Die 24 Stunden von Le Mans sind zusammen mit dem GP von Monaco und den 500 Meilen von Indianapolis das wohl bedeutendste und traditionellste Autorennen der Welt. Im Zweijahres-Rhythmus findet neben den "normalen" 24 Stunden auch noch das “klassische” 24 Stunden Rennen statt.
Dabei werden die rund 400 bis 500 - 2014 waren es 456 - Fahrzeuge in sechs Startfelder, die nach Jahrgangsgruppen ausgerichtet sind, eingeteilt und abwechslungsweise über 45 Minuten auf die Reise geschickt. So fährt jedes Feld bei drei Starts ein Rennen von rund 2 Stunden und 45 Minuten.
Unter allen Bedingungen
Le Mans heisst nicht nur Fahren bei Tag und Nacht, sondern auch Fahren im Nassen und im Trockenen, bei Wind und Regen oder bei Hitze und Sonnenschein.
Am Wochenende des 5. und 6. Juli 2014 herrschte in der Sartre ein Wetter, wie man es normalerweise in Island vorfindet. Man wusste nie, was gerade angesagt war. Entschied man sich für Slicks, so musste man nach zehn Minuten bereits die Räder wechseln, oder aber umgekehrt.
Die einen wünschten sich Sonne und Trockenheit, andere dagegen lieber kühlere Temperaturen und vielleicht sogar Nässe für eine bessere Kühlung, wie etwa Christian Traber im Pre-War Feld mit dem beim Klausenrennen 2013 siegreichen Talbot Lago.
Show-Elemente
Die traditionellen Le Mans Starts wurden als reine Show bei den ältesten drei Startfeldern inszeniert (Autos, die vor der Gurtenpflicht gebaut wurden).
Nur eine gute Stunde früher führten rund 100 Kinder den Piloten dieses Prozedere vor. Auch sie stellten sich gegenüber den Fahrzeugen auf und rannten los. Als erstes demonstrierten sie ungewollt einen klassischen Fehlstart, was zu einem Neustart führte. Dann lief alles reibungslos über die Bühne.
Selbst die Fahrer waren von den Kindern so begeistert, dass der eine oder andere die Vorführung gut gelaunt mit seinem Handy festhielt.
Rennaktion pur
Am Samstag gab dann Sebastien Loeb punkt 17 Uhr den Start mit der französischen Flagge frei, genau beobachtet durch FIA-Boss Jean Todt.
Alle 76 Piloten rannten zu ihren Autos und ab ging die Post. Nun war 24 Stunden lang reinrassige Rennaktion angesagt.
110`000 begeisterte Zuschauer säumten den Streckenrand und wurden Zeitzeugen von Fahrzeugen der Jahrgänge 1925 bis 1979.
Beinharte Zweikämpfe
Bereits in der Vorkriegsklasse gab es einen beinharten Zweikampf zwischen den beiden Talbots von Traber und Birch-Burnett. Konnte Christian Traber den ersten Lauf nach einem Fehler des Kontrahenten in der ersten Schikane noch für sich entscheiden, so konterten Birch-Burnett in den beiden weiteren Läufen zu ihren Gunsten.
Überlegene Jaguar
Die Gruppen 2 und 3 wurden von Jaguar beherrscht. Plateau 2 (1949-1956) gewann der C-Type von Finburgh-Newall vor dem Austin Healey von Thorne-Bennett-Baggs und Plateau 3 (1957-1961) ging an den D-Type von Pearson-Harris vor dem Ferrari 250 GT Berlinetta von Gaye.
Wie schnell aus Spass bitterer Ernst werden kann zeigt die Bildserie des Jaguar XK 120 von Chris Ward. Durch einen Fahrfehler des Engländers brach das Heck der Katze aus und aus einem normalerweise harmlosen Dreher resultierte nur mit viel Glück kein Überschlag.
Die Strecke erhielt dieses Jahr vor allem in den beiden Schikanen vor Start und Ziel neue Curbs und damit hohe Streckenbegrenzungen, die auch zu brutalen Fahrzeugkillern mutieren konnten. Yannick Dalmas meinte als einer der Verantwortlichen für diese Curbs: die guten Fahrer lieben sie, die "weniger" guten hassen sie. Sie verlangen nach einem sauberen runden Fahrstil. Ein Drüberfliegen wird sofort mit einem beschädigten Fahrzeug bestraft.
Fahren im Konvoi
Viele Safety-Car Phasen prägten vor allem die Rennen der jüngsten Fahrzeuggruppe . Oft konnten die Sportwagen der Siebzigerjahre kaum mehr wie drei oder vier freie Runden drehen. Dauernd war etwas los. Es gab heftige Abflüge, dann wiederum verhinderte plötzlich heftig einsetzender Regen ein Renntempo.
Jochen Mass dazu: "Du siehst eh’ schon wenig, doch die Kollegen fahren auch hinter dem Safety Car mit voller Kriegsbeleuchtung und erhellen dein Cockpit um das Fünffache".
