Der Rallye-Sport ist etwas steril geworden in den letzten Jahren, das Zuschauerinteresse im Vergleich zu den Zeiten, als Munari den Lancia Stratos oder Röhrl den Audi Quattro fuhr, deutlich zurückgegangen. Begeistern für Rallye-Autos aber lässt sich das Publikum noch heute, dies zeigt das Eifel Rallye Festival Jahr für Jahr.
Die Ausgabe 2017, die vom 20. bis 22. Juli 2017 wieder Tausende von Rallye-Fans nach Daun in die Vulkaneifel lockte, war keine Ausnahme.
Beste Bedingungen
Der Wettergott stellte den Teilnehmern und dem Publikum fast perfekte Bedingungen zur Verfügung. Es war die ganze Zeit meist leicht bewölkt und bis auf einen kurzen Schauer am Samstag trocken.
Es war auch nicht zu heiss, was die Motoren sicherlich schätzten. Auch die Pisten zeigten sich gut präpariert und sie boten die besten Voraussetzungen für attraktive Rallye-Action.
Ein Volksfest
Das Festival ist kein Rallye im herkömmlichen Sinne, es geht nicht um Bestzeiten. Wichtig sind das Spektakel und die Show. Das wird auch von den Besucher goutiert, die jeweils die Wahl haben, ob sie die Fahrzeuge auf der Rallye-Meile stehend oder bei den Sonderprüfungen ausserhalb von Daun fahrend beobachten wollen.
Wer sich für Zweiteres entschied, konnte bei Fahrdemonstrationen hautnah an quertreibende Rallye-Autos herankommen. Ein unvergessliches Erlebnis.
Viele Originalfahrzeuge
Das Besondere am Rallye Festival ist die Breite und Dichte des Startfelds. Rund 160 Autos waren es 2017 und es fehlte kaum ein wichtiges Rallye-Auto, wenn man einmal den Lancia Stratos ausser Acht lässt. Leider konnten nicht immer alles Fahrzeuge zum Laufen gebracht werden, so dass der eine oder andere Wagen auf den Spezialprüfungen fehlte, aber insgesamt beeindruckten die gemeldeten Fahrzeuge.
Bei über einem Drittel handelte es sich sogar um originale Rallye-Autos von damals (und heute). Zusammen repräsentierten sie sechs Jahrzehnte Rallye-Geschichte, angefangen bei den Wagen der Sechzigerjahre, darunter ein Ford Falcon Sprint, wie er 1964 beinahe das Rallye Monte Carlo gewonnen hätte oder der Mercedes-Benz 300 SE, wie man ihn 1963 am Rallye Akropolis sah.
Fast neuwertige Autos wie der Hyundai i20 WRC von 2016 oder der Peugeot 206 WRC von 1999 repräsentierten das andere Ende des Altersspektrums.
Der legendäre Toyota 222D
Für die geplante Gruppe S entwickelte Toyota einen Prototypen, der sowohl in einer Variante mit Hinterradantrieb als auch mit Vierradantrieb hätte eingesetzt werden können. Man sprach damals von rund 750 kg Leergewicht für die zweiradangetriebene Variante, dem Motor wurden bis 750 PS zugestanden.
Optisch war der 222D an den MR2 angelehnt, technisch hatten die beiden Fahrzeuge aber kaum etwas gemeinsam, wenn man einmal von der Lage des Motors (in der Mitte) absieht. Es sollen 11 Prototypen entstanden sein, nur drei Fahrzeuge seien noch am Leben. Eines jedenfalls gab es am Rallye Festival zu sehen und es fuhr sogar im Rahmen der Parade, eine kleine Sensation!
Authentizität gross geschrieben
Nicht nur in der Parade, die natürlich ausschliesslich von originalen Fahrzeugen, darunter zwei Ford RS200, ein Nissan 240RS, ein Ford Escort RS1800 und ein Skoda Fabia RS WRC, bestritten wurde, war man auf Originalität erpicht.
