Als sich Roy Smith einen gebrauchten Porsche 924 Carrera GT kaufte, staunte er erst einmal, wie gut der Wagen war. Und als er mehr darüber nachlesen wollte, fand er heraus, dass es kaum nennenswerte Literatur zu diesem spezifischen Typ gab. Zwar waren einige Bücher zum Porsche 924 zu finden, aber keines, das sich ausschliesslich mit der Version 924 Carrera GT und seinen rennmässigen Brüder GTS und GTR beschäftigte. Kurzerhand schrieb er das Buch selber, sozusagen von einem Fan für die Fans.
Vom Nachwuchsporsche zum ernstzunehmenden Sportwagen
Porsche hatte mit dem 924 ein wenig ein Image-Problem, vor allem auch in den USA. Trotz des 924 Turbo sahen immer noch zuviele Kunden den 924 nicht als richtigen Porsche an. Im Herbst 1979 aber landeten die Zuffenhausener einen Knaller, sie präsentierten die Studie 924 Carrera GT auf der IAA und tönten an, dass sie mit einem ähnlichen Fahrzeug in Le Mans fahren würden im Jahr 1980.
Die Presse und die potentiellen Kunden waren begeistert, aber niemand war sich sicher, dass es wirklich passieren würde.
Als Rennwagen geplant
Nach der positiven Reaktion auf die IAA-Studie begann ein Team um Norbert Singer die Rennwagen für die 24 Stunden von Le Mans 1980 aufzubauen. Man hatte dafür kein halbes Jahr Zeit. Aber man wollte auch nicht gewinnen, sondern die Rennfähigkeiten des 924 beweisen.
Bereits im Februar 1980 Testfahrten in Paul Ricard statt und der Wagen war von Anfang an schnell und zuverlässig. Interessanterweise erinnerten die hintern Kotflügel dieser Autos mehr an den späteren 944 als an den 924 Carrera GT der IAA, aber dies war eine Folge der Windkanaltests.
Drei Teams fuhren in Le Mans, zwei Wagen litten unter ernsthaften Problemen und legten einen erheblichen Teil des 24 Stunden dauernden Rennens auf nur drei Zylindern zurück, während Jürgen Barth/Manfred Schurti es auf den sechsten Gesamtrang und den dritten Rang in der Kategorie GTP schafften. Nicht schlecht für einen wahren “Underdog” im Felde von reinrassigen Prototypen.
Als Strassenauto 406 mal gebaut
Um in der Gruppe 4 fahren zu können, war der Bau von 400 Fahrzeugen nötig. Porsche baute noch 1980 406 Homolgationsmodelle, dazu kamen 59 Rennversionen und 17 GTR-Rennfahrzeuge.
Die Strassenfahrzeuge gab es ausschliesslich in den Farben rot, silber und schwarz. Natürlich sind die Strassenmodelle umfangreich beschrieben und die Unterschiede zum “normalen” 924 sind komplett dokumentiert.
Auch die GTS-Version, 50 rot lackierte Exemplare mussten der FIA gleichzeitig gezeigt werden, hat Roy Smith mit vielen Bildern in seinem Bug integriert.
Die 17 Rennwagen vom Typ GTR und eine Chassis-Liste (mit Auslieferungsland) runden das Kapitel der Produktionsfahrzeuge ab.
Viele Erfolge in den USA
Auf Basis der Werksrennwagen wurden Kundenfahrzeuge gebaut, die ab 1981 in Europa und den USA eingesetzt wurden. Einer dieser Wagen ging an das Team Zbinden/Kofel, die mit weissem Schweizerkreuz auf rotem Lack an den Start gingen.
Das Gros der Rennen bestritten der 924 Carrera GT und seine Derivate in den USA, entsprechend wird auch diesen Veranstaltungen und den US-Teams viel Platz im Buch eingeräumt. Und auch einige der Nachfolger, die bereits den Porsche-eigenen Vierzylinder im Bug trugen, kommen zu Worte.
Komplette Statistiken
Über 13 Seiten führen die Rennstatistiken, die die Teilnehmen und Ergebnisse der einzelnen Rennwagen zeigen und die sogar mit Chassis-Nummern ergänzt sind.
Bildstark
Rund 400 Bilder hat Roy Smith zusammengetragen, einige davon stammen natürlich aus dem Werkfundus. Doch Smith hielt dort nicht an, sondern versuchte praktisch von jedem Rennwagen in den USA Bilder aufzutreiben und wo möglich auf farbige Abbildungen zurückzugreifen.
Nicht alle diese Bilder sind von höchster Qualität, als Dokumentation sind sie aber für Restauratoren sicher eine wertvolle Hilfe.
Für den wirklichen Fan
Smiths 320-seitiges Buch über den Porsche Carrera 924 GT ist sicher nicht ein Werk, das jeder im Büchergestell haben muss, aber für Porsche-Anhänger und noch viel mehr für Fans des Transaxle-Porsche ist es sicher ein “Must” und es kann garantiert werden, dass selbst Kenner der Materie darin noch Sachen über den raren und heute immer stärker geschätzten Carrera GT finden, die sie nicht gewusst haben. Und so gesehen gehen £ 75 oder Euro 82 auch in Ordnung, auch wenn es mit 1500 gedruckten Exemplaren mehr Bücher als produzierte 924 Carrera GT Fahrzeuge gibt.
Der echte Fan wird es dem Verlag auch verzeihen, dass die Engländer konsequent Manfred Schürti statt Schurti schrieben, Umlaute sind für die Anglosachsen halt so unverständlich wie die früheren britischen Währungseinheiten Pfund, Shilling und Pence für unsereinen.
Einen kurzen Einblick in das Buch gibt auch folgendes Promotions-Video:
Bibliografische Angaben
- Titel: The Porsche 924 Carreras - evolution to excellence
- Autor: Roy P. Smith
- Sprache: Englisch
- Verlag: Veloce Publishing Ltd, 1. Auflage November 2014, limitiert auf 1500 Exemplare
- Format: Gefunden, 25 x 25 cm
- Umfang: 320 Seiten, rund 400 Fotos
- ISBN: 978-1-845846-45-9
- Preis: £ 75, USD 120, € 82 (ca.)
- Bestellen/kaufen: Porsche 924 Carreras
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