In der ersten Juniwoche 2023 trafen sich die Fiat 600 Freunde Deutschlands im Tübinger Automobil- und Spielzeugmuseum Boxenstop. Das renommierte Museum von Rainer und Ute Klink bietet mit seiner Gastronomie alles, was man sich für Hochzeiten, Firmenveranstaltungen oder eben auch Clubtreffen nur wünschen kann. Speziell wenn man wie der 1993 gegründete Fiat-600-Verein auch noch sein 30-jähriges Jubiläum zu feiern hat.
Die Hälfte der Mitglieder reisen an
Jörg Sporkert, der erste Vorsitzende, gab gerne Auskunft über den Verein mit 85 Mitgliedern aus Deutschland und der Schweiz. Fast 40 Fahrzeuge hatten den Weg ins Schwäbische gefunden. Liebhaber aus Bremerhaven, Venlo und Bern trafen sich hier zu Fachgesprächen und zum freundschaftlichen Gedankenaustausch.
Auf eigener Achse angereist oder auf einem an Wohnmobil angehängten Trailer transportiert, Hauptsache die Unikate kommen unversehrt an.
Ein richtiges Auto
Die Abgrenzung zum kleinen Bruder, dem Cinquecento, formuliert der Club unmißverständlich. Der Fiat 600 ist halt ein richtiges Auto. Mit 4 wassergekühlten Zylindern die echte Antwort auf den VW Käfer aus Italien. Teils auch in Spanien oder Österreich in Lizenz produziert, aber das ist ein anderes Thema.
1955 kam der Fiat 600 erstmals auf den Markt. Der damals 19 PS starke Wagen trug anfangs die Standlichter mit den Blinkern noch auf den Kotflügeln, der Blinkerschalter war noch auf dem Armaturenbrett. An der Lenksäule waren weder Griffe noch Schalter befestigt.
Zu Beginn hatte der Wagen noch Schiebefenster, die ursprünglichen Radkappen wurden bald durch andere abgelöst. Speziell diese ersten Modelle sind unter den Liebhabern besonders gefragt. Einer hat den Führerschein mit dem Wagen gemacht, der Nächste freut sich an dem knuffigen Aussehen, wieder andere loben das Fahrverhalten. Die Gründe einen Fiat 600 zu fahren sind mannigfaltig.
Die Ersatzteilversorgung sei recht gut, auch weil sich immer mehr Firmen auf Nachfertigungen spezialisieren. Clubinterne Ersatzteillager und der rege Teiletausch unter den Mitgliedern sind ebenfalls hilfreich. Apropos hilfreich: wer einen Türgriff für das erste Modell abzugeben hat, der möge sich beim Club melden. Da besteht aktuell ein gewisser Bedarf.
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Probleme pragmatisch gelöst
Einen der Wagen ereilte auf der Anfahrt ein Kupplungsschaden. In der Werkstatt des Boxenstop Museums konnte dieser umgehend repariert werden. Schließlich wollte der Besitzer am Samstag an der geplanten Ausfahrt teilnehmen. Das Miteinander wird eben groß geschrieben. Der Club sei wie eine große Familie, meinte der Vorstand. Bei uns kann jeder kommen wie er möchte, Hauptsache das Auto fährt und er hat Spaß daran.
Exoten
Es gab einige Fiat-600-Derivate zu sehen, beispielsweise den Jungla.
Dabei handelt es sich um einen Geländewagen auf der Chassisbasis des Fiat 600, welcher für die Armee gebaut wurde. Auch Faltdachausführungen oder Fahrzeuge, deren Optimierung sich Carlo Abarth angenommen hatte, waren zu sehen.
Es wurden auch Exoten gebaut. Pickup-Ausführungen beispielsweise oder die in Spanien in Lizenz gebaute Ausführung, die knapp 20 cm länger war und unter der Bezeichnung Seat 800 verkauft wurde.
Dass die Preise für die ausgefallene Exemplare höher liegen als für Serienmodelle versteht sich von selbst. Aber auch bei denen sind 5-stellige Preise in ehrlichem Zustand 2 keine Ausnahme.
Ein ganz besonderes Gespann
Hermann Herfurtner, der zweite Vorsitzende des Clubs und Inhaber nicht weniger unterschiedlicher Modelle, erzählte von seinem ältesten Fahrzeug. Bei dem auf einer Messe in Padua entdeckten 1956er Modell „musste er einfach zuschlagen“. Von einem befreundeten Händler nach Deutschland gebracht, sah er auf dessen Hof einen Amphiporta. Dieser war eigentlich für einen 600er Strandwagen vorgesehen, der sich aber auch solo gut verkauft hatte. So musste der Anhänger nur noch gekauft, mit der richtigen Farbe versehen und montiert werden. Fertig war die seltene Kombination.
Da der Anhänger über einem Hilfsträger unter der Stoßstange des Zugwagen mit diesem fest verbunden ist, reicht ein mittig verbauter Reifen aus, ähnlich wie bei manchen Mopedanhängern.
Die Konstruktion gilt als Nachläufer, als Bestandteil des Fahrzeuges, ist also kein Anhänger. Somit dürfte man, wenn es der Motor schaffen würde, sogar 130 km/h damit fahren.
Dass der „Nicht-Anhänger“ Amphiporta heisst, hat mit Amphicar zu tun. Es handelt sich eigentlich um einen Schwimmanhänger, der von der Firma Stolz in Berlin gefertigt wurde.An das Fahrverhalten des Gespanns muss man sich allerdings gewöhnen. Das Rad des Hängers dreht sich nicht mit zur Seite, sondern radiert in Kurven quasi über die Fahrbahn. Serpentinen gehören also nicht zu Lieblingsstrecken des Gespannes.
Ein umsichtiger Fahrstil ist angebracht, da der Anhänger zudem aus dem Auto nicht zu sehen ist. Das tut der Faszination an dieser einzigartigen Kombination aber keinen Abbruch.
Rotationsprinzip
Die Organisation der Jahrestreffen ist eine rotierende Aufgabe. Thorsten Hauser, Ausrichter im Jahr 2023, umriss die aktuelle Veranstaltung kurz und knackig.
- Freitag: Eintreffen der Fahrzeuge, gemeinsames Abendessen.
- Samstag: Ausfahrt über kleine Straßen ins Engstinger Automobilmuseum mit anschließender Fahrt nach Hohenstein. Dort eine Führung durch die ortsansässige Käserei mit Verkostung von hier hergestelltem Büffelmozzarella, abends dann die Hauptversammlung im Boxenstop mit anschließendem Grillbüffet.
- Am Sonntag treffen sich 40 Mitglieder zu einer Stocherkahnfahrt auf dem Neckar während die weiter angereisten bereits die Heimreise antreten. Bei einem solchen Programm kam keine Langeweile auf. Das Wochenende war perfekt.
Die Verbindung zum Boxenstop Museum, wo auch Oldtimerreisen und Rundfahrten organisiert werden, scheint sehr eng zu sein. Verabschiedet werde ich mich den Worten „wer mit Rainer unterwegs ist kann nichts falsch machen“.
Wünschen wir den Mitgliedern, dass der Club noch weitere 30 Jahre besteht, dass die gute Laune dabei nie verloren geht und dem Boxenstop Museum weiterhin viele begeisterte Besucher.


























































































































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