Eine der erfolgreichsten Rennserien weltweit nahm in den USA ihren Anfang, jedenfalls zum Teil. Eigentlich entstand der erste Formel Vau ja in Italien, genauer gesagt bei Nardi. Die Idee aber war amerikanisch. Nun, dass der Nardi mit VW-Teilen eigentlich hätte in der Formel Junior antreten sollen, dafür aber nicht wirklich geeignet war, da in der Formel Junior bereits zu Beginn der Sechzigerjahre fast mit Formel-1-Technologien gearbeitet wurde.
Damit hätte das Projekt auch problemlos sterben können, doch es traten Männer auf den Plan, die das Potential einer günstigen Nachwuchs-Formel-Serie sahen und ihr zum Erfolg verhalten. Zuerst in den USA und später dann, gefördert von Ferry Porsche und Huschke von Hanstein auch in Europa.
Von Anfang an
Die Autoren - Thomas Keßler, Frank Michael Orthey, Lothar Panten - erzählen und erklären die Erfolgsgeschichte entlang der Zeitachse und wissen auch manche Anekdote am Rande dazuzufügen. So fuhr etwa Dr. Ferry Porsche den ersten nach Deutschland importierten Formel Vau der Marke Beach auf öffentlichen Strassen vom Werk 1 in Zuffenhausen zu seiner Villa auf den Killesberg. Ausgeführt werden auch die unterschiedlichen Bezeichnungen - V, Vau, Vee - und ihre Ursachen.
Wegbegleiter und Mitstreiter kommen in eigenen Abschnitten und in Interviews zu Wort und fügen ihre Erinnerungen bei, zu nennen wäre da u.a. Rainer Braun, der die Rennen nicht nur kommentierte, sondern auch selber bei der Nachwuchsformel am Start war.
Eine Erfolgsgeschichte
Der Erfolg der Formel Vau hatte verschiedene Väter, das wird beim Lesen des Buchs schnell klar. Da gab es begeisterte Förderer, aber es war vor allem der günstige Einstandspreis, den die Volkswagen-Technik und die einfache Bauart ermöglichte. Die durch ein enges Reglement erzielte Chancengleichheit trug ein Übriges bei.
Viele Hersteller
Trotz engem Reglementskorsett traten viele Hersteller an, um ihre eigene Interpretation des Formel-V-Monopostos zu verkaufen. Dass diese Autofirmen teilweise auch Buggys bauten, ist sicherlich kein Zufall, schliesslich begann ja alles mit derselben Technik.
Es gab aber auch reinrassige Rennautobauer, die sich der interessanten Nachwuchsformel zuwandten, viele der Firmen werden in Einschüben vorgestellt.
Schneller und seriöser
Die Formel Vau wurde über die Jahre und Jahrzehnte immer schneller und ernsthafter. Aus den Seifenkisten mit Volkswagen-Käfer-Technik wurden richtige Formel-Autos mit Technik, die nicht so unähnlich zum Formel-3-Rennwagen war. Viele Rennfahrer verdankten ihre ersten Erfolge den Formel-Vau-Rennen, denn hier konnten sie bei gleichwertigem Material zeigen, dass sie die Fahrphysik im Griff hatten.
Mit vielen Rennfahrerportraits, die durch das Buch eingestreut sind und manches Interview mit den späteren Formel- und Tourenwagen-Piloten wird die Wichtigkeit der Formel Vau für die Nachwuchsförderung dem Leser verdeutlicht.
Rund um die Welt
Die Formel Vau wurde nicht nur in den USA oder in Deutschland zum grossen Erfolg, sondern rund um die Welt. Auch diesem Aspekt wird im Buch gehuldigt. Und natürlich fehlt auch die Weiterentwicklung, die Formel Super Vau, nicht.
Wertvolles Bildmaterial
Über 500 Bilder wurden für das 400-seitige Buch zusammengesucht, ein wertvoller Schatz an historischen Aufnahmen kam damit zusammen. Ob beim Berg-, beim Eis- oder beim Rundstrecken-Rennen, man sieht die volkswagen-basierenden Monoposti überall.
Ein Lesebuch
Ob gewollt oder nicht, das Werk zur Formel Vau ist ein Lesebuch geworden, zum Nachschlagen taugt es weniger gut. Es fehlen sowohl ein detailliertes Inhaltsverzeichnis als auch ein Schlagwortregister, das es beispielsweise erlaubt hätte, schnell den Artikel zum Hersteller Fuchs zu finden. Auch hätten ein paar Hersteller wie z.B. Apal oder Formcar vielleicht auch noch umfangreiche Abschnitte verdient, während andere, z.B. Zink oder HAS/Horag durchaus detailliert abgehandelt werden.
Aber dies ist Kritik im Detail, schön ist es auf jeden Fall, dass einer der wichtigsten Rennserien nun ein derart grosszügig aufgemachtes Buch gewidmet wurde, das mit EUR 39.00 zudem noch durchaus preisgünstig angeboten werden kann.
Bibliografische Angaben
- Titel: Formel Vau und Super Vau: Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolges
- Autoren: Thomas Keßler, Frank Michael Orthey, Lothar Panten
- Sprache: Deutsch
- Verlag: View GmbH
- Auflage: 1. Auflage (November 2016)
- Format: Gebunden, 22,5 x 3,7 cm
- Umfang: 400 Seiten, über 500 Bilder in Schwarz-Weiss und Farbe
- ISBN: 978-3-94397-06-0
- Preis: EUR 39.00
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