Einer der allerbesten Motorsport-Filme überhaupt! Dies ist unsere persönliche Meinung, aber dieser werden sich gewiss ganz viele anschliessen müssen, denn selten kann man Rallye- und Rennaction aus den 80er Jahren in dieser Qualität sehen. Helmut Deimel, damaliger Haus-Filmer bei Audi erstellte jedes Jahr einen Film über die vergangene Saison und nun wurden diese digital neu abgetastet und überarbeitet. Ein Genuss auf allerhöchstem Niveau!
Die Kunst des fotografischen Filmens
Es gibt Motorsport-Filme, die einen einfach von Anfang an sofort überzeugen. Die Geschichte steckt nicht in dem Gesprochenen sondern in den Bildern selbst, in der Art, wie sie aufgenommen wurden, man spürt die künstlerische Begabung des Filmemachers in jedem Kameraschwenk, in jeder Detailaufnahme. Fotografen würden sagen, dass jedes Standbild ein grossartiges Foto wäre.
Genau so genussvoll sind die Filme vom österreichischen Filmemacher Helmut Deimel und dieser hier ist aus unserer Sicht der beste von allen, nicht nur der beste aus Deimels Filmschmiede namens «Highspeed Films», sondern generell: aus unserer Sicht der aktuell beste Rallye--Renn-Film, den man überhaupt schauen kann. Unsere Filmbesprechung zeigt ein paar Highlights aus der über 5 Stunden langen Dokumentation (320min) und zeigt viele Standbilder aus den 12 Audi-Filmen.
Nebst Fahrzeugen im Fokuspunkt fällt auf, dass auch Fans oder gar Tiere oft gefilmt wurden. Für manche mag dies nicht so relevant erscheinen, jedoch finden wir, dass es sehr wohl zur gesamten Atmosphäre beiträgt.
Ist man vor Ort, sieht man ja auch nicht nur die Fahrzeuge, sondern beobachtet die ganze Szenerie. Aus diesem Blickpunkt erkennt man sofort, dass der Kameramann wohl mit einem Auge durch den Sucher blickte und mit dem andern bereits das nächste Motiv abseits der Strecke suchte...
Dass es nicht nur Portraitfotografie sondern auch Portraitfilmsequenzen gibt, beweist auch dieser Film. Wir lieben die Nahaufnahmen der Rallyefahrer.
320 Minuten Rallye-Action und dies neu in HD Qualität
Mit modernster Technik wurden die alten originalen Filmaufnahmen neu abgetastet und digital verfeinert. In dieser Qualität hat noch niemand zuvor die legendären Audi Quattro aus Ingolstadt gesehen, nicht mal jene, die damals live vor Ort waren. Denn Helmut Deimel durfte als Hof-Filmemacher von Audi überall so nah ran wie er wollte, als professioneller Filmemacher hatte er auch die nötige Ausrüstung, um die phänomenale Optik der damaligen Rallye-Fahrzeuge in Szene zu setzen, bei Regen, Wind und Sonne, in heimischen Rebbergstrecken Deutschlands, auf staubigen Strassen abseits jeglicher Zivilisation oder auf den heissen Asphalt Strecken in den USA.
Unglaubliche Tonqualität
Abgesehen vom atemberaubenden Bildmaterial ist auch der Ton phänomenal. Die unterschiedlichen Motoren hört man ganz klar vorbeidriften, die Steine hört man am Fahrzeugunterboden abprallen, man versteht sogar die Worte der Fans, wenn sie dem anbrausenden Fahrer zurufen.
Nicht nur Fahrzeuge und Fahrer
Nebst den Hauptprotagonisten, den Fahrzeugen und den Fahrern, hielt Helmut Deimel auch viele Filmsequenzen der Fans fest, denn eine Rallye lebt von den Fans, wie sie tagelang campieren, sich die wagemutigsten Stellen aussuchen, um ihre Rallye-Stars live zu sehen. In San Remo galt damals jeder Fan als Feigling, wenn man nicht in letzter Sekunden von der Strecke flüchtete...
