Es war wieder Osterglockenzeit und einmal mehr blühten sie am Streckenrand des Goodwood Circuit, wo Lord March am 18. und 19. März 2017 zum 75. Goodwood Members Meeting einlud. Bei weitgehend trockenen und teilweise sonnigen Bedingungen standen 12 Rennen und einige (schnelle) Demonstrationsfahrten auf dem Programm, ein volles Programm für zwei spannende Tage, ergänzt um eine Versteigerung von Sport- und Rennwagen durch die Firma Bonhams.
Bremsen ist für Schwächlinge
Das vielleicht spannendste und sicherlich ereignisreichste Rennen bieten am Members Meeting jeweils die Tourenwagen, da machte die 75. Austragung keine Ausnahme. Dafür sorgt auch der Austragungsmodus der Gerry Marshall Trophy, die am Samstag ein Einstundenrennen mit Fahrerwechsel und am Sonntag einen Sprint mit umgekehrter Startreihenfolge vorsah.
Schon das Training zeigte die vergleichsweise ausgeglichenen Kräfteverhältnisse der doch so unterschiedlichen Tourenwagen, in der ersten Reihe standen Ford Escort, ein Chevrolet Camaro und ein Rover SD1 3500. Im Feld ging es vielfältig zu: Alfa Romeo GTV6, BMW 530i, VW Golf GTI, Triumph Dolomite Sprint, Vauxhall Magnum und Mazda RX7 schenkten sich nichts, aber der Publikumsliebling war einmal mehr der Mini 1275 GT, den Nick Swift abenteurlich schnell bewegte, so dass der Kommentator an der Strecke meinte, dass Swift das mittlere Pedal gar nie benutze.
Blundell leistete sich beim ersten Rennen einen Frühstart, aber Chris Ward ging trotzdem im Rover SD1 in Führung. Swift im Mini fuhr alsbald auf Platz 2, kämpfte verbissen gegen den Escort von Blundell. Dann kam der Camaro mit Startnummer 11 von hinten und legte sich schon bald den führenden SD1 zurecht.
Gebremst wurde stets auf der letzten Rille, bald lag der Camaro vorne, aber durch Boxenstopps und eine Safety Car Phase wurde das Feld mehrfach durcheinandergeschüttelt. Schliesslich hatten Ward/Shedden das bessere Ende für sich und siegten im Rover SD1 vor Bryant/Bryant im Camaro Nummer 21 und Graham/Garret im Camaro Nummer 11. Swift/Jordan retteten den fünften Platz, knapp geschlagen von Blundell/Michael auf dem Escort RS 2000.
Auch im Sprintrennen kann Chris Ward (schnellste Rundenzeit 1:29.287) sich mit dem Rover SD1 durchsetzen, doch stiess er auf erbitterten Widerstand durch den Golf GTI von Jim Morris und die beiden Ford Capri III 3.0 S von Mike Whitaker und Patrick Watts. Nicholas Padmore kann den BMW 530i (UFO Jeans) auf Platz 5 bringen, Nick Swift, der einen epischen Kampf mit einem Camaro auskämpfte, kam auf Platz 6. Packender Motorsport, besser ging’s kaum.
Sagenhafte GT1
Es war im Jahr 1994 als die BPR Global GT Series, die später zur FIA GT Meisterschaft mutierte von Jürgen Barth, Patrick Peter, and Stéphane Ratel ins Leben gerufen wurde. Startberechtigt waren Rennwagen, die bauähnlich auch als Strassenfahrzeuge verkauft wurden. Anfänglich waren dies unter anderem Ferrari F40, McLaren F1 und stark modifizierte Lotus Esprit. Später kam der Jaguar XJ220 dazu und Porsche baute den GT1, ging dabei aber den umgekehrten Weg. Es entstand ein Rennwagen, als Ableitung zu Homolgationszwecken eine Strassenversion. Mercedes-Benz brachte den CLK GTR, Toyota den GT-One (TS020).
1997 gelang Porsche ein Klassensieg in Le Mans, 1998 folgte der Gesamtsieg bei den 24 Stunden in der Sarthe. 1999 wurde die GT1-Serie aufgegeben. Zurückgeblieben sind atemberaubende Rennwagen, die sich am Goodwood Members Meeting nochmals von ihrer besten Seite, nämlich fahrend, zeigen durften.
