“Hustler” bedeutet übersetzt “Arbeitstier”, doch steht der Ausdruck auch für Strichmädchen und als Titel für ein amerikanisches Magazin mit explizitem Inhalt. Ob William Towns dies gewusst hat, als er seiner Schöpfung für die Achtzigerjahre diesen Namen gab, muss bezweifelt werden.
Überhaupt erstaunt es den einen oder anderen Betrachter eines Hustler Automobils, dass dahinter einer der bekannteren Designer der Siebziger- und Achtzigerjahre stehen soll, denn als schön würden nur wenige das kantige Vehikel bezeichnen.
Aston Martin und andere
William Towns, geboren 1936, war ein britischer Autodesigner, der 1954 bei Rootes eintrat, um sein Handwerk zu erlernen. 1963 zog er zu Rover weiter, wo er unter anderem den Rover-BRM mit Gasturbine entwarf. Drei Jahre später wechselte er zu Aston Martin und entwarf den DBS.
Auch die keilförmige Aston Martin Lagonda Limousine gehört zu seinen Kreationen und wer dies weiss, versteht den Hustler schon deutlich besser.
Towns entwarf als freischaffender Designer noch eine Reihe weiterer Autos, darunter den Aston Martin Bulldog, den Reliant SS2 oder den Railton F28 Fairmile.
Dass er immer wieder besonders umweltschonende Autos entwickelte, zeigen der Microdot von 1976 oder der Minissima von 1972. Der Hustler passt durchaus in diese Serie, wenn auch aus anderen Motiven heraus.
Von der Idee zum Prototypen
Es war an einem 6. Juli 1978, als William Towns erstmals Ideen zum Hustler ausbrütete. Wie ein Blitz traf es ihn, und schon bald begann er Konzeptentwürfe zu dokumentieren. Vorerst dachte er an einen Wagen, der dem Range Rover ähnlich sah, aber auf einem Volkswagen-Käfer-Fahrgestell basierte. Dann schwenkte er zur Mini-Plattform, die mit einem gut aussehenden Aufbau mit Geländewagen-Ähnlichkeiten ausgestaltet werden sollte, eine Art Mischung aus Mini Moke und Range Rover, wobei die Praxisorientierung des Range Rovers erhalten bleiben sollte.
Nun ging es darum, die Entwürfe in die Tat umzusetzen. Towns wandte sich an die Firma, die auch den Aston Martin Bulldog baute. Es sei eine Sachen von Wochen, antwortete die angefragte Konstruktionsfirma und tatsächlich lief der Prototyp am 9. Oktober 1979 zum ersten Mal. Zwei Mini-Hilfsrahmen bildeten die Basis, eine Rohrrahmenkonstruktion trug den Aufbau, der wiederum aus grossräumigen Glasflächen und Kunststoff-Panelen bestand.

Der Hustler war als Design-Prototyp gedacht und sollte das Interesse auf Towns und seine Arbeit lenken. Towns fuhr ihn im Vorfeld der Motor Show von Birmingham durch die Gegend und parkte ihn auf dem VIP-Parkplatz. Und tatsächlich erzeugte der Prototyp viel Aufsehen und es gab auch diverse Firmen, die an einem Kauf interessiert waren. Eine davon war JSP Engineering, eine Firma, die von ex-Jensen-Leuten alimentiert wurde. 2000 britische Pfund sollte eine Bausatz mit Plexiglas-Schiebetüren kosten.
Selbst ist der Mann
Allerdings zeigte es sich, dass die interessierten Firmen nicht bereit waren, auf die Bedingungen Towns einzugehen und so blieb die Aufgabe, den Prototypen zum Produkt weiterzuentwickeln beim Designer.
Um den Hustler aber verkaufen zu können, brauchte er eine deutlich vereinfachte Struktur. Was Towns als Hustler Mk2 in Bausatzform erstmals im April 1980 verkaufte, besass eine untere Wanne aus Kunststoff und Sperrholz, das von einem stabilen Stahlrahmen gestützt wurde. Weiterhin wurden Mini-Komponenten für Antrieb, Vorder- und Hinterachse verwendet.
Bereits jetzt wurde die Möglichkeit realisiert, den Wagen auf drei Achsen zu verlängern, wobei man einfach zwei hintere Mini-Hilfsrahmen samt Aufhängungen einsetzte.
Weiterhin war das Interesse am Hustler substantiell, immerhin zehn Exemplare des Mk2 wurden verkauft, darunter zwei 6x6-Varianten und eine offene Version.
Mehr Holz
Für den Hustler Mk3 wurde Holz zum wichtigsten Werkstoff. Es soll damals gesagt worden sein, dass der Hustler einen höheren Prozentsatz Holz nütze als jedes andere Auto zuvor. Tatsächlich bestand die Plattform in Form eines Monocoque vor allem aus Sperrholz, während für den Aufbau brasilianisches Mahagoni-Holz, das mit Eschenholz versetzt war, eingesetzt wurde.
Allerdings erhielt der Käufer eines dieser Bausätze, allzuviele sollen nicht gefertigt worden sein, nur die nicht hölzernen Bauteile sowie die Mini-Komponenten. Den Holzaufbau musste sich der hoffentlich begabte Heimwerker entlang von mitgelieferten Plänen selber zimmern.
