Es ist dies keine der üblichen Zwischengas-Besprechungen eines Buchs, das von alten Autos, geschichtsträchtigen Persönlichkeiten, legendären Rennsportereignissen und/oder verschwundenen Automarken und Technologien handelt. Das besprochene Buch handelt primär von der Zukunft, vom selbstfahrenden Auto und wie es die Welt verändert, um genau zu sein.
Das Buch ist aber für den Oldtimer-Enthusiasten trotzdem interessant, denn es erklärt, wie sich das Umfeld für alte Autos verändern wird, respektive verändern könnte.
Selbstfahrende Autos sind kaum aufzuhalten
Klar wird beim Lesen: Das autonom fahrende Auto ist kaum aufzuhalten. Es bietet derartig viele Vorzüge, dass die Entwicklung in Richtung zum komplett selber fahrenden Fahrzeug höchstens verlangsamt, aber kaum verhindert werden kann.
So äussern sich zumindest die Autoren Andreas Herrmann, Walter Brenner und Rupert Stadler in ihrem Buch mit dem Titel “Autonomous driving - How the Driverless Revolution will Change the World”. Und man ist geneigt ihnen und der aufgearbeiteten Faktenlage zu glauben.
Bei zwei der drei Autoren handelt es sich um Professoren der Universität St. Gallen, Herrmann beackert dort das Thema “Customer Insights” ab, während Brenner Experte für Information Management, Innovation und Mobilität ist. Rupert Stadler schliesslich ist Vorstandsvorsitzender der Audi Deutschland AG und zudem Professor an der Universität St. Gallen. Dass sich viele Beispiele von Audi im Buch finden, erstaunt deshalb nicht, stört aber auch nicht, schliesslich ist Audi zuvorderst mit dabei und auch andere Fahrzeughersteller werden gebührend erwähnt.
Selbstfahrende Autos brauchen noch etwas Zeit
Die Zukunft ist also vorgezeichnet, einzig das Timing wird noch diskutiert. Die Autoren nähern sich dem Thema von mehreren Seiten an, diskutieren Mobilitätstrends genauso wie ökonomische Hintergründe und Technologieaspekte. Natürlich verweisen auch sie auf die fünf Ebenen des autonomen Fahrens, die von 0 (alles vom Menschen) bis 5 (komplett selbständig fahrendes Auto, das sich auch selber überwacht) reichen.
Herrmann, Brenner und Stadler schätzen, dass bis 2025 Autos bereits im Jahr 2025 Ebene 3 oder 4 erreichen werden, also sich bereits selber überwachen werden und die Kontrolle nur noch für bestimmte Fahrmanöver an den Menschen abgeben werden. Und per 2030 sollen nach der Meinung der Autoren bereits signifikante Anteile der Fahrzeuge im Verkehr tummeln, die bereits Ebene 5 komplett autonom unterwegs sein können.
Selbstfahrenden Autos muss geholfen werden
Die autonom fahrenden Autos werden immer besser, aber erst Kompromisse oder Handreichungen von aussen werden ihnen das selberfahren wirklich ermöglichen. Dies beginnt bei exakten Strassenkarten, über kommunizierende Verkehrssignale, spezielle Strassenmarkierungen bis zu untereinander “sprechenden” Verkehrsteilnehmern.
Noch weiter reicht eine Bemerkung auf Seite 81, wo über die Problematik des Mischverkehrs diskutiert wird. Denkbar seien getrennte Spuren für fahrerlose und herkömmliche Verkehrsmittel, sinnvoll allerdings könnte auch die Beschleunigung der Gesetzgebung in Richtung autonom fahrende Fahrzeuge gehen, was die alten Autos dann sozusagen ausschliessen würde (“it would be best, however, if at some point the transition to driverless cars is accelerated by means of legislation”).
Auswirkungen auf die Welt
Einen wesentlichen Teil ihres Buchs widmen die drei Professoren den Auswirkungen der autonomen Fahrzeuge. Denn natürlich ist nicht nur der Benutzer eines Autos, der nun nicht mehr selber ins Lenkrad greifen muss, betroffen, sondern auch die Autohersteller, die Versicherungsindustrie, ganze Wertschöpfungsketten und eigentlich fast die ganze Menschheit. Offene Punkte bezüglich Verantwortlichkeit und Normen lassen sich lösen, etwas schwieriger werden Fragestellungen rund um Ethik und Moral aufzulösen sein.
Wer sollte dieses Buch lesen?
Herrmann, Brenner und Stadler wollten keinen Bestseller schreiben und auch kein unterhaltsames Buch für’s Nachttischchen. Es ist ein wissenschaftlich orientiertes Werk und zudem in englischer Sprache gehalten. Abbildungen gibt es nur wenige und wenn, dann nur in Schwarzweiss und auf’s Wesentliche reduziert.
Vorausgesetzt ist sicherlich ein gründliches Interesse am Thema, sonst arbeitet man sich nicht durch die über 400 Seiten im optisch wie ein Vorlesungsscript daherkommenden Buches. Wer aber mehr über das selbstfahrende Auto wissen möchte und wie es ihn in Zukunft beeinflussen könnte, dem gibt das Werk viele Gedankenanstösse. Die Schlussfolgerungen mögen gefallen oder auch nicht, interessant sind sie auf jeden Fall. Ob einem dies EUR 23.80 wert ist, muss jeder für sich selber entscheiden.
Bibliografische Angaben
- Titel: Autonomous Driving - How the Driverless Revolution will Change the World
- Autoren: Andreas Herrmann, Walter Brenner und Rupert Stadler
- Sprache: Englisch
- Verlag: Emerald Publishing Limited (26. März 2018)
- Format: Softcover, 15,9 x 3,2 x 23,5 cm
- Umfang: ca. 450 Seiten
- ISBN: 978-1787148345
- Preis: EUR 22.39
- Bestellen/kaufen: Online bei amazon.de oder im gut assortierten Buchhandel
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Martin Schröder