Erneut wurden drei der zwölf Palais der "Brussels Expo" bespielt. Durchgängig zeichnete sich die diesjährige Classic Car Show Brüssel wieder durch ein hohes Qualitätsniveau aus. Auch Automobilclubs und Interessengemeinschaften waren in den Messehallen 4, 5 und 6 gut vertreten, nicht zuletzt im "BEHVA-Dorf", welches ein Viertel von Halle 4 einnahm. Eine große Sonderausstellung widmete sich dem Thema "100 Jahre 24 Stunden von Le Mans".
Betreten wir zunächst die Halle 5, eine imposante Kathedrale des Art Déco aus dem Jahre 1935, und unternehmen einen Rundgang. Dieser Bericht kann angesichts der Vielfalt des Gebotenen jedoch nur unvollständig sein. Bereits am ersten Tag war hier reger Besucherandrang zu verzeichnen. Leider waren die Lichtverhältnisse nicht optimal. Nicht zuletzt gilt dies für die Sonderausstellung am Ende der Halle, die zudem in rötliches Licht getaucht war. Hier wurden 25 Fahrzeuge gezeigt, welche die Renngeschichte des berühmtesten 24-Stunden-Rennens illustrierten, beginnend mit einem Vinot Deguinand BP 10 HP von 1923 bis hin zum Toyota GR010 Hybrid von 2021. Neben anderen Rennwagen wurden ein Ford GT 40 (1968), ein Porsche 917 (1970), ein Peugeot 905 Evo 1 bis (1992), ein Cadillac Northstar LMP (2001) und ein Dodge Viper LM GTS-R von 2002 gezeigt.
Auch wenn man insbesondere in der Haupthalle neuzeitliche Luxusfahrzeuge antraf – hier passte die Mischung. Anders als im Vorjahr schien dem Berichterstatter das Angebot an Vorkriegsklassikern diesmal größer zu sein. So war neben einigen Autos der Marken Delahaye oder Delage das Angebot an Bugattis, namentlich des Typs 57, beachtlich. Zu erwähnen ist auch der große Renault Vivastella von 1932, den man selbst in Frankreich nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Derselben Zeit entstammte auch ein siegreicher Rennwagen belgischer Provenienz: der Impéria Grand Prix von 1930. In diesem Zusammenhang sei auch ein ehemaliger Rallye-Monte-Carlo-Teilnehmer erwähnt: ein Delahaye 235 von 1952.
Erstaunlich war, dass in Brüssel ein Pegaso Z 102 der zweiten Serie von 1955 angeboten wurde. Auch an italienischen Marken "von Abarth bis Zagato" fehlte es nicht. Außer diversen Ferrari, Lamborghini und Lancia seien ein Fiat 1100 TV Ghia (1954) und ein formschöner Alfa Romeo 6 C Super Sport von 1948 erwähnt. Bei einem Ferrari 250 GT Boano (1957) wurde auf die sonst eher übliche Deklarierung "Preis auf Anfrage" verzichtet. Stattdessen wurde das Auto direkt mit 1,3 Millionen ausgewiesen. Den Gegenpol markierte ein kleiner Lancia Ardea (1952) für 9300 Euro.
Niedrige Laufleistung, hoher Preis
Britische Wagen waren erwartungsgemäß sehr vielfältig vertreten, egal ob es sich dabei um die Marken Alvis, Aston Martin, Bentley, Jaguar, Land Rover, Lagonda oder Rolls-Royce handelte. Auch ein Allard K2, Bristol oder ein Peerless GT fehlten nicht.
Von Porsche wurden aus der Bandbreite der 911-Modelle auch frühe Exemplare offeriert, etwa ein Exemplar von 1965 für 219'900 Euro. Noch ältere Porsche waren ebenfalls im Angebot: so etwa zwei 356 A (beide von 1958) für 172'000 bzw. 150'000 Euro. Die Angebotspalette der Marke Mercedes-Benz war breit gefächert und begann bei Alltagsklassikern wie einer Limousine des Typs 123, die mit 83'163 km auf dem Tacho 23'500 Euro kosten sollte. Dafür hätte es allerdings auch einen 190 E 2.6 für 13'000 Euro plus einen 280 S (W 126) für 11'000 Euro Verhandlungsbasis gegeben. Modelle der G-Baureihe wurden ebenfalls offeriert.