Premierenjahr der Quattros 1981
Audi suchte sich eine internationale Bühne, um sein Können und die Technik des Quattros zu demonstrieren. Die Auswahl fiel auf den Rallye-Sport. Die Herausforderung war, in diesem bereits gut besetzten Spiel eine wichtige Rolle einzunehmen, denn da waren schon viele harterprobten Kampfgeräte (die Fahrzeuge) und ihre talentierten Chauffeure: Markku Alén, Anders Kulläng aus Schweden, Ari Vatanen, Björn Waldegård, Hannu Mikkola, Jean-Luc Thérier, Michèle Mouton, Shekhar Mehta und Timo Salonen.
In bester Filmqualität werden die Konkurrenten vorgestellt und schöne Drifts auf Schotter und Schnee als Vorgeschmack gezeigt.
Das Premierenjahr der Quattros hat also begonnen, und die Allrad-Revolution nimmt ihren Anfang. Die Weltpremiere findet bei der österreichischen Jänner-Rallye statt. Franz Wittmann siegt überlegen.
Im Herbst gewinnt Michèle Mouton in San Remo als erste Frau der Welt einen WM-Lauf, folgerichtig heisst der Film „Sieg einer Idee“.
Weltmeister Quattro 1982
Das zweite Quattro-Jahr endet 1982 mit dem Gewinn der Marken-Weltmeisterschaft für Audi – der Film heisst wenig überraschend „Der Weltmeister“.
Quattro Jahre 1983/84
Das dritte und vierte Jahr der Rallye-Quattros werden in Kapitel 3 und 4 gezeigt. 1983 wird Hannu Mikkola Fahrer-Weltmeister. Titel des Films: „Der Marathon-Sprint“.
Immer wieder faszinieren die Bilder der Fans, v.a. in Portugal. Hier erklärt Michèle Mouton, dass die Fans in Portugal den Rallye-Sport mit dem Stierkampf in Spanien vergleichen, je näher man am Geschehen ist, desto besser, wer zuerst von der Strecke rennt, hat verloren. Entsprechend lange verweilen die Fans auf der Strecke und bewegen sich erst, wenn es schon fast zu spät war.
1984 bringt den ganz grossen Durchbruch. Audi gewinnt die Marken-Weltmeisterschaft und Stig Blomqvist wird Fahrer-Weltmeister. Dementsprechend heisst der Film „Das Grosse Doppel“.
Quattro Jahre 1985/86
Das fünfte Quattro-Jahr wird mit dem Titel „Die neue Dimension“ gezeigt. Es ist die Hochblüte der Gruppe B, alles wird extremer und schneller. Die Show der Gruppe B ist atemberaubend. Audi gewinnt mit dem S1 nur eine einzige Rallye zugleich aber auch die schönste des Jahres – San Remo! Walter Röhrl auf den Strassen der herbstlichen Toskana ist ein optischer und akustischer Höhepunkt.
Audi zieht sich 1986 werksseitig aus dem Rallyesport zurück. Der Film „Gute Zeiten“ ist eine Zusammenfassung der Rallyejahre von 1981 bis 1985.
Quattro in der TransAm Serie 1988
1988 - „Victory Circles“: Audi ist auf die Rundstrecke übersiedelt, und zwar in die amerikanische TransAm Serie.
Es zeigt sich, dass die Quattros nicht nur auf Schotter, sondern auch auf den Rennstrecken ausgesprochen gute Figur machen. Auch Walter Röhrl sieht grosse Herausforderungen vor sich, muss er sich doch nun als Rallye-Pilot auch auf der Rundstrecke beweisen.
Der Film zeigt die ganze Saison mit viel Action, sattem Quattro Sound und viele Eindrücke auch abseits der Rennstrecke.
Der Audi 200 siegte in acht von 13 Rennen und holte so den Gesamtsieg. Beim letzten Rennen in St. Peterburg holte Walter Röhrl die Goldmedaille! Dieser Film bringt den US-Racing-Spirit so richtig gut rüber, untermalt mit der damalig typischen Synthesizer-Popmusik.
Der Wechsel in die anspruchsvolle IMSA Serie 1989
1989 - „Racing in the USA“: Audi bleibt in den USA, wechselt aber in die sportlich und technisch anspruchsvollere IMSA Serie. Der Film beginnt im Büro der Konstrukteure, es wird gezeichnet und verbessert, tolle Bilder, die man sonst eigentlich nie zu sehen bekommt.
