Anlässlich des F1 Grand-Prix Auftaktes in Australien feierte man auch das 60-jährige Bestehen der Albert Park Rennstrecke. 1953 wurde, wie bereits früher von Zwischengas berichtet, zum ersten Mal im Albert Park von Melbourne zu einem Grand Prix gestartet.
Zur Jubiläumsfeier im Jahr 2013 konnte die begeisterten Fans ein Wiedersehen mit 11 der damals 41 gestarteten Rennwagen erleben - nicht nur in der Ausstellung, nein auch auf der Strecke.
Lange Tradition
Zehn Jahre lang gastierte der heutige F1 Zirkus von 1985-95 in Adelaide, dann wechselte man 1996 in den Albert Park von Melbourne. Die traditionsreiche Rundstrecke um den künstlichen See wurde am 21. November 1953 erstmals befahren. Damit kam endlich der Motorsport vom Outback in die Zivilisation.
Rund 70`000 Zuschauer säumten schon damals die 5,03 km lange Strecke. Gefahren wurde im Uhrzeigersinn.
Die drei schnellsten Männer waren damals Doug Whiteford im Talbot Lago, Stan Jones (Vater von Alan Jones) im Maybach Mk l Special und Lex Davison in seinem eigenen „Australien Special“.
Viel beschäftigte Rennfahrer vor 60 Jahren
Nach einem zweistündigen Training am Renntag fuhren Davison und Jones noch schnell ein Rahmenrennen, die „Albert Park Trophy“. Davison im 2,9l Alfa gewann das Rennen, nachdem sich Jones mit seinem 1100ccm Cooper in den Strohballen verabschiedete.
Dafür fiel Davison im 64 Runden dauernden Grand Prix frühzeitig aus und übergab damit die Führung an Jones. Dieser hatte nach 10 Runden bereits 30 Sekunden Vorsprung auf den Talbot Lago von Whiteford. Nach 14 Runden hatten die beiden das komplette Feld überrundet. Leider fiel Jones mit Kupplungsschaden aus und so fuhr Whiteford, nach einem ungeplanten Boxenstopps infolge des verlorenen rechten Hinterrades, einem ungehinderten Sieg entgegen. Auf den zweiten Platz fuhr Curly Brydon mit seinem MG TC Special und auf dem dritten Platz landete der MG K3 von Andy Brown. 18 der 41 gestarteten Fahrzeuge kamen ins Ziel.
Die drei Ersten waren 60 Jahre später wieder im Albert Park vorhanden und werden im Folgenden zusammen mit acht weiteren Teilnehmern des ersten Rennens hier kurz portraitiert.
Der Barret BWA von 1939
Ein typischer “Australian Special” ist der Barret BWA. Gefahren wurde er durch Alf Barrett und seinen Bruder Julian. Die drei Buchstaben BWA standen für die drei Männer hinter dem Rennteam, also Barrett, White und Ashton. Bereits vor dem 2. Weltkrieg nahm der Special am Rob Roy Bergrennen teil, über den Krieg wurde eine Sportwagen-Karosserie über das Chassis gestülpt. Später wurde der Wagen verlängert und als Monoposto mit den mechanischen Komponenten gut sichtbar neu aufgebaut. Teile vom Fahrzeug stammten vom MG TC, aber die Front kam von einem Lancia und Teile der Hinterachse wurde einem Chevrolet-Truck entnommen.
Der Motor wurde wohl einige Male gewechselt, heute tut ein Lee Francis 1,5-Liter-Motor mit Kompressor im Bug seinen Dienst. Beim Rennen von 1953 war dem Wagen das Glück nicht hold, bei einem Boxenstop begann er zu brennen. Trotz allem beendete er das Rennen als 12.
Der Kleinig Hudson von 1935
Frank Kleinig, ein Rennfahrer, der mit Motorrädern gross geworden war, fuhr den Hudson Special im Rennen von 1953, als der Wagen bereits 18 Jahre auf dem Buckel hatte. Schon 1937 nahm der Monoposto beim GP von Australien teil. Ursprünglich von einem 1,5-Liter Miller-Motor angetrieben, wechselte Kleinig schon bald auf einen 4,4-Liter-Hudson, der den Monoposto über 200 km/h schnell machte. Allerdings stand es um die Zuverlässigkeit des über viele Jahre immer wieder weiterentwickelten Hudson Specials nicht gut, meist fiel der Wagen aus. Immerhin gewann Kleinig den GP von Australien im Jahr 1949 und auch einige Platzierungen über die Zeit waren zu vermelden.
Der Maloney MG TC Special von 1948
MG TB und TC waren beliebte Plattformen für den Aufbau von Specials in Australien. Chassis #6080 wurde von den bekannten Head Brüder aus Murrembeena als Monoposto für Vin Maloney aufgebaut. 1953 stand der Special zuerst auf der Reserve-Liste, durfte aber dann starten, nur um schliesslich wie die meisten Rennen zuvor auszufallen. Über die Jahre sorgten die unterschiedlichsten Motoren für Vortrieb, darunter aufgeladene TC-Motoren, ein MG-A-Twin-Cam-Motor und andere Varianten.
Der Maserati 4 CL von 1939
Peter Vennermark und Cec Warren starteten im Jahr 1953 im Albert Park mit einem Maserati 4CL, der zuvor vom Franzosen Raymond Sommer im Jahr 1946 zum Sieg in St. Cloud in der Nähe von Paris getrieben worden war. 51 Runden schaffte das Vennermark/Warren-Team, dann zwang sie ein Ausweichmanöver von der Strecke.
