Die Brexit-Verhandlungen kommen nicht voran, die Corona-Pandemie fordert in Grossbritannien mehr Opfer als in fast allen anderen Ländern Europas, das waren gewiss keine guten Voraussetzungen für eine Versteigerung, zumal sie natürlich ohne Publikum vor Ort durchgeführt werden musste. Doch die Ergebnisse überraschten positiv, denn nur selten erreichen die Höchstgebote im Schnitt 103 % der Schätzwerte.
Und auch eine Verkaufsquote von 84 Prozent konnte sich sehen lassen. So kamen schliesslich für die 87 Automobile £ 4,4 Millionen (EUR 4,95 Millionen, CHF 5,2 Millionen) zusammen, was pro Wagen im Schnitt einen Verkaufspreis inkl. Aufpreis/Kommission (10%) von EUR 67’746 oder CHF 71’376 bedeutete. Da kann man nur gratulieren.
Spannende Versteigerung
Wer angenommen hatte, dass eine Versteigerung ohne Publikum vor Ort langweilig sein würde, der wurde beim Verfolgen des Livestreams eines anderen belehrt. Rund ein Dutzend Mitarbeiter nahmen Telefon entgegen, dazu kamen Online-Gebote über zwei Plattformen sowie die schriftlichen Vorgebote. Da kam durchaus Spannung auf, zumal die beiden Auktionatoren ihr bestes gaben, die Autos mit Film- und Bildunterstützung gut zu erklären und ab und zu einen süffisanten Spruch einzuschieben. Dass dann noch die Internetverbindung in Grossbritannien ab und zu Ausfälle zeitige, erhöhte den Unterhaltungswert fast noch weiter.
Ausdauernde Bieter
Auch die Bieter trugen einen erheblichen Teil zur Spannung bei, denn mancher Interessent wollte einfach nicht aufgeben. Beim Citroën Ami 6 Kombi etwa kämpfte ein Internetbieter gegen einen offensichtlich hohen “commissioned bid”, bis er schliesslich bei £ 9800 den Zuschlag erhielt.
Und bei weiteren Lots dauerte die “Schlacht” zwischen zwei Telefonbietern mehrere Minuten, bei denen sich die Gebote in manchem Fall deutlich vom Estimate entfernte.
Teure und weniger teure Replicas
Deutlich über dem Schätzwert von £ 225’000 bis 275’000 fand eine Jaguar D-Type Shortnose Recreation mit Jahrgang 1962 einen neuen Besitzer, der £ 390’500 (EUR 437’360, CHF 460’790) dafür auslegte.
Was diesen Nachbau besonders interessant machte, waren offenbar viele Originalteile, die beim Aufbau verwendet wurden. Es sei eine “toolroom copy”, also eine gemäss allen Kriterien originalgetreue Kopie, erklärten die Silverstone-Spezialisten.
Es war übrigens nicht der einzige Nachbau, der für hohe Preise sorgte. Ein Porsche 911 von 1971, der vor einigen Jahren zum Carrera RS 2.7 umgebaut wurde, konnte für £ 161’700 (EUR 181’104, CHF 190’806) verkauft werden. Der Umbau erfolgte allerdings auch mit vielen Neuteilen und die Restaurierung nahm immerhin 10 Jahre in Anspruch. Beim Umbau wurde der ursprünglich linksgelenkte Wagen übrigens auf Rechtslenkung konvertiert.
Ebenfalls nahe am Original war ein weiterer Nachbau, bei dem es sich um einen Ford GT40 von 1968 handelte. Geschätzt warten £ 325’000 bis 375’000, womit der Wagen das teuerste Auto der Versteigerung hätte werden sollen. Ganz soviel musste der Käufer aber nicht anlegen, £ 302’500 (EUR 338’800, CHF 356’950) reichten für die sicherlich sehr originalgetreue Nachfertigung.
Nicht verkauft werden konnte eine AC Ace Replica und für eine zweite D-Type Replica wurden nur £ 66’000 bezahlt.
Exoten über den Erwartungen
Einige exotische Fahrzeuge schafften es, deutlich teurer versteigert zu werden als erwartet worden war. So wurden für ein Austin A90 Atlantic Cabriolet von 1950 £ 25’300 (EUR 28’336, CHF 29’854) bezahlt, das Höchstgebot lag 70 % über dem mittleren Schätzwert.
Ein Teal Type 35 von 1976, eine Nachbildung des Bugatti 35 mit MG-B-Motor wurde für £ 20’900 verkauft.
Ein Vauxhall Lotus Carlton von 1992 kostete den neuen Besitzer £ 40’975.
Höher als erwartet kam sicherlich auch der Ford Granada 3000 XL als Coupé von 1976 in eine neue Garage. £ 7040 mögen nicht als viel erscheinen, wer aber den Zustand des nicht fahrbaren Granadas betrachtete, musste sich über den Mut des Käufers wundern.
Ungewöhnliches
Gleich mehrere Borgward wurden bei der Mai-Auktion von Silverstone angeboten, auch ein sicherlich nicht alltäglicher Jowett Bradford Utility de Luxe von 1959, ein Standard Vanguard Vignale Estate Car von 1959 oder ein Facel-Vega HK500 von 1960 als Restaurierungsobjekt, das immer noch für £ 63’800 in neue Hände überging.
Auch der hohe Preis für einen BMW M3 von 1987, der schliesslich für £ 92’950 (EUR 104’104, CHF 109’681) verkauft wurde, überraschte, er lag deutlich über dem Estimate.
Überhaupt gab es viele ungewöhnliche Autos zu kaufen, dass der erste Teil der Versteigerung etwas besser lief als der zweite hatte wohl mehr mit den Lots als mit der reinen Online-Dynamik zu tun.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | Jowett Bradford Utility De Luxe | 1952 | 5500 | 6050 | 7139 | 6776 | V | |||
102 | Rolls-Royce Silver Spirit | 1982 | 9500 | 10'450 | 12'331 | 11'704 | V | |||
103 | Citroën ID19 Safari | 1964 | 15'000 | 18'000 | 20'200 | 22'220 | 26'219 | 24'886 | +34.67%
|
V |
104 | Borgward Isabella Coupe | 1959 | 24'000 | 26'400 | 31'152 | 29'568 | V | |||
105 | Rolls-Royce Corniche | 1971 | 10'000 | 12'000 | 22'000 | 24'200 | 28'556 | 27'104 | +120%
|
V |
106 | Borgward Isabella TS Saloon | 1958 | 5500 | 6050 | 7139 | 6776 | V | |||
107 | Teal Type 35 | 1976 | 12'000 | 15'000 | 19'000 | 20'900 | 24'662 | 23'408 | +54.81%
|
V |
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