Leider ging der Mercedes nicht auf die Strecke und auch ein Toyota GT-One fehlte, dafür aber gab es mehrere McLaren F1 GTR zu sehen, eine Lotus Elise GT1 und auch einen Lotus Esprit GT1! Abgerundet wurde das Feld von den Porsche GT1 in verschiedenen Evolutionsstufen.
«Keeping the Heritage of Sir Henry & WO on the Road»
6055 Alpnach Dorf, Schweiz
- Wartung, Reparatur & Pflege
- Wartung & Reparatur
- Restaurierung & Projekte
- Allgemeine Wartung
- Kaufberatung & Expertise
- Reinigung & Pflege
- und weitere ...
Rolls Royce, Bentley, MG, und weitere
Ungestüme Demofahrer
Sie heissen “High-Speed Demonstration” und tatsächlich wurde flüssig gefahren, auch bei den GT1. Dario Franchitti jedenfalls versprach vor der zweiten Session, den Porsche GT1 artgemäss zu bewegen, und als Profi hatte er dies natürlich auch im Griff. Aber nicht alle haben so viel Erfahrung wie der dreifache Indianapolis-500-Sieger Franchitti.
Es erwischte ausgerechnet Nick Mason in seinem wertvollen McLaren F1 GTR, als er sich bei St. Marys vertat und in die Reifen donnerte. Das dürfte ein ziemlich teures Wochenende für ihn gewesen sein.
Zügig unterwegs in über 100 Jahre alten Rennwagen
Wer glaubte, die rund hundertjährigen Rennwagen, die im Lauf um die S.F. Edge Trophy antraten, würden nur gemächlich um den Kurs touren, sah sich schnell eines anderen überzeugt.
Mathias Sielecki, vermutlich 80 Jahr jünger als sein Rennwagen, trieb den Delage DH V12 von 1923 in 1.47.660 um den Rundkurs. Noch schneller war nur Patrick Blakeney-Edwards im GN Curtiss von 1921, er fuhr zwei Zehntel schneller und hätte den Lauf vielleicht gewonnen, wäre nicht ein früher Boxenstopp nötig gewesen. So machte er das Rennen spannend, indem er vom neunten Platz wieder auf Platz 2 und direkt hinter den führenden Delage aufschloss.
Ketten- und Kardanantriebe, Sechs-, Acht- und Zwölfzylindermotoren, die technischen Unterschiede hätten kaum grösser sein können. Und dazu Reifenbreiten, die man heute auf dem Mountain Bike montiert. Für Action auf der Rennstrecke war gesorgt.
David (GN) gegen Goliath (Delage) auf vier Rädern! Mehrfach wechselten die beiden Schnellsten die Plätze an der Spitze, im Gegensatz zum Training behielt der schwere aber kräftige Delage die Nase vorne.
Die Tourenwagen der Gruppe A
Gleich zwei Demonstrationsläufe zu Eheren der Gruppe A wurden abgehalten. Hier konnten die Zuschauer ein Wiedersehen mit den frühen Rover SD1, dem BMW 635 CSI (mit Gerhard Berger am Lenkrad), den Volvo 240 Turbos, den Jaguar XJS und den späteren Ford Sierra RS 500 und BMW M3 feiern.
Was für ein Fahrzeugfeld, zu gerne hätte man sie wieder gegeneinander rennen sehen …
Ein TVR Griffith setzt sich durch
Emanuele Pirro ist immer für einen herzhaften Spruch zu haben: “The more I drive this car, the more I am sorry that I was born so late”. Je mehr ich diesen Wagen - eine AC Cobra - fahre, umso mehr bedaure ich, dass ich so spät geboren wurde.
Pirro liebt die Cobra und er bewegt sie artgerecht, sprich quer und mit vollem Krafteinsatz. Und er liess denn auch im Rennen zur Graham Hill Trophy nichts anbrennen, ging zusammen mit Michael Gans auf einer ähnliche Cobra vom Start weg in Führung.
Die Konkurrenz bestand aus einer Ginetta G10, einen Aston Martin DB4 GT, einem Aston Martin Project 214, einem Ferrari 250 LM, einem Ferrari 250 GTO/64, zwei Bizzarrini 5300 GT, diversen Jaguar E-Types und zwei TVR Griffith, nebst einigen anderen.
Im Prinzip wurde ein gekürztes Langstreckenrennen mit Fahrerwechsel gefahren. Bis zu den Boxenstopp bestand die Führung aus zwei Cobras und einem TVR Griffith, daran änderten auch die Fahrerwechsel nichts. Doch das Rennen war noch nicht gelaufen. Der Griffith war noch nicht geschlagen, überholte erst die eine Cobra und wenige Minuten vor Schluss hing sie am Heck der führenden Cobra.