Das Gros der am Festival fahrenden Wagen ist optisch zumindest nahe am historischen Original. Für die Zuschauer waren diese “Replicas” oftmals sogar die dankbareren Objekte, da deren Fahrer nicht auf ein Unikat achten mussten und es durchaus auch einmal fliegen lassen konnten.
Nur nicht aufgeben
Obwohl es um nichts als die Ehre ging, bedeutete dies nicht, dass die antretenden Teams inklusive Mechaniker nicht bis zum Äussersten gefordert wurden. Ein Beispiel dafür war der Fricker-Mercedes-Benz 190E 2.5-16, den Harald Demuth pilotierte.
Bereits gegen Ende des Shakedowns am Donnerstag brache eine Antriebswelle. Über die Nacht konnte diese repariert werden, dann streikte am Freitag das Getriebe.
Auch dieses Malheur konnte über Nacht beseitigt werden, doch ein defekter Keilriemen beendete die Fahrt am Samstag auf halber Strecke. Harald Demuth tat dies leid, die Fans waren aber trotzdem begeistert.
Schwierigkeitsgrad nicht unterschätzen
Es waren aber nicht nur technische Probleme, die es dem einen oder anderen Teilnehmer schwer machten. Auch die Strecke bot einige Schwierigkeiten, denen nicht alle immer gewachsen waren. Wechselnde Strassenbeläge, Sprünge, Wasserdurchfahrten, usw. - da konnte schon einmal ein Fehler passieren.
Da zeigte sich denn auch ab und zu der Unterschied zwischen Amateur und Profi.
Prominenz hinter dem Lenkrad
Natürlich liess es sich auch die Rallye-Prominenz nicht nehmen, Daun einen Besuch abzustatten. Begeistert empfangen wurde der belgische Hyundai-Werksfahrer Thierry Neuville, der seinen i20 HRC so beherzt über die Piste bewegte, dass die Fans in regelrechte Begeisterungsstürme verfielen.
Altmeister Stig Blomqvist und Hannu Mikkola freuten sich an der grossartigen Atmosphäre. Der sonst meist schweigsame Stig meinte: “Ich hatte jede Menge Spass an diesem Wochenende und so viel zu tun, denn ich durfte drei verschiedene Autos fahren. Das habe ich regelrecht genossen.”
Der deutsche Meister Matthias Kahle hatte die Gelegenheit den Skoda 130 RS der Siebzigerjahre mit dem modernen Fabira R5 zu vergleichen: “So hatte ich meine persönliche Zeitreise durch 40 Jahre Motorsport”, schwärmte er und meinte: “Es ist einfach unglaublich, wie viele Fans hier an der Strecke stehen”.
Preise für Originalität und Authentizität
Es gab auch wieder einige Auszeichnungen. Der Preis für das beste Originalfahrzeuge ging an den Toyota 222D von Ernst Kopp.
Als bester Nachbau wurde der BMW 2002 von Wolfgang Schröder/Detlef May ausgezeichnet.
Einen Spezialpreis erhielten Dave Kedward und Felix Wiseman für ihre Nachtfahrt mit dem Peugeot 205 T16 E2, bei der der Turbo fast wie ein rasender Feuerball glühte.
Die Rallye-Stars verliehen dem Trabant P 1800 RS den Chamions’ Choice Award. Stig Blomqvist wurde schliesslich als Rallye Ambassador ausgezeichnet.
Driften für einen guten Zweck
Mitfahrten bei Thierry Neuville und Harri Toivonen waren für einen guten Zweck versteigert worden, so kam der Verein zur Förderung der Jugendarbeit im Landkreis Vulkaneifel e.V. zu einem unverhofften Zustupf von EUR 2000 - eine schöne Geste, die auch ein wenig zeigt, wie gut das Eifel Rallye Festival in die Gemeinde vor Ort eingebettet ist.
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