Er war ein Poet, ein Entertainer. Fritz B. Busch schrieb nicht einfach Testberichte oder Veranstaltungsrückblicke, er vermittelte Erfahrungen, Eindrücke und Erkenntnisse in einem unnachahmlichen Stil. Erschienen sind seine Beiträge ab den Fünfzigerjahren in “auto motor und sport”, aber auch im “Stern” und anderen Zeitschriften. Über 50 Jahre lang veröffentlichte Busch seine Meinungen und Einsichten und die Leser konnten nicht genug davon kriegen.
Seine Artikel waren so ganz anders als die trockenen Testberichte, die es sonst zu lesen gab, aber sie lieferten trotzdem einen Eindruck, ob das Auto nun gut oder schlecht war. Busch hielt sich mit seinen Meinungen nicht zurück, egal ob er nun über einen 2 CV oder einen Jaguar E-Type schrieb, ob der die IAA vorstellte oder aus seinen Erinnerungen berichtete.
Legendäre Automobilgeschichten …
Christian Steiger hat nun für den Motorbuch Verlag eine erste Zusammenstellung von Buschs Artikeln zusammengestellt, die er zum NSU Prinz, zum Citroën 2CV, zum Austin-Healey Sprite, zum Chevrolet Corvette Sting Ray, zum Ford Taunus, zum Hillman Minx, zum Mercedes-Benz 600 (lang), zum Citroën Sahara, zum Jaguar E-Type, zum MGB, zum Chevrolet Blazer, zum UAZ 469 Tundra, zum Alfa Romeo Giulietta Spider, zum Victoria Spatz und zum Peugeot 203 Cabriolet verfasst hat vor viele Jahren.
Ergänzt werden diese Autogeschichten durch vier weitere, je rund 10-seitige Erinnerungs- und Meinungsartikel zu den Themen Urlaubsreisen mit alten Autos, Zubehör von gestern, IAA-Neuheiten von gestern und Cabriolet fahren.
Spannende Lebensgeschichte
Eingeleitet aber wird das Buch durch ein kurzes Vorwort der Busch-Tochter Anke sowie eine von Steiger verfasste Biografie über 16 Seiten, die leider viel zu früh aufhört, aber im Band 2 ("Motorlegenden - Fritz B. Busch Lieben Sie Vollgas? - Unvergessene Automobilgeschichten") fortgesetzt wird. Ja, der 1922 geborene Busch hat viel erlebt, kein Wunder konnte er von einem fast unermesslichen Schatz an Erfahrungen profitieren in seinen Geschichten.
Eigener Groove
Man muss sich auf seine Geschichten einlassen, seine Vergleiche zu verstehen versuchen. Für heutige Leser jüngeren “Baujahres” mögen die Bezüge zu den goldenen Zwanzigerjahren oder die oft und viel zitierten Schlager der Nachkriegszeit schwierig einzuordnen sein, der humorvolle Ton kommt trotzdem immer durch und es macht einfach Laune, immer weiterzulesen.
Lassen wir kurz Busch selber sprechen, zitiert aus seiner Geschichte zum Hillman Minx Cabriolet: “Offen ist Minx im wahrsten Sinne des Wortes, es bleibt nämlich nichts übrig oberhalb der Gürtellinie, wenn man das Minx-Verdeck auf- und heruntergeklappt hat. Es wird versenkt, vergraben, versteckt - so, dass die gute alte offene Badewanne entsteht, die, mit vier Rädern und wehenden Kotflügeln versehen, einst die Standard-Form unserer Automobile war. Und selbst, wenn man das Verdeck oben hat, ist der Minx immer noch offen genug, um ein bisschen Wind, ein bisschen Wasser und eben so viel Staub hereinzulassen - ist das nicht herrlich? Nein? Dann lesen Sie bitte nicht weiter - ich schreibe Geschichten für Männer, die Pfeife rauchen! Manche, das weiss ich wohl, rauchen rein äusserlich eine Filterzigarette, aber seelisch rauchen sie Pfeife, und für die schreibe ich auch! …”
Hätte jemand anders diesen Hillman Minx beschrieben, wäre das undichte Dach vermutlich ein Kapitalschaden gewesen, für Busch machte es den Wagen erst richtig attraktiv.
Einfühlsam illustriert
Gottseidank haben Steiger und der Verlag darauf verzichtet, moderne und sehr farbige Bilder zu den Artikeln zu stellen. Ohne Fotos aber kam das Buch natürlich trotzdem nicht aus, schliesslich kennt kaum jemand die Autos noch, die Busch beschreibt. Und die damaligen Berichte waren nur sehr spärlich illustriert.
So wurden historische Bilder zusammengesucht, um Prospektausschnitte und Fotos aus dem Busch-Familienarchiv ergänzt. Die Mischung gefällt, auch wenn die Druckqualität ihnen teilweise etwas ihre Brillanz nimmt.
Für die Freunde des Fabulierens
Wer Daten und Fakten zu historischen Autos sucht, der ist mit den beiden bisher erschienen Bändern mit Geschichten aus dem Fritz-Busch-Schaffen sicherlich nicht gut bedient. Man muss sich in diese Geschichten vertiefen und das Buch am Besten von vorne bis hinten durchlesen, nur dann hat man den vollen Genuss. Und natürlich, man muss sich auch an den Zeiten, die Busch in seinem Beiträgen beschreibt, freuen können. Aber schwierig ist das nicht, schliesslich gehören die Fünfziger- bis Siebzigerjahre zu den automobilistisch spannendsten des letzten Jahrhunderts.
Knapp 30 Euros sind nicht zuviel verlangt, für viele Stunden voller guter Unterhaltung.
Bibliografische Informationen
- Titel: Motorlegenden - Fritz B. Busch - Legendäre Automobilgeschichten - Von Enten und geschrubbten Flundern
- Autoren/Verfasser: Fritz B. Busch / Christian Steiger
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Motorbuch Verlag
- Auflage: 1. Auflage September 2022
- Format: Gebunden, 170 x 225 mm
- Umfang: 240 Seiten, ca. 150 Bilder
- ISBN-Nummer: 978-3-613-04401-2
- Preis: EUR 29.90
- Kaufen/bestellen: Online beim Motorbuch-Verlag , online bei amazon.de oder im einschlägigen Buchhandel
- Titel: Motorlegenden - Fritz B. Busch Lieben Sie Vollgas? - Unvergessene Automobilgeschichten
Rest wie oben, ausser - Auflage: 1. Auflage November 2022
- ISBN: 978-3-613-04485-2
- Kaufen/bestellen: Online beim Motorbuch-Verlag , online bei amazon.de oder im einschlägigen Buchhandel










































































































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