Trotz der nur sehr kurzen Renndistanz gab es natürlich auch hier Sieger: Mac Allister im Gulf Mirage war klar der Schnellste vor Barbot im Lola T280.
Die Gruppe 5 wurden vom Lola T70 MK lll von Hart und die Gruppe 4 der Ford GT40 von Hugenholtz gewonnen.
Aus Spass an der Sache
Sieger gibt es immer, doch trotz Ehrgeiz und Rennfieber geht es den Teilnehmern an der Le Mans Classic um die Freude an der Sache. Spass wollten sie haben und den hatten sie auch wahrlich. Die Fahrer in ihren fliegenden Kisten, aber auch die zahlreichen Zuschauer am Streckenrand mit Schirmen und Kappen.
Die Fans applaudierten bei jedem wilden Drift oder auch Dreher frenetisch. Sie waren fasziniert von den verschiedenen Motorkonzepten, die mit gepflegten Rhythmen wie bei Beethoven oder aber mit hartem Beat wie bei AC/DC ihre Trommelfelle massierten.
Die Augen der Zuschauer konnten sich nicht nur an den die verschiedenen Formen sondern auch die unterschiedlichsten Fahrstilen sattsehen. Ob Untersteuern oder Übersteuern, ob driftend auf drei oder gar nur zwei Rädern, alles wurde hier geboten. Ein Bugatti 35 bekam nach einem wilden Drift plötzlichen Grip und hob dadurch die eine Fahrzeugseite hoch in die Luft. Die Fans zeigten dem Akrobaten bei jeder folgenden Runde mit lauten Rufen ihre grosse Begeisterung.
Auch für die Nase gab es trotz Regen viel zu schnuppern. Öle aller Art, mit und ohne Zusätze wurde literweise verbrannt.
Viel Prominenz
Viele namhafte Grössen aus der Motorsportszene waren auch dabei: Von Sebastien Loeb bis Jochen Mass, von Jean Ragnotti bis Jürgen Barth, von Prinz Leopold von Bayern bis Yannick Dallas, von Johnny Cecotto bis und mit Jean Belmondo.
Sie alle kommen immer wieder gerne in die Sarthe.
Zwei Jahre Pause
730 Tage wird es nun dauern bis 2016 wieder die klassischen 24 Stunden gestartet werden. Ein Rennen mit derart viel Geschichte und Tradition, beladen mit Emotionen, ist sowohl neuzeitlich wie auch klassisch ein Anlass, an dem man einfach einmal dabeigewesen sein muss.
Die einzigen Einwände aus Besuchersicht betreffen einerseits das Verkehrskonzept und anderseits die Sorge um das leibliche Wohl.
Die Zufahrt war so chaotisch, dass die meisten Anreisenden mit historischem Wagenmaterial dampfend den Pannenstreifen aufsuchen mussten. Ob die dann pünktlich zum Start auf der Tribüne waren, muss wohl bezweifelt werden. Und was die Stände mit den kulinarischen Leckerbissen angeht, na, ja, die verdienen dann wirklich nicht einmal eine Michelin-Zitrone.
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90% sind neu! haben mit alten Autos nichts mehr zu tun, kann man heute noch bestellen, natürlich mit alten Papieren. Grid 1 sollte man, sich einige Motoren anhören, schon dort hört man die moderne Technik, oder Grid 5 die neu aufgebauten Lolas, man wird damit , bestimmt noch Weltmeister, einesteils schade, aber für die Zuschauer schön zum ansehen. Viele bleiben mit ihren originalen Wagen weg. Manche bauen sich einen Nachbau auf, lassen den Originalen dann zu Hause .
Wenn ein C Typ schon in der ersten Runde soweit führt, warum fährt der dann noch eine zweite Runde. Denn die langsamen D Typs und Ferraris,können ja schon eine ganze Weile nicht mehr folgen,
Auch sollte Herr Yannick Dalmas mal nachdenken, wenn man über die völlig zu hohen Curbs fährt, weil einen der Weltmeister Hart darüber drängt und man einen Original Body zerstört, welchen Wert man damit zunichte macht, sollte man doch auch so eine Lola kaufen, ist man vorne mit wenig Geld.
Le Mans Classic ist eine sehr schöne Sache, jeder soll und kann seinen Wagen schnell fahren und sich daran erfreuen, sollte aber ein miteinander sein, denn ein wirkliches Rennen, ist bei diesen unterschiedlichen Materialien nicht mehr möglich. Wenn ein Jürgen Barth mit dem 907 Porsche in der Mitte fährt, hat sich die Zeit geändert. Le Mans Classic soll ein Genuss für Zuschauer und Fahrer sein, auch im Sinne des Veranstalters Patrick Peter, der dies fantastisch macht, dann sollten sich doch einige überlegen, doch moderne Rennen zu fahren, oder ist dies nichts für diese?