Das Ergebnis der sicherlich nicht allzu kurzen Bauphase glich dann oft mehr einem Boot als einem Auto und wirkte sicherlich Wunder, wenn man ökologisch interessierte Menschen vom Automobil überzeugen wollte. Immerhin wuchs das Grundmaterial, aus dem der Mk3 gebaut war, ja nach. Dies wurde denn auch bei der Präsentation an der London Motor Show im Jahr 1981 betont.
Nummer 4 mit Fortschritten
Der grösste Teil der Weihnachszeit im Jahr 1980 wurde von William Towns dafür aufgewendet, den Hustler gründlich zu überarbeiten. Das Ergebnis war der Mk4. Dieser wies nun einen oberen und unteren Rahmen auf. Der untere war im Prinzip das Chassis, das auch die Mini-Hilfsrahmen trug, während der obere den Aufbau zusammenhielt. Attraktivere Kunststoffteile wurden als Interieur und Bodenwanne eingesetzt, weiterhin sorgten grosszügige Glaselemente und recht kantig modellierte Kunststoff-Panels für die äussere Erscheinung. Der Mk4 war aber nicht nur hübscher, sondern auch leichter und mit weniger Aufwand zusammenzusetzen.
Im Juni 1981 konnte der Hustler Mk4 offiziell präsentiert werden, und schon bei der Lancierung sah man drei Varianten, nämlich den 6x6, den geschlossenen Sprint mit Schrägheck und den Sport mit offenem Dach. Weiterhin gab es auch eine Holzvariante zu kaufen.
£ 1735 plus Steuern kostete die Bausatzvariante des vierrädrigen Hustler Sprint und man erhielt dafür alles, was an Teilen nötig war, nur den Mini musste man zusätzlich kaufen, sowie den Benzintank eines Reliant Kitten und die Scheinwerfer vom Mitsubishi Sapporo.
Etwas günstiger war der offene Sport, der mit £ 1650 angeschrieben war, während die Standardversion £ 1560 in zwei- und £ 1735 (jeweils plus Steuern) in der dreiachsigen Variante kosteten.
Deutlich günstiger war die Holzvariante, die £ 595 oder £ 735 (plus Steuern) für die vier- oder sechsrädrige Version kostete, allerdings ohne das Holz, das für den Bau nötig war und hier musste man mit weiteren 350 bis 400 Pfund nur schon für das Material rechnen.
Qualität alleine verkauft sich nicht
Towns hatte noch viele Ideen für weitere Varianten, doch vorerst mussten einmal die existierenden Modelle an den Mann gebracht werden. Und dies war für einen Designer ohne grosse Marketing-Erfahrung schwieriger als erwartet.Trotz hoher Qualität der Komponenten.
Statt sich auf die Vermarktung der fertig konstruierten Varianten zu konzentrieren, entwickelte Towns weitere Varianten, etwa den Hustler Holiday, den Hustler Force oder den Hustler Highlander (mit Jaguar-V12-Motor).
Rund 500 Versionen und Varianten sollen gebaut und verkauft worden sein, eigentlich eine durchaus beeindruckende Zahl.
Praktisch und auffällig
Viel Platz, einen überraschend hohen Fahrkomfort und durchaus alltagstaugliche Manieren zeichneten besonders den sechsrädrigen Hustler 6 aus. Je nach eingesetzten Motor, auch ein auf 1,4 Liter Hubraum gebrachter Vierzylinder aus dem 1275 GT konnte genutzt werden, waren auch die Fahrleistungen durchaus vorzüglich.
Rarität
Trotz der doch zahlreich verkauften Kits fand vermutlich nur ein Teil der Hustlers auf die Strasse, ein Schicksal, das der Towns-Wagen mit anderen Bausatzfahrzeugen teilt. Von Zeit zu Zeit kommt eines dieser Produkte auf den Markt, wie der in diesem Artikel gezeigten Holz-Hustler aus dem Jahr 1983, den RM/Sotheby’s an der alljährlichen London-Versteigerung am 7. September 2016 unter den Hammer bringen werden.
Ohne Mindestpreis soll der einem Boot nachempfundene dreiachsige Hustler mit einem 56 PS starken 1,3-Liter-Motor versteigert werden, es würde allerdings erstaunen, wenn der Hammer unter 20’000 britischen Pfund fallen würde.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 14 / 1979 vom 29.Mrz.1979 - Seite 43: Hustler - ein Einfachauto
- Alternative Cars October/November 1981, ab Seite 16: Cover Story - William Towns clever Mini based Hustler
- Alternative Cars July/August 1982, ab Seite 14: Tested - Hustler Six
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Er hat seine Straßenzulassung 1980 erhalten , entstand auf Anregung eines saudischen Prinzen als Fahrzeug für die Falkenjagd in der Wüste ( mit 50 luftgekühlten VW-PS !) und Einzelradaufhängung an allen 6 Rädern . Angetrieben werden dort alle 4 Hinterräder , und zwar per gekapselter Ketten .
Es wurde ein zweiter Wagen gebaut und an den Prinzen geliefert , dann stand der Prototyp auf der IAA in Frankfurt und sollte in Irland in Serie gehen , da einige Bestellungen vorlagen . Damals sah der Wagen noch leicht anders aus : Hatte keinen Überrollbügel , die Frontscheibe war umklappbar , die Front war senkrecht platt mit davor montiertem Reserverad . Der Motor hatte eine Blechhaube . Es gab mal ein Fetzendach .
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