Anlässlich des Concours d’Elégance von Amelia Island veranstaltete RM/Sotheby’s am Freitag Abend und am Samstag Nachmittag des 5. und 6. März 2020 zwei Versteigerungen mit insgesamt 145 Automobilen, einem Vespa-Roller und ein paar Automobilia/Kinderautos.
Die Fahrzeuge waren insgesamt auf fast USD 43 Millionen eingeschätzt. 102 der 146 Fahrzeuge, also fast 70 Prozent, wurden ohne Mindestpreis angeboten.
Breites Spektrum
Während das Durchschnittsalter bei fast 55 Jahren lag, zeigte erst ein genauerer Blick auf die angebotenen Fahrzeuge, wie breit aufgestellt die Versteigerung tatsächlich war. Praktisch aus jedem Jahrzehnt von den Nullerjahren des 20. Jahrhunderts bis zur Neuzeit gab es mehrere Automobile. Besonders stark traten dabei die Dreissiger-, Fünfziger- und Sechzigerjahre in Erscheinung, ein Indiz dafür, dass die Käufer an Concours immer noch gerne ihre Traumwagen von damals kaufen.
Allerdings zeigte es sich, dass die Vorkriegsautos dann doch weniger in der Gunst der Bieter waren als die nach dem Krieg produzierten. Sowohl bezüglich Abweichung vom Schätzwert nach unten als auch bezüglich Verkaufsquote schnitten die Veteranen deutlich schlechter ab als die jüngeren Klassiker.
Fahrzeuge von 54 Marken
Auch das Markenspektrum war breit. Die grössten Anteile hatten Porsche (16 Fahrzeuge), Ferrari (13) und Cadillac (11), gefolgt von Mercedes-Benz (9), Rolls-Royce (9), Jaguar (8) und Bentley (7).
Die Verkaufsquote betrug bei Porsche 94 Prozent (Durchschnittspreis USD 162’400), bei Ferrari 92 Prozent (USD 697’200), bei Cadillac hingegen 100 Prozent (USD 143’573). Von Mercedes-Benz (USD 268’478) und Packard (USD 209’713) wurden je 89 Prozent verkauft.
Viele, deutlich weniger bekannte Marken sind allerdings auch nur je mit einem Auto vertreten, so etwa Acura (in Europa Honda), Allard, Cretors, Ferves, Lozier, Muntz, Pierce-Arrow, Roamer, Swallow (Doretti) oder Tiga.
Der Überflieger
Eine der grossen Überraschungen der Versteigerung war der Lola T165 CanAm von 1970. Gefahren wurde der Rennwagen mit dem enormen Hecklfügel, der allerdings natürlich dafür sorgen sollte, dass der Wagen am Boden blieb, einst u,a. von Jack Hinkle und Paul Newman.
Als Estimate für den restaurierten CamAm-Racer wurden im Katalog USD 200’000 bis 250’000 angegeben.
Die Bieter sahen das anders, das Höchstgebot wurde erst beim 2,6-fachen mittleren Schätzwert erreicht, der Wagen wechselte für USD 665’000 (EUR 585’200, CHF 618’450) in einen neuen Rennstall.
Ferrari vor Bugatti, Duesenberg, Cadillac und Porsche
Ein Blick auf die teuersten zehn Auto zeigt einen herrlichen Mix aus Fahrzeugtypen und Epochen.
Am teuersten wurde ein Ferrari Enzo von 2003 verkauft, der für USD 2’782’500 (EUR 2,45 Millionen, CHF 2,59 Millionen) in neue Hände überging.
Ein Bugatti Type 57 Cabriolet von D’Ieteren aus dem Jahr 1938 war dem Käufer USD 1,655 Millionen (EUR 1,46 Millionen, CHF 1,54 Millionen) wert.
Für einen Ferrari 250 GT Lusso von 1963 bezahlte der neue Besitzer USD 1,6 Millionen (EUR 1,41 Millionen, CHF 1,49 Millionen), womit der mittlere Schätzwert übertroffen wurde.
Etwas günstiger war das Ferrari 250 GT Cabriolet Series II von 1961, das für USD 1,35 Millionen (EUR 1,19 Millionen, CHF 1,26 Millionen) die Hand wechselte.
Zwei Duesenberg wurden für jeweils USD 1,325 und 1,133 Millionen verkauft, ein Porsche 959 Komfort von 1987 wurde vom Käufer für USD 1,05 Millionen (EUR 924’000, CHF 976’500) übernommen.