Dann geht es auf die Teststrecke, Stuck und Röhrl geben den Mechanikern Infos über das Verhalten des Autos in Extremsituationen.
Der Audi 90 Quattro zeigt sich als sehr handliches Fahrzeug, trotz 720PS. Siege konnten erst nach den ersten drei Läufen eingefahren werden und so verpasste Audi den Gesamtsieg und wurde Zweiter. Trotzdem ein sehr gutes Ergebnis!
Audi hat die Amerikaner geschlagen, nun ist die DTM 1990 dran
1990 - „It‘s no Evolution, It‘s a Revolution“: Audi kehrt zurück nach Deutschland in die populäre DTM und mischt dort mit dem V8 Quattro auf Anhieb die Szene auf. Hans Stuck wird DTM Champion.
Nach 10 Jahren Quattro Erfahrung, darf die Technik erneut gefeiert werden und dies auf heimischen Rennstrecken. Dieser Film hat ebenfalls tolle Luftaufnahmen, wo man den V8 Quattro über mehrere Minuten auf der Nordschleife beobachten kann.
Auch die Fangemeinde war damals schon richtig gross, entsprechend hat Helmut Deimel auch diese Szenen gekonnt unter die Rennaction gepackt. Richtig packende Slow-Motion Aufnahmen folgen später im Film, ein Genuss, wie die damaligen DTM Wagen über die Curbs bretterten.
Der zwölfte Film als Zusammenfassung: Quattro Jahre von Rally zu Racing
Wer nicht gerade Zeit für 5 Stunden Film hat, der sollte vielleicht zuerst die grosse Rückschau schauen, der zwölfte Film in dieser Sammlung. So wie der aller erste Audifilm von 1981 heisst auch der grosse Rückblick „Sieg einer Idee“. Es ist die Zusammenfassung der Quattro-Revolution im Rallyesport und später auch im Rennsport. Nach den Rallye Weltmeistertiteln für Marken in den Jahren 1982 und 1984 und dem Titelgewinn in der Fahrerwertung 1983 und 1984 wechselte Audi auf die Rundstrecke. Zuerst 1988 nach Amerika in die TransAm Serie, 1989 dann in die stärkere IMSA GT Serie und schließlich zurück nach Deutschland in die populäre Deutsche Tourenwagen Meisterschaft wo Audi 1990 und 1991 den Titel holte. Dies war gleichzeitig der Start in eine äusserst erfolgreiche Karriere der Marke im internationalen Rennsport.
Über Helmut Deimel - Vom Überschlag zum Beifahrer und dann hinter die Kamera
Helmut Deimels Karriere als Renn- und Rallyefilmer begann genau genommen im März 1968 mit einem stilistisch einwandfreien Überschlag vor den Toren der Höheren Technischen Lehr- und Versuchsanstalt in Mödling bei Wien. Dank einer sparsamen und ebenso grosszügigen Mutter war er am Morgen jenes schicksalhaften Tages stolzer Besitzer eines Austin Mini 850 geworden, am Abend war er der traurige Eigner eines Schrotthaufens. Der kleine Fahrfehler schon bei der allerersten Ausfahrt führte bei Deimel zur Erkenntnis, dass sein Platz hinter der Kamera sei und der angestrebte Weg zum Rallyefahrer die klassische Definition eines Irrwegs wäre.
Danach begann die Laufbahn als Rallyefan und Super 8 Amateur. Mit einer Reportage von der 1000 Seen Rallye 1973 in epischer Breite gelang der Durchbruch in der österreichischen Szene, denn das Volk hungerte nach Rallyefilmen. Dabei lernte Deimel auch schon viele der damaligen Stars kennen und 1975 überredete er Österreichs Rekordmeister Franz Wittmann zu einem Start bei der 1000 Seen Rallye in Finnland. Weil sich der Filmer im Norden schon ein wenig auskannte und im Gegensatz zu Wittmann obendrein englisch sprach, bot ihm der auch gleich den damals brotlosen Job als Beifahrer an. 1975 fiel das Duo aus, 1977 wurden sie vielbeachtete Siebte im Gesamtklassement und beste Nichtskandinavier, 1978 wurde Franz Wittmann Vize-Europameister und Helmut Deimel österreichischer Beifahrer-Champion.
