Eine Messe wie die Auto e Moto d’Epoca zu beschreiben, die vom 25. bis 28. Oktober 2018 zum 35. Mal in Padua stattfand, ist nicht einfach. Zuviele Eindrücke, zuviele Autos (rund 4000), zuviele Zuschauer (über 100’000), um in Kürze das Essentielle vom Nebensächlichen trennen zu können.

Versuchen wir es daher einmal entlang des Alphabets, zumindest ansatzweise.
A wie Abarth
Natürlich begegnete man auch an der 35. Austragung vielen Abarth-Fahrzeugen. Bekanntlich verkaufte Carlo Abarth seine Firma in den frühen Siebzigerjahren an Fiat, die Abarth-Ingenieure aber bauten noch viele Jahre lang die Rennwagen von Fiat, Lancia und teilweise auch Alfa Romeo.
So gab es denn in Padua nicht nur reinrassige Abarth Sportwagen und optimierte Fiat-Derivate zu sehen, sondern auch die Rallye-Versionen von Lancia-Modellen, z.B. den 037, den Stratos und den Delta S4, letztere im Rahmen einer spannenden Sonderschau, bei der auch zwei Opel Ascona und eine Alpine A110 zu besichtigen waren.
Erwähnt werden sollte noch das neben einem Ferrari F355 entdeckte 750 Allemano Coupé, bei dem es sich offenbar um ein Einzelstück handelte, denn eigentlich sind nur die Allemano Spider Varianten bekannt.
A wie Autobianchi
“Autobianchi” zählt schon seit vielen Jahrzehnten zu den verschwundenen Marken, obschon die Autos der Fiat-Tochter noch bis in die Achtzigerjahre als Lancia noch verkauft wurden. Früher hiessen die Fahrzeuge Bianchina oder Stellina, später technokratischer A111 oder A112.
In Padua war fast die ganze Nachkriegsprodukte-Palette zu besichtigen, teilweise auf Clubständen, teilweise auch als Verkaufsangebote.
Etwas ganz besonderes in dieser Ahnengalerie ist sicherlich der Autobianchi A112 Runabout von 1969, aus dem später der Fiat X 1/9 wurde. Gezeichnet von Gandini zeigte der Prototyp eine extreme Keilform, die später auch im Lancia Stratos wieder verwirklicht wurde.
A wie Alfa Romeo
Natürlich durften die Autos von Alfa Romeo in Padua nicht fehlen, einige Hundert dürften es gewesen sein. Wie üblich zeigten sich die exotischsten und rasten Varianten vor allem auf den Clubständen, bei denen uns der Alfasud Club mit zwei frühen Alfasud besonders aufgefallen ist.
Auf dem offiziellen FCA-Stand parkte der IMSA-Rennwagen auf Basis des Alfa Romeo 155, bei einem Händler ein Arna. Vergleichsweise wenige Alfettas waren zu sehen, dafür gab’s die Giulietta/Giulia Spiders gleich im Multipack.

Kaum bekannt dürfte manchem Besucher gewesen sein, dass der Mailänder Autohersteller in den Sechzigerjahren auch die Renault Dauphine in Lizenz baute.
B wie Bonhams
Messen werden immer beliebter als Austragungsort von Versteigerungen. Bereits zum zweiten Mal nutzte Bonhams die Gelegenheit, um den Tausenden von Besuchern in der Halle 2 58 Klassiker schmackhaft zu machen.

Am Samstag Nachmittag ging’s dann ans eingemachte, als James Knight den Hammer hob. Ganz befriedigen konnten die Ergebnisse , die in einem separaten Bericht dokumentiert sind, die Bonhams-Verantwortlichen allerdings nicht.
C wie Caffé
Nicht nur Auto-, sondern auch Kaffee-Liebhaber kommen in Padua auf die Rechnung. Eine Vielzahl von Verpflegungsständen boten wie jedes Jahr natürlich den klassischen “Caffé” (bei uns normalerweise Espresso genannt), aber auch viele andere Kaffee-Varianten an. Und wenn’s dazu noch ein Cornetto oder sizilianische Canolli sein sollten, dann fand sich sicher auch dafür ein Anbieter.
D wie Durcheinander
Dass eine italienische Oldtimermesse auch immer mit etwas Chaos herüberkommt, versteht sich fast von Selber. Und tatsächlich fand man alte und neue Autos wild durcheinander gewürfelt, aber auch bei den zahlreich vertretenen Teileständen fand sich ein lockeres und unterhaltsames Durcheinander an brauchbaren und weniger nützlichen Ersatzteilen und Zubehörartikeln.

