Bereits im Jahr 2020 hatte die Oldtimermesse Auto e Moto d’Epoca als eine der wenigen grossen Veranstaltungen dieser Art durchgeführt werden können und auch vom 21. bis 24. Oktober 2021 war der Anlass in Padua, nahe von Venedig, wieder ein wichtiger Anziehungspunkt für die Oldtimer-Enthusiasten.
Fast wie früher
115’000 Quadratmeter, 11 Hallen, 1600 Aussteller und vier Sonderschauen, die Organisatoren der Auto e Moto d’Epoca rührten einmal mehr mit grosser Kelle an. Ohne “Green Pass” ging allerdings nichts, wer nicht (mit dem richtigen Impfstoff) geimpft, genesen oder getestet war, der erhielt in Padua keinen Einlass und auch mit Zertifikat konnte beim Schlangestehen viel Zeit vergehen, denn die Prüfung des Green Passes samt Temperaturkontrolle war ganz klar ein Engpass.
Hatte man es dann aber geschafft, durfte man – mit Maske zwar – frei durch die Hallen spazieren wie vor der Pandemie. Alleine war man dabei gewiss nicht, die 1,5 Meter Abstand konnten oft nicht eingehalten werden, vor allem dann nicht, wenn es etwas besonderes zu sehen gab.
Gut gefüllte Hallen
An Nachfrage von Seiten der Aussteller hatte es offensichtlich nicht gefehlt, die elf Hallen waren ziemlich voll, die über 5000 gezeigten Autos (und viele Motorräder dazu) mussten eng geparkt werden, damit alle Platz hatten. Auch zwischen den Hallen gab’s viel zu bestaunen, mancher Aussteller wich in ein Zelt aus, um wettergeschützt zu sein. Dies sollte sich bewähren, denn vor allem am Donnerstag war die Witterung noch ziemlich feucht.
Bei sovielen Fahrzeugen besteht immer das Risiko, dass Qualität in der Masse untergeht. Dies war in Padua sicherlich wie schon in vergangenen Jahren der Fall, doch schienen manchem Betrachter die Spreu noch schwerer vom Weizen zu trennen.
Die Autos werden immer jünger, so meinten einige Beobachter. Dies lag nicht etwa an den Neuwagen, die es etwa bei Bentley, McLaren, aber auch Porsche und Mercedes-Benz zu sehen gab, sondern an den vielen Youngtimern und Neoklassikern, welche sich oftmals eher als Gebrauchtwagen entpuppten, die in den Hallen standen.
Immerhin war das Fahrzeugangebot international, also überhaupt nicht primär italienisch geprägt. Nur die Amerikaner, die waren etwas dünner gesät, während die Japaner auch in Padua immer populärer zu werden scheinen. Zumindest sah man gleich mehrere Subaru und auch Nissan oder Mazda waren vertreten.
Bertones Entwürfe
Mit 16 Bertone-Prototypen trat das ASI unter dem Titel “Universo Bertone” in Padua auf. Vor einiger Zeit konnte die Organisation viele der noch in der Bertone-Sammlung verbliebenen Autos übernehmen. Sie sind seither (notdürftig) in einem Museum untergebracht.
An der Messe zeigten sie sich im besten Licht und in sympathischem Context. Anstatt die Einzelstücke einfach aufzureihen, hatte man sie auf verschiedene Clubstände verteilt.
So stand der Autobianchi Runabout zwischen zwei Bianchinas oder der Lancia Kajak neben einem historischen Lancia-Modell.
Zu bewundern gab es einige der interessantesten Schöpfungen des Karosseriebauers Bertone, u.a. den Citroën Camargue von 1972, den Ferrari Rainbow von 1976 oder den NSU Trapeze von 1973 auf Ro80-Basis.
Zu sehen gab’s aber auch weniger bekannte Entwürfe wie den Porsche Karisma von 1994 oder die Fiat Panda Barchetta von 2007.
