Am 21. März 2021 war der offizielle Frühjahrsbeginn, am 27. März 2021 führte die Oldtimer Galerie Toffen ihre traditionelle Frühlingsversteigerung durch. 99 ausgewachsene Fahrzeuge (es gab auch noch ein paar Modellautos und ein Kinderfahrzeug zu kaufen) wurden vor Ort in Toffen angeboten, Live-Publikum war allerdings wegen der Pandemie-Einschränkungen nicht zugelassen.
Interessierte Bieter und Zuschauer konnten der Auktion aber via einen professionell dargebotenen Live-Stream beiwohnen und via Vorgebot, zwei Partner-Online-Auktionsplattformen oder Telefonkontakt mitbieten.
Deutschland vor Italien
Der Gesamtwert der 99 Fahrzeuge (im Massstab 1:1) lag zusammen bei gegen CHF 3,9 Millionen, im Schnitt werden pro Fahrzeuglot also CHF 39’024 erwartet, das Spektrum reicht dabei von CHF 1200 bis 235’000.
Am meisten Fahrzeuge gab es von Mercedes-Benz zu kaufen, immerhin 14 Exemplare mit Stern waren am Start. Es folgte BMW mit acht Autos und Porsche mit vier Wagen. Aus Italien traten Fiat mit sechs, Lancia mit fünf, Alfa Romeo mit vier Fahrzeugen an. Auch die USA und Grossbritannien waren selbstverständlich mit umfangreichen Markenkontingenten vertreten.
Natürlich gibt es auch Marken mit nur einem Fahrzeug am Start. Da war etwa ein Auto Union 1000 SP Coupé, ein Autobianchi A112 oder eine Benelli Sei, eines von mehreren Zweirädern.
Im Schnitt waren die Fahrzeuge 46 Jahre alt, das Baujahrespektrum reichte von 1928 bis 2011.
Knapp über ein Fünftel der 1:1-Fahrzeuge wurden ohne Mindestgebot versteigert.
Rund 2/3 verkauft
54 Autos und Motorräder konnten direkt verkauft werden, für weitere 26 lag ein Gebot in der Nähe des Limits vor, womit man erfahrungsgemäss bei etwa der Hälfte von ihnen mit einem Verkauf nach der Auktion rechnen kann. Die Verkaufsquote von 55 Prozent könnte sich also mit der Konvertierung einiger der “unter Vorbehalt” provisorisch zugeschlagenen Lots auf und 60 bis 70 % erhöhen, was sicherlich eine gute Quote für eine Online-Only-Versteigerung ist.
Dazu beigetragen hatte sicherlich die minutiöse Vorbereitung. Im Vorfeld waren die Autos umfangreich dokumentiert worden, auch Videos wurden zur Verfügung gestellt. Wer wollte, der konnte sich ein bestimmtes Auto auch via Video-Chat vorgängig zeigen lassen.
- Batterien
Der Kampf um den kleinen Ferrari
Das Ferrari Mondial Cabriolet mag klein gewesen sein, schliesslich wurde es von Agostini Auto im Massstab 1:2 für Kinder gebaut.
Der Kampf darum war allerdings erbittert und er führt zu einem Höchstgebot von immerhin CHF 14’000 bei einem Schätzwert von CHF 9000 bis 11’000. Mit schliesslich CHF 15'680 (inkl. Aufpreis/Kommission) kostete dieser Kinder-Ferrari schliesslich mehr als mancher ausgewachsene Klassiker der Auktion.
Ausgewachsene Überflieger
Nicht immer sind die teuren Superklassiker die Stars einer Versteigerung. In Toffen jedenfalls brillierten Autos, denen man dies in der Vorbereitung der Auktion vielleicht nicht zugetraut hätte.
So wurde ein Fiat 2300 S Coupé von 1963 deutlich über dem Schätzwert verkauft. Weil es sich allerdings um ein Restaurierungsobjekt handelte, betrug der Preis trotzdem “nur” CHF 14’560.
Auch ein Opel GT 1900 von 1969 liess sich oberhalb des Schätzwerts vermitteln. Für das grün-metallisierte Coupé wurden nach längerem Bieterkampf CHF 29’120 bezahlt.
Mehr als erwartet erzielte auch eine Chevrolet Corvette C4 von 1984. CHF 12’880 wurden für das Targa-Coupé frisch ab Veteranen-MFK bezahlt.
