Zum ersten Mal trat am 7. und 8. März 2025 Broad Arrow in Amelia Island mit einer eigenen Versteigerung an. Angeboten wurden 163 Automobile und zwei Traktoren im Gesamtwert von USD 80,94 Millionen. 83 Fahrzeuge (50 %) kamen ohne Mindestpreis unter den Hammer.
Die meisten Fahrzeuge wurden vorgefahren, die Versteigerung war an beiden Tagen gut besucht.
Im Schnitt 49 Jahre alt
11 % der Autos stammten aus der Vorkriegszeit, je 18 % aus den Nachkriegsjahren (bis 1959) und den Sechzigerjahren. Die Siebzigerjahre machten 9 %, die Achtzigerjahre 11 % und die Neunzigerjahre 13 % aus. 21 % der Fahrzeuge wurden nach 2000 gebaut, bei ihnen war auch der “No Reserve”-Anteil am geringsten, während dieser bei den sehr alten Autos am höchsten lag.
Europäisch geprägt
Mit 25 Porsche (plus einem Traktor), 21 Ferrari und 19 Mercedes-Benz sowie acht Lamborghini warem europäische Marken stark vertreten. Erst auf dem fünften “Platz” folgte Chevrolet mit sieben Wagen, danach aber mit Alfa Romeo, Aston Martin und BMW wieder drei weitere europäische Anbieter mit je sechs Autos.
Auch bei der Verkaufsquote stand Porsche mit 92 % verkauften Fahrzeugen an der Spitze, allerdings konnten alle Pierce-Arrow, Ford und Chrysler vermittelt werden.
Von den 21 Ferrari konnten nur 17 verkauft werden (81 %), allerdings wurden von ihnen auch nur 29% ohne Mindestpreis angeboten, während die No-Reserve-Quote bei Porsche 48 %, bei Mercedes-Benz 42 % und bei Chevrolet sogar 71 % betrug.
Von Lamborghini, Alfa Romeo und Aston Martin fanden je nur 63 % respektive 67 % der Autos neue Besitzer.
Wertvoller Honda S2000
Den offenen Honda der Jahrtausendwende haben Sammler noch nicht so ganz im Visier, nur selten gelangen Exemplare an die grossen Versteigerungen. Broad Arrow aber konnte ein praktisch neuwertiges Exemplar mit 42 Meilen auf dem Tacho anbieten, der entsprechend auch mit hohem Estimate (USD 60'000 bis 80'000), aber ohne Mindestpreis angekündigt worden war.
Die Bieter gingen bis zum oberen Limit, der Wagen wurde für USD 95'200 (EUR 87'584, CHF 83'776) verkauft.
Alfa mit Spezialkarosserie über den Erwartungen
Eine Überraschung war auch der Alfa Romeo 1900 SS von 1955 mit Worblaufen-Cabriolet-Spezialkarosserie.
Statt der erwarteten USD 125'000 bis 175'000 steigerten sich die Interessenten bis auf USD 210'000 hoch, womit der rare Wagen (nur 3x gebaut) für USD 235'200 (EUR 216'384, CHF 206'976) in neue Hände fand.
Umkämpfte Klassiker im unteren Preissegment
Auch bei den günstigeren Autos gab es einige Wagen, die deutlich oberhalb des Estimates verkauft werden konnten.
So erzielte das letzte Lot, ein Volvo PV 444 von 1957 einen Verkaufspreis von USD 22'400 (EUR 20'608, CHF 19'712), obwohl nur knapp die Hälfte geschätzt worden war.
Gut verkaufen liess sich auch ein VW Käfer Cabriolet von 1979, das mit USD 89'600 (EUR 82'432, CHF 78'848) bewertet wurde.
Für einen Citroën SM von 1973 investierte der Käufer USD 95'200 (EUR 87'584, CHF 83'776) und für eine Cobra-Replica von Superperformance wurden USD 215'600 (EUR 198'352, CHF 189'728) bezahlt.
Auch die Autobianchi Bianchina Trasformabile von 1960 erzielte mit USD 50'400 (EUR 46'368, CHF 44'352) einen höheren Verkaufspreis als erhofft.
D-Type enttäuschte auf hohem Niveau
Weniger gut lief es für den am meisten in Rennen eingesetzten Jaguar D-Type mit Chassis XKD 403 (Kennzeichen OKV 2) aus dem Jahr 1954. An seinem Lenkrad drehten einst Stirling Moss, Peter Walker (beide in Le Mans), Tony Rolt, Peter Whitehead, Mike Hawthorne, Ivor Bueb, Ninian Sanderson und Norman Dewis. Es gab kaum ein wichtiges Autorennen in Europa zwischen 1954 und 1958, an dem dieser D-Type nicht mindestens einmal am Start war.
In den späten Siebzigerjahren wurde der D-Type bei Lynx Engineering restauriert, jetzt sollte er USD 6,5 bis 8,5 Millionen kosten, allerdings ohne Mindestpreis.
Die Bieter sahen den Wert wohl etwas anders, denn höher als USD 3,9 Millionen wollte niemand gehen, womit der D-Type für moderate USD 4,295 Millionen (EUR 3,951 Millionen, CHF 3,778 Millionen) verkauft wurde.
AMG-Grossangebot unter den Erwartungen
Überdurchschnittlich gut repräsentiert war AMG im Broad-Arrow-Angebot. Zehn Wagen stammten aus jener Epoche, in welcher AMG als unabhängiger Tuner Autos mit Stern schneller machte.
So richtig begeistern mochten diese Autos die Bieter nicht, sie boten im Schnitt 67,2 % des mittleren Estimates. Sechs der zehn Wagen konnten trotzdem verkauft werden, am teuersten war ein 500 SEC AMG 6.0 Wide Body von 1986, der für USD 522'000 (EUR 480'240, CHF 459'360) in neue Hände übergeben wurde.
Der Le-Mans-Picknick-Ferrari fand einen neuen Liebhaber
Chassis 1451 GT, ein Ferrari 250 GT LWB California Spider Competizione aus dem Jahr 1959, wurde einer von acht solchen Wagen mit Aluminiumkarosserie gebaut. Er trat bei den 24 Stunden von Le Mans an und wurde 1959 Gesamtfünfter. Er hatte aber auch auf Golfplätzen Erfolg und nahm dreimal beim Pebble Beach Concours d'Elégance teil.