Wer zuwenig Zeit mitbrachte, musste allerdings schnell kapitulieren, denn er übersah sicherlich manch’ Wertvolles.
E wie Etceterini
Natürlich konnte man in Padua nicht nur Fahrzeuge der grossen und bekannten Marken entdecken, sondern eben auch von jenen Herstellern, die schon lange verschwunden sind.
Gemeinhin werden diese unter dem Sammelbegriff “Etcererini” zusammengefasst, womit Anbieter wie Abarth, Siata oder auch Ermini gemeint sind, von denen natürlich einige Autos zu sehen waren in Padua.
Weit gefasst könnte man auch den Volugrafo Bimbo 46 dazu zählen, ein Kleinstauto aus der Nachkriegszeit, in maximal Hundert Exemplaren gebaut von einem Rennfahrer und Ingenieur.
E wie Exoten
Was ein Exote ist, das kann sich von Land zu Land stark unterscheiden. Ein Honda Z 600 ist in Italien seltener als mancher Ferrari und auch ein Subaru Fuji dürfte nur selten in den Süden Europas gefunden haben.
Überall selten aber sind Fahrzeuge wie die zwei französichen Rally Vorkriegssportwagen, die an verschiedenen Orten entdeckt werden konnten, oder der Veritas Nürburgring als Coupé, von dem keine Handvoll gebaut wurde.
F wie Fiat
Dass Fiat an einer italienischen Oldtimermesse eine tragende Rolle spielt, dürfte logisch sein. Was Padua aber schon seit jeher ausmacht, ist, dass man dort Modelle sehen kann, die man sonst kaum je erblickt.
Insbesondere die vielen Spezialkarosserien, die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren bei Vignale oder Pinin Farina entstanden, waren auch 2018 wieder eine kleine Sensation.
Kaum je zu sehen sind aber auch die frühen Ritmo-Modelle mit dem asymmetrischen Kühlergrill und den charakteristischen Rädern, die man als Paar auf einem Clubstand fand, während modernere Abarth-Versionen an verschiedenen Stellen zum Kauf angeboten wurden.
F wie Ferrari
In Padua gab es trotz insgesamt gegen 4000 Autos deutlich weniger Ferrari-Sportwagen als beispielsweise in Essen.
Zum Kauf angeboten wurden vor allem neuere Sportwagen aus Maranello, etwa der F355 (gleich mehrfach handgeschaltet), der 512 BB oder der Testarossa.
Umso mehr fiel da der historische Ferrari 250 MM von 1953 auf und natürlich der Grand-Prix-Rennwagen 312 T von 1975, einst gefahren von Niki Lauda.
G wie Gedränge
Wenn sich über 100’000 Besucher an vier Tagen auf nur 90’000 Quadratmetern, die natürlich vor allem durch die vielen Automobile und Standaufbauten genutzt werden, aufhalten sollen, dann entsteht zwangsläufig immer wieder ein Gedränge. Allerdings halfen die grossen Freiflächen zwischen den Hallen das Gedränge im Rahmen zu halten, so dass sich vor allem bei den Verpflegungsständen Schlangen bildeten.
L wie Lancia
Eine verschwundene Marke der Neuzeit ist Lancia, bis vor kurzem noch fester Teil der FCA-Gruppe. Trotz der langen und geschichtsträchtigen Tradition wurde die Marke von Fiat-Chrysler fallengelassen. Davon merkte man in Padua allerdings wenig, denn als Besucher konnte man kaum weniger Lancia als Alfa Romeo entdecken.

