Das “Cavallino Rampante”, das springende Pferd auf dem Markenzeichen von Ferrari, blieb dem Dino 206 S sein Leben lang verwehrt. Trotzdem stellt gerade dieser Rennwagen eines der schönsten Erzeugnisse des Sportwagenbauers aus Maranello dar.
Gegen Porsche ausgerichtet
Enzo Ferrari hatte einen guten Plan, er wollte einen konkurrenzfähigen Sportwagen bauen, der in der Gruppe 4, also nicht als Prototyp, an den Start gehen konnte und dem Porsche 904 GTS (und später dem Porsche 906 Carrera 6) vor allem bei Bergrennen überlegen war.
Zudem wollte er zusammen mit Fiat genügend V6-Motoren bauen, um den Triebsatz für die Formel-2 homologieren zu können.
Als Sieger geboren
Den Anfang machte der Dino 166 P, so genannt, weil der Hubraum seines V6-Motors 1,6 Liter betrug.
Das Design des Motors geht auf Vittorio Jano zurück, der in den Fünfzigerjahren als Berater für Ferrari arbeitete. Eingesetzt in Formel-2- und Formel-1-Fahrzeugen, gewann der Motor, eingebaut in Mike Hawthorns Ferrari, unter anderem die Fahrerweltmeisterschaft von 1958.
Der erste Renneinsatz erfolgte nur kurz nach der Fertigstellung des Prototyps und eiligen Einstellfahrten auf dem Kurs von Modena am 25. April 1965 beim 1’000 km-Rennen von Monza. Beim ersten Einsatz wurde der Wagen aber durch einen Motorschaden eingebremst, doch schon drei Wochen später konnte er beim GP von Rom in der Zweiliter-Kategorie siegen. Sein Talent beweisen konnte der Wagen kurz darauf beim 1’000 km von Nürburgring, wo Zeiten auf Niveau der Ferrari LM gefahren werden konnten.
50 Exemplare 206 S Sport geplant
Am 29. Januar 1966 lud Enzo Ferrari zur Pressekonferenz ein, um unter anderem der Beginn der Kleinserie Dino 206 S Sport bekannt zu geben. Private Rennteams sollten den Rennen unter anderem bei Langstreckenrennen einsetzen.
Gegenüber dem 166 P war der 206 S gewachsen, in der Breite um immerhin 20 cm, in der Länge um 5 cm. Das Gewicht von ungefähr 580 kg blieb dabei unangetastet, die Leistung aber stieg von rund 180 auf 218 PS. Geblieben war die grundsätzliche Architektur. Ein durch Aluminiumbleche verstärktes Rohrrahmenchassis trug eine Karosserie aus Kunststoff und Aluminium. Das Design wird dem internen Ferrari Design Center zugeschrieben, gebaut wurden die Autos bei Piero Drogo.
Nur 18 gebaut
Für die Kleinserie waren die Chassis-Nummern 002 bis 100 vorgesehen worden, wobei nur gradzahlige Endziffern verwendet wurden, wie das bei Ferrari-Rennwagen üblich war.
Allerdings entstanden nicht mehr als 18 Autos (plus drei Prototypen/Spezialversionen), wobei nicht die Nachfrage sondern Probleme mit der Belegschaft daran schuld waren.
In der Prototypenklasse erfolgreich
Da die Homologation in der Gruppe 4 wegen nicht nachweisbaren Stückzahl von 50 produzierten Fahrzeugen nicht klappte, musste Ferrari die Sportwagen als Prototypen einsetzen, aber selbst da schlugen sich die Fahrzeuge gut, wenn sie ankamen.
Praktisch alle überlebten
Erstaunlicherweise überlebten praktisch alle 206 S. Obschon der eine oder andere einen Rennunfall erlitt, wurde keiner der serienmässigen 206 S abgeschrieben. Die meisten haben in Sammlungen überlebt und wurden früher oder später restauriert, so auch Chassis 006, einst an Maranello Concessionaires ausgeliefert und unter anderem durch David Piper und Richard Attwood beim 1000 km-Rennen am Nürburgring im Jahr 1966 eingesetzt.