Der beim 60-jährigen Jubiläum der Rennstrecke im Albert Park gezeigte 4C ist nicht der Wagen von 1953, es handelt sich beim Chassis 1564 aber um den ersten der 17 gebauten Exemplare und gemäss Besitzer Paddins Dowling um den vielleicht originalsten überlebenden 4CL überhaupt.
Der Maybach Mark I Special von 1948
Ein Rohrrahmen, Studebaker-Räder, ein Fiat-Getriebe, eine Lancia-Hinterachse und der Maybach-Sechszylindermotor aus einem Militärfahrzeug, das aus Afrika importiert worden war, bildeten die Basis für den Mayback Mark I Special von 1948. Bis zu auftretenden Kupplungsproblemen führte Stan Jones im Rennen von 1953 im Maybach Special. Im Jahr danach konnte der Grand Prix von Neuseeland gewonnen werden, während das Chassis dann beim GP von Austalien entzwei brach.
Der MG K3 von 1934
Andy Brown fuhr den MG K3 mit Chassis-Nummer K3030 auf den dritten Platz beim Grand Prix von Australien im Jahr 1953. Zu jener Zeit hatte dieser Wagen schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Als zweiletzter K3 gebaut, gelangte der schnelle MG zuerst nach Italien, doch die damalige Regierung verhinderte den Import. Prinz Bira übernahm ihn, um damit in Brooklands und Donington anzutreten. 1936 wurde der Wagen nach Australien verschifft und wechselte mehrfach die Hand. Seinen letzten Einsatz erlebte der K3 beim Grand Prix von Australien im Jahr 1955.
Der MM Holden Special von 1953
Lou Molina und Silvio Massola bauten sich im Jahr 1953 einen Special mit Holden-2,3-Liter-Motor. Vorne Standard, hinten HRG und eingekleidet in eine Burnett Aluminium-Karosserie traten sie beim GP Australien 1953 damit an. Trotz mangelnder Sicht beim Start, Ted Grays Alta rauchte ganz gewaltig, konnte Molina fast problemlos durchfahren und sich beim ersten Start den fünften Platz nach 64 Runden sichern. Auch danach war der Rennwagen, der aktuell zum Verkauf steht, erfolgreich und wurde natürlich wie viele andere auch fortwährend modifiziert, bis das Ende seiner Motorsportkarriere nahte.
Der O’Dea MG TC Special von 194
1949 baute Tony Ohlmeyer einen Monoposto auf MG-TC-Basis für David Harvey. Jack O’Dea kaufte diesem den MG Special ab, um 1953 beim Albert Park Rennen teilzunehmen. Allerdings erreichte er das Ziel nicht. Mit der XPAG-Maschine, 1’340 cm3 und Mashall Nordec Kompressor war der nur 550 kg schwere Wagen durchaus konkurrenzfähig und auch die Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h liess sich sehen. Dies erklärt auch, dass der Monoposto noch bis in die Sechzigerjahre bei Rennen eingesetzt wurde.
Der Patterson Brydon MG TC Special von 1948
Reg Nutt und Doug Whiteford bauten nach dem zweiten Weltkrieg einen schnellen Monoposto auf TC-Basis, der mit seiner Aluminium-Rennkarosserie von Bob Baker auch sehr modern aussah damals. Der 1,25-OHV-Motor wurde mit einem Rootes Kompressor zu Bärenkräften verholfen, was sich in rund 90 PS und 180 km/h Höchstgeschwindigkeit äusserte. Bill Patterson erreichte damit den zweiten Platz beim GP Australien im Jahr 1953.
Der Plymouth Special von 1938
Im Jahr 1938 begann der Rennfahrer Clem Dwyer auf Basis eines Unfall-Plymouth einen wunderschönen Rennwagen aufzubauen. Dabei wurde die 3-Liter-Sechszylinder-Maschine übernommen und als Karosserie einen neuen Aufbau, der sich am Maserati 6C orientierte, aufgesetzt. Der Plymouth Special war ein Ausbund an Zuverlässigkeit und kam 102 Mal in 103 Rennen ins Ziel. Syd Negus fuhr den Monoposto beim Grand Prix von Australien im Albert Park, wurde aber Letzter. Bis 1957 reichte die Rennkarriere des Specials und dabei schauten auch einige Siege vor und nach dem Krieg heraus.
Der Talbot Lago T26C von 1948
Nach dem Kupplungsschaden an Stan Jones Maybach fuhr Doug Whiteford im Talbot Lago T26C einem ungefährdeten Sieg entgegen und hatte sogar noch Zeit, sich an den Boxen einen Reifenschaden reparieren zu lassen. Am Schluss betrug sein Vorsprung fünf Runden. Beim Wagen von 1953 handelte es sich um Chassis 110007, einen von 14 gebauten T26C. Whiteford besass aber noch einen zweiten T26C, nämlich Chassis 11002 und dieser war dann auch 60 Jahre später im Albert Park wieder zugegen. Die T26C-Monoposti waren zwar nicht unbedingt die Schnellsten ihrer Zeit, dank hoher Zuverlässigkeit und einer fast konkurrenzlosen Reichweite gelang trotzdem eine imposante Siegesserie.
Sprung in die Neuzeit
Überraschend gewann 60 Jahre später der Finne Kimi Raikkonen im Lotus (Renault) den 18. GP von Australien im Albert Park von Melbourne.