Kennen Sie Apollo, AWS, Colibri, Dürkopp, Falke, Hexe, Lux, Miele oder Staunau? Einige Namen mögen vertraut klingen, aber als deutsche Automarken erkennen diese meist nur Historiker, oder Leute, die bereits auf ein langes Leben zurückschauen können. Aber, genau wie auch andere Länder, hat auch Deutschland eine sehr reichhaltige Automobil-Historie.
Hunderte von Marken entstanden und gingen wieder ein, nur gerade vier Autohersteller, die bereits vor 1914 in Deutschland Fahrzeuge bauten, haben es bis in die Neuzeit geschafft: Audi, Ford, Opel und Mercedes. Viele, die oben genannten darunter, überlebten nur wenige Jahre oder Jahrzehnte, hinterliessen aber ein reichhaltiges Erbe, das leider fast vergessen ist. Damit will Halwart Schrader mit seinem Buch “Vergessene Autos - erloschene deutsche Marken” aufräumen.
Rund 140 erloschene Marken in neuem Licht
Rund 140 Marken und ihre Produkte stellt Schrader auf fast 300 Seiten vorAlphabetisch geordnet werden die Geschichten von Adler bis Zündapp aufgerollt und selbst der Autokenner erfährt manch Neues über die einstigen deutschen Automarken.
Es sind aber nicht nur Marken aus der automobilen Frühzeit erwähnt, sondern auch Hersteller, die noch vor wenigen Jahrzehnten auf der IAA ihre Modelle zeigten, etwa Bitter, Maybach, Melkus, Treser oder Thurner. Und auch die Autobauer aus der ehemaligen DDR bleiben nicht unberücksichtigt.
Schrader musste sich beschränken, schliesslich wollte er kein 600-seitiges Buch redigieren, das sich kostenmässig auch kaum mehr hätte rechnen lassen. So blieb auch manche Marke auf der Strecke. Der Autor listet im Vorwort einige davon: Alfi, Alfright, Biene, Bob, Bohse, Bungartz, Corona, Fadag, Hawa, Heim, Peter-Moritz, Reißig, Stolle, Spiegler, Taunus, aber auch Keinath, Buchmann und andere Veredler. Wir hätten noch drei weitere an die Liste angehängt, nämlich Artega, Gumpert und Wiesmann, alles hochgepriesene ehemalige Liebkinder der deutschen Autopresse. Aber vielleicht sind gerade diese drei Marken noch zu neu für so ein Buch, zumal man nie ganz sicher sein kann, ob sie wirklich schon zurecht vergessen werden oder ob sie schon an der nächsten IAA wieder ausstellen werden.
Ergänzt werden die jeweils ein- bis achtseitigen Marken-Historien am Ende des Buchs um weitere 50 Seiten über die deutschen Karosseriebauer, ohne die es ja manches Automobil gar nicht gegeben hätte. Auch hier gibt es bekanntere wie Baur oder Karmann, aber auch längst vergessene wie Buhne, Hornig oder Vetter.
Und es soll nicht unerwähnt bleiben, ein fünfseitiger Schlagwort-Index fehlt genauso wenig wie ein Verzeichnis der Fotoquellen.
Wertvolles Bildmaterial
Zu einem Schmuckstück machen das Buch neben den hervorragend geschriebenen Texten die vielen wertvollen Archivbilder aus der Vergangenheit der deutschen Autoindustrie. Wundervolle Schwarzweissaufnahmen gibt es hier zu bewundern, 456 sind es insgesamt.
Ergänzt werden sie durch meist moderne Farbaufnahmen, die nicht in allen Fällen optimal geglückt sind und die man als Automobilhistoriker natürlich gerne gegen weitere (oder grösser abgedruckte) Schwarzweissbilder “aus der Zeit” eingetauscht hätte. Bei einigen wenigen Marken fehlen die historischen Bilder leider komplett, etwa bei Lorenz & Rankl (Stichwort Silver Arrow) oder bei Melkus, wo der originale RS 1000 bedauenswerterweise nicht zu sehen ist.
Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, denn die meisten Kapitel sind hervorragend illustriert. Und wann kann man schon ein Miele Automobil von 1912/13 auf einem Foto sehen oder die Pasing Limousine von 1921?
Perfekte Ergänzung
Das Buch von Schrader ist die perfekte Ergänzung zu Gloors untergegangenen Marken (ebenfalls vom Motorbuch Verlag) und mancher Leser wünschte sich sicherlich sofort eine Ergänzung um die britischen, italienischen oder französischen Herstellern, von denen es im Universum von über 10’000 Marken auch manche gab.
Natürlich sind EUR 69.00 kein Pappenstiel, aber die insgesamt 352 Seiten transportieren viel Wissen und sind eine kurzweilige Lektüre für die kommenden langen Winterabende.
Und wo kann man schon auf die Schnelle in einem Buch Wissenswertes über Hanomag, Hansa, Kleinschnittger, Lutzmann, Mars, NSU, Steiger oder Stoewer nachlesen, wenn nicht im neuen Werk von Schrader?
Bibliografische Angaben
- Titel: Vergessene Autos - Erloschene deutsche Marken
- Autor: Halwart Schrader
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Motorbuch Verlag
- Auflage: 1. Auflage, August 2017
- Format: Gebunden, 230 x 305 mm
- Umfang: 352 Seite, 456 Schwarzweiss- und 221 Farbbilder
- ISBN: 978-3-613-03996-4
- Preis: 69.00 €
- Bestellen/kaufen: Online bei amazon.de , online beim Motorbuch-Verlag oder im einschlägigen Buchhandel


























































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