Diese Zeit am heissen Sitz hat viel zum Verständnis für den Rallyesport und das Leben am Limit im allgemeinen beigetragen und später die Intensität der Umsetzung mit der Kamera sehr begünstigt. 1977 und 1979 produzierte Helmut Deimel seine ersten Filme für das Toyota Team Europe des Ove Andersson. 1980 stürzte sich der Filmer mit allen Konsequenzen und vollem Risiko in die Produktion einer umfassenden Jahresdokumentation. Am Saisonende gab es zwar tolle Bilder, aber auch tolle Schulden, die kaum noch zu bewältigen waren. Die Rettung: Henry Toivonen gewann auf Talbot Lotus die RAC Rallye und Teamchef Des O’Dell, der Deimelfilme schätzte, bot ihm noch auf der Siegerparty die Produktion eines Talbot-Films samt ordentlichem Budget an. Ausserdem wurde Walter Röhrl wie erhofft zum ersten Mal Weltmeister auf Fiat 131 und Deutschland schrie nach Bildmaterial. Deimel montierte aus dem Material einen 30 Minuten Film, der als Vorschau auf die Weltpremiere des Audi Quattro bei der Jänner Rallye im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Den sahen die Audi Leute und die boten umgehend einen Vertrag als Hausfilmer an. 10 Jahre lang dokumentierte er die Karriere der Quattros auf den Rallye- und Rennstrecken und zog mit den Fahrern Mikkola, Mouton, Blomqvist und Röhrl um die Welt. Dabei entstanden sehr emotionelle Dokumentationen über die Rallye-WM, die TransAm, die IMSA und die DTM. Das spektakulärste Produkt dieser Jahre war der Film von 1985, als es gelang, eine Mitfahrt mit Walter Röhrl auf bis dahin noch nicht gezeigte Weise darzustellen.
1991 folgte der weitgehende Wechsel auf die Rennstrecke und eine filmisch äusserst ergiebige Zeit bei Mercedes-Benz in der DTM, bei den Sportwagen, der amerikanischen CART-Serie und in der Formel 1.
Daimler Chrysler und Mercedes-Sportchef Norbert Haug gewähren grossen kreativen Freiraum, was zu einer bis heute währenden fruchtbaren Zusammenarbeit und zu sehr schönen Arbeiten führte. Unter anderem gelang mit dem Formel 1 Film der Saison 2000 der 1. Preis beim französischen „Festival Automobile.“
Rückblickend auf seine Karriere meint Helmut Deimel: «Bei aller immerwährenden Liebe zum Leben im Wald und zu Autos wie dem Renault Alpine, dem Lancia Stratos und dem Audi S1 in freier Wildbahn - es hätte echt was gefehlt, nicht bei der Formel 1 im Tunnel von Monaco, mit 500.000 singenden Amerikanern im Nudeltopf von Indianapolis, oder bei der DTM im prall gefüllten Motodrom von Hockenheim gestanden zu sein.»
Die 320 Minuten HD-Filme sind in folgende Kapitel aufgeteilt:
1. 1981 - Sieg einer Idee
2. 1982 - Der Weltmeister
3. 1983 - Der Marathonsprint
4. 1984 - Das große Doppel
5. 1985 - Die neue Dimension
6. 1986 - Gute Zeiten
7. 1987 - Safari Rally „Kenn Sie die Taita Hills Herr Direktor?“
8. 1987 - Grenzbereiche
9. 1988 - TransAm „Victory Circles“
10. 1989 - IMSA „Racing in the USA“
11. 1990 - DTM „It's no Evolution, it's a Revolution“
12. 1997 - Sieg einer Idee - Die Quattro Jahre (Zusammenfassung)
Technische Daten
- Blu-ray / DVD bestellen im RacingWebShop
- Format: Blu-ray
- Bildformat: Full HD 1080i
- Tonformat: Stereo
- Laufzeit: ca. 320 min
- Sprache: Deutsch
- Regionalcode: 0 (Alle Regionen)
- FSK: Ohne Altersbeschränkung