Alles rot vom Turiner Museum
Das Museo Nationale dell’Automobile von Turin organisierte eine Sonderschau zum Thema “L’Italia che vince le corse” (Italien als Rennsieger) und zeigte darin sechs Rennwagen von Fiat, Alfa Romeo, Lancia und Ferrari in einem Zelt zwischen den Hallen.
Nun hätte man traurig sein können, weil diese interessanten Rennwagen nicht “besser” untergebracht waren, doch die Musuemsleute hatten noch eine Überraschung parat.
Sie fuhren nämlich den Fiat 130 HP nach draussen und starteten den brachialen Motor. Sofort bildeten sich grosse Trauben um den Rennwagen und man konnte wieder einmal sehen, dass ein offener Motorraum und ein aufbrüllender Rennmotor als Attraktion kaum zu schlagen sind.
Superturismo und Endurance
Ebenfalls dem Rennsport verpflichtet waren zwei weitere Sonderschauen, welche das ASI Storico im Pavillon 3 zeigte.
Gezeigt wurden die Supertourenwagen vom Schlage eines BMW M3, Alfa GTA oder Audi A4, aber auch die Martini-Racing-Lancias LC1 und Montecarlo.
Gerade letztere waren in den Achtzigerjahren Rennwagen, an denen auch die Konkurrenz nicht einfach so vorbeikam.
100 Jahre Moto Guzzi und 100 Jahre Lancia Lambda
Die italienische Motorradmarke Moto Guzzi feierte 2021 ihren 100. Geburtstag, da durfte natürlich auch eine Sonderschau dazu nicht fehlen.
Gezeigt wurden verschiedene rare Zweiräder aus dem langen Schaffen.
Nicht zu einer eigenen Sonderschau, aber immerhin zu einem eindrücklichen Auftritt beim Club schaffte es die Lancia Lambda, die ebenfalls hundertjährig geworden ist, wenn man die erste Fahrt des fertigen Prototypen als Geburtszeitpunkt nimmt.
Sowieso gehörten die vielen Clubstände zu den Höhepunkten der Messe, denn wir immer hatten die Enthusiasten ihren Auftritt mit viel Liebe und Hingabe vorbereitet.
Und es konnten viele rare und selten zu sehende Automobile bewundert werden.
Ein bisschen elektrisch
Während sich bekanntlich die Neuwagenwelt voll in Richtung Elektromobilität entwickelt, sind bei den alten Autos natürlich die Verbrennungsmotoren Trumpf. Aber so ganz auf Elektromotoren wurde auch an der Messe in Padua nicht verzichtet.
So zeigte Stellantis, die bekanntlich seit der Zusammenführung von PSA, Opel und FCA auch die Geschichte von Fiat vertritt, den Prototypen X 1/23 aus dem Jahr 1974. Es war dies einer der ersten elektrischen Stadtwagen in Form eines Zweisitzer-Minivans mit 75 km/h Spitze und bis zu 70 km Reichweite.
Mercedes-Benz präsentierte den 190 E, der 1990 in Hannover als Elektroauto vorgestellt wurde und mit zwei Elektromotoren an der Hinterachse für Vortrieb sorgte. Im Vergleich zum aktuellen Elekto-Spitzenmodell EQS geben die Leistungswerte natürlich Anlass zum Schmunzeln.
Und wer gerne selber elektrisch, aber mit historischer Hülle fahren möchte, der konnte sich umgebaute Citroën Méhari oder 2CV anschauen.
Italienische Raritäten
Es war, wie schon bereits angedeutet, nicht einfach, die Besonderheiten und Raritäten unter den über 5000 gezeigten Autos zu finden, aber es gab sie schon.
Wer genau hinschaute konnte seltene italienische Spezialkarosserien auf in Serie hergestellten Fahrgestellen finden, aber auch die Etceterini, also die in kleinsten Zahlen gefertigten Rennsportwagen von längst verschwundenen Herstellern.
Besonderheiten gab es aber auch in eigentlich populärem Gewand.