Franz Albert ist sicherlich nicht so bekannt wie Hans-Joachim Stuck, Jackie Stewart, Gerhard Berger oder Dieter Quester. Dabei feierte er viele Erfolge, fuhr über mehrere Jahrzehnte Autorennen und konnte sich dabei durchaus gut in Szene setzen, was ihm auch seine Konkurrenten bestätigen würden. Seine Wikipedia-Eintrag ist kurz, sein Leben von 1931 bis 2017 wird dort nur knapp umrissen. Viele Aspekte fehlen dort, umso schöner, dass nun eine umfassende Biografie von Siegfried C. Strasser erschienen ist.
Vielfältig begabt
Franz Albert war ein schöpferischer und unternehmerisch denkender Mensch. Er hatte viele Begabungen und auch die Möglichkeiten, diese auszuleben. Er war ein erfolgreicher Rennfahrer auf zwei und vier Rädern, und sogar auf dem Wasser, aber er konstruierte auch selber Rennwagen und Technikkomponenten, sein Tuning-Betrieb wurde auch auf internationaler Ebene zur renommierten Adresse. In einem späteren Lebensabschnitt verbesserte und verkaufte er noble Motorboote und führte in Spanien sein eigene Kartteam, in dem Frau und Tochter fuhren.
Fast vier Jahrzehnte Motorsport
Von 1950 bis 1983 dauerte seine Rennkarriere, die ihn vom Amateur-Motorradfahrer bis zum Werksfahrer bei Porsche und Abarth beförderte. Die meisten seiner Rennen aber fuhr er auf seinem eigenen Material, also auf Autos, die er entweder selber konstruiert hatte oder zumindest massgeblich verbesserte. Wichtige Autostationen in seinem Rennfahrerleben waren der Porsche 550, der Porsche RSK, der selbstkonstruierte (und dem Lotus 23 nachempfundene) Albert RS, der Ford GT40, der Brabham BT20 Repco Formel 1, der Chevrolet Camaro, der BMW 2002 Turbo und der BMW 320 Turbo. Und (fast) immer sass Albert Franz mit seinem Schnauz hinter dem Lenkrad.
Unzählige Klassensiege, aber auch österreichische Staatsmeisterschaften waren das Ergebnis, bei seinem einzigen Start in Le Mans (für Abarth) kam er allerdings wegen Getriebeschaden nicht ins Ziel.
Aufwändig recherchiert
Der Autor Strasser hat die Rennkarriere des Franz Albert komplett aufgearbeitet, griff dafür auf unzählige Quellen zurück und weidete das umfangreiche Fotoarchiv Alberts aus. Dass Helmut Zwickl das Vorwort schrieb, ist auch kein Zufall. Denn Zwickl und Albert verband eine freundschaftliche Beziehung.
Die verschiedenen Stationen im Leben, inklusive des Aufbaus des Tuning-Betriebs, der kurzen Episode im Oldtimerhandel und der Schiffseskapaden sind wortreich und unterhaltsam geschrieben, wenn den Leser auch ab und zu Wiederholungen etwas irritieren. Kleine Fehler (es gab nie einen Ferrari Daytona 365 GTC) im Text und bei Bildbeschriftungen sind verzeihlich und lassen sich bei einem derartigen Textvolumen kaum vermeiden.
Mehr als die Geschichte eines Mannes
Sowieso findet man im Buch von Strasser mehr als nur die Geschichte eines Mannes. Immer wieder flechtet der Autor nämlich andere Persönlichkeiten aus dem Rennsport ein und erzählt auch Episoden aus deren Leben. Dies ist ausserordentlich interessant, denn mancher dieser Rennfahrer ist noch weniger bekannt als Franz Albert.
Wer Bestimmtes sucht, dem bietet ein zweiseitiges Personenverzeichnis mit rund 400 Namen einen schnellen Einstieg. Lobenswert!
Bildreich
Über 350 Bilder ergänzen den entlang der Zeitachse geordneten Text. Um den Seitenumfang nicht zu gross werden zu lassen, wurden die meisten Fotos sehr klein abgedruckt. Schade, denn manches Foto hätte man sich gerne in grösserer Darstellung angeschaut, hat es doch viele echte Trouvaillen dabei, die man sonst noch nie gesehen hat.
Die Bilder sind, der Zeit entsprechend, meist in Schwarzweiss gehalten, aber es gibt auch sehenswerte Farbbilder, z.B. aus der Rodenstock-Ära.
Kaufempfehlung
Wer sich für den Rennsport der Sechziger- und Siebzigerjahre, insbesondere für die Flugplatzrennen und Bergrennen dieser Epochen interessiert, der sollte sich dieses Buch kaufen. Mit EUR 24.90 ist es nicht zu teuer geworden und es beleuchtet die Rennszenerie abseits der grossen Formel-1-GPs und Sportwagenrennen, die ja schon breit dokumentiert sind. Zudem bringt es einem den unermüdlichen und kreativen Franz Albert näher, einen Mann mit Benzin im Blut, den man gerne gekannt hätte.
Und am Schluss sei noch erklärt, wie das Buch zum Titel kam: Franz Albert tüftelte schon früh an “scharfen” Nockenwellen für seine Motoren und die seiner Kunden.
Bibilografische Angaben
- Titel: Nockenfranz - Franz Albert - Tuner, Rennfahrer, Konstrukteur
- Autor: Siegfried C. Strasser
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Edition Tirol
- Auflage: 1. Auflage 2018
- Format: Gebunden, 21,5 x 26,0 cm
- Umfang: 160 Seiten, 358 Bilder
- ISBN: 978-3-85361-220-0
- Preis: EUR 24.90
- Kaufen/bestellen: Per Email beim Verlag Edition Tirol oder im einschlägigen Buchhandel