Der 206 S mit Volvo-Motor
Chassis 006 nahm bis 1969 an Rennen auf den verschiedensten Rennstrecken und an der Targa Florio teil, bis erhebliche mechanische Probleme auftraten und ein neuer Motorblock benötigt worden wäre. Weil der Ersatz des Motors in Anbetracht der gesunkenen Konkurrenzfähigkeit nicht als ökonomisch erschien, wurde stattdessen ein Volvo-B20-Motor eingebaut.
Schon 1970 kam der Wagen dann aber in die Hände eines Dino-Liebhabers, der den Wagen im Laufe vieler Jahre restaurierte und dazu sogar einen neuen Motorblock nachfertigen liess. Das Ergebnis der Restaurierungsarbeiten war ein Wagen, der praktisch zu 100% identisch ist mit der Version, die 1966 am Nürburgring antrat.
Millionenschwer
Nach rund 40 Jahren im selben Besitz soll Chassis 006 nun an der Versteigerung von RM Auctions anlässlich des historischen Grand Prix von Monaco einen neuen Besitzer finden, der Schätzpreis wurde bei € 2’200’000 bis 2’800’000 angesetzt. Wir dürfen gespannt sein, wo die Gebote landen werden.
Neben den 15 “Serien”-206 S entstanden auf derselben technischen Basis auch der berühmte Dino GT Speciale von Pininfarina und die Berlinetta Competizione von Pininfarina. Und natürlich lieferte der 206 S auch viel Inspiration für den Bau des späteren Dino 206/246 GT.
Chassis-Nummern
Chassis-Nr | Karosserie | Kommentar |
---|---|---|
0834 | Coupé | Dino 166 P, vom Werk in Spider Montagna umgebaut |
0840 | Coupé | Spezialkarosserie, Pininfarinas Dino 206 GT Speciale |
0842 | Spider | zertört beim Unfall von Gunther Klass |
0852/002 | Coupé | wurde zum Serien-206S umgebaut |
004 | Spider | ging an Dean |
006 | Spider | Maranello Concessionaires |
008 | Spider | Chinetti |
010 | Spider | Ecurie Francorchamps |
012 | Coupé | Maranello Concessionaires |
014 | Coupé | Chinetti |
016 | Spider | Lado |
018 | Spider | Chinetti |
020 | Chassis | wurde für den 212 Montagne 0862 als Basis genommen |
022 | Spider | Ravetto |
024 | Spider | Scuderia Brescia Corse |
026 | Spider | Scuderia Filipinetti, gefahren von Herbert Müller, Gunther Klass und Jean Guichet |
028 | Spider | ging an Lualdi |
030 | Spider | ging an Nicodemi |
032 | Spider | ging an Arcuri |
034 | Coupé | Spezialkarosserie, Pininfarina Berlinetta Competizione (Seriennummer 10523) |
036 | Chassis | Nicht eindeutige Geschichte, evtl. für 250 P6 genutzt |
Technische Daten (Dino 206 S/SP 1966)
- Motor:
V6 mit 65 Grad Winkel, Leichtmetallblock und -kopf, wassergekühlt, Bohrung 86 mm, Hub 57 mm, Hubraum 1'986,61 cm3, 218 PS bei 9'000 U/Min, je zwei obenliegende Nockenwellen, 2 Ventile pro Zylinder, 1 Kerze pro Zylinder, Verdichtung 10,8:1, 3 Weber-Vergaser Typ 40 DCN2, Trockensumpfschmierung - Kraftübertragung:
Fünf Vorwärtsgänge, ein Rückwärtsgang, Kupplung Borg&Beck-Dreischeiben-Trockenkupplung - Chassis/Karosserie:
Gitterrohrrahmen aus Stahlrohren, verstärkt durch aufgenietete Aluminium-Platten und Kunststoffteile, Karosserie weitgehend aus Kunststoff - Aufhängungen:
Rundum Einzelradaufhängung an doppelten Dreieckslenkern, Teleskopstossdämpfer und Schraubenfedern - Bremsen:
Innenbelüftete Girling-Scheibenbremsen - Dimensionen:
Radstand 2'280 mm, Spur vorne 1'392 mm, Spur hinten 1'414 mm, Länge 3,875 Meter, Breite, 1,78 Meter, Höhe 0,985 Meter - Bereifung:
Vorne 5,5x13, hinten 6,50/700 - Gewicht:
580 kg (gemäss Werk) - Fahrleistungen:
Höchstgeschwindigkeit ca. 268 km/h
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