand zu günstigen Kosten hergestellt werden konnten. Lotus und TVR gehören neben Ginetta und Marcos zu den bekanntesten Beispielen, beide Marken waren mit mehreren Fahrzeugtypen vertreten.
Der Lotus Elan gehört zu den erfolgreichsten Kunststoffsportwagen überhaupt, mit dem Europa machte Colin Chapman den Sprung zum Mittelmotor-Strassensportwagen, den die Marke Lotus bis heute mit den Typen Elise und Evora verfolgt. Sie alle konnten in Luzern/Rain aus der Nähe betrachtet werden, genauso wie die TVR-Modelle Tuscan, Taimar und 350i.

Kunststoff-Exoten
Auch deutsche Grossserien-Hersteller wagten sich an den Werkstoff Plastik. BMW etwa setzte beim M1 und später beim Z1 auf Kunststoff-Karosserieteile. Im Grossen und Ganzen waren es aber eher Kleinserienfabrikanten wie Matra, Reliant oder Wiesmann, die vor allem für die Herstellung von Sportwagen dem günstigen GFK den Vorzug gaben. In Luzern/Rain konnten unter anderem ein Matra Djet, ein Matra Murena, ein JWF Milano GT, ein Wiesmann MF3 und gleich zwei Reliant Scimitar SE4 sowie Ginetta G33 beobachtet werden.
Beliebt ist und war Kunststoff auch bei den Herstellern von Nostalgie-Fahrzeugen und Nachbauten. Beispiele dafür waren am 17. Mai 2014 der MP Lafer im Stil des MG TD, der Madison im Stile der Dreissigerjahre-Sportwagen und Nachbauten von AC Cobra und Ferrari-Typen.
Eine Besonderheit und wohl das älteste Auto in Luzern/Rain war auch der Microplas Toledo. Microplas baute Karosserien, die auf unterschiedlichsten Fahrgestellen montiert werden konnten. Auf diese Weise entstanden in den Fünfziger- und Sechzigerjahren viele attraktive Sportwagen-Specials auf dem Rücken von anderweitig nicht mehr benötigten Chassis. Im Falle des Toledo stammt der Unterbau von Triumph und offensichtlich hinderte den Fahrer Simon Lang das sechzigjährige Material nicht daran, bei der Gleichmässigkeitsprüfung zusammen mit Christof Gärtner (Madison) und Beat Trachsler (Lotus Europa) beide Läufe innerhalb einer Hundertstel-Sekunden zu absolvieren.
Doch am Ende des Tages strahlten nicht nur die Sieger und Preisgekrönten, der Tag hatte mit schönem Wetter alle beglückt und kaum einer kam heim, ohne nicht mindestens ein Fahrzeug neu kennengelernt zu haben, das ihm vorher unbekannt war.
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