Es dürfte kaum manche Rennstrecke geben, die bereits ihren 90-jährigen Geburtstag feiern kann und trotzdem immer noch “im Dienst” ist. Der Nürburgring aber hat sich gut gehalten, auch wenn man die Nordschleife in den Achtzigerjahren um einen modernen Grand-Prix-Kurs ergänzte. Noch immer werden auf der legendären, über 20 km langen Naturrennstrecke durch die Täler und Hügel der Eifel regelmässige Autorennen durchgeführt, das berühmteste davon sogar über 24 Stunden am Stück.
Auch im historischen Rennsport ist die Nürburgring sehr beliebt, schliesslich werden hier die Geschichte der Autos und der Rennstrecke ideal kombiniert. Zum 90. Geburtstag erschienen nicht nur Bücher, unzählige Fachartikel und Videos, es wurde auch ein grosser Anlass organisiert, der sich ganz schlicht “Nürburgring Classic” nannte.
Das Eifelrennen im Zentrum
Historisch korrekt wurde die Langstreckenprüfung über drei Stunden auf der Gesamtstrecke, also Nordschleife und Grand Prix Kurs kombiniert, nicht wie sonst üblich bereits am Freitag und ohne grossen Zuschaueraufmarsch organisiert, sondern zur besten Zeit am Sonntag um 13:30.
Fahren konnten die Autos des FHR-Dunlop-Langstrecken-Cups und der Youngtimer-Trophy und es waren über 130 Autos am Start, vom NSU TT bis zum Lotus Elan, vom BMW M1 bis zur Chevrolet Corvette.
Die Nase vorne hatte in der Wertung des FHR-Dunlop-Langstrecken-Cups ein Ford Escort RS 1600 der Fahrerpaarung Heinz Schmersal und Mike Stursberg, die vor der Porsche-Armada wegfahren konnten, mit Rundzeiten ab ungefähr 10:15.
Bei den Youngtimern siegte dann doch noch ein Porsche, nämlich der Porsche 911 RSR mit den Herren Edgar Salewsky und Wolfgang Destree am Steuer, die eine schnellste Runde von 9:32.391 mit einem Schnitt von fast 160 km/h in den Asphalt brannten. Zweite wurde der BMW M1 von Achim und Peter Heinrich.
Viel Nordschleife
Überhaupt wurde deutlich mehr auf der Nordschleife gefahren als an anderen historischen Rennwochenenden. Neben dem ADAC Eifelrennen vom Sonntag (und zugehörigen Trainingsfahrten) gab es bereits am Freitag nachmittag Demonstrationsfahrten verschiedener Fehler zu sehen, darunter die 300 SL zur Rudolf Uhlenhaut Trophy, Sportwagen und Granturismo-Fahrzeuge der Jahre 1950 bis 1974, Motorräder (Bike Heroes) sowie die Vorkriegsfahrzeuge (ergänzt um Veritas) und die Massenveranstaltung namens “Nürburgring Classic Experience”, bei der vom Zweitakt-DKW bis zur Cobra-Replica alles am Start war.

