Er hatte viele Namen, der Renault 4 CV. In Deutschland nannte man ihn “Crèmeschnittchen”, in der Schweiz “Renault Heck”, die Franzosen sprachen vom “motte de beurre” (Butterklumpen), immer aber blieb er ein sympathisches Auto, das alle Ansprüche an die motorisierte Fortbewegung erfüllte. Die Formel 4x4x4 funktionierte, denn vier Türen, vier Zylinder und vier Sitzplätze waren genau das, was man nach dem Krieg für zügiges Vorankommen benötigte und nicht mehr. Zumal es den Wagen für 424’000 Francs zu kaufen kam.
Dabei war eine ganze Menge Glück nötig, dass dieser Wagen im Jahr 1946 präsentiert werden konnte und davon handelt das neue Buch “Renault 4 CV - Das Crèmeschnittchen” von Andreas Gaubatz und Jan Erhartitsch, die sich in der Vergangenheit bereits mit dem R16, dem R4 und der Renault-Alpine in Buchform verewigt haben.
96 Seiten hat man den beiden Autoren dieses Mal zugestanden, um das erste nach dem zweiten Weltkrieg neu entstandene Auto zu beschreiben. Das Buch ist so bescheiden und gleichzeitig interessant wie das Auto, von dem es handelt.
Der umtriebige Louis Renault
Der 4 CV ist in erster Linie Louis Renault zu verdanken, der schon vor dem Krieg erkannte, in welche Richtung die Autoentwicklung gehen würde. Er hatte den Käfer, aber auch andere frühe Heckmotorautos gesehen, den selbsttragenden Opel Kadett bewundert und Autos aus aller Welt betrachtet. Und er wollte nach dem Krieg mit einer neuen Fahrzeugpalette bereit sein, diese sollte aus einem grossen Wagen (11 CV, später Frégate) und einem kleinen Auto (4 CV) bestehen.
Er erlebte die Lancierung, die er wider alle Hindernisse vorangetrieben hatte, nicht mehr.
Gaubatz und Erhartitsch erzählen die Entwicklungsgeschichte detailliert und spannend im ersten Viertel des Buchs. Da erfährt man auch, dass der Wagen im Geheimen entwickelt und erprobt werden musste und dass seine Entstehung nur dank viel Goodwill von Besetzern möglich war.
Präsentiert 1946, schon bald Millionär
Erstmals öffentlich gezeigt wurde der Renault 4 CV dann auf dem Autosalon von Paris im Jahr 1946, aber kaufen konnten man ihn erst ein Jahr später, als gleichzeitig der Citroën 2 CV präsentiert wurde. Unterschiedlicher hätten die beiden Einsteigerautos kaum sein können, schliesslich sah der “Kattschewo” mit seinen Chromstäben und den amerikanisch anmutenden Rundungen sehr präsentabel aus, während der 2 CV zurecht als hässliches Entlein kolportiert wurde.
Die Stückzahlen werden schnell gesteigert, bald sind 100’000, 200’000 produziert und schliesslich wird die Million geknackt. Gaubatz und Erhartitsch bleiben dran, beschreiben die neuen Versionen “Commerciale” (Lieferwagen mit nur einem Sitz) oder auch “Découverable” (Cabriolet-Limousine. Bis zum 6. Juli 1951 sind 1’105’547 Einheiten produziert, der Nachfolger Dauphine aber, wird noch erfolgreicher werden.
Sportliche Karriere
Nicht nur auf der Strasse macht der 4 CV Karriere, sondern auch im Motorsport.
Entsprechend ist dem Einsatz auf Rennstrecken und Rallyepisten ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem auch ein Mann erwähnt wird, der mit dem 4 CV den Beginn einer eigenen Marke setzt: Jean Rédélé, Gründer von Alpine.
Bis heute beliebt
Der Renault 4 CV hat auch heute, über 70 Jahre nach seiner Lancierung und über 58 Jahre nach dem Produktionsende noch viele Freunde. Gaubatz und Erhartitsch widmen den Sammlern und Fans fast 20 Seiten.
Zu Wort kommt auch ein Schweizer Heck-Besitzer, der mit dem schwarzen Wagen an die Mille Miglia Storico ging und das 1000-Meilen-Rennen erfolgreich absolvierte. Angereist war er als einer der wenigen Teilnehmer auf Achse. Ja, das geht eben mit dem nicht eben kräftigen 4 CV.
Werksfotos und anderes Bildmaterial
Das Büchlein im Format 24 x 22 cm ist reichhaltig illustriert. Die Autoren konnten dabei aus dem Fundus an Werkfotos ziehen, ergänzten mit Prospekt- und Verkaufsliteraturabbildungen und fügten noch, nicht immer ganz optimal gelungene, Aufnahmen aus der Neuzeit dazu.
Restaurierer und Kaufinteressenten hätten sich vielleicht noch mehr Detailfotos, Technik-Darstellungen und Zeitreihen gewünscht, aber alles kann man auf weniger als hundert Seiten halt nicht darstellen.
Mit EUR 12.95 ist das Büchlein sehr günstig, da kann man ihm auch das fehlende Schlagwortverzeichnis nachsehen, zumal immerhin ein Anhang mit technischen Daten sowie Produktionszahlen vorhanden ist. Warum also zögern? Wer ein Freunde des sympathischen Crèmeschnittchens ist, der wird am nicht weniger sympathischen Buch sicherlich viel Freude haben. Und sich sicherlich nicht über einzelne falsch gesetzte Accents ärgern.
Bibliografische Informationen
- Titel: Renault 4 CV - Das Cremeschnittchen
- Autoren: Andreas Gaubatz / Jan Erhartitsch
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Motorbuch Verlag
- Auflage: 1. Auflage, Januar 2018
- Format: Gebunden, 24 x 22 cm
- Umfang: 96 Seiten, 139 Farb- und 36 Schwarzweiss-Abbildungen
- ISBN: 978-3-613-04064-9
- Preis: EUR 12.95
- Kaufen/bestellen: Online bei amazon.de , online beim Motorbuch Verlag oder im einschlägigen Buchhandel
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