Einmal mehr fehlte in Gstaad der Schnee, um den Kurort richtig winterlich erscheinen zu lassen. Temperaturen um sieben oder acht Grad gestatteten es sogar dem Fahrer eines Lamborghini Espada, seinen Klassiker durch das Dorf zu kutschieren. Für die fünfte Versteigerung der Oldtimer Galerie in Gstaad waren dies aber keine schlechten Vorzeichen. Schliesslich konnte man, wenn die Pisten und das Wetter nicht lockten, mehr Besucher der Auktion im Festivalzelt erwarten. Bereits zum fünften Mal fand diese nun wie die früheren Male am 29. Dezember statt, der Wochentag wechselt entsprechend von Jahr zu Jahren.
49 Fahrzeuge wurden neben einer Reihe von Automobilia (Modellautos, Neonsigns, Ersatzteile, etc.) ab 16:00 Uhr am Donnerstag zwischen den Festtagen versteigert. Der Gesamtwert der Fahrzeuge belief sich auf rund CHF 6,7 Millionen, ein Sechstel kam ohne Mindestpreis unter den Hammer.
International angelegt
In der ersten Stunde wurden die Automobilia (gut) verkauft, ab 17:00 folgten dann die 46 Automobile und drei Motorräder. Serge Stotzer waltete als Auktionator, die Versteigerung wurde zugunsten der zahlreich erschienenen internationalen Wintersportgäste (fast) ausschliesslich in Englisch abgehalten.
Rund 2 1/3 Stunden dauerte es, bis alle 49 Fahrzeuge vorgestellt waren und der Hammer zum letzten Mal fiel. 23 Lots konnten direkt verkauft werden, weitere 11 wurden unter Vorbehalt zugeschlagen. Hier sind also noch Nachverhandlungen nötig. Da im langjährigen Schnitt bei etwa jedem zweiten Fahrzeuge nachträglich doch noch eine Einigung zwischen dem Höchstbietenden und dem Verkäufer möglich ist, kann man von einer gesamten Verkaufsquote von nicht ganz 60 Prozent ausgehen.
Im Schnitt waren die Bieter bereit, bis auf 81 Prozent des mittleren Schätzwerts zu gehen, bei sieben Lots lagen die Höchstgebote teilweise deutlich über dem mittleren Estimate.
Relativ junge Autos, drei Vorkriegsfahrzeuge
Im Schnitt waren die Autos 44 Jahre alt, das Baujahrspektrum reicht von 1938 bis 2022. Die verschiedenen Epochen waren alle etwas gleich stark vertreten, einzig die Vorkriegsfraktion zeigte sich mit drei Wagen übersichtlich.
Der zweitälteste Wagen, ein Talbot-Lago T 150 C Competition von 1939 liess sich am teuersten verkaufen. CHF 313’600 oder EUR 318’376 musste der neue Besitzer investieren, um einen originalgetreu nachgebauten Rennwagen mit Strassenzulassung und FIA-Papieren zu erstehen.
Auch der SS 100 Jaguar 2 1/2 Litre von 1938 konnte verkauft werden, allerdings etwas unter den Erwartungen und für günstige CHF 162’400 (EUR 164’873).
Nicht endgültig in neue Hände entlassen werden konnte das BMW 327 Sportkabriolett von 1939, mehr als CHF 95’000 wollte kein Interessent bieten, der Abstand zum nicht überrissenen Schätzwert von CHF 125’000 bis 135’000 war für einen Zuschlag ohne Vorbehalt deutlich zu gross.
Ferrari, Porsche und die Briten
Am stärksten vertreten waren in Gstaad die Marke Ferrari, von der sechs Wagen im Durchschnittsalter von 28 Jahren verkauft werden sollten. In drei Fällen gelang dies sofort, in zwei Fällen muss nachverhandelt werden.
Der attraktive und fast neuwertige Ferrari 412 von 1987 allerdings fand keinen neuen Besitzer.
Von den vier angebotenen Porsche konnten drei verkauft werden, von den vier Rolls-Royce nur einer. Besser lief es bei Jaguar (inkl. SS), wo immerhin drei der fünf Wagen sofort einen neuen Besitzer fanden. von den drei Aston Martin konnte einer sofort und einer unter Vorbehalt zugeschlagen werden.
Bei letzterem handelte es sich um einen attraktiven Lagonda von 1984 im Bestzustand. Trotzdem reichten die gebotenen CHF 80’000 nur für einen “conditional sale”.
Die einzige exotische Marke neben dem Talbot-Lago war ein französischer Facel Vega FV3 aus dem Jahr 1957, der für CHF 110’000 unter Vorbehalt verkauft werden konnte.
