Das Wetter hätte kaum besser sein können und dank des grossen Erdrutsches am Sölkpass im letzten Jahr musste eine komplett neue Route gewählt werden, was der Veranstaltung aber sehr gut bekam.
Neue Route, neues Programm
Seit Beginn der Rallye im Jahr 1993 war der Sölkpass immer ein absolutes Muss gewesen. Doch im August vergangenen Jahres wurden rund hundert Meter Strasse von einem Erdrutsch weggespült. Die grosse Unsicherheit über den Zustand der Strasse liess die Veranstalter schon sehr früh eine Planungsänderung machen. Diese Anpassung wurde sehr positiv aufgenommen, obwohl der eine oder andere dann doch meinte, dass die Tradition vom Sölkpass schon ein wenig fehle. Aber der Prolog vom Donnerstag über die 363 Kilometer von Gröbming nach Salzburg und wieder zurück war trotz allem perfekt.
Zum ersten Mal wurde auch der Salzburgring mit eingebaut und nicht wie die Jahre vorher auf dem Red-Bull Ring gefahren.
Eine weitere grosse Änderung war die Verschiebung Stoder-Bergprüfung, die vorher immer am Beginn der Rallye stand, um einen Tag auf den Freitag. Sowohl bei der Berg-, als auch auf der Talfahrt fand ein Wertungslauf statt, bevor es auf den 402 Kilometer nach Steyr in Oberösterreich weiterging.
Startprobleme
Soviel zu den Änderungen, der Rest blieb wie gehabt, so schaffte nicht jeder Teilnehmer die Anreise auf Anhieb. So war ein Maserati-Pilot gezwungen, wegen Luftdruckverlust am Anhänger diesen stehen zu lassen und gleich auf Achse in Richtung Gröbming weiterzufahren. Beim gemeldeten Cortina brach auf halbem Weg das Differential und so wurde dann über Nacht aus dem Ford ein Porsche. Das junge Damenteam beklagte noch vor dem Start Rauch im Cockpit, was dann aber von der örtlichen Garage gerichtet werden konnte.
Ein ganz besonderer Sportwagen
Das Aushängeschild der diesjährigen Ennstal-Classic war mit Sicherheit der "Burana"-Ferrari 166MM. 1952 wurde das Chassis 0272M von Aurelio Lampredi im Ferrari-Werk mit einer Karosse überzogen - was völlig ungewöhnlich war. Bis zum 18. Februar 1953 war das Chassis komplettiert, am 21. März wurde der Wagen für umgerechnet 4400 Dollar an Alberico Cacciari verkauft.
Am 12. April startete der Wagen unter Piero Scotti bei der Giro Sicilia, sah aber wie im Ennstal keine Zielflagge. Bei der Mille Miglia eingesetzt, fuhr Cacciari mit Bill Mason, dem Vater von Nick Mason (Pink Floyd-Drummer), der im Auftrag von Shell einen Film über die Mille Miglia drehte. Man wurde auf Rang 56 von 475 Startern gewertet.
1953 fuhr Cacciari weitere 10 Rennen. 1954 wurde der Wagen dann für den Rennfahrerfilm "The Racers" mit Kirk Douglas in der Hauptrolle von De Graffenried / Parravicini mit Startnummer 556 bei der Mille Miglia mit einer modifizierten Karosse eingesetzt, denn laut Drehbuch hiess der Ferrari "Burano".
Nach dem Ende der Dreharbeiten verkauften die "MGM 20th Century Fox Studios" in Hollywood das Fahrzeug an Tom Carsten aus Tacoma, der ihn dann für 2800 Dollar im Frühjahr 1955 wieder an Pete Lovely weiterveräusserte. Loveley fuhr damit mehrere Rennen und gewann auch. Darüber hinaus fuhr er immer auf Achse zu den Rennschauplätzen. Später wechselte der Wagen noch mehrere Male den Besitzer. Leider verabschiedete sich während der Rallye die Hinterachse und das Team war dann gezwungen auf einen F40 umzusteigen.