Aussen überholte dann der vermutlich etwas leichtere TVR die Cobra, den Zuschauern blieb fast das Herz stehen.
Derweil kämpfte sich der Ferrari 250 GTO/64 durchs Feld, in der Hitze des Gefechts fiel sogar der Schaltknopf ab!
Der nicht als Topfavorit gesetzte TVR Griffith, gefahren durch Whitaker/Jordan, siegte (schnellste Rundenzeit 1:25.500), Zweite wurde die AC Cobra von Gans/Wolfe, Dritter das AC Cobra Le Mans Coupé von Pirro/Lynn. Auf Platz 4 fuhr der Ferrari 250 GTO ohne Schaltknopf von Pastorelli/Cottingham ein, Fünfte wurden Meins/Huff auf dem schnellsten der Jaguar E-Types.
Cooper gegen Lotus
Ein Kampf zwischen den Cooper-Climax- und Lotus-Climax-Formel-1-Wagen bildete das Salz in der Suppe im Rennen um die Brabham Trophy. Beim Start konnten die Cooper in Führung gehen, aber die fortschrittlicheren Konstruktionen von Colin Chapman konnten sich dann trotzdem durchsetzen.
Andrew Hibberd fuhr den Sieg mit gerade einmal einer Sekunde Vorsprung auf seinem Lotus 18 nachhause, während Sam Wilson in einem weiteren Lotus 18 immerhin 25 Sekunden Distanz zum schnellsten Cooper legen konnte.
Lister-Geschwindigkeitsfestival
Die Sportwagen von Brian Lister gehörten zu den schnellsten Rennwagen der späten Fünfzigerjahren. Motorisiert wurden sie mit Jaguar- und Chevrolet-Motoren, unterschieden wurden Costin- und Knobbly-Varianten.
25 dieser Autos waren zum Rennen um die Scott Brown Trophy gemeldet. Sie konnten von besten Wetterbedingungen profitieren und die eleganten Wagen sahen atemberaubend aus. Gebummelt aber wurde nicht mit diesen Rennwagen, die Wagen-zu-Wagen-Duelle hatten epochale Qualitäten.
Den Siegerpokal erhielt schliesslich Philip Keen (schnellste Runde 1:24,55) im Lister-Jaguar “Knobbly” von 1959, auf Platz 2 landete Chris Ward im Lister-Jaguar Costin von 1959 mit knapp zehn Sekunden Abstand.
Der herrliche Sound der Dreiliter-Sportwagen
Zu einem eigentlichen akustischen Höhepunkt wurden die Höchstgeschwindigkeitsläufe der Dreiliter-Sportwagen mit ihren Acht- und Zwölfzylindermotoren.
Vor allem der Matra MS670 mit seinem unnachahmlichen Geräusch und der Alfa Romeo 33 beeindruckten, aber erst zusammen mit den übrigen Sportwagen entwickelte sich jene Gesamtkulisse, die an die herrlichen Sportwagen-Rennen der Siebzigerjahre erinnerte.
Klare Sieger
Einige Rennen konnten nicht ganz mit derartig spannenden Verläufen aufwarten wie die Graham Hill Trophy oder die Gerry Marshall Trophy. Bei den Formel-3-Wagen im Rennen um Derek Bell Cup etwa siegte Andrew Hibberd auf dienem Brabham-Ford BT 18 klar mit 38 Sekunden Vorsprung, seine schnellste Runde fuhr er in 1:24,021, rund eine Sekunde schneller als jeder andere.
Auch im Rennlauf um den Weslake Cup, das von Austin-Healey Sprite Derivaten bestritten wurde, gab es einen klaren Sieger. James Coburn distanzierte in seinem Lenham Sprite GT den zweitplatzierten MG Midget von Thomas Grindall um fast neu Sekunden, nach einem Rennen, das gerade einmal über fünf Runden führte.
Von Hand angekurbelt
Auch das gab es in Goodwood, Rennwagen, die von Hand per Kurbel gestartet wurden, wie ein Bugatti 35, der im Rahmen der Varzi Trophy fuhr. Was für ein Startfeld, rund ein Dutzend Bugatti Rennwagen, dazu herrliche Maserati Einsitzer, tolle Alfa Romeo und eine erste Reihe mit drei Marken: Alfa Romeo Tipo B, Maserati 6CM und Bugatti 35B.