Und auch ein nach Scheunenfund aussehender Mercedes-Benz 220a Ponton von 1955 wurde teurer verkauft als es der Schätzwert erwarten liess, CHF 12’880 war dem neuen Besitzer die verstaubte Limousine wert.
Wertgeschätzte Klassiker
Gute Abschlüsse waren aber nicht nur im unteren Preissegment möglich. So bezahlte der Käufer eines Chevrolet C1 von 1956 immerhin CHF 103’600 (EUR 93’240). Dieses Auto kam ganz am Schluss nach über 4,5 Stunden unter den Hammer, umso überraschender der Bieterkampf, der sich hier entfachte.
Für einen der 406 gebauten Porsche 924 Carrera GT von 1980 wurden CHF 92’400 (EUR 83’160) bezahlt.
Und ein gegen Schluss angebotener Pontiac Star Chief Convertible von 1957 wechselte für CHF 84’000 (EUR 75’600) die Hand.
Auch der Pries von CHF 81’200 (EUR 73’080) für eine Alfa Romeo Giulietta Veloce von 1961 ist längst nicht mehr selbstverständlich.
Nicht allen Superklassiker allerdings gelang es, auf Anhieb in eine neue Garage zu finden, so blieb der Lamborghini Murciélago von 2003 unverkauft, während ein Jaguar XK 120 OTS von 1954, ein Porsche 911 T 2.2 oder ein Sunbeam Tiger von 1966 nur unter Vorbehalt zugeschlagen werden konnten.
Deutlich mehr interessiert war das Bieterpublikum dafür an zwei Mercedes-Benz SL 55 AMG von 2002 und 2003. Vor allem die Breitversion konnte sich mit einem Verkaufspreis von CHF 40’320 (EUR 36’288) gut in Szene setzen.
Begehrte Vorkriegs-Raritäten
Für Vorkriegsautos waren am Start, der Star unter ihnen war sicherlich der Amilcar CGSS von 1928, der sich in schönen Zustand und ganz in Rot präsentierte.
Mit CHF 78’400 (EUR 70’560) erzielte er einen Verkaufspreis über den wohl zu vorsichtig definierten Erwartungen.
Ähnliches gelang auch dem weitgehend originalen Rolls-Royce 20/25 von 1935, der für CHF 38’080 (EUR 34’272) verkauft wurde.
Der lustige Austin Seven Sports von 1929 kam auf CHF 24’640, der Ford Model A “Racer” auf denselben Preis.
Nur der noch nicht ganz komplett restaurierte Triumph Super Eight Saloon von 1933 fand keinen neuen Besitzer, mehr als CHF 8500 wollte für den kompakten Viertürer leider niemand bieten.
Kraxel-Panda mit Bodenhaftung
In der Schweiz waren die 4x4-Pandas immer sehr beliebt und in St. Moritz gibt es dafür sogar ein eigenes Treffen (im Jahr 2022). Trotzdem stiess der angebotene Fiat Panda 4x4 i.E. von 1988 auf weniger Interesse als erwartet.
Für CHF 6160 wurde er trotzdem verkauft, die Erwartungen waren mit CHF 6000 bis 8000 allerdings eher höher gewesen.
Noch schlechter lief es für einen Fiat 1100 Speciale von 1962 in restauriertem Zustand, der ohne ausreichendes Gebot zurückgezogen werden musste, während der Fiat 124 Spider CS1 von 1974 immerhin für CHF 19’600 verkauft werden konnte.
Das MGB-Quartett
Nur selten findet man vier MGB an einer einzigen Versteigerung. Mit drei Cabriolets, die das ganze Spektrum der Baureihe verkörperten, und einer GT-Coupé-Variante wurde fast alles angeboten, was einen MG-Fan interessieren kann.
Nur das “Gummiboot”, also ein MGB Roadster mit den Kunststoffstossfängern, konnte nicht verkauft werden, während eine auf Chrom umgebaute Version einen neuen Besitzer fand.
Am besten konnte sich allerdings der MGB GT von 1970 und der frühe Roadster von 1964 positionieren, beide liessen sich für über CHF 20’000 verkaufen.
