Bevor Mitte der Sechzigerjahre die Swinging Sixties in London Einzug hielten und Mary Quant den Minirock erfand, war ab 1959 der Mini, der legendäre Kleinwagen von Sir Alec Issigonis von den Strassen nicht mehr wegzudenken. Nur zwei Jahre später wurde eine luxuriöse Variante vorgestellt, die auf der Technik des Minis basierte, der Wolseley Hornet.
Mit dem sportlichen Namensbruder der Dreissigerjahre hatte der neue allerdings nichts zu tun, man bediente sich lediglich der Bezeichnung. Der Mini-Vater Sir Alec Issigonis soll vom Design des Hornet alles andere als begeistert gewesen sein, er mochte offenbar weder den verlängerten Kofferraum noch den opulenten Kühlergrill.
Fast identisch
Die Wirren der damaligen britischen Automobilindustrie waren in der Vergangenheit oft unerklärlich (sie sind es heute noch) und so wurde der Hornet in einer Version von Riley gebaut, die man "Elf" (zu Deutsch: Elfe) nannte. Dieser war fast baugleich mit dem Hornet und unterschied sich nur durch den Kühlergrill, das Markenlogo und einige Ausstattungsdetails.
Der Riley bot etwas mehr Holz und Leder im Interieur, womit er seinen etwas höheren Preis rechtfertigte, bei den Käufern kamen beide etwa gleich gut an.
Der Wolseley erhielt ein Markenemblem am Kühler, das mit dem einschalten des Abblendlichtes beleuchtet wurde.
Wer heute einen Wolseley Hornet oder Riley Elf anschaffen will, sollte darauf achten, dass alle Chrom- und Innenraumteile komplett und die Rückleuchten intakt sind. Diese Teile sind heute aufgrund der geringen Stückzahlen des Minis mit Rucksack kaum mehr zu beschaffen und können ein grosses Loch in den Geldbeutel reissen - sie werden in Oldtimerkreisen fast mit Gold aufgewogen...
Mehr Platz
Dank des verlängerten Kofferraums bot der Hornet mehr Platz für Gepäck als der Mini, mit immerhin 230 dm3 Stauvolumen liess sich durchaus das Gepäck für eine kleine Ferienreise unterbringen. Mit einer Länge von knapp 3.30 Meter war der Luxus-Mini rund 25 Zentimeter länger als das Original, aber immer noch sehr kompakt, und zusätzliche Dämmung sollte für ein ruhigeres Fahrvergnügen sorgen.
Mini unter der Haube
Schon bei der Einführung teilte sich der Hornet den 848 ccm kleinen Vierzylindermotor mit dem Mini. Ab 1963 war ein 998 Kubikzentimeter Motor erhältlich, der immerhin rund 38 PS leistete und bei 2900 U/min 60 Newtonmeter abgab.
Die vier Gänge wurden manuell geschaltet, ab 1965 war eine Automatik erhältlich und der Antrieb erfolgte wie beim Mini auf die Vorderräder. Verzögert wurde mit Trommelbremsen, erst ab 1966 wurden mit dem Mk III vorne Scheibenbremsen angeboten.
Ausreichend motorisiert
Mit dem rund 650 Kilogramm leichten Flitzer hatte das Motörchen keine Mühe, aber dennoch dauerte die Beschleunigung von null auf einhundert Stundenkilometer 32 Sekunden und als Höchstgeschwindigkeit gab das Werk 114 km/h an. Wem das zu wenig war, der tunte den Mini-Motor oder ersetzte ihn durch den 1275 ccm BMC-Antrieb.
Verbesserungen im neuen Modell
Mit dem Mk II wurden innenliegende Türscharniere und Kurbelfenster verbaut. Im Gegensatz zu den bisherigen Schiebefenstern benötigte der Kurbelmechanismus aber einigen Platz in den Türen, dem die praktischen Ablagefächer zum Opfer fielen. 1964 wurde fast zeitgleich mit dem Mini das neue Hydrolastic Fahrwerk eingeführt, das den Fahrkomfort erhöhte. Das neue System bestand aus einer Verbundfederung mit dämpfenden Gummifederkissen, die mit ventilgesteuerter Flüssigkeit befüllt wurde.
1969 endete die Produktion nach knapp 30'000 produzierten Hornet, und auch vom Riley Elf waren etwa gleich viele vom Band gelaufen, was auch deren Seltenheit gegenüber des Minis unterstreicht (der über 5 Millionen Mal gebaut wurde). Heute sind die skurrilen Kleinwagen gern gesehene Gäste an Oldtimertreffen und sorgen oft für fragende Blicke.
Wo einzuordnen?
Auch in der neueren Geschichte des Automobils finden sich immer wieder Konzepte, die erfolgreiche Fahrzeuge optimieren sollten. Sehr beliebt wurden diese aber meistens nicht - In der Youngtimerszene könnte der Hornet etwa dem VW Jetta entsprechen, dem Golf mit Kofferraum. Auch dem Kleinwagen Aston Martin Cygnet, ein Toyota IQ mit luxuriöser Ausstattung und grossem Kühlergrill könnte man diese Kategorie zuschreiben. Diese speziellen, vermeintlich verbesserten Modelle hatten schon immer einen besonderen Platz der Markengeschichten inne. Entweder man mag sie oder eben nicht – aussergewöhnlich waren sie allemal. Wer sich über die Anschaffung eines Minis Gedanken macht, sollte sich vielleicht mal einen Wolseley Hornet oder Riley Elf ansehen – falls er denn einen findet.
Der porträtierte Wolseley wird an der RM/Sotheby's Auktion der Elkhart Collection versteigert, die am 23. und 24. Oktober 2020 stattfindet.
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