Vom Delta, der aktuell zwischen Oldtimer und Youngtimer anzusiedeln ist, konnte man sogar richtig viele Exemplare sehen, aber auch von anderen Lancia-Modellen bis in die Vorkriegszeit gab es die unterschiedlichsten Varianten zu entdecken.
Und in der Rallye-Sonderschau durften die Lancia natürlich auch nicht fehlen.
M wie Mercedes
Die 2018-er Ausgabe der Messe in Padua wartete mit weniger Werkspräsentationen auf als vergangene Ausführungen. So glänzten etwa offizielle Werksstände von Lamborghini, aber auch Volkswagen durch Abwesenheit.
Mercedes-Benz allerdings war durch einen grossen Auftritt nicht zu übersehen. Einem historischen Modell wurde dabei jeweils die neuzeitliche Interpretation gegenübergestellt, also A-Klasse von einst versus A-Klasse von heute, oder 300 SL Roadster versus Sportwagen der Neuzeit.

Etwas ganz besonderes aber liessen sich die Mercedes-Leute in einem Zelt vor den Hallen einfallen. Dort konnte man sich nämlich mit einem 300 SL in einem historisch ausgeschmückten Raum ablichten lassen.
M wie Maserati
Mit einer besonderen Mischung an Fahrzeugen zog 2018 auch Maserati die Besucher an. Während in der Mitte der bereits vielfach vorgezeigte “Eldorado” stand, wurde er links von einem Merak SS Turbo und rechts von einem Khamsin eingerahmt.
Sportwagen und Limousinen aus Modena (z.B. den Frua Quattroporte) gab es aber auch bei diversen Händlern und auf Clubständen zu erspähen.
M wie Motorräder
Nicht nur Automobile, sondern auch Motorräder wurden in Padua angeboten, wenn auch in geringerer Anzahl als ihre vierrädrigen Pendants.

Für Zweitaktfreunde aber dürfte der Anblick einer Suzuki RG 500 neben einer Yamaha RD 500 fast schon paradiesisch angemutet haben.
P wie Porsche
Auch Porsche war mit einem grossen Stand vor Ort. Präsentiert wurden unter anderem Vorzeige-Restaurierungen anhand von je einem 911 S, einem 356 und einem 964. Mit Spiegeln wurden diese Fahrzeuge gekonnt ins Zentrum gerückt.

Die Sportwagen aus Stuttgart waren aber auch sonst omnipräsent, ob es sich dabei nun um alte und restaurierungsbedürftige 356-Modelle oder fast neue GT3-Varianten in allen Farben handelte.

Im Vergleich gerade zu deutschen Oldtimermessen aber war der Marken-Mix in Italien deutlich breiter und vielfältiger.
P wie Prosciutto
Hungrig musste in Padua niemand bleiben, an Esswaren wurde eine grosse Vielfalt angeboten. Es gab sogar Stimmen, die behaupteten, dass die Essenstände mehr Umsatz machen würden, als mancher Händler in den Hallen. Diese Behauptung wurde allerdings durch viele “Sold”-/Verkauft-Schilder widerlegt, die bereits am Freitag auf manchem Auto gezeigt wurden.
T wie Teuer
30 Euro kostete der Tageseintritt in Padua, dafür waren die Parkplätze vergleichsweise günstig.
Die Autos waren fast durchwegs mit selbstbewusst klingenden Preisschildern ausgezeichnet. Schnäppchen jedenfalls liessen sich auf Anhieb kaum finden.
V wie Volvo
Richtig gross stellte sich in Padua der sich inzwischen in chinesischem Besitz befindliche schwedische Autohersteller Volvo.
Um das Thema “Kombi” herum wurden historische, aber auch aktuelle Heckklappenversionen gezeigt, darunter ein Duett, ein P220, ein P1800 ES und ein 245.
Präsentiert wurden die Autos von charmanten jungen Damen, so dass man sich fast an einen Autosalon erinnert sah.
Z wie Zagato
An verschiedenen Orten gab es Fahrzeuge vom italienischen Karosseriebauer und Designer Zagato zu sehen. Ob es sich nun um eine Alfa Romeo Giulia TZ handelte oder eines der in der Neuzeit aufgebauten 356 Zagato Coupés, bewundernde Blicke waren den leichtgewichtigen und windschlüpfigen Kreationen gewiss.
Generell war die Stimmung vor Ort gut und aufgeräumt, auch wenn sich wohl nicht alle Besucher in Kauflaune befanden. Aber schauen darf man ja immer … und dazu soll auch unsere umfassende Bildergalerie mit fast 200 Fotos einladen!
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