Superklassiker mit wechselnder Fortüne
Fast die Hälfte des Angebots konnte der sogenannten Superklassiker-Kategorie zugerechnet werden. Hierzu gehörten etwa die meisten der in Gstaad gezeigten Jaguar und Porsche.
Zwei Chevrolet Corvette als C1 und C2 (mit 427 Motor!) repräsentierten zusammen mit einem Cadillac Series 62 Sedan de Ville die amerikanischen Autohersteller.
Die Corvette Sting Ray 427 von 1966 sorgte für den längsten Bieterkampf. Zwei Telefoninteressenten wollen einfach nicht nachgeben, weshalb das brachiale Cabriolet mit Sidepipes schliesslich für CHF 168’000 oder EUR 170’558 deutlich über dem Schätzwert in neue Hände übergeben werden konnte.
Während der Lamborghini Countach LP5000 QV von 1987 bei CHF 430’000 stehen blieb, konnten ein Diablo VT von 1996 bei CHF 185’000 und ein Maserati Ghibli 4700 von 1971 bei CHF 160’000 wenigstens unter Vorbehalt zugeschlagen werden.
Nicht für einen Verkauf reichte es dem eleganten Lancia Flaminia 2500 GT Touring von 1961 (Höchstgebot CHF 50’000) und der sehr interessanten und wunderschön präsentierten Alfa Romeo 1900 Berlina Abarth von 1951 (CHF 45’000).
Teure Brot-und-Butter
Im Schnitt wechselten die Fahrzeuge in Gstaad für CHF 107’690 (EUR 109’330) den Besitzer wechseln, aber es gab natürlich einige Autos, die deutlich unter dieser Schwelle lagen.
So wurden für den Fiat Panda 4x4 Trekking von 1992 CHF 15’680 (EUR 15’919) bezahlt, immerhin etwas mehr als geschätzt.
Und auch der Citroën 2 CV “I fly Bleifrei” von 1986 fand für CHF 25’760 (EUR 26’152) einen neuen Beisitzer, der deutlich mehr bezahlte, als im Vorfeld geschätzt worden war.
Im Vergleich war der nur wenig gelaufene Jaguar Sovereign 4.0i (XJ40) von 1989 mit einem Verkaufspreis von CHF 12’320 (EUR 12’508) ein veritables Schnäppchen.
Jüngere Autos für ein jüngeres Publikum
Typisch für Gstaad war auch bei der fünften Austragung die Anwesenheit eines relativ jungen Bieterpublikums. Trotzdem liessen sich einige der jungen Autos nicht so gut verkaufen wie erhofft.
Der Honda NSX 3.0i 24V von 1992 etwa konnte bei CHF 72’500 nur unter Vorbehalt zugeschlagen werden, zwei junge Bentley Continental scheiterten genauso wie zwei Rolls-Royce Phantom der Neuzeit.
Immerhin fanden ein Ferrari 430 Scuderia von 2008 und ein Porsche 991 GT3 RS neue Besitzer. Ebenfalls gelang dies einem eleganten Bentley Azure Mulliner von 2000.
Auch der Audi RS2 von 1994 konnte verkauft werden, CHF 67’200 (EUR 68’223) zahlte der Meistbietende schliesslich für diese bei Sportec noch etwas verfeinerten Porsche-Audi-Koproduktion.
Insgesamt also ein erfolgreicher Abend für die Oldtimer Galerie, Serge Stotzer darf mit seiner ersten als Auktionator komplett selbständig durchgezogenen Versteigerung durchaus zufrieden sein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | Citroën 2 CV 6 «I fly bleifrei» | 1986 | 18'000 | 22'000 | 23'000 | 25'760 | 26'146 | +28.8%
|
V |
102 | Ferrari 308 GTBi | 1982 | 65'000 | 75'000 | 59'000 | N | |||
103 | Porsche 911 2.7 | 1975 | 55'000 | 65'000 | 50'000 | 56'000 | 56'839 | -6.67%
|
V |
104 | Fiat Panda 4x4 Trekking | 1992 | 10'000 | 15'000 | 14'000 | 15'680 | 15'915 | +25.44%
|
V |
105 | Land Rover Defender Td5 SoftTop | 2006 | 55'000 | 65'000 | 50'000 | 56'000 | 56'839 | -6.67%
|
V |
106 | Jaguar Sovereign 4.0i | 1989 | 12'000 | 18'000 | 11'000 | 12'320 | 12'504 | -17.87%
|
V |
107 | Bentley Continental T | 1996 | 140'000 | 160'000 | 110'000 | N |
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