2017 war der Wagen von RM/Sotheby's in New York für USD 17,99 Millionen verkauft worden, jetzt erwarteten die Broad-Arrow-Leute einen Preis zwischen USD 10 und 14 Millionen.
Die Bieter gingen vorsichtiger ans Werk und bei USD 8,6 Millionen wurde der Spider zugeschlagen, was zu einem Verkaufspreis von USD 9,465 Millionen (EUR 8,808 Millionen, CHF 8,329 Millionen) führte.
Ordentliche Ergebnisse für Superklassiker
Mit einem Verkaufspreis von USD 4,46 Millionen (EUR 4,103 Millionen, CHF 3,925 Millionen) wurde ein Lamborghini Miura P400 SV aus dem Jahr 1971 zu einem der bisher teuersten Wagen dieser Gattung.
Für einen BMW 507 der 2. Serie aus dem Jahr 1958 zahlte der Meistbietende schliesslich USD 2,123 Millionen (EUR 1,953 Millionen, CHF 1,868 Millionen).
Eine Shelby 289 Cobra von 1964 konnte man für USD 1,243 Millionen (EUR 1,143 Millionen, CHF 1,093 Millionen) mitnehmen, während für einen Auburn 851 Super-Charged “Boattail” Speedster von 1935 USD 1,012 Millionen (EUR 930'580, CHF 890'120) und damit sogar mehr als erwartet bezahlt wurde.
Für den Maserati Ghibli 4,7 Spyder von 1970 wurden USD 665'000 (EUR 611'800, CHF 585'200) bezahlt.
Es gab aber auch sehr günstige Superklassiker zu kaufen.
So kostete ein Hispano-Suiza J12 von 1934 mit Vanvooren-Cabriolet-Karosserie nur USD 224'000, geboten wurde nur gerade die Hälfte des mittleren Schätzwerts, was vielleicht auch am Zustand lag.
Eine Lancia Aurelia als B20GT von 1958 konnte man für USD 112'000 mitnehmen, einen MGA TwinCam für USD 56'000.
Auch ein Ferrari Testarossa von 1991 wurde mit USD 134'400 deutlich günstiger vermittelt als erwartet.
Unter den nicht verkauften Wagen fanden sich allerdings auch viele Superklassiker, u.a. ein Bugatti Veyron 16.4 von 2008, ein Ferrari F40 von 1990, ein BMW 328 von 1939 oder ein Jaguar XJ220 von 1994. Beide Aston Martin DB AR1 von 2003 konnten nicht vermittelt werden.
Gut bezahlte Exoten
In Amelia Island kamen auch diverse Exoten unter den Hammer.
Für den Apollo 5000 GT von 1964 zahlte der neue Besitzer USD 201'600 (EUR 185'473, CHF 177'408).
Ein Dual -Ghia wurde als Convertible von 1956 für USD 313'000 (EUR 287'960, CHF 275'440) verkauft.
Etwas weniger rissen sich die Bieter um den Devin D Porsche Special von 1958, der schliesslich für USD 62'200 (EUR 61'824, CHF 59'136) in eine neue Garage fand.
Der Allard J2X von 1952 fand keinen neuen Besitzer, der ebenfalls seltene Arnolt-Bristol Bolide von 1954 ebenfalls nicht.
Mit einer Verkaufsquote von 82 % (30 Autos konnten nicht verkauft werden) und einem mittleren Höchstgebot von 83 % gemessen am jeweils durchschnittlichen Schätzwert endete die Versteigerung von Broad Arrow Auctions in Amelia Island mit einem Gesamtumsatz von USD 54,81 Millionen, was durchschnittlich USD 406'027 pro Fahrzeug ergab.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 102 | Porsche-Diesel 308 Super L Tractor | 1959 | 30'000 | 40'000 | 20'000 | 25'000 | 22'000 | 23'000 | -28.57%
|
V |
| 103 | Honda S2000 | 2000 | 60'000 | 80'000 | 85'000 | 95'200 | 83'776 | 87'584 | +36%
|
V |
| 104 | Autobianchi Bianchina Trasformabile | 1960 | 35'000 | 45'000 | 45'000 | 50'400 | 44'352 | 46'368 | +26%
|
V |
| 105 | Mercedes-Benz 560 SEL AMG | 1988 | 50'000 | 75'000 | 30'000 | 33'600 | 29'568 | 30'912 | -46.24%
|
V |
| 106 | Devin D Porsche Special | 1958 | 70'000 | 90'000 | 60'000 | 67'200 | 59'136 | 61'824 | -16%
|
V |
| 107 | Austin Mini Moke | 1966 | 35'000 | 45'000 | 35'000 | 39'200 | 34'496 | 36'064 | -2%
|
V |
| 108 | Ferrari Testarossa | 1988 | 175'000 | 200'000 | 140'000 | 156'800 | 137'984 | 144'256 | -16.37%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis







































































































































































































































































































































































































































































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