Auch an Wagen von BMW herrschte kein Mangel. In Brüssel gab es einige Autos der 02er-Serie und der Dreierreihe. Das Angebot reichte bis hin zum 635 CSI Gruppe 2 (1980) für 425'000 Euro und zum M1 und 507. In diesem Zusammenhang sei noch eine seltene Limousine erwähnt, die 1950 in Eisenach als BMW 340-0 und noch nicht als EMW gebaut wurde. Wer Seltenes für weniger Geld suchte, hätte auch einen BMW 700 LS für 17'750 Euro finden können. Was uns zu weiteren Raritäten bringt. So wurden ein NSU Typ 110, ein Glas 1700 GT, ein Renault Caravelle, aber auch ein Lada oder ein Volkswagen Polo Harlekin offeriert. Erneut gab es einige Autos mit niedrigen Laufleistungen zu entdecken. Etwa einen Fiat Panda 4 x 4 (1997) mit nur 9178 km oder einen Audi TT (1999) mit 55'000 km auf dem Zähler. Die Firma Metropole bot gar einen Citroën 2 CV mit nur 21 km Laufleistung für 42'500 Euro an. Für rund ein Viertel dieses Preises gab es aber auch eine "Wellblechente" von 1959 samt der Erkenntnis, dass man diese auf niederländisch "Ribbelkap" nennt.
Für die Gruppe der amerikanischen Autos seien stellvertretend ein Hudson Commodore von 1949, ein Ford Thunderbird von 1962 oder ein Chevrolet Corvair Monza Spyder Convertible genannt. Nicht zu vergessen ein 1962er Studebaker Avanti mit Kompressor, der für 69'900 Euro angeboten wurde.
Auch Kurioses fehlte nicht. So war etwa ein Hrubon zu entdecken, ein in Kleinserie produzierter, sehr stark verkürzter Mini Moke. Und bei einem Exponat war bereits das Fabrikat unklar! Handelte es sich nun um einen "Jansens von 1902" oder etwas anderes? Das Publikum möge dies bitte herausfinden.
Kleine Bugatti und falsche Ferrari
Doch nicht alle Exponate waren zu erwerben. So zeigte die Firma Axel Schütte zeigte neben einem Aston Martin V8 Shooting Brake und einem schwarzen Ferrari 340 Berlinetta einen unverkäuflichen Bugatti Typ 35 A.
Bemerkenswert waren auch wieder die Clubstände, von denen hier zwei beispielhaft genannt seien: Der "Belgische Club voor oude Peugeot's" mit seiner Präsentation "40 Jahre Peugeot 205" und der belgische Mercedes-Benz-Club, der einen 200 Universal von 1967 zeigte. Dieser wurde von der belgischen Firma IMA gebaut und wurde kurzzeitig auch auf dem deutschen Markt angeboten. Das belgische Unternehmen d'Ieteren erinnerte daran, dass es schon 75 Jahre exklusiv die Belange von Volkswagen in Belgien vertritt und zeigte – beginnend mit einem dunkelblauen Brezelkäfer aus ihrem Fundus – Exemplare aus dieser Zeitspanne, darunter auch einen Passat LS Automatic von 1973.
Auch in kleinerem Maßstab gab es Pretiosen: So war ein Bugatti Typ 52 – eine Kinder-Ausführung des Typ 35 im Maßstab 1:2 – für 19'500 Euro zu haben. Für eine größere Skalierung, den "Baby 3" (dem Bugatti Typ 59 nachempfunden), waren bereits rund 40'000 Euro fällig. Apropos kleine Fahrzeuge: Vermutlich kennen die Leser die winzige Brütsch (nicht "Brütch") Mopetta. In Brüssel wurde ein Nachbau für 25'000 Euro offeriert. Wer bereit war, für Repliken mehr zu bezahlen, hätte für 130'000 Euro auch einen Nachbau des Ferrari 250 GTO auf der Basis eines Porsche 944 Turbo erwerben können. Ein Hingucker war sicher auch das als "BMW Veritas 315" angebotene Fahrzeug. Es basiert auf einem BMW 315 von 1935, hat eine niederländische Zulassung von 1953 und wurde mit BMW-Teilen im Stil eines Veritas RS 2000 aufgebaut.
Braucht man eigentlich größere Oldtimermessen? Das fragte sich der Berichterstatter, als er mit Blick auf das Atomium im Abendlicht die Classic Car Show Brüssel verließ. Sicher nicht, wenn man nur einen Tag einplant. Denn diese Messe bietet alles, und das auf hohem Niveau. Das sahen wohl auch viele Besucher so, denn die Messe erzielte mit 26'865 Besuchern in drei Tagen ein neues Rekordergebnis. Dass die gesamte Veranstaltung komplett bargeldfrei abgewickelt wurde, daran wird man sich wohl gewöhnen müssen.












































































































































































































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