Die Top Ten wurden von je einem Cadillac V-16, einem weiteren Bugatti Typ 57 und einem Porsche Carrera GT komplettiert.
Knapp nicht in die Top Ten schaffte es ein Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1957, der für USD 758’500 (EUR 667’480, CHF 705’405) versteigert wurde.
Superklassiker eher dünn gesät
Zwar gibt es im RM-Angebot neben den bereits erwähnten Fahrzeugen durchaus einige Jaguar E-Type oder einen frühen Aston Martin aus der David-Brown-Ära. Insgesamt war die Auswahl an sogenannten “Superklassikern” aber doch eher übersichtlich. So fehlten sowohl Wagen der Marke Lamborghini als auch Maserati.
Immerhin taucht zwischen den vielen Lots auch noch ein Lancia Stratos von 1975 (Schätzwert USD 500’000 bis 600’000) und rettet die Ehre der italienischen Exoten ausserhalb von Ferrari. Er gehörte am Schluss allerdings zu den zehn Wagen, die nicht verkauft werden konnten, notabene trotz fairem Höchstgebot von USD 445’000.
Etwa gleich viel geboten wurde für den Iso Grifo GL Series II aus dem Jahr 1970, hier reichte dem Einlieferer aber das Gebot und der Wagen wechselte für USD 500’000 (ERU 440’000, CHF 465’000) dem Besitzer.
Auffallend war, dass gerade bei den angebotenen Jaguar E-Type die Höchstgebote teilweise deutlich nach unten streuten, im Schnitt wurde hier nur 62 % des mittleren Schätzwerts geboten, was aber sicherlich auch mit der Höhe der Estimate zu tun hatte.
Allerdings erscheint ein E-Type Roadster Series 1 von 1967 für USD 89’600 (EUR 78’848, CHF 83’328) heutzutage doch relativ preiswert, zumal dieser hellgelbe (Primrose) Wagen mit Concours-Preis und komplett mit Hardtop und Literatur auf USD 160’000 bis 190’000 geschätzt war.
Kaum günstige Klassiker
46 Autos (und die Vespa) wechselten in Amelia Island bei RM an den beiden Versteigerungstagen für fünfstellige Summen den Besitzer, richtig billig und unter Preis wurde aber kaum ein Klassiker verkauft.
So erscheinen die USD 25’200 für einen Austin Seven Roadster von 1931 sicherlich nicht überaus preisgünstig, genauso wenig wie die USD 47’600 für einen Mercedes-Benz 380 SLC von 1981.
Vielleicht hatte RM/Sotheby’s einfach beim Schätzen einen realistischen Ansatz, womit sich auch die Abweichungen von den Schätzwerten in Grenzen hielten.
Von einem Aderlass konnte bei RM/Sotheby’s sicherlich nicht gesprochen werden, schliesslich lag der erwirtschaftete Gesamtbetrag (inkl. Kommission/Aufpreise) am Ende der zwei Tage bei 83 Prozent der aufsummierten Schätzwerte.
Und wenn jemand heutzutage für einen Ferrari F40 eine Million amerikanische Dollars geboten kriegt und ihn trotzdem nicht verkauft, dann kann man sicherlich nur auf hohem Niveau jammern.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
105 | Fiat 1200 TV Spider | 1959 | 50'000 | 70'000 | 62'500 | 70'000 | 65'100 | 61'600 | +16.67%
|
V |
106 | Porsche 911 Carrera 4 Coupe | 1989 | 50'000 | 70'000 | 92'500 | 103'600 | 96'348 | 91'168 | +72.67%
|
V |
107 | Tiga SC84 Sports 2000 | 1984 | 35'000 | 45'000 | 45'000 | 50'400 | 46'872 | 44'352 | +26%
|
V |
108 | BMW Alpina B7 Turbo Coupe | 1982 | 80'000 | 100'000 | 62'500 | 70'000 | 65'100 | 61'600 | -22.22%
|
V |
109 | Aston Martin DBS | 2009 | 100'000 | 125'000 | 125'000 | 140'000 | 130'200 | 123'200 | +24.44%
|
V |
110 | Bentley Continental T | 1997 | 90'000 | 100'000 | 90'000 | 100'800 | 93'744 | 88'704 | +6.11%
|
V |
111 | Bentley Turbo RT Mulliner | 1998 | 100'000 | 120'000 | 150'000 | 168'000 | 156'240 | 147'840 | +52.73%
|
V |
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