Den besten Start erwischte Julian Majzub im Bugatti 35B von 1927, Christian Gläsel konnte den Alfa Romeo Tipo B von 1932 aber schon kurze Zeit später wieder an die Spitze bringen, was kein Wunder war, schliesslich hatte er im Training 4,8 Sekunden Vorsprung herausgefahren. Im Rennen ging es allerdings deutlich enger zu, denn nur gerade 4,3 Sekunden trennten Gläsel von Sean Danaher im Maserati 6CM von 1938.
Für viel Unterhaltung sorgte Michael Gans im Maserati V8RI von 1935, der sich zweimal fast oder gar ganz drehte und jeweils zu ungestümen Verfolgungsjagden ansetzte. Die harte Fahrerei forderte ihren Tribut, der Maserati zeigte gegen Rennende deutliche Rauchentwicklung.
Amerikanische Muskeln
Im Rennen um den Pierpoint Cup waren die Amerikaner unter sich. Ford Mustang, Ford Falcon Sprint, Ford Galaxie 500, Plymouth Barracuda, Studebaker Lark Daytona und Mercury Comet Cyclone hiessen die Modelle, die mit roher V8-Kraft um die Plätze kämpften und einen Klangteppich über den Goodwood Circuit legten, der kaum mehr eine Unterhaltung auf den Rängen zuliess.
Es wurde hart gefahren, auch die Führenden, Craig Davies und Steve Soper, kamen aufs Grad. Schlimmer aber erwischte es Leo Yoyazides im Ford Falcon Sprint, der rechtwinklig in die Streckenbegrenzung prallte, worauf das Rennen mit roter Flagge beendet wurde und Davies im Ford Mustang zum Sieger erklärt wurde.
Zum Abschluss die Surtees Trophy
Das letzte Rennen wurde natürlich dem kürzlich verschiedenen John Surtees gewidmet. Noch vor einem Jahr hatte man den Motorrad- und Formel-1-Weltmeister in Goodwood fahren sehen.
Jetzt kämpften schnelle Sportwagen der Jahre 1963 bis 1966, darunter diverse Lola T70 Spyder, einige Ford GT40 sowie einige McLaren M1A/B bei zunehmend abnehmender Helligkeit um den Sieg. Die Lola-Chevrolet T70 Spyder hatten am Ende das besseren Ende, während die Ford GT40 sich mit den Plätzen 3 bis 6 begnügen mussten. Sieger war Simon Hadfield vor Tony Sinclair.
Es ging turbulent zu, vor allem als ein McLaren eine Kettenreaktion auslöste, die zwei weitere Konkurrenten aus dem Rennen warf. Nach 10 Runden musste das Rennen wegen einbrechender Dunkelheit beendet werden, die schnellste Runde hatte Simon Hadfield mit 1:19,966 gefahren.
Man kann sich sicher sein, dass alle, ob Fahrer, Teammitglieder oder Zuschauer, bereits auf die nächste 76. Ausgabe des Members Meeting bangen.
































































































































































































































































































































































































































































































































































































































Kommentare