Um zu siegen, muss man zuerst ankommen
Die problemlosen Porsche 356 und Jaguar XK-Typen waren wieder zahlreich vertreten und absolvierten die rund 800 Kilometer so zwischenfallsfrei wie fast immer.
Einzig Kleinigkeiten konnten den Fluss stören, so zeigte bei einem Piloten die Tankuhr noch ein Viertel voll an und der Fahrer schaltete nicht auf Reserve um, was sich im Nachhinein als Fehler erwies, da das Auto zirka zehn Meter vor der Messstelle ohne Benzin ausrollte, die so erstandenen Strafpunkte hätte mit dem Umschalten verhindert werden können.
Ebenfalls ohne Sprit blieb der Devin-Porsche stehen, schlussendlich aber lag das Problem nicht an der Benzinpumpe, sondern nur an einem kaputten Benzinschlauch.
Feuer am Grand Prix
Plötzliche Aufregung noch kurz vor Schluss während des Zenith-Grand-Prix in Gröbming, der alles entscheidenden Schlussprüfung, als plötzlich die Feuersirene losging und zwei schwere Löschfahrzeuge das Feuerwehrdepot verliessen. Ein Wagen verlor viel Wasser was einen Polizisten zur Aussage bewegte, "da sieht man wenigstens dass der nicht leer ist."
Der Jaguar des ehemaligen Justizministers Dieter Böhmdorfer fing beim Start zur Schlussprüfung in Gröbming Feuer. Der Brand konnte aber mit Handfeuerlöschern bekämpft werden, verletzt wurde niemand, teilte die Feuerwehr mit. Der Jaguar MK II mit Baujahr 1962 begann während des Starts zu brennen. Im Fahrzeug befanden sich Dieter Böhmdorfer als Beifahrer und sein Sohn Florian, der den Wagen fuhr.
Bekannte Sieger
Die 26. Ausgabe der Ennstal-Classic ist vorüber und wieder einmal war das Vater-Sohn-Gespann Florian und Alexander Deopito das Maß der Dinge. Von Anfang an dominierten sie mit ihrem Volvo 122 S Rallye. Nicht einmal die neue Strecke am Donnerstag konnte die beiden aus ihrer Form bringen. Und auch der „Wettergott“ zeigte sich wieder einmal als Motorsport-Fan, denn auch beim Zenith Grand Prix in Gröbming blieben die prophezeiten Gewitter aus.
„Es war irrsinnig spannend. Wir haben es von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen! Das Wettbewerbsfeld wird von Jahr zu Jahr immer hochklassiger, damit immer schwieriger. Man muss sich gut vorbereiten, um auf dem Siegertreppchen zu stehen. Man muss sicherlich gut fahren können, aber man braucht das Quäntchen Glück und das hatten wir heuer wieder. Die neue Route war ein Wahnsinn. Das Salzkammergut, speziell über die Postalm, dann an Hallstadt vorbei und Koppenpass, das war eine echte Aufwertung. Wir haben es echt genossen“, erklärte der strahlende Sieger im Ziel.
Auf Platz 2 konnten sich diesmal Ingo Glatter und sein Copilot Gustav Fenz im Mini Cooper S platzieren. Auch hier war die Freude über einen Podiumsplatz groß: „Wir sind überglücklich, wir sind das erste Mal am Podest. Nach zehn oder elf Jahren Ennstal-Classic ist das einfach ein Traum unter den Top Drei zu sein. Die Epoche 4 haben wir sogar gewonnen!“
Dahinter konnten sich Peter Ulm und Jan Soucek den letzten Platz auf dem heißbegehrten Podest der Ennstal-Classic sichern: „Es war eine irrsinnig tolle Rallye. Wir wollten beim sechsten Anlauf endlich gewinnen, wir waren schon vier Mal am Podest. Der Beifahrer war super, aber der Fahrer hat leider gestern einen groben Schnitzer gemacht. Aber wir sind mit dem dritten Platz auch superhappy!“
Anmerkung: Weitere Eindrücke vermittelt, neben den vier Bildergalerien mit über 500 Fotos, eine unterhaltsame Bildergeschichte .
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Martin Schröder