Ein Citroën CX fast im Neuwagenzustand
Zugegeben, die Diesel-Version ist es vielleicht nicht gerade, welche die Citroën-Sammler beim CX als Erstes suchen. Aber der Citroën CX D von 1981 präsentierte sich fast im Neuwagenzustand.
Trotzdem wollte niemand mehr als CHF 29’000 für den wenig gefahrenen CX bieten, womit er nur unter Vorbehalt zugeschlagen werden konnte.
Einige Schnäppchen
Einige Bieter kamen sehr günstig zu einem frischen Auto.
So zahlte der Käufer des Zastava 600D von 1961 gerade einmal CHF 4200, während ein Rolls-Royce Silver Spur von 1995, in den viel Geld gesteckt worden war, für nur CHF 17’920 den Besitzer wechselte.
Preisgünstig erhielt ein Interessent den Mercedes-Benz 500 SEC von 1984, CHF 14’560 bezahlte er für das Luxus-Coupé. Der kleine Bruder 230 CE von 1984 war mit CHF 3920 noch günstiger.
Einen Oldsmobile Ninety-Eight von 1978 konnte man für gerade einmal CHF 3360 kaufen, ein Lancia Gamma 2000 Coupé von 1979 für CHF 5600.
Und auch der Mercedes-Benz 608 D Ruthmann Autotransporter von 1982, der 19 Jahre seine Dienste für die Firma Porsche geleistet hatte, wurde mit CHF 11’760 deutlich unter den Erwartungen veräussert.
Im Schnitt waren die Bieter bereits auf 80 % des mittleren Schätzwerts zu gehen, was im Vergleich mit anderen Versteigerungen ein guter Wert ist. Nur 19 Prozent der Autos konnten nicht verkauft werden, einige der Kategorie “unter Vorbehalt verkauft” werden da noch dazustossen.
Das Interesse an der Auktion jedenfalls schien beträchtlich zu sein und mindestens ein Drittel der Wagen wurde via die internationale Invaluable-Plattform verkauft. Erwähnt werden sollte noch, das der Erlös von zwei Lots an eine Stiftung für das Pflegepersonal des Kanton Berns ging, eine schöne Geste in Zeiten von Corona.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | BMW M3 E36 | 1994 | 15'000 | 20'000 | 14'000 | 15'680 | 14'112 | -10.4%
|
V |
102 | Chevrolet Corvette C4 | 1984 | 8000 | 12'000 | 11'500 | 12'880 | 11'592 | +28.8%
|
V |
103 | Zastava 600D | 1961 | 10'000 | 14'000 | 3750 | 4200 | 3780 | -65%
|
V |
104 | Austin-Healey Sprite Mk 1 "Frogeye" | 1959 | 10'000 | 15'000 | 12'500 | 14'000 | 12'600 | +12%
|
V |
105 | BMW 325i Cabriolet | 1988 | 10'000 | 15'000 | 8000 | 8960 | 8064 | -28.32%
|
V |
106 | Fiat 500 L | 1972 | 14'000 | 16'000 | 8000 | U | |||
107 | VW Golf 1 1600 Cabriolet | 1987 | 5500 | 6500 | 4250 | 4760 | 4284 | -20.67%
|
V |
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Was ich sehr schade finde, ist, speziell bei jüngeren Fahrzeugen, dass die Kilometerleistung und auch die Getriebeart (Handschalter/Automat) vom Auktionator und dann fast zwangsläufig auch von "Zwischengas" nie erwähnt wird und nur sehr selten auf Fotos ersichtlich ist. Speziell auch bei den Zusammenfassungen, wo man alle registrierte Angebote eines bestimmten Autotyps von anderen, vergangenen Versteigerungen ansehen kann, was ich grundsätzlich eine sehr tolle Dienstleistung finde. Es macht je nach Autotyp einen Riesenunterschied, ob es ein Automat mit 250'000 km, oder ein Handschalter mit 50'000 km ist, z.B. bei einem Porsche 928. Auch der ungefähre Zustand wäre informativ, speziell bei Gebrauchsklassikern. Als gelernter Automechaniker und Klassikerbesitzer seit Mitte der 1980er Jahre, weis ich natürlich auch, das Zustandsbeschreibungen relativ schwierig und auch immer eine Frage der Anschauung ist. So muss die Aussage "Topzustand" im Welschland nicht dasselbe bedeuten, wie z.B. in St.Gallen..., wer versteht, was ich meine... ;-)