Der Grand Prix Monaco Historique stand vom 13. bis 15. Mai 2022 ganz im Zeichen der Marke der Rennwagenmarke Lotus, ihres Gründers Colin Chapman und dessen erst vor kurzem verstorbenen Ehefrau Hazel. Chapman erlitt am 16. Dezember 1982 einen tödlichen Herzinfarkt, somit wird sich sein Todestag am Ende des Jahres 2022 zum 40. Mal jähren – Grund genug, mit einer Ehrenrunde den siebenfachen Monaco-Sieger zu feiern.
Der Premierensieg für Lotus gelang Stirling Moss mit dem Typ 18 1960 in Monaco, also genau vor 62 Jahren. 1961 doppelte der Brite nach. 1968 und 69 gelang Graham Hill mit dem Typ 49B dasselbe Kunststück. 1970 stand der unvergessliche Jochen Rindt mit dem 49C als Sieger in der Fürstenloge.
1974 gewann der Schwede Ronnie Peterson im Typ 72E und den letzten Erfolg holte der Brasilianer Ayrton Senna 1987 im gelben Camel-Auto 99T. Sieben Siege im Fürstentum zieren den Palmares des Rennwagen-Designers der Extreme.
Sohn Chapmans und 37 Fahrzeuge vor Ort
Clive Chapman, Sohn des unvergesslichen Fahrzeug-Genies, war selbst vor Ort und mit insgesamt 37 Fahrzeugen waren am Mai-Wochenende des Jahres 2022 wohl mehr Lotus-Rennwagen gleichzeitig in Monaco zugegen als je zuvor.
Vom Typ 10, dem Rennsportwagen von 1955 bis zu Marko Werners Typ 92 drehten 37 Fahrzeuge ihre Runden.
Zielorientiert
Anthony Colin Bruce Chapman, dessen Initialen (ACBC) auf dem traditionellen Lotus-Logo zu erkennen sind, war ein Mann mit grosser direkter Zielstrebigkeit. Innerhalb von nur vier Jahren schaffte er sein "Strukturtechniker"-Studium, den Flugschein bei der Air Force und nichts hinderte ihn daran, einen Austin Seven so massiv umzubauen, das er die neue Kreation "Lotus" taufte.
Mit etwa 25 Jahren gründete er seine eigene Firma genau am 1. Januar 1952 in Crouch End, London. Im selben Jahr wurde sie dank der Unterstützung seiner Frau Hazel mit einer Summe von 25 Pfund in eine GmbH umgewandelt.
Bereits 1955 startete er mit dem Sportwagen des Typs 10 in der kleinen Klasse beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans. 1960 gewann er dann mit Stirling Moss den ersten Grand-Prix und dies ausgerechnet auch noch in Monte-Carlo. Ein allen bekanntes Bild von Colin Chapman als Teamchef war seine traditionelle und einzigartige Siegeszeremonie, in welcher er seine Mütze bei der Zielankunft seines Fahrers mitten auf der Zielgeraden mit einem riesigen Freudensprung in die Luft katapultierte.
Der Leichtbau war von Anfang an das grosse Erfolgsprinzip von Lotus. Damit gewann Stirling Moss mit dem kleinen Vierzylinder in Monte-Carlo auch das erste Rennen für die Marke.
Ein Genie
Am 16. Dezember 1982 verstarb das technische Genie an einem Herzversagen. Bruno Schaffner ein grosser Schweizer Lotus-Kenner schrieb damals in seinem Nachruf:
"Oft beginnt eine Geschichte mit den Worten: ‘Er war einer von jenen…’. Dies trifft bei Colin Chapman nicht zu. Er war nie ‘einer von jenen’ oder jemand, den man mit anderen Leuten hätte vergleichen können – nein! Colin Chapman war einzigartig, genial und voller bahnbrechender Ideen bis zum letzten Tag. Alle seine Erfindungen, die unter seiner Leitung verwirklicht wurden, führten zu unvergesslichen Erfolgen. Sie führten immer wieder zu neuen Maßstäben. im Rennsport, wie auch in der Fahrgestell-Technik generell. Sie führten auch zu 72 Grand-Prix Siegen und 7 Weltmeistertiteln, zum Indianapolis-Sieg, zu zahlreichen Rallye und Sportwagensiegen und sie führten nicht zuletzt auch zu unseren geliebten Strassen-Sportwagen, wie Elite, Elan, Europa, Esprit …
Chapman baute zu einer Zeit, in welcher sich andere Teams noch mit tonnenschweren Fahrzeugen Blattfedern und schlechten Leistungsgewichten herumschlugen, Fahrzeuge in einer Leichtbauweise, die absolut konkurrenzlos waren. Oft brauchte es Jahre, bis andere Teams die Technik Chapmans überhaupt begriffen hatten.
Colin Chapman verdient den Namen des besten und erfolgreichsten Fahrgestell-Konstrukteurs aller Zeiten. Er nutzte auch die Aerodynamik, die Thermik und in neuester Zeit auch die Elektronik, um seine Fahrzeuge optimal auf dem Boden zu halten. Eine elektronische Fahrgestell-Abstimmung während der Fahrt war Colin Chapmans letzte Idee."
Überlebt von seiner Frau
Hazel Chapman, Colins Ehefrau, lernte ihren Mann mit 16 Jahren beim Tanzen kennen und wurde später die Mutter von drei Kindern: Jane, Sarah und Clive. Erst vor kurzem, nämlich am 13. Dezember 2021, verstarb sie mit 94. Jahren. Sie erkannte auch schnell nach dem Tod ihres Mannes, dass Lotus nur mit einem grossen Investment vor dem Untergang gerettet werden konnte und verkaufte so ihr gemeinsames Lebenswerk.
Sie blieb aber als Direktorin vom "Classic Team Lotus", gemeinsam mit ihrem Sohn Clive, operativ tätig. 2018 unterschrieb sie noch den 100’000sten Lotus Strassensportwagen.
Heute nicht mehr präsent in der Formel 1
Es ist nur traurig, dass ein derart erfolgreicher Name wie "Lotus" am Ende die Bühne so traurig verlassen musste. Es kamen Team-Namen wir Alpha Tauri, Force India, Toro Rosso, Racing Point, Manor- oder Virgin-Racing, dafür mussten wohlklingende Markenbezeichnungen wie "Lotus" oder auch "Brabham" über die Klinge springen.
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher
Besten Dank für den gelungenen Artikel ;-)