Am Samstag Nachmittag ging es ähnlich weiter, es kamen aber historische Grand-Prix- und Formel-Wagen dazu sowie die Rennautos der Deutschen Tourenwagen Classics, von denen allerdings nicht alle den Asphalt der Nordschleife für die zwei Runden unter die Räder nahmen.
Wieder auf der Südschleife
Als ganz besonderes Bonbon durften die Vorkriegsautos, es waren über 120 Fahrzeuge für die Veranstaltung angemeldet, am Sonntag Nachmittag die Südschleife im Rahmen einer Revival-Fahrt umrunden.
Der Anblick der alten Renn- und Sportwagen auf dem sichtlich gealterten Strassenbelag, links und rechts nur von Bäumen begrenzt, hatte sicherlich etwas besonders Mystisches.
Aus Fahrersicht war der Ausflug auf die Südschleife allerdings weniger herausfordernd, da die Strassenqualität speziell auf dem Steigstück sehr zu wünschen übrig liess und natürlich keine grossen Geschwindigkeiten möglich waren. Zudem kann nur noch ein kleiner Teil der Strecke wirklich benutzt werden.
Le Mans Start zum Elefantenrennen
Eindrücklich für die Besucher war sicherlich auch der Demolauf der Vorkriegsautos im Rahmen des Elefantenrennens auf der Grand-Prix-Strecke, wurde dieser doch durch einen Le-Mans-Start eingeleitet. Aber auch sonst kamen gerade die ältesten Fahrzeuge zu vielen und vielfältigen Fahrgelegenheiten über das gesamte Wochenende, war doch auch noch eine kleine Rallye in der Umgebung organisiert.
Nicht immer maximales Tempo
Dass bei den vielen Demonstrationsfahrten Spitzengeschwindigkeiten und rekordschnelle Runden keine Priorität hatten, versteht sich von selber. Dies bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass gebummelt wurde.
Gerade die Herren auf den ältesten Autos waren vielfach recht flott unterwegs und auch die Motorräder sowie die Gespanne liessen nichts anbrennen.
Die Zwerge auf dem Grand-Prix-Kurs
Natürlich wurden, vor allem auf der Grand-Prix-Strecke, auch viele Rennen in den unterschiedlichsten Fahrzeugkategorien gefahren. So stellten sich die Zwerge mit rund 50 Autos der Marken Austin/Morris/Mini, Abarth, NSU und Talbot/Simca am Samstag gleich zweimal dem Starter.
Wolfgang Drixelius konnte seine Pole Position am Samstagmorgen, bei widrigen leicht feuchten Bedingungen, beim ersten Rennen nicht in eine Podiumsplatzierung umsetzen. Nach harten Kämpfen an der Spitze setzte sich schlussendlich das eidgenössische Gespann Kaufmann/Nick durch. Auf den weiteren Plätzen folgten Herbert Wein sr. und Thomas Berg. Für Wolfgang Drixelius reichte es nur zu Platz 4.
Auf Platz 6 folgte mit Robin Podack schon der schnellste der NSU und auf Platz 8 fand man die schnelle Renault Alpine A110 von Frank Fiedler, der somit die Division des Histo Cup gewann. Überhaupt wurden auch im Mittelfeld starke Zwei- bzw. Mehrkämpfe geliefert. Stefan Schmelter auf NSU sowie Frank Fiedler mit seiner Alpine und auch Thorsten Babon auf Fiat 128 beharkten sich über mehrere Runden.
Auch beim zweiten Rennen am Samstagabend, welches bei wesentlich besseren Bedingungen stattfand, dominierten erneut die Schweizer. Mit einem Vorsprung von fast 14 Sekunden gewannen Kaufmann/Nick vor Herbert Wein sr. auf Platz 2 und Herbert Wein jr. auf dem 3. Platz.
Schnellster NSU war dieses mal Frank Schmelter auf dem 7. Platz. Auf Position 9 war dann mit Hubert Nagl bereits der Sieger der Abarth Coppa Mille zu finden. Auf der 10. Gesamtposition folgte mit Frank Fiedler und seiner Alpine der abermalige Gewinner des HistoCups.
Die Zwergenfahrer jedenfalls beschlossen das Wochenende mit einer gemeinsamen Jubiläums-Grill-Party zur Feier des 25-jährigen gemeinsamen Bestehens.
Rund ein Dutzend Rennen
Aber es waren natürlich nicht nur die beliebten Kleinwagen unterwegs auf dem Grand-Prix-Kurs. In den verschiedensten Rennklassen wurde um Siege gekämpft.
Den Rennlauf der Deutschen Tourenwagen Classics beendete Jörg Hatscher auf seiner Mercedes-Benz C-Klasse in Führung, knapp vor Thorsten Stalder auf einer weiteren C-Klasse. Der beste BMW M3 mit Richard Weber am Steuer hatte klar das Nachsehen, er sah die schwarzweiss karierte Flagge rund 16 Sekunden nach dem Sieger.
In der Gentle Drivers Trophy siegte zweimal Mike Martin auf einem Ferrari 330 GTO, gefolgt vom Lotus Eleven mit Jörg Markus und dem Lotus 17 mit Oliver Hartmann am Lenkrad.
Der Kampf der ungleichen Autos verlief dabei deutlich spannender und enger, als dass man es von den reinen Leistungsdaten (und von der Bezeichnung der Serie) hätte erwarten können. Rundenlang kämpfte der wertvolle GTO gegen den schlanken und leichten Lotus.
In den beiden Rennteilen zur 100-Meilen-Trophy des FHRs behielt Wolfgang Kaufmann im Kremer Porsche K3 das beste Stück für sich, während in der historische Formel 2 mit relativ kleinem Startfeld Jeremy Wheatly im Surtees TS15 das erste, Robert Simac auf dem March 712M das zweite Rennen für sich entscheiden konnte.
Den etwas mehr als einstündigen Rennlauf der historischen Tourenwagen und GT (100 Meilen Trophy, gefahren in zwei Teilen) entschied die Fahrerpaarung Georg Nolte und Frank Stippler im Ford GT40 für sich.

Für rennsportliche Unterhaltung war also auf der Grand-Prix-Strecke sowohl am Samstag als auch am Sonntag gesorgt, aber viele Fans zog es natürlich trotzdem an die Nordschleife, die halt ihren ganz eigenen Reiz hat.
Einem Ring-Meister die Ehre erweisen
Am Freitag wurde in feierlichem Rahmen eine Büste zu Ehren Rudi Caracciolas enthüllt. Caracciola gewann das erste Eifelrennen auf dem Nürburgring, viele weitere Siege folgten.

Bis heute gilt er als einer der grössten deutschen Rennfahrer überhaupt.
Kein typisches Nürburgring-Wetter
Zum 90-jährigen Jubiläum fehlten sowohl der häufig präsente Nebel als auch deftigen Regenschauern, wie man sie in der Eifel immer wieder erlebt. Offenbar wollte Petrus mitfeiern und die vielen Zuschauer rund um die Nordschleife und am Rande des Grand-Prix-Kurses schätzten die mehrheitlich warmen Wetterbedingungen, wenn man von Nieselregen am Samstag Morgen einmal absieht, sicherlich.
Der Sonntag wurde sogar richtig heiss. Zusammen mit dem äusserst vielfältigen Fahrzeugangebot und der Möglichkeit, die Autos auf verschiedenen Rennstrecken verfolgen zu können, wurde den Besuchern historischer Rennsport vom Feinsten geboten.

“Grosses Kino”, meinte ein begeisterter Zaungast und sprach dabei wohl für viele.
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Ja die Nürburgring Nordschleife ist schon eine einmalige Rennstrecke, vor 90 Jahren wie auch heute noch.
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Auch für mich war das 3 Std. Rennen am Sonntag, welches in 3 Gruppen für über 100 Autos gestartet ein persönliche Highlight neben dem einmaligen Erlebnis einer Mitfahrgelegenheit über die Nordschleife im 911-PaceCar des Orgaleiters Hr. Meyersrenken.
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